Houzzbesuch
Houzzbesuch: Morbider Charme – wohnen zwischen Art déco und Film noir
Wie eine Ex-Bestatterin wohnt, die die Vierziger liebt? Mit Kuriosem, Antikem und Weiberheld Gorgeous George – einem ausgestopften Pfau
Jennifer Witcombe hat schon seit zehn Jahren beruflich mit dem Tod zu tun – sei es als Bestatterin, Trauerbegleiterin oder Mitarbeiterin in der Gerichtsmedizin. Zur Zeit macht sie ihren Master in Kriminologie. Was das mit ihrer neuen Wohnung zu tun hat? Sehr viel.
Nachdem sie viele Jahre lang im nördlichen Teil Melbournes gelebt hatte, beschloss sie eines Tages, dass sie einen Tapetenwechsel brauchte. Auf ihrer Suche nach einer neuen Wohnung zog es sie in den am Meer gelegenen Stadtteil St Kilda, jenseits des Yarra Rivers. Dieser Teil der Stadt ist geprägt von Art-déco-Gebäuden spanischer Siedler – genau richtig für die Film- und Architekturliebhaberin. Sie liebt diese Häuser, die sie an die goldenen Zeiten des Film Noir in Hollywood erinnern. Wie eine Detektivin aus einem Raymond-Chandler-Roman zog sie los und begab sich auf die Suche nach der Wohnung ihrer Träume.
Nachdem sie viele Jahre lang im nördlichen Teil Melbournes gelebt hatte, beschloss sie eines Tages, dass sie einen Tapetenwechsel brauchte. Auf ihrer Suche nach einer neuen Wohnung zog es sie in den am Meer gelegenen Stadtteil St Kilda, jenseits des Yarra Rivers. Dieser Teil der Stadt ist geprägt von Art-déco-Gebäuden spanischer Siedler – genau richtig für die Film- und Architekturliebhaberin. Sie liebt diese Häuser, die sie an die goldenen Zeiten des Film Noir in Hollywood erinnern. Wie eine Detektivin aus einem Raymond-Chandler-Roman zog sie los und begab sich auf die Suche nach der Wohnung ihrer Träume.
Erst vor Kurzem hat Jennifer Witcombe ihre Erdgeschosswohnung bezogen, und sie bietet wirklich alles, was das Art-déco-Herz höher schlagen lässt: hohe Decken, Holzvertäfelung und viele andere Original-Details. Und so wie der Art-déco-Stil Witcombe geprägt hat, drückt sie der Architektur nun ihren eigenen Stempel auf.
In ihrer neuen Wohnung vereint sie ihre Liebe zu Filmen aus den Vierzigern mit einer einzigartigen Sammlung antiker Kuriositäten zu einem ganz eigenen, eklektischen Look – die perfekte Ausstattung für ihr neues Leben in St Kilda.
In ihrer neuen Wohnung vereint sie ihre Liebe zu Filmen aus den Vierzigern mit einer einzigartigen Sammlung antiker Kuriositäten zu einem ganz eigenen, eklektischen Look – die perfekte Ausstattung für ihr neues Leben in St Kilda.
Diese Figur – „Chubby Chobs“, was so viel heißt wie „Dickmäulchen“ – begrüßt die Gäste an der Wohnungstür. „Ich fand ihn auf dem Antiquitätenmarkt Tyabb Packing House. Er stammt aus einer Geschäftsauflösung“, so Witcombe. „Die Dame, der er gehört hatte, erzählte mir, dass Chubby schon 30 Jahre in ihrem Besitz war, dass er wahrscheinlich aus den Dreißigern stammt und im Orient produziert wurde. Und ich musste ihr versprechen ihn immer ‘Mr. Chubby Chops‘ zu nennen.“
Witcombes Leidenschaft für das Morbide spiegelt sich in ausgestopften Tieren, Knochen und düsteren Kunstwerken wider, die überall in der Wohnung zu finden sind. „Schon immer habe ich mich mit Objekten dieser Art umgeben. Manche Menschen mögen so etwas nicht, weil sie nicht ständig an den Tod erinnert werden wollen. Ich aber möchte im Einklang mit Leben und Tod sein, für mich fühlt sich das ganz natürlich an“, erzählt sie.
Mongolisches Sideboard aus den Dreißigern: gefunden bei Tombo
Witcombe war schon immer ein Fan von Wandvertäfelungen und war ganz aus dem Häuschen, als sie diese Wohnung mit Original-Wandverkleidung im Flur, noch dazu unlackiert, fand. „Entgegen dem aktuellen Trend zu hellen und lichtdurchfluteten Räumen habe ich es lieber dunkel und gemütlich“, sagt sie.
„Ich mag die Mischung aus dunklem Holz, Leder und Samt – auch wenn es ein maskuliner Look ist. Ganz so streng sollte es dann aber doch nicht sein, daher habe ich das Ganze hier im Wohnzimmer mit vielen Grünpflanzen und orientalischen Einzelstücken aufgelockert“, so Witcombe.
Esstisch und Stühle: Vintagefund vom Lost and Found Market
Esstisch und Stühle: Vintagefund vom Lost and Found Market
„Jedes einzelne ausgestopfte Tier in meinem Zuhause hat einen Namen, genau wie meine – lebendigen – Katzen“, erzählt Witcombe. Diesen Fuchs zum Beispiel hat sie „Basil“ getauft. „Ich achte sehr darauf, nur Exemplare zu kaufen, die ethisch unbedenklich oder wirklich antik sind. Ich verabscheue Tierquälerei und Jagd auf Tiere. Aber wenn ein Geschöpf auf natürliche Weise stirbt, daraufhin präpariert wird und so seinen Weg in einen Antiquitätenladen findet, bin ich froh, wenn ich dem Leben und Tod dieses Wesens huldigen und ihm bei mir einen würdigen Platz bieten kann.“
Hoch oben auf einem Podest thront „Gorgeous George“ – „der großartige George“. „Er stammt von einem ziemlich schrulligen Typen aus den USA, der aus purer Liebe zu den bunten Tieren Pfauen züchtet. Wenn sie dann eines natürlichen Todes sterben, stopft er sie aus, gibt ihnen einen Namen und macht sie zum Charakter einer erfundenen Geschichte. George war offenbar ein richtiger Weiberheld“, erzählt Witcombe.
Das „Kuriositätenkabinett“, wie Witcombe die große Glasvitrine im Wohnzimmer nennt – fand sie bei Coco Republic in Richmond. „Sie war beileibe nicht billig, aber jeden Cent wert. Ich benutze sie genau dafür, wofür sie auch gedacht ist: als Riesensetzkasten für Objekte aller Art“, erzählt sie. „Auch meine Knochenporzellan-Sammlung, französisches Geschirr und meine vielen Krimis, Design- und Kochbücher finden darin Platz.“
Witcombes Leidenschaft für feinstes Porzellan begann mit einem Teeservice, das sie von ihrer Großmutter geerbt hat. „Meine Sammlung ist mal gewachsen, dann wieder geschrumpft, da hin und wieder einiges zu Bruch ging. Ich bin eigentlich immer auf der Suche nach neuen Schätzen.“
In dieser Wohnung wartet wirklich hinter jeder Ecke eine Überraschung. So auch im Badezimmer, wo auf dem Toiletten-Spülkasten das Bild einer jungen Frau mit Bart steht. „Das sorgt immer für reichlich Gesprächsstoff – wobei die Frauen es meistens mögen, während es die Männer eher irritiert“, so Witcombe.
Da Witcombe allein lebt, kann sie sich den Luxus gönnen, ein Zimmer als reines Ankleidezimmer zu nutzen. Aber sie nutzt den Raum nicht nur, um sich allmorgendlich anzuziehen, sondern verbringt darin auch gern einfach nur so Zeit für sich. Dazu gehört meistens, dass sie sich ihren Lieblings-Seidenpyjama aus den Vierzigern anzieht, einen Turban aufsetzt – wie die Figur Norma Desmond aus Billy Wilders Film „Boulevard der Dämmerung“ (1950) – und ihren Träumen und Wünschen nachhängt.
Vom Ankleidezimmer gelangt man durch eine Flügeltür aus Glas ins Schlafzimmer. „Im Schlafzimmer mag ich es eher schlicht, hier ist der Name Programm: Es ist für mich ein Ort der Ruhe, hier will ich entspannen und einfach nur schlafen“, so Witcombe.
Kopfteil: Sonderanfertigung, Momu; Quilt: South Melbourne Market; Vierzigerjahre-Palmenleuchte aus Messing: Tushkina
„Meine Antiquitätenkäufe sind eigentlich immer spontan. Ich suche nicht gezielt nach Objekten, vielmehr finde ich sie auf ganz natürliche Weise – oder sie mich“, sagt sie. Und genau so kam sie auch zu dem opulenten Samt-Sessel und dem massiven Kleiderschrank im Schlafzimmer.
Witcombe muss zugeben, dass sie für ihre Einrichtung zu Hause regelmäßig ihr vorgesehenes Budget sprengt. „Antike Einzelstücke sind eben nicht billig, aber wenn ich mir etwas kaufe, weiß ich, dass es mich viele Jahre begleiten wird. Und einige Stücke sind definitiv ihr Geld wert. Wenn nicht sogar mehr.“ Und so einzigartig, wie ihre Funde, ist ihr Zuhause in Melbourne allemal, nicht wahr?
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Hier wohnt: Jennifer Witcombe
In: Melbourne, Australien
Größe: ein Schlafzimmer, ein Bad
Da Witcombe zwar einen grünen Daumen, aber keinen eigenen Garten hat, ist ihr Windfang voller Grünpflanzen.