Houzzbesuch: Moderne Romantik – samtenes Art déco im Prenzlauer Berg
Samtsessel, Poufs und Pastelltöne: Glamourös wie ein Filmset richtete eine Innenarchitektin diese Berliner Wohnung für eine Familie ein
Sagt Ihnen der Name Jacques-Émile Ruhlmann etwas? Nicht? Das wird sich gleich ändern. Obwohl schon 82 Jahre tot, war er der große Ideengeber für dieses schmucke Eigentumsapartment in Berlin, Prenzlauer Berg. Die Hausherrin ist, wie die verantwortlich zeichnende Innenarchitektin Charlotte Wiessner, ein großer Frankreichfan. Und hier kommt Ruhlmann ins Spiel: Der aus dem Elsass stammende Innenarchitekt war in den 1920ern ein Pariser Star des Art déco und richtete Prestigeobjekte wie den Élysée-Palast ein. „Bilder seiner Entwürfe landeten während der Planungsphase immer wieder auf meinem Moodboard“, erzählt die Innenarchitektin.
Auf einen Blick
Hier wohnen: eine Moderatorin und ein Anwalt mit ihren Kindern (5 und 10 Jahre)
Auf: 180 Quadratmetern
In: Berlin, Prenzlauer Berg
Expertin: Innenarchitektin Charlotte Wiessner
Auf einen Blick
Hier wohnen: eine Moderatorin und ein Anwalt mit ihren Kindern (5 und 10 Jahre)
Auf: 180 Quadratmetern
In: Berlin, Prenzlauer Berg
Expertin: Innenarchitektin Charlotte Wiessner
Das heutige Apartment besteht aus zwei Wohnungen, die das Bauherrenpaar, eine Moderatorin und ein Anwalt, von Wiessner zusammenlegen ließen. „Das große Apartment war in einem guten Zustand, das kleine hingegen in einem miserablen. Dort hatte man die Wände überall vertäfelt“, erzählt Wiessner. „Heute ist die Wohnung so aufgeteilt, dass sich vorne der Erwachsenenbereich befindet und dahinter, im kleineren der ehemaligen Einzelapartments, der Kindertrakt.“
VORHER: Beim Umbau ging es richtig an die Substanz: „Ich habe den Grundriss so verändert, dass man vom Wohn- bis ins Esszimmer auf der gegenüberliegenden Seite des Apartments blicken kann. Dieser Eingriff wurde vom Goethehaus in Weimar inspiriert. Mir schwebte dabei ein spielerischer Umgang mit den Blickbeziehungen vor“, sagt Innenarchitektin Charlotte Wiessner.
NACHHER: „Die Türstöcke wirken wie Rahmen eines Gemäldes, die das Interieur in Szene setzen“, sagt Innenarchitektin Charlotte Wiessner. „Hier wird die Referenz zum Goethehaus am deutlichsten spürbar, das mich in seiner Eleganz sehr inspirierte. Ich finde, es hat etwas Poetisches und ist mutig im Umgang mit Farben.“
Wie bei der Entstehung jedes konsequenten Gestaltungskonzeptes wurden auch vor der Neuplanung dieses Apartments zunächst Ideen gesammelt. „Die Bauherrin und ich trugen etliche Bilder aus den Zwanzigerjahren zusammen, darunter viele Art-déco-Beispiele und Filmset-Aufnahmen“, sagt Wiessner.
Gemälde über dem Klavier: Anna Talens
Wie bei der Entstehung jedes konsequenten Gestaltungskonzeptes wurden auch vor der Neuplanung dieses Apartments zunächst Ideen gesammelt. „Die Bauherrin und ich trugen etliche Bilder aus den Zwanzigerjahren zusammen, darunter viele Art-déco-Beispiele und Filmset-Aufnahmen“, sagt Wiessner.
Gemälde über dem Klavier: Anna Talens
Als ausgebildete Architektin beschloss Charlotte Wiessner nach dem Studium, sich auf Innenarchitektur zu spezialisieren. „Da ich eine gewisse Detailverliebtheit hege und mich gerne mit Farben und Materialien auseinandersetze, arbeite ich am liebsten im kleinen Maßstab.“ Entsprechend achtsam wurde alles, von den Böden bis hin zu den Pendelleuchten, en détail ausgestaltet.
Sofa, Leuchte: via Westwing; Teppich: via Carpet Vista; Wandfarbe: Oxford Stone, Farrow & Ball
Sofa, Leuchte: via Westwing; Teppich: via Carpet Vista; Wandfarbe: Oxford Stone, Farrow & Ball
Alle Vorhänge, so auch diese Schabracke, ließ Wiessner bei Krebes Raumausstattung in der Schönhauser Allee in Berlin nähen. Die außergewöhnlich breiten Dielen gehören zum Bestand und wurden während der Renovierung weiß lackiert.
Die Entwürfe des Art-déco-Meisters Jacques-Émile Ruhlmann hatten bei der Planung eine Vorbildfunktion. Ruhlmann gilt als Bindeglied zwischen dem Louis-Philippe-Stil und der frühen Moderne. Er war und blieb jedoch trotz des avantgardistischen Einflusses ein Entwerfer von Luxusobjekten.
Luxuriös wirkt auch Wiessners Auswahl an Möbeln, Textilien und Accessoires. Im Gegensatz zum historischen Art déco, in dem Hölzer und Lacke in kräftigen, dunklen Farben gang und gäbe waren, bleibt Wiessners zarte Palette Ton in Ton. Hier ist der Einfluss heutiger Trends spürbar. Durch den Verzicht auf starke Kontraste entsteht eine kuschelige Wohlfühl-Atmosphäre.
Was ist eigentlich… Art déco? >>>
Luxuriös wirkt auch Wiessners Auswahl an Möbeln, Textilien und Accessoires. Im Gegensatz zum historischen Art déco, in dem Hölzer und Lacke in kräftigen, dunklen Farben gang und gäbe waren, bleibt Wiessners zarte Palette Ton in Ton. Hier ist der Einfluss heutiger Trends spürbar. Durch den Verzicht auf starke Kontraste entsteht eine kuschelige Wohlfühl-Atmosphäre.
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VORHER: „Um die passenden Möbel zu finden, sind die Bauherrin und ich über Flohmärkte gelaufen, haben auf Ebay gesucht und Marsano (Anm.: ein Geschäft für Einrichtung u. Floristik) in der Charlottenstraße besucht“, sagt Wiessner.
NACHHER: Tisch und Stühle im Esszimmer sind solche Flohmarktfunde. Die Stühle wurden von Krebes Raumausstattung neu bezogen, mit zartrosafarbenem Samt.
Schaukelstuhl: Eames Plastic Armchair RAR, Vitra
Schaukelstuhl: Eames Plastic Armchair RAR, Vitra
Die offene Küche liegt zwischen Wohn- und Esszimmer. Der Wechsel des Bodenbelags, hin zu klassischen Zementfliesen, sorgt sowohl für eine optische Trennung als auch für einen robusteren Untergrund im Kochbereich.
Küche: Ikea; Geräte: Smeg; Arbeitsplatte: geölte Eiche; Zementfliesen: Via, Pendelleuchte: Lampenmanufaktur Berlin
Küche: Ikea; Geräte: Smeg; Arbeitsplatte: geölte Eiche; Zementfliesen: Via, Pendelleuchte: Lampenmanufaktur Berlin
Im Kindertrakt wurden die Decken während der Renovierung mit Stuck versehen. „Ein bisschen Art déco, ein bisschen Belle Époque“, umschreibt Wiessner den Stil der für das Mädchenzimmer ausgewählten Möbel und Accessoires.
Tapete: Barbara Becker für Rasch; Kinderwagen: Flohmarkt
Tapete: Barbara Becker für Rasch; Kinderwagen: Flohmarkt
VORHER: Ein typischer, eher schmaler Altbauraum war als Kinderzimmer vorgesehen.
NACHHER: Auch im Zimmer des Sohnes werden nach der Renovierung Erinnerungen an das Fin de Siècle wach. Der Globus und die Ballon-Lampe betonen den Forscherdrang des kleinen Bewohners.
Bett: Ikea; Bettwäsche: Zara Home; Tisch: Flohmarkt
Bett: Ikea; Bettwäsche: Zara Home; Tisch: Flohmarkt
Im Schlafzimmer gibt Beige den Ton an und schafft Ruhe und Entspannung. Bett und Lüster brachte das Paar aus der letzten Wohnung mit.
Tapete: Elli Popp
Tapete: Elli Popp
Das Apartment ist mit zwei Bädern ausgestattet, einem für die Kinder und einem für die Eltern. Hier ein Blick in das Letztere. Dem romantischen Gestaltungsansatz wurde durch Vorhänge in zartem Rosé und Sanitärkeramik in klassischen Formen Rechnung getragen.
Für Komfort sorgen Polstermöbel, die bei normalem Lüften problemlos auch im Badezimmer aufgestellt sein können. Neben der Wanne steht eine dekorative Hutschachtel und kündet, wie vieles in dieser Wohnung, von der eleganten alten Zeit.
Wanne: Devon & Devon; Kacheln hinter dem Waschbecken: Kerana, über Stilwerk
Weiterlesen: Ein Mittelalterpalast, runderneuert à la Art déco >>
Wanne: Devon & Devon; Kacheln hinter dem Waschbecken: Kerana, über Stilwerk
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