Houzzbesuch
Houzzbesuch: Weiß wie Schnee, rot wie Blut und schwarz wie Ebenholz
Dramatisch wie im Märchen: Mit ausgeklügeltem Farbschema bringen zwei Kreative Leben in eine frühere Ausstellungshalle in Montreal
Als Le Michelle Nguyen und David Klein sich in Montreal auf die Suche nach einer Wohnung machten, wünschten sie sich vor allem Räume mit Charakter – dafür waren die beiden auch bereit, einige Arbeit in Umbau oder Renovierung zu stecken. Als sie kurz davor waren, sich in eine denkmalgeschützte Fabrik einzukaufen, wurde ihnen eine frühere Ausstellungshalle angeboten – ebenfalls ein Loft. Das Paar (sie studiert Design, er arbeitet als Unternehmensentwickler) griff sofort zu. Mit etwas Planung, eigener Arbeit und einem besonderen Gespür für Design verwandelten Nguyen und Klein den Raum in eine Wohnung, die perfekt zu ihrem kreativen Lebensstil passt.
Auf einen Blick
Hier wohnen: Le Michelle Nguyen und David Klein
Auf: 84 Quadratmetern; 2 Schlafzimmer, 1 Bad
In: St. Henri, einem Stadtviertel von Montreal (Kanada)
Auf einen Blick
Hier wohnen: Le Michelle Nguyen und David Klein
Auf: 84 Quadratmetern; 2 Schlafzimmer, 1 Bad
In: St. Henri, einem Stadtviertel von Montreal (Kanada)
Klein und Nguyen kauften die Wohnung direkt vom Bauunternehmer. Das ließ ihnen sehr viel Freiraum bei der Ausstattung – vom Fußboden bis zu den Griffen der Küchenschränke. Mit ihren Entscheidungen sind sie heute mehr als zufrieden. „Wir wollten es ganz in Weiß“, erläutert Nguyen. Vor dem hellen Hintergrund sollten Möbel und Kunstwerke umso kräftigere Farbakzente setzen.
Die Innenwand der Westfassade strichen sie mattschwarz, um für Kontrast zu sorgen. In den Hängeleuchten, inspiriert von Tom Dixon, stecken Glühlampen des britischen Herstellers Plumen.
Tisch: Domison; Leuchten: Ramos, Zone Maison
Die Innenwand der Westfassade strichen sie mattschwarz, um für Kontrast zu sorgen. In den Hängeleuchten, inspiriert von Tom Dixon, stecken Glühlampen des britischen Herstellers Plumen.
Tisch: Domison; Leuchten: Ramos, Zone Maison
Das Sofa im Mid-Century-Stil von Domison, dessen Rückseite gleichzeitig ein Regal ist, hatte es Nguyen angetan. Doch dann musste sie feststellen, dass der Hersteller, ein in Montreal ansässiges Unternehmen, sein Ladenlokal aufgegeben hatte. Sie nahm Kontakt mit Domison auf und fand heraus, dass sich die Firma mittlerweile auf kommerzielle Projekte und Online-Vertrieb konzentriert. Das Sofa gab es in Folge der Umstrukturierung dann auch noch zu einem heruntergesetzten Preis!
Sofa: Jasper, Domison
Sofa: Jasper, Domison
Nguyen, die zur Zeit mit Ihrer Abschlussarbeit an der Concordia University beschäftigt ist, hat eine besondere Vorliebe für Kunst und Möbel aus Montreal. Die gerahmten Drucke an der Wand stammen von einer Freundin, der Fotografin Annabelle Agnew; den Tisch ergatterte sie auch der Auflösung des Ladenlokals von Domison.
Tisch: Domison; Stühle: „Reidar” (weiß), „PS 2012“ (schwarz), Ikea
Tisch: Domison; Stühle: „Reidar” (weiß), „PS 2012“ (schwarz), Ikea
Einen Fernseher haben die beiden nicht. „Die Technik ist heutzutage so mobil, dass wir kein Fernsehgerät brauchen“, sagt David Klein. „Und deshalb ist das Wohnzimmer genau das, was es sein sollte – ein Platz zum Abhängen mit Freunden, ein Ort, den man einfach auf sich wirken lassen kann.“
Nachdem sie das Loft gekauft hatten, überlegten sie gemeinsam mit Architekten des Studios Prével, wie sich der fünf Meter hohe Raum zweckmäßiger nutzen ließe. Das offene, in einem Zwischengeschoss untergebrachte frühere Schlafzimmer wurde zu einem geschlossenen Raum und bietet jetzt mehr Privatsphäre – es dient als Gästezimmer.
Ihr eigenes Schlafzimmer befindet sich an der Stelle des früheren Büros. Die beiden nennen es nur noch „das Lager“: Es ist mit einem Etagenbett ausgestattet, das man nur über eine Leiter erreicht: „Das ist unser Lieblingszimmer“, sagt Nguyen. „Es ist wie ein Kinderzimmer für Erwachsene. Und es ist unser Heiligtum – niemand außer uns darf da hinauf.“
Auf der Suche nach einer extrem langen Leiter fanden die beiden auf einem Kleinanzeigenportal zwei alte Eisenbahnleitern. Eine davon erfüllt jetzt am Hochbett – nachdem sie gekürzt, abgeschliffen und lackiert wurde – ihren Zweck.
Teppich: „Gislev“, Ikea
Auf der Suche nach einer extrem langen Leiter fanden die beiden auf einem Kleinanzeigenportal zwei alte Eisenbahnleitern. Eine davon erfüllt jetzt am Hochbett – nachdem sie gekürzt, abgeschliffen und lackiert wurde – ihren Zweck.
Teppich: „Gislev“, Ikea
Von vielen Seiten bekamen sie den gut gemeinten Ratschlag, eine Wanne einbauen zu lassen, um den Wiederverkaufswert der Wohnung nicht zu schmälern. Doch Nguyen bestand ebenso energisch darauf, dass eine Dusche reiche. „Eine gute Dusche ist alles, was man zuhause wirklich braucht“, findet sie. „Wir haben uns gefragt, ob wir eine Wanne jemals benutzen würden. Und wenn wir es nicht tun – warum sollten wir die Raumplanung auf den nächsten Besitzer abstimmen?“
Die zweite der Eisenbahnleitern führt auf einen Zwischenspeicher. „Eine Art Grab für Gegenstände aller Art“, sagt Nguyen lachend. Sie und ihr Partner möchten dort irgendwann mal eine Leseecke einrichten.
In der Küche ist zwar genügend Stauraum vorhanden, doch unter der Treppe stehen zusätzliche Rollwagen im Vintage-Stil bereit, damit häufig benutzte Küchensachen schnell zur Hand sind.
Rollwagen: Råskog, Ikea
Rollwagen: Råskog, Ikea
Das Treppenhaus führt in das Gästezimmer. Von hier aus sieht man die geometrische Hängeleuchte des Flurs.
Leuchte: Apollo, Zone Maison
Leuchte: Apollo, Zone Maison
Nguyen hat selbst schon einige Wohnungen mitgestaltet und kennt sich mit Inneneinrichtung und Umbauten gut aus. Was Platzverschwendung betrifft, hat sie einen klaren Standpunkt: Begehbare Schränke, wie sie in den USA üblich sind, mag sie nicht. „Wo ich solche Räume vorfinde, löse ich sie auf“, sagt sie. „Stattdessen kommen Einbauschränke oder freistehende Wandschränke zum Einsatz. Damit wird der Raum viel besser ausgenutzt, und es gibt weniger tote Winkel, die ohnehin nur verstauben, oder in denen sich Zeug ansammelt.“
Eine glatte Front aus Einbauschränken bedeckt eine der Wände im Gästezimmer.
Eine glatte Front aus Einbauschränken bedeckt eine der Wände im Gästezimmer.
Vor Farben haben Nguyen und Klein jedenfalls keine Angst. Viele ihrer Möbel setzen sich mit einem kräftigen roten Farbton vom allgegenwärtigen Weiß der Umgebung ab. Aus diesen Plüschsesseln werden bei Bedarf im Handumdrehen Gästebetten.
Die Küche musste neu eingebaut werden, also hatten Nguyen und Klein auch hier freie Wahl bei den Materialien. Sie entschieden sich für Schränke und Oberflächen in glänzendem Weiß, die gemeinsam mit Fußboden und Wänden ein stimmiges Gesamtbild ergeben. Die zitronengelbe Rührmaschine von Kitchenaid, die in der Küche für eine kleine Farbexplosion sorgt, gab es im Sonderangebot. Am Kühlschrank finden all die Magneten Platz, die sie von ihren Auslandsreisen mitgebracht haben.
Als Schnäppchenjäger sehen die beiden sich allerdings nicht unbedingt. Aber wenn sie einkaufen, dann niemals unüberlegt. „Ich glaube nicht, dass alles, was man kauft, besonders edel sein muss“, findet Nguyen. „Es reicht doch, wenn man mit den Gegenständen, die man zuhause hat, etwas verbindet, einfach einen emotionalen Zugang zu ihnen hat. Das kann passieren, wenn man ein großartiges Kunstwerk zu einem günstigen Preis bekommt – aber auch, wenn eine Lieferung ewig dauert und man am Ende völlig entnervt ist. In beiden Fällen hat der Gegenstand eine Geschichte, die ihn umso interessanter macht.“
Zurzeit richten die beiden sich übrigens eine Zweitwohnung in San Francisco ein, die Kleins Großvater gehört. Bei der Renovierung legen sie selbst Hand an. Im Modernisieren von Wohnungen haben sie ja mittlerweile einige Erfahrungen gesammelt…
Stahlschrank: PS Kollektion, Ikea
Lassen Sie sich inspirieren! Von unseren Houzzbesuchen in aller Welt >>>
In unserer Rubrik „Houzzbesuch“ stellen wir spannende Projekte der Houzz-Experten vor, aber auch originelle Wohnungen von Privatleuten. Ihr Projekt oder Ihr Zuhause passt perfekt? Dann schreiben Sie uns – und schicken Sie am besten ein paar Fotos mit!
Zurzeit richten die beiden sich übrigens eine Zweitwohnung in San Francisco ein, die Kleins Großvater gehört. Bei der Renovierung legen sie selbst Hand an. Im Modernisieren von Wohnungen haben sie ja mittlerweile einige Erfahrungen gesammelt…
Stahlschrank: PS Kollektion, Ikea
Lassen Sie sich inspirieren! Von unseren Houzzbesuchen in aller Welt >>>
In unserer Rubrik „Houzzbesuch“ stellen wir spannende Projekte der Houzz-Experten vor, aber auch originelle Wohnungen von Privatleuten. Ihr Projekt oder Ihr Zuhause passt perfekt? Dann schreiben Sie uns – und schicken Sie am besten ein paar Fotos mit!
Für Wohnungskäufer, die eine komplette Neueinrichtung vor sich haben, hat Nguyen einen guten Rat: „Versuchen Sie, Ihren ganz eigenen Stil zu finden. Und versuchen Sie, sich dieses Grundthema in den Räumen bildlich vorzustellen. Dann bekommt alles den richtigen Zusammenhang.“ Genauso gin auch das junge Paar vor: Ein strenges Farbkonzept aus Weiß, Schwarz und Rot; wenige ausgesuchte Möbel.