Houzzbesuch: Ein Wiener Altbau auf Schatzsuche
Lächelnde Putten im Stuck, moderne Designermöbel und eigene Entwürfe – ein abgewohnter Altbau wird herrschaftlich schön
Catherine Hug
2. August 2017
Houzz-Contributor. Kreative Einrichtungsberaterin. Bloggerin, Baumarkt-Stammkundin und DIY-Expertin. Mutter zweier Töchter und stolze Besitzerin eines sehr alten Wohnwagens mit Vorliebe für Schlichtes, Schönes und Skandinavien.
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„Feel free“ – eine so großzügige Vorgabe hören Interior Designer nicht oft von ihren Kunden. Für Ulrich Weinkath von Plan W war es genau die richtige Ansage. Die neuen Eigentümer der Wiener Altbauwohnung von 1885 waren mit dem Ergebnis der Sanierung und Gestaltung voll und ganz zufrieden. Im Laufe des Umbaus legte Weinkath ein echtes Schmuckstück frei und verwandelte es mit viel Einfühlungsvermögen für seine Kunden in ihr perfektes Zuhause.
Auf einen Blick
Hier wohnt: eine vierköpfige Familie
In: einer 5,5 Zimmer-Altbauwohnung in Wien
Auf: 145 Quadratmetern
Experte: Ulrich Weinkath von Plan W
Auf einen Blick
Hier wohnt: eine vierköpfige Familie
In: einer 5,5 Zimmer-Altbauwohnung in Wien
Auf: 145 Quadratmetern
Experte: Ulrich Weinkath von Plan W
Den Zustand der Wohnung vor der Sanierung beschreibt Ulrich Weinkath selbst nur mit einem Wort: „fürchterlich“. Und so begann das Projekt nach einer 10-monatigen Planungsphase mit umfangreichen Modernisierungsmaßnahmen, die von der kompletten Überarbeitung der Elektrik über die Aufarbeitung der Pitchpine-Böden bis hin zur Wiederherstellung des Originalzustandes der Decken und Wände reichte.
„Die Wände waren mit einer undefinierbaren Schlammtechnik völlig verschmiert. Wir haben vier Wochen gebraucht, um mit kleinen Hämmerchen den ursprünglichen Putz von 1885 freizulegen, und den Stuck haben acht Stuckateure innerhalb von sechs Wochen ausgekratzt“, erzählt Weinkath. Die aufwendige Handarbeit lohnte sich. „Das ist viel besser, als die Farbschichten mit jeder Menge Chemie auszuschwemmen. Davon bin ich ein absoluter Gegner“, erklärt der Interior Designer. Die Profis machten sogar die ursprünglichen Gesichtsausdrücke der Putten wieder sichtbar. Und um sie nicht erneut unter Farbschichten verschwinden zu lassen, verzichteten sie darauf, sie einfach zu überstreichen. Stattdessen nebelten sie die wertvollen Ornamente mit Pigmenten ein.
„Die Wände waren mit einer undefinierbaren Schlammtechnik völlig verschmiert. Wir haben vier Wochen gebraucht, um mit kleinen Hämmerchen den ursprünglichen Putz von 1885 freizulegen, und den Stuck haben acht Stuckateure innerhalb von sechs Wochen ausgekratzt“, erzählt Weinkath. Die aufwendige Handarbeit lohnte sich. „Das ist viel besser, als die Farbschichten mit jeder Menge Chemie auszuschwemmen. Davon bin ich ein absoluter Gegner“, erklärt der Interior Designer. Die Profis machten sogar die ursprünglichen Gesichtsausdrücke der Putten wieder sichtbar. Und um sie nicht erneut unter Farbschichten verschwinden zu lassen, verzichteten sie darauf, sie einfach zu überstreichen. Stattdessen nebelten sie die wertvollen Ornamente mit Pigmenten ein.
Bei der Gestaltung der Räume hatte Ulrich Weinkath von Anfang an ein sicheres Gefühl. Kein Wunder bei der gegenseitigen Sympathie zwischen den Auftraggebern und dem Gestalter, aus der sich im Laufe der Zusammenarbeit ein freundschaftliches Verhältnis entwickelte.
Runde Formen, sanfte Töne und ein paar rote und grüne Akzente machen das Wohnzimmer zu einem Raum zum Entspannen. Bis hin zu den Bildern – Weinkath entschied sich für Werke des Künstlers Karl Bohrmann – folgt dieser Raum dem Konzept des Interior Designers.
Sessel: Bart Swivel, Sofa: Bart XL (beide Moooi); Couchtische: White Shell, Zanotta; Teppich und Vorhänge: Kvadrat; Deckenleuchte: Prop Light Round, Moooi; Stehleuchte rechts: Mary Floor, Tobias Grau; Stehleuchte links: Stylos, Flos; Elefantenhocker: Elephant, Vitra
Runde Formen, sanfte Töne und ein paar rote und grüne Akzente machen das Wohnzimmer zu einem Raum zum Entspannen. Bis hin zu den Bildern – Weinkath entschied sich für Werke des Künstlers Karl Bohrmann – folgt dieser Raum dem Konzept des Interior Designers.
Sessel: Bart Swivel, Sofa: Bart XL (beide Moooi); Couchtische: White Shell, Zanotta; Teppich und Vorhänge: Kvadrat; Deckenleuchte: Prop Light Round, Moooi; Stehleuchte rechts: Mary Floor, Tobias Grau; Stehleuchte links: Stylos, Flos; Elefantenhocker: Elephant, Vitra
Gleich hinter dem Wohnzimmer – und durch eine Flügeltür direkt mit ihm verbunden – liegt das Esszimmer. Durch eine weitere Flügeltür (links im Bild) geht es ins Herrenzimmer. Als kommunikatives Zentrum der Wohnung verbindet das Esszimmer aber auch gestalterisch das großzügige, Ruhe ausstrahlende Wohnzimmer mit dem dramatischen, fast höhlenartig wirkenden Herrenzimmer.
Weißer Stuck, der vor den graugrünen Wänden besonders strahlend leuchtet, die wiederkehrende runde Form der Möbel und schließlich pink- und lilafarbene Akzente, die sich durch den Raum ziehen – auch hier zeugt das ausgewogene Bild von der fruchtbaren Zusammenarbeit mit den Eigentümern, für die sich Ulrich Weinkath noch einmal auf persönliche Weise bedankte: Zum Abschluss eines besonders gelungenen Projektes verschenkt er kleine, von ihm handgedrechselte Enten (auf dem Esstisch).
Tisch: Container, Moooi; Stühle: Flow mit pinkfarbenem Sonderbezug, MDF Italia; Teppich: Tartan Quilt, Moooi Carpets; Pendelleuchte: Romeo Louis II, Flos; Stehleuchten: Tab F, Flos; Sessel: LC2 von Le Corbusier, Cassina; Wandregale: Ulrich Weinkath, Wandfarbe: Crag Grey 54, Sanderson; Bilder: XENIO, Heinz Dunkelgod
Weißer Stuck, der vor den graugrünen Wänden besonders strahlend leuchtet, die wiederkehrende runde Form der Möbel und schließlich pink- und lilafarbene Akzente, die sich durch den Raum ziehen – auch hier zeugt das ausgewogene Bild von der fruchtbaren Zusammenarbeit mit den Eigentümern, für die sich Ulrich Weinkath noch einmal auf persönliche Weise bedankte: Zum Abschluss eines besonders gelungenen Projektes verschenkt er kleine, von ihm handgedrechselte Enten (auf dem Esstisch).
Tisch: Container, Moooi; Stühle: Flow mit pinkfarbenem Sonderbezug, MDF Italia; Teppich: Tartan Quilt, Moooi Carpets; Pendelleuchte: Romeo Louis II, Flos; Stehleuchten: Tab F, Flos; Sessel: LC2 von Le Corbusier, Cassina; Wandregale: Ulrich Weinkath, Wandfarbe: Crag Grey 54, Sanderson; Bilder: XENIO, Heinz Dunkelgod
Zwei Bauhausklassiker in neuem Gewand: Für die gemütlichen Leseecken rechts und links vom Fenster wählte Ulrich Weinkath eine Neuauflage der Sessel von Le Corbusier. Mit einem lilafarbenen Wollbezug und schwarz lackiertem Stahlrohr passen sie zum Farbkonzept des Raumes. Bücher stehen griffbereit auf scheinbar frei schwebenden Regalböden aus weiß lackiertem Aluminium, die Weinkath selbst entwarf.
Das Herrenzimmer gestaltete Ulrich Weinkath mit ebenfalls eigens entworfenen hellblauen Möbeln, die vor den schlammfarbenen dunklen Wänden gut zur Geltung kommen. Der Stuck hebt sich mit seinem Braunton leicht von den Wänden ab und verstärkt den edlen Effekt. „Ein richtig schönes Herrenzimmer“, sagt Weinkath.
Wandfarbe: Amsterdam Green 66, Sanderson; Stuck: Fine Black 42, Sanderson; Farbton Kleiderschrank und Sideboard: RAL 5007
Wandfarbe: Amsterdam Green 66, Sanderson; Stuck: Fine Black 42, Sanderson; Farbton Kleiderschrank und Sideboard: RAL 5007
Damit jeder Zentimeter bequem erreichbar ist, integrierte Weinkath einen Kleiderlift für Hemden im Schrank. Die Schmutzwäsche wandert direkt in einen Wäscheboy aus Leder, den der Interior Designer auf einem Flohmarkt entdeckte.
Das Highlight im Kinderzimmer ist eine „tierische“ Schrankkombination, von der Weinkaths Kunden sofort begeistert waren. Sie besteht aus drei übereinander gestapelten Schrankelementen aus Altholz. Hier werden Kleidung und Spielzeug der beiden Geschwister aufbewahrt.
Kleiderschrank: Sending Animals (Kuh, Schwein und Gans), Seletti; Laufrad: Likeabike, Kokua; Bilder: Walt Disney Production Cels (über: Cels Galerie Hamburg)
Kleiderschrank: Sending Animals (Kuh, Schwein und Gans), Seletti; Laufrad: Likeabike, Kokua; Bilder: Walt Disney Production Cels (über: Cels Galerie Hamburg)
Die beiden Kinder teilen sich nicht nur den Raum, sondern auch das blaue Doppelstockbett (das ebenfalls nach einem Entwurf des Interior Designers gebaut wurde). Und auch die weiße Tonne stammt aus der Feder des Designers. Sie ist aus lackiertem Blech gefertigt und dient den beiden Kindern als kleiner Spieltisch.
Bett und runder Tisch: Ulrich Weinkath; Regal: Lamprecht; Stehleuchte: Cadmo, Artemide; Hängeleuchte: Nur, Artemide; Wandfarbe: Turkish Blue 114, Sanderson
Bett und runder Tisch: Ulrich Weinkath; Regal: Lamprecht; Stehleuchte: Cadmo, Artemide; Hängeleuchte: Nur, Artemide; Wandfarbe: Turkish Blue 114, Sanderson
Beeindruckende Dimensionen: Für den mehr als 10 Meter langen Flur ließ Ulrich Weinkath extra einen passenden Teppich weben. An der Decke sorgt ein Schienensystem von Bruck für eine angenehme Lichtstimmung. Es ist eine Individualanfertigung: „Das gibt es nur in Chrom, aber ich wollte es lieber in Weiß“, so Weinkath. Es bildet einen stimmigen Hintergrund für ein ganz besonderes Möbelstück: den runden Schuhschrank.
Den Wandschrank hat einen Durchmesser von 1,90 Meter, fasst insgesamt 60 Paar Schuhe und bietet außerdem Platz für Mützen, Schals und Schuhputzmittel. „Die Idee für den Schuhschrank kam mir im Flieger“, so Weinkath. Er ließ die Außenfront mit weißem Schleiflack und einem chinesischen Schriftzeichen veredeln: „Übersetzt heißt es Schuhe.“
Aus Budgetgründen verschoben die Eigentümer den Einbau einer neuen Küche auf später. Gestalterisch ergab sich daraus die größte Herausforderung für Ulrich Weinkath: „Ich fand schäbige Arbeitsplatten und Rückwände vor, dazu einen Fußboden aus Schlachthausfliesen – die Küche war wirklich ein Problem für mich.“
Also ließ er Wände und Decke in Dunkelblau streichen und ersetzte die Bodenfliesen durch massive Eichenholzdielen – die den sanften Braunton natürlich gealterten Holzes erhielten. „‚Ich nenne es ‚Oyster-Oberfläche‘“, so Weinkath, der das Rohholzparkett mit einer Mischung aus gemahlenen Austernschalen und Leinöl behandeln ließ. „Ich weiß nicht, was für Enzyme da wirken, aber die Eiche ist nicht mehr grün und gelb, sondern hat einen sanften, leicht bräunlichen Sandton bekommen. Jetzt sieht das Holz aus, als wäre es auf natürlichem Wege gealtert.“
Deckenleuchte: Bucket, Moooi; Armatur: Blanco; Mülleimer: Wesco; Induktionskochfeld: Siemens; Wandfarbe: Indigo Blue 120, Sanderson
Also ließ er Wände und Decke in Dunkelblau streichen und ersetzte die Bodenfliesen durch massive Eichenholzdielen – die den sanften Braunton natürlich gealterten Holzes erhielten. „‚Ich nenne es ‚Oyster-Oberfläche‘“, so Weinkath, der das Rohholzparkett mit einer Mischung aus gemahlenen Austernschalen und Leinöl behandeln ließ. „Ich weiß nicht, was für Enzyme da wirken, aber die Eiche ist nicht mehr grün und gelb, sondern hat einen sanften, leicht bräunlichen Sandton bekommen. Jetzt sieht das Holz aus, als wäre es auf natürlichem Wege gealtert.“
Deckenleuchte: Bucket, Moooi; Armatur: Blanco; Mülleimer: Wesco; Induktionskochfeld: Siemens; Wandfarbe: Indigo Blue 120, Sanderson
Passend zur Wandfarbe ließ Weinkath außerdem die Arbeitsplatten und Rückwände austauschen. Das helle Waschbecken aus Corian bildet dabei einen gelungenen Kontrast zu den dunkelblauen Flächen aus Silestone.
Knallige Akzente setzte Weinkath hier mit roten Accessoires wie Mülleimer und Brotkasten. Auf die Buntstiftzeichnungen von Eiern und Tomaten stieß Weinkath auf Mallorca. Die Künstlerin Anna Moje zeichnet die Bilder aus vielen kleinen Strichen und benötigt etwa ein Jahr pro Bild.
Mülleimer, Brotkasten: Wesco
Entdecken Sie noch mehr Houzzbesuche in der Stadt
Mülleimer, Brotkasten: Wesco
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Das sieht super professionell aus - so kennen wir das seit langem von Uli Weinkath. Herzlichen Glückwunsch zu der gelungenen Arbeit
ich danke dir von herzen liebe grüße uli
Diese Wohnung hat wirklich viele Highlights. Vom wunderbaren Stuck, über den Schuhschrank bis zur Aufbewahrung im Kinderzimmer.
Das Wohnzimmer gefällt mir sehr gut, auch das Esszimmer, sehr interessante Farbgebung. Für mich persönlich zu dunkel aber wirklich gekonnt und geschmackvoll aufeinander abgestimmt.