Houzzbesuch: Glückliches Landleben, mit Hund und Hof in Brandenburg
Modern, geradlinig, gemütlich. In diesem Stil gestalten Petra und Todd Produkte für Hunde – aber auch ihren umgebauten Hof auf dem Land
Reife Äpfel purzeln von den Bäumen, saftige Wiesen querfeldein, ein kleiner Nadelwald. Todd Schulz und seine Frau Petra Jungebluth wohnen im Idyll. Nur 50 Fahrminuten von Berlin entfernt, haben sie sich mit einem umgebauten Hof in Brandenburg den Traum vom Landleben erfüllt. Ständig um sie herum: Labrador Carlos, der quirlige Windhund Freddie und gelegentlich Jack Russell Terrier Humphrey, der Hund einer Kollegin. Das Paar ist nicht nur völlig vernarrt in die eigenen Hunde, es vertreibt unter der Marke Cloud 7 auch Produkte rund um den Hund. In ihrem neuen Zuhause zeigen Todd und Petra, wie sie mit ihren Vierbeinern wohnen, erzählen vom geselligen Treiben der Vorbesitzer – und skurrilem Dämmmaterial, das sie beim Renovieren fanden.
Auf einen Blick
Hier wohnen: Todd Schulz, seine Frau Petra Jungebluth und die Hunde Carlos und Freddie (zu Besuch war Bürohund Humphrey)
In: Neu Reichenwalde, Brandenburg
Auf: 160 Quadratmetern, umgeben von 2000 Quadratmeter Garten
Fotos: Claudia Georgi
Auf einen Blick
Hier wohnen: Todd Schulz, seine Frau Petra Jungebluth und die Hunde Carlos und Freddie (zu Besuch war Bürohund Humphrey)
In: Neu Reichenwalde, Brandenburg
Auf: 160 Quadratmetern, umgeben von 2000 Quadratmeter Garten
Fotos: Claudia Georgi
Schon immer zog es Petra und Todd aus der Hauptstadt heraus, ins Grüne. „Erst hatten wir in der Gegend ein Ferienhaus, vor gut einem Jahr kam aber der Punkt, an dem wir hier öfter waren als in Berlin. Der Schritt, ganz aufs Land zu ziehen, war dann gar nicht so schwer. Und falls wir mal ausgehen möchten, haben wir noch unsere kleine Stadtwohnung in Kreuzberg“, erzählt Todd. „Die Lage hier ist einfach wundervoll. Gleich ums Eck liegt der Scharmützelsee, ein Nadelwald lädt zum Pilzesammeln ein und der älteste Demeterhof Deutschlands ist fußläufig zu erreichen“, ergänzt Petra.
Die beiden kauften diesen alten Hof von 1910. „Früher hat hier ein schwules Paar gewohnt: ein Solotänzer, der am Friedrichstadtpalast engagiert war, und ein Herzspezialist der Charité. Hier im Ort hört man immer wieder Geschichten von den rauschenden Parties und Tanzabenden, die die beiden im Haus veranstaltet haben“, erzählt Todd. „Man spürt die guten Vibes in den Räumen immer noch.“
„Wir wollten dem Hof einen modernen Twist verpassen“, sagt Todd. „Sebastian Treese, ein befreundeter Architekt, hatte dann die Idee des erweiterten Verbindungsgangs. Vorher waren die beiden Häuser nur mit einem schmalen Gang miteinander verbunden, da wir aber den Wintergarten entfernt hatten, konnten wir die gewonnen Quadratmeter an den mittleren Bereich anhängen. „Wir haben dabei mit Materialien aus der Gegend gearbeitet, wie dem gebrannten Klinker der Fassade“, erzählt Todd. „Das begrünte Dach wirkt wie eine zusätzliche Dämmstoffschicht und schafft ein tolles Raumklima.“
Beim Umbau entdecken die beiden allerhand Skurriles. „Unter dem Boden fanden wir hunderte von Einwegspritzen. Früher hat man wohl mit allem isoliert, was man gefunden hat“, lacht Todd.
Beim Umbau entdecken die beiden allerhand Skurriles. „Unter dem Boden fanden wir hunderte von Einwegspritzen. Früher hat man wohl mit allem isoliert, was man gefunden hat“, lacht Todd.
Im modernen Anbau in der Mitte liegt jetzt das Wohnzimmer, mit warmem Eichenparkett, die Decke ist mit Kiefer vertäfelt. „Das Holz ist unbehandelt und wird mit der Zeit noch eine tolle Patina bekommen“, so Todd. Den Kamin hinter der Couch ließen die beiden nachträglich einbauen. „Gibt es etwas schöneres, als vor einem wärmenden Feuer zu sitzen?“
Hinten rechts geht es ins Gäste-, links ins Arbeitszimmer
Hinten rechts geht es ins Gäste-, links ins Arbeitszimmer
Das Interior ist bunt zusammengewürfelt, über die Jahre zusammengekommen. „Ich hasse nichts mehr als Showroom-Atmosphäre. Perfektionismus liegt bei uns im Imperfekten“, so Petra. Die Hunde dürfen überall dran und drauf. „Ehrlich gesagt wäre ich richtig sauer, wenn sie nicht wild auf die Couch springen würden“, lacht Petra.
Couch: Wall, Living Divani, Teppiche: Urlaubs-Mitbringsel; Kissen: u.a. Anne-Claire Petit; Lampen: via Stool-living
Couch: Wall, Living Divani, Teppiche: Urlaubs-Mitbringsel; Kissen: u.a. Anne-Claire Petit; Lampen: via Stool-living
Das Regal aus bunten Holzkisten ist mit den beiden schon durch mehrere Wohnungen gezogen. „Die Farben sind gediegen und das Holz so stabil, dass es einen Teil meiner Plattensammlung locker tragen kann“, sagt Todd.
Seit kurzem hat er neben seinen Platten noch eine neue Sammel-Leidenschaft entwickelt. „Erst bekam ich einen Tierschädel geschenkt, dann fand ich hier im Wald immer mehr. Es ist etwas morbide, Tierschädel so exponiert auszustellen, aber es fasziniert mich einfach.“
Seit kurzem hat er neben seinen Platten noch eine neue Sammel-Leidenschaft entwickelt. „Erst bekam ich einen Tierschädel geschenkt, dann fand ich hier im Wald immer mehr. Es ist etwas morbide, Tierschädel so exponiert auszustellen, aber es fasziniert mich einfach.“
Gegenüber steht ein zweites Bücherregal (von Horzon), daneben liegt ein „Trashstone“ des deutschen Bildhauers Wilhelm Mundt. „’Trashstones’ sind Produktionsabfälle, die Mundt mit mehreren Schichten Kunstharz ummantelt und die auf den Betrachter wie undefinierbare Haufen wirken“, erklärt Todd. „Das ist Kunst und kann nicht weg!“
Einmal im Jahr veröffentlicht Die Firma der beiden ein Lookbook im Format DIN A3, hier blättert Todd in einem. „Darin kann man Hundeliebhaber mit ihren Vierbeinern und unseren Produkten bestaunen. Dabei stehen wir überhaupt nicht auf gestylte Bilder. Wir casten die Leute auf der Straße und gehen dann mit unserer Fotografin Janne Peters zu ihnen nach Hause und shooten die Produkte. Es ist irre, wie sich die Tiere auf die Betten oder Accessoires stürzen“, sagt Todd. „Das Heft ist so was wie das kommunikative Herz von Cloud 7.“
„Das Haus hat viele Türen und Eingänge. Aber eigentlich kommen wir immer durch die Küche hinein“, sagt Todd. Statt empfindlicherem Holzboden sind hier robuste Terrakotta-Fliesen verlegt. „Wenn die Hunde mit ihren dreckigen Pfoten reinstürmen, kann man einfach kurz darüber wischen.“
„Den Holztisch schleppt Petra schon seit zwanzig Jahren mit sich rum“, so Todd. „Und auch die alten Stühle sind schon von Düsseldorf über Amsterdam bis nach Berlin gezogen.“
Auf die simplen, weißen Küchenschränke von Ikea haben die beiden eine massive Holzarbeitsplatte aufgelegt.
Das Schöne der Küche aber liegt im Detail. Statt herkömmlicher Griffe haben die beiden einfach Ledergriffe vom Sattler angebracht, mit dem sie sonst für ihre Firma zusammenarbeiten. „Und schon ist die Nullachtfünfzehn-Küche viel individueller“, sagt Todd.
Wie in jedem Raum ist auch in der Küche ein kuscheliges Plätzchen für die wilden Vierbeiner untergebracht. Das Hundebett „Sleepy Deluxe“ ist mit einem Hanf-Baumwollgemisch bezogen, die Seitengriffe sind aus Leder. „Das gute an dem Bezug ist, dass man ihn, wenn er dreckig ist oder mieft, einfach abnehmen und in die Waschmaschine stecken kann“, sagt Petra.
Genäht werden die Betten und andere Textilprodukte der Firma in Polen. Keramiken werden in Westfalen hergestellt, Lederwaren in Hamburg. „Gute Qualität und fairer Handel sind uns wichtig. Deshalb kosten Hundebetten bei uns eben auch etwas mehr, zwischen 130 und 500 Euro“, so Petra. „Die Designs sind gradlinig und modern, sie passen eigentlich überall hin. Wir sehen Cloud 7 weniger als Hunde-, sondern mehr als Interior-Marke.“
Genäht werden die Betten und andere Textilprodukte der Firma in Polen. Keramiken werden in Westfalen hergestellt, Lederwaren in Hamburg. „Gute Qualität und fairer Handel sind uns wichtig. Deshalb kosten Hundebetten bei uns eben auch etwas mehr, zwischen 130 und 500 Euro“, so Petra. „Die Designs sind gradlinig und modern, sie passen eigentlich überall hin. Wir sehen Cloud 7 weniger als Hunde-, sondern mehr als Interior-Marke.“
Im Gästezimmer, in das man durch das Wohnzimmer gelangt, entspannt auch Petra gerne. „Hier kommt so schönes Licht hinein und man hat einen herrlichen Blick in den Garten.“ Eingerichtet haben sie es unaufgeregt schön, mit vielen individuellen Stücken. „Die Tagesdecke ist ein Mitbringsel aus dem Urlaub, auch die Kissen haben wir von überall zusammengetragen“, sagt Petra. Auf dem String-Regal an der Wand stapelt sich der Lesestoff.
Neben dem Gästezimmer, ebenfalls vom Wohnbereich aus begehbar, befindet sich das Arbeitszimmer des Paares. „Eigentlich arbeiten wir in unserem Büro im Nachbarort. Ich sitze aber gerne hier, spinne Ideen weiter“, so Todd. Die Arbeitsplatte ist eine mit grauem Laminat bezogene Holzplatte, die die beiden vom Schreiner anfertigen ließen.
Über die Wendeltreppe geht es nach oben ins Schlafzimmer des Paares. „Da ist es aber gerade ganz schön unordentlich“, winkt Petra ab.
Wandfarbe: Castle Gray, Farrow & Ball, Stühle: Star, Emu
Über die Wendeltreppe geht es nach oben ins Schlafzimmer des Paares. „Da ist es aber gerade ganz schön unordentlich“, winkt Petra ab.
Wandfarbe: Castle Gray, Farrow & Ball, Stühle: Star, Emu
Das Badezimmer haben die beiden ebenfalls komplett saniert. Großformatige Feinsteinzeug-Fliesen in Anthrazit am Boden, weiße Metro-Fliesen bis fast unter die Decke. „Die Wanne und die bodengleiche Dusche haben wir ebenfalls mit Metro-Fliesen versehen. So wirkt alles wie aus einem Guss. Außerdem reflektieren die hellen Fliesen das Tageslicht schön in den ganzen Raum“, sagt Todd.
Ein farbenfroher Blickfang ist der umhäkelte Hocker.
Ein farbenfroher Blickfang ist der umhäkelte Hocker.
Schön gemacht haben es sich die beiden aber nicht nur drinnen. Auch der 2000 Quadratmeter große Garten lädt zum Verweilen ein, inklusive Obstbäumen und Brotofen (nicht im Bild).
In der alten Scheune stehen momentan Gartengeräte und Krimskrams herum. „Ich habe aber schon ein paar Ideen im Kopf, was wir mit ihr noch anstellen können“, sagt Todd. Was, verrät er noch nicht.
Hier im Garten haben die beiden auch ihren Labrador Johann begraben. „Mit ihm sind wir viele Jahre gemeinsam durchs Leben getollt. Eigentlich gab auch er uns den Impuls zur Gründung von Cloud 7. Wir nennen ihn immer unseren Co-Founder, unsere Muse“, so Petra.
In der alten Scheune stehen momentan Gartengeräte und Krimskrams herum. „Ich habe aber schon ein paar Ideen im Kopf, was wir mit ihr noch anstellen können“, sagt Todd. Was, verrät er noch nicht.
Hier im Garten haben die beiden auch ihren Labrador Johann begraben. „Mit ihm sind wir viele Jahre gemeinsam durchs Leben getollt. Eigentlich gab auch er uns den Impuls zur Gründung von Cloud 7. Wir nennen ihn immer unseren Co-Founder, unsere Muse“, so Petra.
Das Gewächshaus hatten schon die vorigen Eigentümer im Garten errichtet. „Eigentlich habe ich ja gar keinen grünen Daumen. Mittlerweile aber tobe ich mich hier richtig aus, learning by doing. Von schwarzen Tomaten über Paprika bis Gurken wächst hier alles, was man abends schnell auf den Tisch bringen kann“, so Petra. „Ich würde sogar behaupten, dass Gartenarbeit mein Yoga ist – totale Entspannung.“
Auch Humphrey, der Bürohund, mag das Gewächshaus; dann beobachtet er aus seinem Hundebett in Altrosa wie Petra die Artischocken erntet. Ein Hundeleben kann richtig schön sein!
Mehr Bilder von Haus und Hunden im Expertenprofil von Claudia Georgi
Mehr Bilder von Haus und Hunden im Expertenprofil von Claudia Georgi
In unserer Rubrik „Houzzbesuch“ stellen wir spannende Projekte der Houzz-Experten vor, aber auch originelle Wohnungen von Privatleuten. Ihr Projekt oder Ihr Zuhause passt perfekt? Dann schreiben Sie uns – und schicken Sie am besten ein paar Fotos mit!
Als sie für ihren damaligen Hund keine Produkte fanden, die ihnen gefielen, keimte eine neue Geschäftsidee. „Ich wollte keine strassbesetzten Halsbänder, keine Pfötchenprints und Gummiknochen – und hochwertige Hundebetten gab es auch nicht“, erzählt Petra. 2010 gründeten sie schließlich das Label Cloud 7, spezialisiert auf Hundezubehör; aus hochwertigen Materialien, fair produziert. Petra ist für die Gestaltung der Produkte zuständig, Todd für die Markenkommunikation.
Links zanken sich gerade Labrador Carlos und der Jack Russell Terrier Humphrey um den „Love Bone“, einen gehäkelten Hundeknochen von Cloud 7.