Houzzbesuch: So rau, so ländlich wie die schottischen Hebriden
Nur wer eine Landschaft kennt, kann ein Haus mit ihr verschmelzen lassen. Wie gut, wenn der Architekt all seine Ferien vor Ort verbracht hat
Tiree, die westlichste Insel der Inneren Hebriden vor Schottland, ist für den Architekten Murray Kerr ein ganz besonderer Ort: „Ich kam im Alter von drei Monaten zum ersten Mal hierher“, erzählt er. „Fast 40 Jahre lang hat meine Familie alle Sommerferien auf Tiree verbracht.“ Die Liebe zu der Insel ging so weit, dass Murrays Eltern ein eigenes Cottage hier kauften. Da es jedoch ziemlich heruntergekommen war, musste es dringend saniert werden. Obwohl sie einen Architekten in der Familie haben, beauftragten sie zunächst jemanden anderen – das funktionierte nicht recht, zu Kerrs Freude: „Ich kenne den Geschmack meiner Eltern und die Insel eben viel besser. Also überließen sie das Projekt schließlich doch mir.“ Und dann riss er das Cottage erstmal ab.
Auf einen Blick
Hier wohnen: Dave und Liz Kerr, beide im Ruhestand
Ort: Insel Tiree, Innere Hebriden, Schottland
Größe: insgesamt knapp 170 Quadratmeter
Architekt: Murray Kerr von Denizen Works
Besonderheit: Auf der rund 78 Quadratkilometer großen Insel Tiree leben nur etwa 650 Einwohner
Auf einen Blick
Hier wohnen: Dave und Liz Kerr, beide im Ruhestand
Ort: Insel Tiree, Innere Hebriden, Schottland
Größe: insgesamt knapp 170 Quadratmeter
Architekt: Murray Kerr von Denizen Works
Besonderheit: Auf der rund 78 Quadratkilometer großen Insel Tiree leben nur etwa 650 Einwohner
Im alten, weiß getünchten Haupthaus gibt es jetzt zwei Gästezimmer, ein Bad und ein Wohnzimmer. Über einen Mittelteil gelangt man vom Haupthaus in den neuen großen, lichtdurchfluteten Wohnbereich mit Tonnendach im hinteren Teil.
In dem praktischen Übergangsbereich sind eine Spielecke für die Enkelkinder, eine Garderobe und eine Schuhkammer untergebracht, in der man sich nach einem Strandspaziergang vom Sand befreien kann.
In dem praktischen Übergangsbereich sind eine Spielecke für die Enkelkinder, eine Garderobe und eine Schuhkammer untergebracht, in der man sich nach einem Strandspaziergang vom Sand befreien kann.
Der moderne Anbau jedoch bildet den Lebensmittelpunkt der Familie. Die Fassade und das gewölbte Dach bestehen aus galvanisiertem Stahl und gewelltem Faserzement. „Auf der Insel gibt es kaum natürlichen Schutz vor dem rauen Klima“, so Murray. „Daher müssen alle Baumaterialien sehr robust sein.“
In der oberen Etage sind eine große Küche sowie der Wohn- und Essbereich untergebracht, im Souterrain befindet sich das Hauptschlafzimmer mit En-Suite-Bad. „Durch die Verschiebung der Ebenen konnten wir ein zweistöckiges Haus bauen, ohne dass es zu viel Schatten auf das Cottage wirft“, so Murray.
In der oberen Etage sind eine große Küche sowie der Wohn- und Essbereich untergebracht, im Souterrain befindet sich das Hauptschlafzimmer mit En-Suite-Bad. „Durch die Verschiebung der Ebenen konnten wir ein zweistöckiges Haus bauen, ohne dass es zu viel Schatten auf das Cottage wirft“, so Murray.
Im Gegensatz zum robusten, landwirtschaftlichen Look der Fassade ist der Wohnbereich hell und luftig. Dank der vielen Fenster profitieren die Bewohner von den langen Tagen auf Tiree. Damit sie jedoch nicht von überall auf den Nachbarhof blicken, wurden sie in unterschiedlichen Höhen positioniert.
Stühle: Navy chair, Emeco; Esstisch: Green Oak Furniture
Stühle: Navy chair, Emeco; Esstisch: Green Oak Furniture
Ein schmales Fenster in der Sitzecke rahmt den Blick aufs Meer ein. Vom Haus zum Wasser sind es gerade einmal 200 Meter, dazwischen liegt nur der Machair, ein besonders fruchtbarer Wiesenstreifen.
Die Bank hat Murray selbst entworfen: „Ich habe sie im Stil eines skandinavischen Daybeds gebaut, mit einer Matratze, auf der man tagsüber gemütlich sitzen kann“, erzählt er. „Wenn die ganze Familie hier zu Besuch ist, können die Kinder darauf schlafen.“
Die Bank hat Murray selbst entworfen: „Ich habe sie im Stil eines skandinavischen Daybeds gebaut, mit einer Matratze, auf der man tagsüber gemütlich sitzen kann“, erzählt er. „Wenn die ganze Familie hier zu Besuch ist, können die Kinder darauf schlafen.“
Für die Decke im Wohnbereich verwendete Murray Fußleisten aus hell gebeiztem Kiefernholz. „Es ist ein sehr einfaches Material, das aber einen schönen Effekt erzeugt“, sagt er. Für maximale Helligkeit im Raum ließ er die Wände weiß streichen.
Wandleuchten: Hector, BTC über The Conran Shop
Wandleuchten: Hector, BTC über The Conran Shop
Der Wohnbereich liegt eine halbe Treppe über dem Eingangsniveau. Das Holz für die Stufen stammt aus einem alten Lagerhaus. „Ich mag seine Rauheit und den warmen, orangefarbenen Ton“, so Murray.
Links unten befindet sich das zum Teil in der Erde liegende Schlafzimmer, von dem aus man in den geschützten Garten blickt.
Links unten befindet sich das zum Teil in der Erde liegende Schlafzimmer, von dem aus man in den geschützten Garten blickt.
Ein L-förmiges Glasdach verbindet alle drei Hausteile miteinander. Dank des vielen Sonnenlichts wird es drinnen richtig schön warm. Murray verwendete hier die Original-Steine des alten Hauses wieder und ließ sie unverputzt. Sie geben dem Ganzen einen rustikal-authentischen Look.
Auf diesem Bild sieht man wunderbar die unterschiedlichen Dachformen und das Glasdach. Durch ein Innenfenster kann man vom Durchgangsbereich in das Gästewohnzimmer im alten Cottage blicken. Der tiefe Fenstersims bietet zudem noch ein gemütliches Plätzchen.
„Wenn meine Eltern allein hier sind, können sie einfach den Teil des Cottages schließen und nur das Hauptwohnhaus und den Übergangsbereich nutzen“, erklärt Murray.
„Wenn meine Eltern allein hier sind, können sie einfach den Teil des Cottages schließen und nur das Hauptwohnhaus und den Übergangsbereich nutzen“, erklärt Murray.
Familienmitgliedern und Freunden, die zu Besuch kommen, steht meist das alte Cottage zur Verfügung. Zusätzlich zur Fußbodenheizung, die über eine Wärmepumpenheizung betrieben wird, ist das Wohnzimmer mit einem Holzofen ausgestattet.
In diesem Gästeschlafzimmer im Cottage steht einer der Original-Öfen. „Wir haben ihn aufarbeiten lassen, damit er wieder schön aussieht – aber funktionieren tut er nicht“, erzählt Murray.
Das Hauptschlafzimmer im neuen Teil, das zur Hälfte unter der Erde liegt, ist mit seinen hellen Dielen und den weißen Wänden bewusst schlicht gehalten. Es hat einen direkten Zugang zum sonnigen Garten. Gegen den starken Wind ließ Murray extra eine Schutzwand aufstellen.
Der windgeschützte Garten befindet sich im hinteren Teil des Grundstücks. Tiree ist eine sehr flache Insel und hat kaum Bäume, daher ist es fast immer recht windig. Surfer wissen das zu schätzen, aber für Häuser, die nahe am Strand gebaut sind, ist das eher problematisch: „Der Wind wirbelt die ganze Zeit Sand auf“, so Murray. „Als wir das Cottage zum ersten Mal besichtigten, war das Haus auf der Meerseite mit knapp einem Meter Sand bedeckt!“ Um das zu vermeiden, hat Murray den Garten etwas tiefer gelegt.
Hier kann man noch einmal gut das gewölbte Dach des neuen Wohnhauses erkennen, das an landwirtschaftliche Gebäude erinnert. „Das Marchair, das sich über die gesamte Insel erstreckt, wird als Weidegrund für Rinder genutzt“, so Murray. „Und ich schwöre: Das Rindfleisch von Tiree ist das beste das Welt!“
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In unserer Rubrik „Houzzbesuch“ stellen wir spannende Projekte der Houzz-Experten vor, aber auch originelle Wohnungen von Privatleuten. Ihr Projekt oder Ihr Zuhause passt perfekt? Dann schreiben Sie uns – und schicken Sie am besten ein paar Fotos mit!
Würden Sie gern auf so einer kleinen Insel leben?
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Würden Sie gern auf so einer kleinen Insel leben?
Die gesamte Umsetzung dauerte 21 Monate, und das lag nicht nur am Ringen mit der Denkmalschutzbehörde: „Da es auf Tiree selbst keine Baumaterialien gibt, musste alles angeliefert werden“, erklärt Murray.
Er verwendete die Original-Steine des alten Hauses und verpasste ihm ein für diese Gegend typisch schwarzes Teerdach. „Für mich war klar, dass das Haus nicht nur in sich stimmig sein sollte, sondern die gesamte Insel mit ihren Häusern und den Farben der Landschaft einbeziehen sollte“, so Murray. Und so erinnert das neue Wohnhaus im hinteren Bereich an die landwirtschaftlichen Gebäude auf der Insel, in denen die berühmten heimischen Rinder Schutz vor Wind und Wetter finden