Houzzbesuch
Houzzbesuch: Weite Räume, organische Farben und überall Natur
Ein über 100 Jahre alter Lehmbau, der Blick schweift über Weinberge: Die Australier Ros und Terry Matson leben mit der Natur auf Tuchfühlung
Für das 1890 errichtete Haus ihrer Schwiegereltern hatte die Künstlerin Ros Matson schon immer eine Schwäche: Der Lehmziegelbau in den Adelaide Hills (Australien) bringt einfach all das zusammen, was ihr wichtig ist: Sie mag die unberührte Natur ebenso wie handgefertigte Dinge; sie hat ein Faible für urwüchsige Farben und Strukturen. Als ihr Schwiegervater schließlich die Arbeit auf dem Grundstück und den umliegenden rutschigen Hügeln nicht mehr bewältigen konnte, kauften Ros und ihr Mann Terry Matson ihm das wunderschöne Stück Land mitsamt seinem ungewöhnlichen Gebäude ab.
Gemeinsam mit Arbeitern aus der Umgebung erneuerten die Matsons behutsam die Außenwände und nahmen dringend notwendige Reparaturen vor. Das vorhandene Gebäude mit seinem charakteristischen Äußeren und die Landschaft selbst dienten als gestalterische Vorgabe für einen großzügigen Anbau. Er erweitert das Haus um eine neue Küche, mehr Wohnfläche und ein Atelier. Ursprünglich wurde das Haus von einer achtköpfigen Familie deutscher Auswanderer errichtet. Die Matsons halten ihr Andenken in Ehren: Alle Mitglieder ihrer Großfamilie sind hier stets willkommen.
Auf einen Blick
Hier wohnen: Ros und Terry Matson
In: Uraidla (Südaustralien)
Auf: 264 Quadratmetern
Renovierungskosten: 80000 australische Dollar (ungefähr 55200 Euro) inklusive Material, Geräten und Arbeitsstunden
Das besondere Detail: Der Esstisch war früher ein Arbeitstisch von Schafscherern, die ihre Namen ins Holz ritzten. Die Matsons führen die Tradition fort: Alle ihre Gäste sind eingeladen, sich hier zu verewigen.
Gemeinsam mit Arbeitern aus der Umgebung erneuerten die Matsons behutsam die Außenwände und nahmen dringend notwendige Reparaturen vor. Das vorhandene Gebäude mit seinem charakteristischen Äußeren und die Landschaft selbst dienten als gestalterische Vorgabe für einen großzügigen Anbau. Er erweitert das Haus um eine neue Küche, mehr Wohnfläche und ein Atelier. Ursprünglich wurde das Haus von einer achtköpfigen Familie deutscher Auswanderer errichtet. Die Matsons halten ihr Andenken in Ehren: Alle Mitglieder ihrer Großfamilie sind hier stets willkommen.
Auf einen Blick
Hier wohnen: Ros und Terry Matson
In: Uraidla (Südaustralien)
Auf: 264 Quadratmetern
Renovierungskosten: 80000 australische Dollar (ungefähr 55200 Euro) inklusive Material, Geräten und Arbeitsstunden
Das besondere Detail: Der Esstisch war früher ein Arbeitstisch von Schafscherern, die ihre Namen ins Holz ritzten. Die Matsons führen die Tradition fort: Alle ihre Gäste sind eingeladen, sich hier zu verewigen.
Das Erscheinungsbild der Küche wurde im Laufe der Zeit immer klarer und aufgeräumter. „Früher standen hier überall offene Regale, da sah es viel unübersichtlicher aus. Aber das ist lange her“, erinnert sich Ros, die hier zu sehen ist. Die Arbeitsflächen aus gebeiztem Kiefernholz mit Schubladenschränken aus Edelstahl verleihen der Küche einen sehr funktionalen Look.
Lehmziegel speichern im Winter Wärme, während sie im Sommer das Gebäude kühl halten – und sie sind ein dankbares Material für Umbauten, findet Ros; die Wände im Haus ließen sich leicht durchbrechen. Die Konsistenz der aus Stroh und Lehm bestehenden Ziegel hat allerdings auch ihre Tücken: Als der Rohbau freigelegt wurde, drang staubfein pulverisierter Lehm in alle Ritzen…
Barhocker: Tolix
Lehmziegel speichern im Winter Wärme, während sie im Sommer das Gebäude kühl halten – und sie sind ein dankbares Material für Umbauten, findet Ros; die Wände im Haus ließen sich leicht durchbrechen. Die Konsistenz der aus Stroh und Lehm bestehenden Ziegel hat allerdings auch ihre Tücken: Als der Rohbau freigelegt wurde, drang staubfein pulverisierter Lehm in alle Ritzen…
Barhocker: Tolix
Als die beiden unten im Tal einen kleinen Stausee anlegten, entdeckten sie dort eine uralte Müllhalde; auf der sie auch dieses rustikale Terrakottagefäß fanden.
Der Ausblick in die umliegenden Weinberge hat schon manchem Abendessen die Show gestohlen. Der vielgeliebte Tisch gehörte einmal den Schafscherern im benachbarten Hahndorf, die ihre Namen in das Holz geritzt hatten. „Wir freuen uns über jeden Besucher, der sich in diese Tradition einreiht und auf dem Tisch seinen Namen hinterlässt“, sagt Ros. „Kinder können sich stundenlang mit dieser Aufgabe beschäftigen – Erwachsene manchmal auch.“
Stühle: Vico Magistretti
Stühle: Vico Magistretti
Das Haus liegt am Fuß eines Tals, in dem viel Regen fällt. Im Winter sind Gummistiefel unerlässlich, ebenso wie ein „Mudroom“, in dem man Schuhe und nasse Kleidung ausziehen kann, ohne dass Schmutz ins Haus gelangt. Gleich an der Auffahrt führt ein Seiteneingang in das Wohn- und Esszimmer.
Zwei große Fenstertüren verbinden den Neubau mit dem ursprünglichen Gebäudeteil. Das neue Wohnzimmer ist groß und bietet viel Freifläche; mit seinen Flügelfenstern und den Dachsparren nimmt es aber auch den urtümlichen Charakter des Lehmhauses auf. Dazu passt auch der Boden, der aus alten Backsteinen gelegt ist.
Im Eingangsbereich zeigt sich die Vorliebe der Besitzerin für natürliche Farben und Strukturen: Das Textilkunstwerk ist ein Geschenk ihrer Tochter Sophie die für den australischen Hersteller Country Road Haushaltwaren gestaltet. „Ich mag es, wenn ein Gegenstand nicht so klar und abgezirkelt ist, sondern eher unregelmäßig“, sagt Ros. „Und überhaupt gefällt mir an handgemachten Dingen, dass sie so taktile Oberflächen haben.“
Schemel aus aufgearbeitetem australischen Hartholz von Justin Hermes
Schemel aus aufgearbeitetem australischen Hartholz von Justin Hermes
„In den Wintermonaten gibt es nichts Schöneres, als gemeinsam mit Familie oder Freunden am Feuer zu sitzen, entweder am offenen Kamin im mittleren Zimmer oder an der Feuerstelle im Garten“, findet Ros. „Durch Fußbodenheizungen und Elektroöfen haben wir haben ja alle fast vergessen, auf welch handfeste, naturverbundene Weise wir früher unsere Verbindung zum Winter hergestellt haben.“
„Ein bisschen Kopfzerbrechen hat uns die ursprüngliche Raumaufteilung gemacht. Das Lehmhaus hatte eine quadratische Fläche, zerlegt in vier Räume“, erzählt Ros. „Wir vermuten, dass es zwei Schlafzimmer, eine Küche und ein Aufenthaltsraum waren.“ Eine achtköpfige Familie aus Deutschland hatte sich das Haus und ein weiteres in der Nachbarschaft gebaut; dieses ist das größere von beiden. Die vier Zimmer des Lehmbaus wurden so originalgetreu wie möglich hergerichtet. Drei davon dienen jetzt als Schlafzimmer, eines als Wohnzimmer.
Bett: antikes französisches Landmöbel; Teppich: Stockholm, Ikea
Bett: antikes französisches Landmöbel; Teppich: Stockholm, Ikea
„Ich liebe die Farben und die Beschaffenheit natürlicher Gegenstände, und ich versuche, meine Wohnung nicht im eigentlichen Sinn zu ‚dekorieren’“, erläutert Ros. „Das Lehmhaus war die Wohnung einer Arbeiterfamilie. Deshalb vertragen sich einfache Gefäße, wie zum Beispiel Schüsseln oder Krüge, die man für den Alltag braucht, sehr gut mit diesem Ort.“ Auch Blumen, die sie einfach auf dem Grundstück pflückt, bringt sie oft ins Haus.
Dieses Schlafzimmer liegt im alten Lehmbau. Eines der Enkelkinder übernachtet hier regelmäßig. Das Zimmer behielt dank der behutsamen Renovierung seinen eigenwilligen Charme: aus grobem Holz gezimmerte Türen, patinierte Dielen, eine Zimmerdecke aus breiten Holzleisten und Möbelstücke, die vor dem Sperrmüll gerettet wurden. Das Bild neben dem Bett stammt von einem Trödelmarkt in Adelaide.
Eine Sammlung alter Spielzeuge gibt dem Zimmer eine spielerische, nostalgische Note. „Im Laufe der Zeit hat jeder aus unserer Familie schon mal eine Weile hier bei uns in Uraidla gewohnt. Wenn einer abreist, kommt gleich der nächste: Kinder, Enkel, Schwiegereltern“, erzählt Ros. „Wir haben schon einige Hochzeiten und unzählige andere Familienfeste hier gefeiert.“
Gemälde: Abbey McCulloch
Gemälde: Abbey McCulloch
Das Paar hat vorausgedacht: Das neue Bad wurde rollstuhlgerecht gebaut…
…während im alten Bad eine antike Badewanne mit Löwenfüßen steht. Auch hier blieben die Originaltüren und die mit Holzleisten verkleidete Decke erhalten. Das Gemälde hinter der Wanne, ganz in Schwarz, ist eine Arbeit von Ros.
Ein Speicher neben dem Haus, früher möglicherweise ein Kühlraum für Fleisch, wurde zu ihrem Atelier umfunktioniert und mit der Wohnfläche des Anbaus verbunden. Weil Ros in teils riesigen Formaten arbeitet, nutzt sie auch das Künstlerhaus Fontanelle in der Nähe der Stadt.
Die treibende Kraft in ihren Bildern ist immer die Farbe, unabhängig vom Sujet. Ihre jüngsten Arbeiten machen deutlich, wie stark sie sich beim Malen auf ihr Gespür verlässt.
Die treibende Kraft in ihren Bildern ist immer die Farbe, unabhängig vom Sujet. Ihre jüngsten Arbeiten machen deutlich, wie stark sie sich beim Malen auf ihr Gespür verlässt.
„Es ist doch bemerkenswert, wenn man sich klarmacht: Das Haus wurde vor mehr als hundert Jahren so durchdacht aufgebaut, dass die Sonne morgens in die Küche und nachmittags auf die vordere Veranda schien. Hier kann man wunderbar den Sonnenuntergang beobachten“, schwärmt Ros. „Das ist sehr beruhigend.“
Auf dem Grundstück lässt sich genug Holz für die Kamine im Wohnzimmer und die Feuerstelle im Garten sammeln. Der Vordereingang – mit seinen Originaltüren und -schiebefenstern – wurde sorgfältig restauriert.
Auf dem Grundstück lässt sich genug Holz für die Kamine im Wohnzimmer und die Feuerstelle im Garten sammeln. Der Vordereingang – mit seinen Originaltüren und -schiebefenstern – wurde sorgfältig restauriert.
Auch die Wasserversorgung erfolgt im Einklang mit der Natur und in der unmittelbaren Umgebung. So kommt das benötigte Wasser aus eigenen Regenwassertanks, das Abwasser gelangt ebenfalls nach entsprechender Filterung zurück in den natürlichen Kreislauf.
Um das Grundstück herum haben Ros und Terry um die 150 Olivenbäume der Sorten Manzanilla und Paragon gepflanzt. „Einmal im Jahr pressen wir die Oliven zu Öl. Dabei kommt immer so viel zusammen, dass es für unsere Familie und Freunde gut und gerne übers Jahr reicht“, sagt sie. „Wir haben die Bäume noch nie gedüngt, noch nicht einmal bewässert. Wir können also mit voller Berechtigung sagen: Das Öl ist reinste Bioqualität.“
Um das Grundstück herum haben Ros und Terry um die 150 Olivenbäume der Sorten Manzanilla und Paragon gepflanzt. „Einmal im Jahr pressen wir die Oliven zu Öl. Dabei kommt immer so viel zusammen, dass es für unsere Familie und Freunde gut und gerne übers Jahr reicht“, sagt sie. „Wir haben die Bäume noch nie gedüngt, noch nicht einmal bewässert. Wir können also mit voller Berechtigung sagen: Das Öl ist reinste Bioqualität.“
Ein Schotterweg führt zum Haus. „Wir haben schon oft überlegt, ob wir die Auffahrt nicht asphaltieren sollen. Aber es sieht so viel schöner aus. Allein die Vorstellung von Asphalt gruselt mich“, stellt Ros fest.
Es soll alles bleiben, wie es ist, ein wenig der Zeit entrückt: „Die Stille im Tal, das üppige Grün der Pferdekoppel und der Umgebung, aber auch das offene Feuer, der leuchtende Sternenhimmel – das Haus und seine ruhiges Umfeld haben es in all den Jahren immer wieder geschafft, Gefühle in Bewegung zu setzen und auch den erschöpftesten Besucher sofort zu entspannen.“
Es soll alles bleiben, wie es ist, ein wenig der Zeit entrückt: „Die Stille im Tal, das üppige Grün der Pferdekoppel und der Umgebung, aber auch das offene Feuer, der leuchtende Sternenhimmel – das Haus und seine ruhiges Umfeld haben es in all den Jahren immer wieder geschafft, Gefühle in Bewegung zu setzen und auch den erschöpftesten Besucher sofort zu entspannen.“
Ein Fachwerk-Experte und sein Sohn entwarfen und konstruierten die außenliegenden Verbindungsstücke der großen Dachgiebel des Anbaus, der eine offene Küche und viel Wohnfläche beherbergt. Die großen, nach Norden und Osten ausgerichteten Fenster bieten einen herrlichen Ausblick ins Tal: den Matsons war es besonders wichtig, mit der Natur auf Tuchfühlung zu bleiben.
Keramikschalen: Country Road; die Sofas sind neu gepolsterte Familienstücke