Houzzbesuch: Moderner Anbau für ein Strandhaus in Australien
Eine Erweiterung aus Holz und Glas unterstreicht den Charme eines Fünfzigerjahre-Hauses an der australischen Südküste
Rebecca Gross
25. Dezember 2017
„Mit dem Wunsch nach einem besseren Blick aufs Meer hatten uns die Eigentümer schon vor ein paar Jahren ihr wunderschönes Strandhaus gezeigt. Ihr geliebtes Häuschen wollten sie dafür aber auf keinen Fall abreißen. Am besten sollten so wenige Veränderungen wie möglich daran vorgenommen werden“, erinnert sich Andrew Maynard, Co-Director von Austin Maynard Architects. Um diesem Anliegen gerecht zu werden, entstand ein quaderförmiger Anbau aus Holz. Er befindet sich auf Höhe der Firstlinie des Originalgebäudes und schwebt sozusagen eigenständig darüber. Die Holzfassade dunkelt mit der Zeit und Witterung nach und wird irgendwann mit der buschigen Landschaft optisch verschmelzen.
Fotos: Peter Bennetts
Auf einen Blick
Hier wohnt: ein berufstätiges Paar mit zwei Söhnen im Teenageralter
In: Lorne, Victoria, im Südosten Australiens
Auf: 224 Quadratmetern (inkl. 96 Quadratmeter Anbau), drei Schlafzimmer, zwei Badezimmer
Baujahr des Anbaus: 2016
Architekten: Austin Maynard Architects
Auszeichnungen: Architecture Award for Residential Architecture – Houses (Alterations & Additions), 2017 Victorian Architecture Awards, Australian Institute of Architects
„Das Strandhaus liegt im australischen Bundesstaat Victoria, an der Great Ocean Road, eingebettet in einer von Büschen geprägten Landschaft in direkter Nähe des Ozeans“, erzählt Maynard. „Es ist sehr typisch für diese Gegend. In der Nachkriegszeit träumten viele Australier davon, neben ihrem Haus in der Vorstadt ein Ferienhäuschen im Busch oder am Strand zu besitzen. Heute werden diese kleinen, bescheidenen Hütten leider oft einfach abgerissen.“
Ein Abriss kam für die Eigentümer dieses Strandhauses aber nicht infrage. Der neue Anbau vereint den Charme des Originalhauses mit modernem Wohnkomfort.
Auf einen Blick
Hier wohnt: ein berufstätiges Paar mit zwei Söhnen im Teenageralter
In: Lorne, Victoria, im Südosten Australiens
Auf: 224 Quadratmetern (inkl. 96 Quadratmeter Anbau), drei Schlafzimmer, zwei Badezimmer
Baujahr des Anbaus: 2016
Architekten: Austin Maynard Architects
Auszeichnungen: Architecture Award for Residential Architecture – Houses (Alterations & Additions), 2017 Victorian Architecture Awards, Australian Institute of Architects
„Das Strandhaus liegt im australischen Bundesstaat Victoria, an der Great Ocean Road, eingebettet in einer von Büschen geprägten Landschaft in direkter Nähe des Ozeans“, erzählt Maynard. „Es ist sehr typisch für diese Gegend. In der Nachkriegszeit träumten viele Australier davon, neben ihrem Haus in der Vorstadt ein Ferienhäuschen im Busch oder am Strand zu besitzen. Heute werden diese kleinen, bescheidenen Hütten leider oft einfach abgerissen.“
Ein Abriss kam für die Eigentümer dieses Strandhauses aber nicht infrage. Der neue Anbau vereint den Charme des Originalhauses mit modernem Wohnkomfort.
Der erhöhte Anbau beherbergt eine offene Küche sowie einen Wohn- und Essbereich. Er ruht auf einer Holzkonstruktion, die eine Art Zwischengeschoss bildet und in der sich das Hauptschlafzimmer und ein Ankleidezimmer befinden. Am Originalgebäude selbst wurde nur wenig verändert. Es wurde lediglich gründlich ausgemistet, neu gestrichen, und die ehemalige Küche wurde in ein Badezimmer und einen Hauswirtschaftsraum verwandelt.
Damit der Holzquader und seine Unterbaukonstruktion nicht zu dominant wirken, wurden sie in Größe, Proportionen und Ausrichtung an das Originalhaus angepasst.
Der neue Wohnbereich befindet sich auf Höhe der Firstlinie hinter dem Originalhaus. Die massive Unterkonstruktion aus Holz ist mit leichten Polycarbonat-Platten verkleidet. Auf diese Weise entstand nutzbarer Raum ohne zusätzliches Gewicht.
Profilholz-Fassade: Silvertop ash shiplap (Eucalyptus sieberi): Timber Cladding Melbourne; Fassade aus Polycarbonat-Platten: Lexan Thermoclick, Ampelite
Profilholz-Fassade: Silvertop ash shiplap (Eucalyptus sieberi): Timber Cladding Melbourne; Fassade aus Polycarbonat-Platten: Lexan Thermoclick, Ampelite
Der neue quaderförmige Holzanbau besteht aus einem einzigen, großen Raum. Er beherbergt Küche, Ess- und Wohnbereich und ist über eine Wendeltreppe erreichbar. Dank der offenen Raumaufteilung sowie der beiden nach Norden und Westen ausgerichteten Fensterfronten genießen die Eigentümer in fast jedem Winkel des Anbaus einen freien Blick in die Natur.
Die Besitzer wünschten sich zwar mehr Ausblick, aber der Raum sollte auch für sich wirken. „Natürlich hätten wir auch einen komplett weißen Look schaffen können, mit glatten Rigipswänden, Deckenspots und allem Drum und Dran, aber das wollten wir nicht“, so Maynard. Stattdessen ist ein charaktervoller, authentischer Raum entstanden, der mit den Tages- und Jahreszeiten sein Gesicht verändert.
Die reduzierte Materialpalette aus Holz, Stahl und Stein verleiht dem Raum einen harmonischen Gesamtlook und eine warme, gesellige Atmosphäre. „Auf diese Weise muss das Interieur gar nicht erst in Konkurrenz zu dem Ausblick treten“, erklärt Maynard. Die gesamte Einrichtung ist ein Musterbeispiel für Handwerkskunst. Wände, Fußböden, Decke und Küchenschränke sind aus Silvertop Ash, einem Eukalyptusholz. Akzente setzen verschiedene Elemente aus schwarzem Stahl. Der schwarze Spritzschutz aus Stein komplettiert das Material-Trio.
Die reduzierte Materialpalette aus Holz, Stahl und Stein verleiht dem Raum einen harmonischen Gesamtlook und eine warme, gesellige Atmosphäre. „Auf diese Weise muss das Interieur gar nicht erst in Konkurrenz zu dem Ausblick treten“, erklärt Maynard. Die gesamte Einrichtung ist ein Musterbeispiel für Handwerkskunst. Wände, Fußböden, Decke und Küchenschränke sind aus Silvertop Ash, einem Eukalyptusholz. Akzente setzen verschiedene Elemente aus schwarzem Stahl. Der schwarze Spritzschutz aus Stein komplettiert das Material-Trio.
Die Küchenzeile steht an der Südwand mit Blick nach Norden und Osten. Sie wurde ebenfalls komplett aus Holz gefertigt und ist ein fester Bestandteil des Raumkonzepts.
Bei der Beleuchtung haben die Architekten auf Zurückhaltung gesetzt, damit nichts den Blick nach draußen stört.
Hängender Kamin: Bathyscafocus, Oblica
Hängender Kamin: Bathyscafocus, Oblica
Große Fenster und optimale Wärmeeffizienz unter einen Hut zu bringen, ist nicht immer ganz einfach. Die Lösung von Austin Maynard Architects: doppelt verglaste Fenster mit thermisch getrennten Rahmen.
Ein Dachvorsprung an der Nordseite schirmt den Innenraum von der gleißenden Sommersonne ab und ermöglicht eine optimale Passivnutzung der Sonnenenergie im Winter. Dank der deckenhohen Schiebefenster können die Bewohner jederzeit eine sanfte Meeresbrise ins Haus lassen.
Ein Dachvorsprung an der Nordseite schirmt den Innenraum von der gleißenden Sommersonne ab und ermöglicht eine optimale Passivnutzung der Sonnenenergie im Winter. Dank der deckenhohen Schiebefenster können die Bewohner jederzeit eine sanfte Meeresbrise ins Haus lassen.
Die Wendeltreppe führt vom Anbau durch die Zwischenetage in das darunterliegende Original-Strandhaus. Auch im Zwischengeschoss zeugen Holzdielen und -vertäfelung aus Silvertop Ash sowie Türrahmen und Balken aus massiven Hartholz-Bohlen von vollendeter Handwerkskunst. Sichtbare Stahlbolzen und Verbindungswinkel betonen den authentischen Look.
Treppe: Enzie Spiral Staircases; Holzkonstruktion aus Zypresse (laminiert): Durabeam, Laminated Timber Supplies
Treppe: Enzie Spiral Staircases; Holzkonstruktion aus Zypresse (laminiert): Durabeam, Laminated Timber Supplies
Das Zwischengeschoss verbindet Anbau und Originalgebäude und beherbergt das Hauptschlafzimmer inklusive Ankleidebereich. Im Original-Strandhaus gibt es zwei weitere Schlafzimmer sowie zwei Badezimmer (eines davon mit Waschmaschine) und einen zweiten Wohnbereich.
Die vorhandenen Terrassendielen wurden behutsam entfernt und innen neu verlegt. Außen kamen stattdessen neue Holzdielen zum Einsatz, die sich durch die Witterung mit der Zeit farblich angleichen und dann eine harmonische Fortführung der Original-Terrasse bilden.
„Die alten, bereits angewitterten Terrassendielen wirken im Innenraum, als wären sie schon immer da gewesen und die Wände quasi drumherum gebaut worden“, so Co-Director Mark Austin. „Auf diese Weise kommt der Charme des Originalgebäudes noch einmal richtig zur Geltung.“
„Die alten, bereits angewitterten Terrassendielen wirken im Innenraum, als wären sie schon immer da gewesen und die Wände quasi drumherum gebaut worden“, so Co-Director Mark Austin. „Auf diese Weise kommt der Charme des Originalgebäudes noch einmal richtig zur Geltung.“
Ursprünglich wollten die Eigentümer die Zwischenetage nur als Hobbyraum nutzen, aber dann fanden sie den Raum so schön, dass sie beschlossen, hier ihr Schlafzimmer einzurichten.
„Damit die Bewohner den Raum nach Lust und Laune öffnen und schließen können, haben wir mit schweren Vorhängen und großen Schiebetüren gearbeitet“, erklärt Maynard. „In einer lauen Sommernacht können sie ihn öffnen und sich beim Schlafen eine sanfte Meeresbrise um die Nase wehen lassen. Und wenn sie tagsüber ein Mittagsschläfchen im Kühlen halten wollen, können sie einfach die Vorhänge zuziehen und den Raum abdunkeln.“
„Damit die Bewohner den Raum nach Lust und Laune öffnen und schließen können, haben wir mit schweren Vorhängen und großen Schiebetüren gearbeitet“, erklärt Maynard. „In einer lauen Sommernacht können sie ihn öffnen und sich beim Schlafen eine sanfte Meeresbrise um die Nase wehen lassen. Und wenn sie tagsüber ein Mittagsschläfchen im Kühlen halten wollen, können sie einfach die Vorhänge zuziehen und den Raum abdunkeln.“
Elfenbeinfarbene Ziegelsteinwände und Fußböden verleihen dem Raum eine sanfte, haptische Atmosphäre, während der Kamin Wärme und Geselligkeit ausstrahlt. Durch die Polycarbonat-Platten gelangt jede Menge Tageslicht hinein.
Betonziegelsteine in Elfenbein: Adbri Masonry; Kamin: Chimenees Philippe
Betonziegelsteine in Elfenbein: Adbri Masonry; Kamin: Chimenees Philippe
Das Hauptschlafzimmer hat Zugang zur Terrasse und ist über Schiebetüren direkt mit dem alten Teil des Hauses verbunden.
Auf der Terrasse trifft sich die Familie gern, um draußen in der Sonne zusammenzusitzen.
Zum Haus gehört ein großer Regenwassertank. Das gesammelte Wasser wird für den Garten und die WC-Spülung verwendet. Wann immer möglich, arbeitet das Team von Austin Maynard Architects mit Handwerkern vor Ort zusammen und verwendet Materialien aus der Region.
Der Erhalt des Originalhauses ist neben der Regenwasseraufbereitung und der passiven Sonnenenergienutzung ein wesentlicher Beitrag in Sachen Nachhaltigkeit. „Man kann sich bei einem Neubau noch so viel Nachhaltigkeit auf die Fahnen schreiben – wenn dafür ein vorhandenes Gebäude abgerissen wird, dauert es Jahrzehnte, bis die dadurch entstandene CO²-Schuld abbezahlt ist“, so Maynard.
Entdecken Sie noch mehr Houzzbesuche am Wasser
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