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Houzzbesuch: Eine Studentenkabine in der Wüste Arizonas
Ein Bett, ein Dach, viel Ausblick: in Taliesin hat Student Dave Frazee seine Idee vom einfachen Leben in der Wüste verwirklicht
John Hill
23. Dezember 2014
Wenn es darum geht, wo Frank Lloyd Wright sein Leben verbracht hat, ist meistens die Rede von seinen beiden Wohn- und Arbeitsstätten im Nordosten der Vereinigten Staaten: Oak Park in Illinois, wo er die ersten Jahrzehnte seiner Karriere verbrachte, und Spring Green in Wisconsin, wo er seinen Sommersitz Taliesin bewohnte. Nicht ganz so bekannt ist sein Winterdomizil in Scottsdale, Arizona, einem Vorort von Phoenix, tief im Südwesten der USA: Hier baute er in wüstenartiger Umgebung ein zweites Taliesin, das später als Taliesin West bekannt wurde. Mit seinen Studenten, der Taliesin Fellowship, pendelte er zwischen den beiden Orten. Bevor Taliesin West dauerhaft bewohnbar war, bestand der Campus aus einer Art Zeltlager.
Bis heute prägt die Idee, unter einfachen Bedingungen mitten in der Wüste zu leben, den kreativen Output der Schule. Es gehört zur Ausbildung der Studenten von Taliesin, der Frank Lloyd Wright School of Architecture, sich eine einfache Hütte in der Wüste zu bauen. Eine dieser Unterkünfte hat Dave Frazee (später Mitbegründer des Büros Broken Arrow Workshop) im Jahr 2010 entworfen, als er in Taliesin studierte. Der Raum ist nach außen abgeschlossen und liegt erhöht über dem Boden: Die Wüste lebt, „aber dieses Leben soll draußen bleiben“, sagt der Architekt. Wie wir sehen werden, geht es vor allem darum, eine winzige Fläche komfortabel zu gestalten und den Aufenthalt in der Wüste zu einem angenehmen Erlebnis zu machen.
Auf einen Blick
Hier wohnen: Wechselnde Studenten in Taliesin, der Frank Lloyd Wright School of Architecture
In: Scottsdale, Arizona (USA)
Auf: Nun – ein Bett passt gerade hinein.
Interessant: Die meisten Unterkünfte, die sich die Taliesin-Studenten in der Wüste bauen, bleiben nur eine Zeitlang stehen. Diese Schlafstätte ist dauerhaft und wird auch heute noch von Studenten genutzt.
Bis heute prägt die Idee, unter einfachen Bedingungen mitten in der Wüste zu leben, den kreativen Output der Schule. Es gehört zur Ausbildung der Studenten von Taliesin, der Frank Lloyd Wright School of Architecture, sich eine einfache Hütte in der Wüste zu bauen. Eine dieser Unterkünfte hat Dave Frazee (später Mitbegründer des Büros Broken Arrow Workshop) im Jahr 2010 entworfen, als er in Taliesin studierte. Der Raum ist nach außen abgeschlossen und liegt erhöht über dem Boden: Die Wüste lebt, „aber dieses Leben soll draußen bleiben“, sagt der Architekt. Wie wir sehen werden, geht es vor allem darum, eine winzige Fläche komfortabel zu gestalten und den Aufenthalt in der Wüste zu einem angenehmen Erlebnis zu machen.
Auf einen Blick
Hier wohnen: Wechselnde Studenten in Taliesin, der Frank Lloyd Wright School of Architecture
In: Scottsdale, Arizona (USA)
Auf: Nun – ein Bett passt gerade hinein.
Interessant: Die meisten Unterkünfte, die sich die Taliesin-Studenten in der Wüste bauen, bleiben nur eine Zeitlang stehen. Diese Schlafstätte ist dauerhaft und wird auch heute noch von Studenten genutzt.
In der Wüste Arizonas gab es früher viele Kupfer- und Silberminen, deshalb finden sich dort manchmal noch Ruinen einfacher Behausungen von Bergarbeitern. Auf einer dieser Ruinen steht die Schlafkabine, weshalb sie den Namen „Miner’s Shelter“ trägt. Dave Frazee hat sie so konstruiert, dass sie das Betonfundament und einen alten Kamin in das Design integriert; zusätzlich wird sie von zwei Stahlpfosten gestützt.
Dieses Foto, auf dem der Architekt seine Beine vom Bett aus ins Freie baumeln lässt, zeigt den gesamten Entwurf: Die Glasfront mit Schiebetür, die Seitenfenster, die massive Rückseite und den Platz, der vor der Kabine entsteht, indem er vom alten Kamin und einer niedrigen Mauer in L-Form eingefasst wird, die neu gebaut wurde.
Dieses Foto, auf dem der Architekt seine Beine vom Bett aus ins Freie baumeln lässt, zeigt den gesamten Entwurf: Die Glasfront mit Schiebetür, die Seitenfenster, die massive Rückseite und den Platz, der vor der Kabine entsteht, indem er vom alten Kamin und einer niedrigen Mauer in L-Form eingefasst wird, die neu gebaut wurde.
Die Rückseite der Kabine ist mit wetterfesten Stahlplatten verkleidet, deren Oberfläche allmählich verrostet, wodurch der Kubus mit der Zeit farblich immer stärker mit der Landschaft verschmelzen wird.
Zwei schmale Klappfenster, eines auf jeder Seite, sorgen bei Bedarf für Durchzug.
Willkommen in der Rostlaube: Bauen mit Patina >>>
Zwei schmale Klappfenster, eines auf jeder Seite, sorgen bei Bedarf für Durchzug.
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Wright war der Ansicht, in der Wüste als besonders organischer Umgebung solle man nichts mit klaren Symmetrien bauen, weshalb er die Dachlinien von Taliesin West auffällig asymmetrisch gestaltete. Auf den ersten Blick weicht Frazees Schlafkabine von diesem Prinzip ab: Wenn man sie aus diesem Winkel betrachtet, scheinen die rostigen Stahlplatten und die Rückseite des betonierten Kamins gleichwertige Teile einer symmetrischen Komposition zu sein. Doch wie auf dem ersten Foto zu sehen ist, bildet die kleine Kabine das Zentrum des Entwurfes.
Auch diese Fassadenansicht erweckt den Eindruck eines symmetrischen Aufbaus. Sieht man aber genauer hin, zeigt sich, dass die linke Seite, also die mit Stahlplatten verkleidete Hälfte der Kabine, über dem Boden schwebt. Hier zeigt sich, wie die Gestaltung auf den Ort eingeht: Sie fügt sich in die vorgefundene Ruinenstruktur ein und hält doch gebührenden Abstand vom Wüstenboden.
Aus dieser Perspektive wirkt die Kabine wie die Miniatur eines – ausgesprochen modernen – Wohnhauses. Mauern definieren den Hof, eine riesige Glasfassade zieht Blicke auf sich und eine mächtige seitliche Versorgungswand verankert das Gebäude im Boden. Diese Interpretation des Entwurfes unterstützt das Konzept der Schule: learning by doing. Die Studenten sammeln hier nicht nur praktische Bauerfahrung – sie lernen auch, dass Entwurfsprinzipien unabhängig vom Maßstab eines Gebäudes gelten.
Diese beiden Zeichnungen von Frazee zeigen die Hauptideen für die Gestaltung des Innenraums: ein schmales, L-förmig verlaufendes Regal und die großartige Aussicht. Was will man mehr? Es geht schließlich um einen winzigen Raum, der hauptsächlich zum Schlafen dient.
Auf dem Regal kann man ein Buch ablegen, aber zweckmäßiger sind zumindest nachts wohl ein paar Kerzen – die Unterkunft hat keinen Stromanschluss.
Der Putz auf den in Holzständerbauweise konstruierten Wänden gibt dem Innenraum etwas Höhlenartiges. Das vergleichsweise schmale Klappfenster wirkt im Inneren ungewöhnlich groß und lässt einen Blick auf die Bäume zu, die neben der Kabine wachsen.
Der Putz auf den in Holzständerbauweise konstruierten Wänden gibt dem Innenraum etwas Höhlenartiges. Das vergleichsweise schmale Klappfenster wirkt im Inneren ungewöhnlich groß und lässt einen Blick auf die Bäume zu, die neben der Kabine wachsen.
Das andere schmale Fenster umrahmt einen Blick auf das Phoenix Valley. Die Wand daneben ist mit Birkenholz verkleidet, sie bildet auch das Kopfende des Bettes.
Der Blick durch die Glasfront mit der Schiebetür könnte auf Postkarten gedruckt werden. Die Linie des Hügels läuft auf den Kaktus im Vordergrund zu, die betonierte Terrasse und die niedrige Mauer bringen einen Hauch von Zivilisation in die dahinterliegende Wildnis. Mit einem Feuer im Kamin direkt neben der Tür lässt sich der Innenraum nachts warmhalten.
Der Blick durch die Glasfront mit der Schiebetür könnte auf Postkarten gedruckt werden. Die Linie des Hügels läuft auf den Kaktus im Vordergrund zu, die betonierte Terrasse und die niedrige Mauer bringen einen Hauch von Zivilisation in die dahinterliegende Wildnis. Mit einem Feuer im Kamin direkt neben der Tür lässt sich der Innenraum nachts warmhalten.
Die Unterkünfte anderer Studenten liegen über das Gelände verstreut, das sich nördlich von Taliesin West erstreckt. Einige von ihnen sind noch in Gebrauch, von anderen gibt es nur noch Überreste.
Wie der Grundstücksplan veranschaulicht, werden die Standorte strategisch gewählt. Wichtig ist, dass sich ein schützender Baum in der Nähe befindet; Entwässerung und Belüftung sind weitere maßgebliche Faktoren. Einen Platz in der Landschaft festzulegen und einen Bezug zur unmittelbaren Umgebung herzustellen sind entscheidende Bestandteile des Entwurfes.
Wie der Grundstücksplan veranschaulicht, werden die Standorte strategisch gewählt. Wichtig ist, dass sich ein schützender Baum in der Nähe befindet; Entwässerung und Belüftung sind weitere maßgebliche Faktoren. Einen Platz in der Landschaft festzulegen und einen Bezug zur unmittelbaren Umgebung herzustellen sind entscheidende Bestandteile des Entwurfes.
Der Grundriss gibt uns eine bessere Vorstellung davon, wie sich die Kabine auf den vorgefundenen Kamin und die gepflasterte Terrasse bezieht. Außerdem zeigt er, dass die Stahlplatten mit einem gewissen Abstand an den Außenwänden aufgehängt sind, damit sich dazwischen ein Luftraum bilden kann. In Frazees Worten: „Der Zwischenraum ermöglicht, dass heiße Luft vom Bau abströmen kann. Der Innenraum ist dadurch besser isoliert.“
Auf diesem Schnitt sieht man schön, wie die Kabine über der Landschaft sitzt, dank der Stahlpfosten, die ihr zusätzlichen Halt geben (unten links). Kaum sichtbar und doch wichtig: Das Dach hat ein leichtes Gefälle. „Die Unterschlüpfe, die sich Studenten hier bauen, sind selten komplett abgeschlossen“, erläutert Frazee. „Wenn man darin übernachten möchte, kann das schon eine Herausforderung sein. Ein geschlossener Bau ist vor allem bei Regen vorteilhaft – und in der Zeit zwischen Dezember und April gießt es manchmal in Strömen.“
Insgesamt ist der Entwurf äußerst gut durchdacht. Er geht feinfühlig auf seine Umgebung ein – und bequemer kann man es mitten in der Wüste kaum haben.
Insgesamt ist der Entwurf äußerst gut durchdacht. Er geht feinfühlig auf seine Umgebung ein – und bequemer kann man es mitten in der Wüste kaum haben.
Designer und Projektleiter: Dave Frazee
Projektassistenz: Robert Jackovich und Christopher Madden Carr
Projektgruppe: Dakotah Apostolou, Charles Arundel, Glen Biehle, Thai Blackburn, Ron Boswell, Chelsea Clark, Emil Crystal, Daniel Dillow, Aris Georges, Jeff Graham, Dani Loryn Christi Hill, Russ Karlstad, Peter Maestri, Nick Mancusi, Brian Maxwell, Charles McCall, Michael P. Johnson, Gilbert Rey, Bob Sanders, Victor Sidy, Pierre Verbruggen, Samuel Wharton und Huiee Wong
Fotos: Nathan Rist und Dave Frazee
Mehr: Klein & Fein – entdecken Sie Bauten und Räume, die aus wenig Platz viel herausholen >>>
In unserer Rubrik „Houzzbesuch“ stellen wir spannende Projekte der Houzz-Experten vor, aber auch originelle Wohnungen von Privatleuten. Ihr Projekt oder Ihr Zuhause passt perfekt? Dann schreiben Sie uns – und schicken Sie am besten ein paar Fotos mit!
Projektassistenz: Robert Jackovich und Christopher Madden Carr
Projektgruppe: Dakotah Apostolou, Charles Arundel, Glen Biehle, Thai Blackburn, Ron Boswell, Chelsea Clark, Emil Crystal, Daniel Dillow, Aris Georges, Jeff Graham, Dani Loryn Christi Hill, Russ Karlstad, Peter Maestri, Nick Mancusi, Brian Maxwell, Charles McCall, Michael P. Johnson, Gilbert Rey, Bob Sanders, Victor Sidy, Pierre Verbruggen, Samuel Wharton und Huiee Wong
Fotos: Nathan Rist und Dave Frazee
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