Houzzbesuch: Weniger Krempel, mehr Persönlichkeit in Göteborg
In dieser Dreiraumwohnung ist Platz fürs Wesentliche. Das Motto ihrer Bewohnerin: Lieber weniger Dinge – dafür bessere
A
14. November 2016
Die Böden sind weiß gestrichen, die Textilien bestehen aus leichten Stoffen, und es gibt Erbstücke, Flohmarktfunde und Kunstwerke zu sehen – die Dreizimmerwohnung von Caroline Wass im schwedischen Göteborg findet das Gleichgewicht zwischen Minimalismus und einem ausgeprägten Charakter. „In den vergangenen Monaten habe ich die ganze Wohnung intensiv sauber gemacht und dabei richtig ausgemistet“, erzählt sie. „Jetzt ist sie ganz schlicht eingerichtet, und ich habe nur noch wenige Dinge. Was übrig geblieben ist, hat immer eine eigene Geschichte und spiegelt meine Persönlichkeit wider.“
Hängeleuchte, Sofa: Ikea; Beistelltisch: Göteborgs Auktionsverk
Auf einen Blick
Hier wohnt: Caroline Wass, Wissenschaftlerin und Medizinstudentin
In: Göteborg, Schweden
Auf: 76 Quadratmetern
„Als ich diese Wohnung das erste Mal sah, war es gleich um mich geschehen – obwohl sie in einem ziemlich schlechten Zustand war und dringend renoviert werden musste“, sagt Caroline Wass (im Bild). „Ich glaube, es hat einige andere Interessenten abgeschreckt, dass es wirklich eine Menge zu tun gab.“
Hier wohnt: Caroline Wass, Wissenschaftlerin und Medizinstudentin
In: Göteborg, Schweden
Auf: 76 Quadratmetern
„Als ich diese Wohnung das erste Mal sah, war es gleich um mich geschehen – obwohl sie in einem ziemlich schlechten Zustand war und dringend renoviert werden musste“, sagt Caroline Wass (im Bild). „Ich glaube, es hat einige andere Interessenten abgeschreckt, dass es wirklich eine Menge zu tun gab.“
Das Haus stammt aus dem 19. Jahrhundert und liegt in einer Gegend mit vielen Cafés und Restaurants, mitten im Herzen von Göteborg. 2008 zog Wass in die Wohnung ein. Damals hatte das Schlafzimmer noch keine Türen. „Die Flügeltüren habe ich im Internet entdeckt. Ich bin extra nach Südschweden gefahren, um sie abzuholen“, erinnert sie sich.
„Ich liebe dieses Zimmer. Die Küche und das Bad wurden von den früheren Eigentümern noch renoviert, aber in der restlichen Wohnung war noch einiges zu tun. Ich habe mir ein Sandstrahlgerät gemietet, die alte Farbe entfernt und die Fußböden neu gestrichen.“
„Ich liebe dieses Zimmer. Die Küche und das Bad wurden von den früheren Eigentümern noch renoviert, aber in der restlichen Wohnung war noch einiges zu tun. Ich habe mir ein Sandstrahlgerät gemietet, die alte Farbe entfernt und die Fußböden neu gestrichen.“
Die Truhe hat Wass aus Toronto mitgebracht. „Dort habe ich zwei Jahre lang gelebt, als ich für eine neurowissenschaftliche Arbeit über Schizophrenie geforscht habe“, sagt sie. „Eines Tages kam ich an einem Hinterhofverkauf vorbei. Dort entdeckte ich diese Truhe und nahm sie für 25 Dollar mit.“
„Die Wände im Schlafzimmer waren in einem üblen Zustand, sie mussten neu verputzt werden“, sagt Wass. „Als ich die erste Schicht aufgetragen hatte, fiel mir auf, wie toll sie in diesem Stadium schon aussahen – also habe ich sie so gelassen. Sie haben jetzt eine ziemlich grobe Oberfläche, aber genau so wollte ich sie haben.“
Neben dem Regal steht ein kleines Sofa mit Samtbezug, das Wass bei einer Internet-Auktion entdeckte. „Ich war sofort völlig hingerissen“, erinnert sie sich. „Aber erst als es tatsächlich vor mir stand, wurde mir klar, wie klein es war – fast wie ein Puppensofa. Ich war ziemlich perplex. Ein richtiges Sofa war das nicht. Zwei Kinder passen vielleicht darauf, aber mehr nicht!“
Die Hüte über dem Sofa stammen von ihrer Großmutter. Sie war Hutmacherin und zog in den 1950er-Jahren nach Göteborg.
An der Wand über dem Palettenbett im Gäste- und Arbeitszimmer hängt eine Skizze, die Wass selbst angefertigt hat. Während sie in Toronto war, lernte sie zeichnen. „Meine Mutter konnte sehr gut zeichnen“, sagt sie. „Und mein Vater ist Künstler, er hat mich schon als Kind auf verschiedene Ausstellungen mitgeschleppt.“
Wass ist in Värmland aufgewachsen, einer waldreichen Provinz in Zentralschweden. „Dort lebt der Maler Lars Lerin, der schon früh zu meinen Lieblingskünstlern gehörte“, sagt sie. „Wir sind oft zu seinen Ausstellungen gegangen.“
Wass ist in Värmland aufgewachsen, einer waldreichen Provinz in Zentralschweden. „Dort lebt der Maler Lars Lerin, der schon früh zu meinen Lieblingskünstlern gehörte“, sagt sie. „Wir sind oft zu seinen Ausstellungen gegangen.“
Die einzigen Aufbewahrungsmöglichkeiten in der Wohnung sind das offene Wandregal im Hauptschlafzimmer, zwei Kleiderständer und ein paar Kisten, wie hier im Gäste- und Arbeitszimmer.
Der kleine Arbeitstisch ist ein Erbstück. Solche Dinge durften bleiben, als viele andere gehen mussten: „Im vergangenen Jahr hatte ich mir das Ziel gesetzt, unnötige Gegenstände loszuwerden – als Teil meines Vorhabens, mein Leben einfacher zu gestalten“, erzählt Wass. „Ich möchte mich einfach mit weniger Dingen umgeben. Aber alles, was ich behalte, soll von guter Qualität sein.“
Inspiriert? Die besten Tipps fürs Aufräumen und Ausmisten
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Wass arbeitet als Wissenschaftlerin und absolviert das dritte Jahr ihres Medizinstudiums. „Ich habe immer mal wieder im Ausland gelebt und gearbeitet. Aber im Moment fühle ich mich in Göteborg zu Hause, vor allem in meiner Wohnung“, sagt sie.
Der rote Kühlschrank in der Küche ist ein echter Blickfang. „Das war der erste größere Gegenstand, den ich mir gekauft habe“, sagt Wass.
„Auch die Kaffeemaschine steht mir seit Jahren treu zur Seite. Sie ist mein erster Anlaufpunkt, wenn ich morgens aufwache.“
„Von diesen Dingen mal abgesehen“, erklärt Wass, „kaufe ich mir nur selten etwas Neues. Das meiste, was ich besitze, habe ich geerbt. Diese Wohnung ist etwas Besonderes für mich – in mancher Hinsicht bin ich geradezu mit ihr zusammengewachsen. Ich habe hier gerne Freunde zu Gast. Meine Wohnung drückt aus, was ich bin.“
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Welche der beiden Maschinen meinst Du und von welchem Hersteller ist die Maschine, die Du gut findest? Ich suche selbst gerade eine Espressomaschine die bezahlbar ist.
Gruß
Petra
Die Wohnung finde ich übrigens sehr süß!
Ich meinte die klassische Filterkaffeemaschine. Zu Espressomaschinen kann ich dir leider keinen Tipp geben.