Houzzbesuch: Wohnen in einer ehemaligen Kaserne in Berlin
Helle Räume, mitten im Grünen: Vom ehemaligen Hauptquartier der US-Armee ist in dieser Maisonette nichts mehr zu spüren
Ihre geliebte Berliner Altbauwohnung verlassen zu müssen, war für Tanja Demmerath vor knapp zwei Jahren eine Hiobsbotschaft. Als ihr Mann Magnus dann auch noch eine Wohnungsbesichtigung in einer ehemaligen Kaserne vorschlug, lehnte sie erstmal kategorisch ab. „In eine Kaserne ziehe ich niemals!“ Aber meist kommt es anders, als man denkt: Die anfängliche Skepsis wich der Begeisterung. Seit August 2015 wohnen sie nun in einer großzügigen Maisonette-Wohnung auf dem Gelände des ehemaligen Hauptquartiers der US-Armee. Dort, wo während der Blockade Berlins 1948/49 die Luftbrücke zur Versorgung der Stadt organisiert wurde, haben sie heute ihr neues Zuhause gefunden. Lichtdurchflutete 198 Quadratmeter in luftiger Höhe, ein echtes „Lighthouse“, wie die Familie ihr Zuhause jetzt nennt!
Ein Neuanfang bringt immer viele Veränderungen mit sich. Zunächst hieß es Abschied nehmen von Stuckdecken, Fischgrätparkett und Flügeltüren. Schnell erkannte das Paar, dass die strenge Dreißigerjahre-Architektur ein Umdenken bei der Einrichtung erforderte. Kurzerhand trennten sie sich von den meisten Möbelstücken. „Nur die Kinderzimmermöbel haben wir behalten, damit der Schnitt für die beiden nicht zu groß wird“, sagt Tanja Demmerath, Inhaberin der PR-Agentur Impulse by Communication und Co-Gründerin von Conceptroom. Ihr Mann Magnus Pieper ist Inhaber des gemeinsamen Online-Shops und Sales Manager bei Hoptimist.
Der obere Bereich der Maisonette-Wohnung ist bis auf einen Raum offen gestaltet. „Das war für uns in Bezug auf die Einrichtung erst schwierig, da wir in der Altbauwohnung große, aber in sich geschlossene Räume hatten“, erklärt Demmerath. Die Möbel und Accessoires von Wohn- und Esszimmer, Wintergarten und Küche mussten auf der offenen Fläche gut aufeinander abgestimmt werden. Auch die strenge Form von Fenstern und sichtbaren Trägern, die fast einen industriellen Look erzeugen, erforderte besonderes Feingefühl.
„Einen Raum zu interpretieren und danach einzurichten bedeutet auch immer große Verantwortung zu übernehmen. Abgesehen von Stil und Funktion sollte die Gestaltung mit Herz, Verstand und Verständnis vorgenommen werden. Schließlich verbringen wir die meiste Zeit unseres Lebens in diesen Arrangements“, schreibt Tanja Demmerath im jährlichen Conceptbook ihrer Agentur. Wie ihr das in ihrem eigenen Zuhause gelungen ist?
Ganz bewusst hat das Paar auf weiche Formen und sanfte Farben gesetzt. „Ich wollte die strengen Linien mit organischen Formen und femininen Rundungen brechen und abmildern. Mein Stil ist skandinavisch inspiriert, hat aber auch viele romantische Einflüsse. Das habe ich von meiner französischen Großmutter geerbt“, so die zweifache Mutter. Gemäß dieser coolen Romantik fallen im Wohnzimmer die zwei geschwungenen Sessel von Fredericia in einem sanften Roséton ins Auge.
Sessel: Swoon, Fredericia; Couch: Bolia; Couchtische: Norr11; Gemälde: Thomas Rudolph; Stehlampe: Norr11; Kerzenleuchter: By Lassen; Wandfarbe: Cornforth White, Farrow & Ball
Sessel: Swoon, Fredericia; Couch: Bolia; Couchtische: Norr11; Gemälde: Thomas Rudolph; Stehlampe: Norr11; Kerzenleuchter: By Lassen; Wandfarbe: Cornforth White, Farrow & Ball
Auf dem ebenfalls geschwungenen Sofa von by Lassen kann die PR-Managerin nicht nur entspannen. Sie nennt es liebevoll ihr Instagram-Sofa, weil sie hier abends ihre Fotos auf Tanjademmerath postet. „Außerdem bin ich natürlich immer auf der Suche nach neuen Inspirationen und Kooperationen“, sagt sie.
Der Essbereich bildet die Brücke zwischen Wohnbereich und Küche. Der große Tisch von Ligne Roset besticht durch die natürliche Optik der Sandsteinplatte. Die filigranen, schwarzen Metallkufen lassen die Platte fast schweben. „Viele unserer Gäste kommen rein und sagen: ‚Ja, man sieht, dass ihr hier wohnt.‘ Das empfinde ich als ein großes Kompliment“, sagt die 38-jährige.
Tisch: Vilna, Ligne Roset; Stühle: Eames Plastic Side Chair und Eames Plastic Arm Chair, Vitra; Kinderstühle: Tripp Trapp; Lampe: VP Globe by Verner Panton, Verpan
Tisch: Vilna, Ligne Roset; Stühle: Eames Plastic Side Chair und Eames Plastic Arm Chair, Vitra; Kinderstühle: Tripp Trapp; Lampe: VP Globe by Verner Panton, Verpan
„Wir haben alle Stühle von Vitra polstern lassen. Die Polsterfarben harmonieren mit den Farben im Raum. Für die Keder haben wir Schwarz gewählt.“ Filigrane schwarze Akzente finden sich im gesamten Wohn- und Essbereich wieder. Sie ergänzen die sanften Blau-, Rot- und Rosétöne in Stoffen, Möbeln und Accessoires, den sogenannten Serenity-Farben.
Auch die Farbe des kleinen Sofas harmoniert mit allen Farben im Raum. Der kleine Hoptimist „Woody Bumble“ als schwarzer Akzent darf dabei nicht fehlen – schließlich arbeitet ihr Mann für das Unternehmen. Der Retro-Klassiker aus den Sechzigern wurde von Gustav Ehrenreich entworfen.
Sofa: Mingle, by Lassen
Sofa: Mingle, by Lassen
Tanja Demmerath kocht und backt für Ihr Leben gern. Die Küche in ihrem „Lighthouse“ fand sie dafür zunächst viel zu klein. Sie ergänzte kurzerhand den rechten Küchenblock, auf dem nun ihre Siebträgermaschine von Pavoni Platz findet. Am schwarzen Wandregal von Woud tummelt sich Kay Bojesens Affe über allerlei Köstlichkeiten.
Ein toller Hingucker ist auch die blaue Wand-Leuchte von Brokis in Form eines Luftballons.
Schwarzes Regal: Woud; Küchenblock rechts: Ikea; Herd: Bosch; Spüle und Armaturen: Blanco
Ein toller Hingucker ist auch die blaue Wand-Leuchte von Brokis in Form eines Luftballons.
Schwarzes Regal: Woud; Küchenblock rechts: Ikea; Herd: Bosch; Spüle und Armaturen: Blanco
Viele der Accessoires, Leuchten und Möbel, verkaufen Tanja Demmerath und Magnus Pieper auch online über ihren Design-Shop. Übrigens haben die beiden sich – wen wundert es – auf der Möbelmesse IMM in Köln kennengelernt.
Kerzenleuchter: Kubus, by Lassen; Affe: Kay Bojesen Denmark; Tassen: Björn Wiinblad; Wandleuchte Luftballon: Brokis
Kerzenleuchter: Kubus, by Lassen; Affe: Kay Bojesen Denmark; Tassen: Björn Wiinblad; Wandleuchte Luftballon: Brokis
„Der Wintergarten, der die Küche mit der Terrasse verbindet, ist für mich ein Glücksfall. Er ist zu meinem Lieblingsort in der Wohnung geworden, denn er ist so wahnsinnig gemütlich und kommunikativ zugleich. Wenn ich abends koche, sitzen oder liegen die Kinder auf unserem Walter Knoll Vintage-Daybed und erzählen mir von ihrem Tag. Oder wir hören zusammen Musik und sie tollen auf dem Boden herum.
Wenn wir Gäste im Haus haben, biete ich im Wintergarten gerne einen Begrüßungsdrink an, da ich meistens doch noch mit dem Dinner beschäftigt bin. Durch dieses Verbindungszimmer können wir aber schon gemeinsam den Abend beginnen.“
Wenn wir Gäste im Haus haben, biete ich im Wintergarten gerne einen Begrüßungsdrink an, da ich meistens doch noch mit dem Dinner beschäftigt bin. Durch dieses Verbindungszimmer können wir aber schon gemeinsam den Abend beginnen.“
Für die Einrichtung von drei Räumen zog die Familie den Rat des Berliner Interior-Design Duos Antonius Schimmelbusch zu Hilfe. Neben den Kinderzimmern wurde auch das Home Office von Melissa Antonius und Lena Schimmelbusch gestaltet. Hier verbringt die Unternehmerin viel Zeit. Fein abgestimmte Farben, Materialien und Accessoires lassen trotz aller Funktionalität eine warme und einladende Atmosphäre entstehen. Auch als Gästezimmer kann dieser Raum genutzt werden.
Schreibtischleuchte: Gubi; Schränke: Ikea; Schreibtisch: Maßanfertigung vom Tischler; Tapete: Pattern Studio Berlin; Lampe im Hintergrund: Holmegaard
Schreibtischleuchte: Gubi; Schränke: Ikea; Schreibtisch: Maßanfertigung vom Tischler; Tapete: Pattern Studio Berlin; Lampe im Hintergrund: Holmegaard
Und natürlich dürfen auch hier liebevoll arrangierte Grünpflanzen nicht fehlen.
Hängende Pflanzgefäße: Gewächsglas, Holmegaard; Zebra: Kay Bojesen Denmark
Hängende Pflanzgefäße: Gewächsglas, Holmegaard; Zebra: Kay Bojesen Denmark
Licht, Licht und noch mal Licht. Hier erstrahlt die Leopardenmuster-Tapete (eine Sonderanfertigung) von Pattern Studio aus Berlin.
Auf dem alten Telefonstuhl, einem Erbstück der Großmutter von Ehemann Magnus, führt die Unternehmerin die PR-Agentur auch mal von zu Hause. In ihrer Freizeit nutzt die Familie gern die nahegelegenen Seen und den Grunewald für ausgedehnte Radtouren.
Tapete: Pattern Studio; Malerei: Christine Schmidt, Hamburg
Auf dem alten Telefonstuhl, einem Erbstück der Großmutter von Ehemann Magnus, führt die Unternehmerin die PR-Agentur auch mal von zu Hause. In ihrer Freizeit nutzt die Familie gern die nahegelegenen Seen und den Grunewald für ausgedehnte Radtouren.
Tapete: Pattern Studio; Malerei: Christine Schmidt, Hamburg
Auf die Frage, was das Besondere am neuen Zuhause ist, hat Tanja Demmerath eine klare Antwort: „Das Wohnen mit der Natur. Unsere Wohnung in Grunewald bietet so unglaublich viel Licht. Durch die vielen Panoramafenster leben die Baumkronen, die Wolken, der Himmel und die Sterne um uns herum fast wie weitere Familienmitglieder mit uns mit. Das verleiht Ruhe und Bodenständigkeit im Trubel der Großstadt.“
Mit ihrer Tochter Madelief arrangiert die PR-Expertin gerne Blumensträuße. Die schönen Arrangements findet man in allen Räumen.
Mit ihrer Tochter Madelief arrangiert die PR-Expertin gerne Blumensträuße. Die schönen Arrangements findet man in allen Räumen.
Die Büroschränke sind in Wirklichkeit Küchenunterschränke von Ikea. Hier ließ die Familie einen Tischler Arbeitsplatten passend dazu anfertigen. Auch der Schreibtisch ist eine Maßanfertigung.
Auch im Schlafzimmer herrschen sanfte Töne vor. Entsprechend erholsam und ruhig ist die Atmosphäre. Durch die geöffneten Fenster dringen hier im ruhigen Dahlem keine störenden Geräusche ein. Nur das Rauschen der Bäume im Wind ist zu vernehmen. Ja, so sieht wohl ein perfekter Ruheort aus.
Die bodenlangen Vorhänge wurden von der Schwiegermutter genäht.
Bett: Eigenentwurf, vom Tischler maßangefertigt; Bettlampen: Northern Lighting; Nachttisch: Hay; Deckenleuchte: Vita Copenhagen; Tagesdecke: Framoslo
Bett: Eigenentwurf, vom Tischler maßangefertigt; Bettlampen: Northern Lighting; Nachttisch: Hay; Deckenleuchte: Vita Copenhagen; Tagesdecke: Framoslo
Ein Ensemble in warmen Tönen: Die Lampe von Le Klint ist ein Lieblingsstück von Tanja Demmerath und harmoniert mit Vorhängen und Kommode. Sanfte Farbakzente setzen Pflanzen und Accessoires.
Kommode: Keep, Montana; Stehlampe: Carronade, Le Klint; Vorhänge: Von der Schwiegermutter genäht
Kommode: Keep, Montana; Stehlampe: Carronade, Le Klint; Vorhänge: Von der Schwiegermutter genäht
Die Waschtische im angrenzenden Badezimmer sind ein Eigenentwurf und wurden vom Tischler angefertigt. Der dunkle Schieferboden erdet das ansonsten sehr hell gehaltene Bad. Die Wandleuchten „Facet“ von Le Klint geben ein warmes Licht.
Wandlampen: Le Klint; Waschtische: Maßanfertigung vom Tischler
Wandlampen: Le Klint; Waschtische: Maßanfertigung vom Tischler
Auch wenn die gesamte Wohnung sehr aufgeräumt ist: Hier wohnen auch Kinder. Die Quietscheentchen thronen neben afrikanischen Masken und einem Werk der Künstlerin Christine Schmidt aus Hamburg. Die Masken sind Erinnerungsstücke aus Südafrika, wo ein Teil der Familie wohnt.
Im Gäste-WC bereichert ein schöner Wäsche-Korb von Korbo das Ensemble: „Er ist aus nur einem einzigen Draht von Hand geflochten und übersteht dank Galvanisierung auch im Garten 100 Jahre. Das ist wirklich ein Korb fürs Leben“, schwärmt die Unternehmerin.
Alle Kinderzimmer-Möbel zogen mit in die neuen Räume. Das Zimmer für Tochter Madelief wurde von Antonius Schimmelbusch unter dem Motto „Miami Peach“ entworfen. Romantisch und fast ein wenig wie im Märchenwald, kann die kleine Tochter hier jetzt spielen und lernen. Die federleichte Deckenleuchte „Eos“ von Vita Copenhagen ist aus gefärbten Daunen und passt zum leicht verwunschenen Look des Zimmers.
Bett: Oliver Furniture; Tapete: House of Hackney; Teppich: Hem; Fliegennetz: Manufactum
Schön und skurril: 8 Leuchten, die Spaß machen
Bett: Oliver Furniture; Tapete: House of Hackney; Teppich: Hem; Fliegennetz: Manufactum
Schön und skurril: 8 Leuchten, die Spaß machen
Kräftiges Pink von Little Green schafft einen Ruhepol und Kontrast zur gemusterten Tapete von House of Hackney.
Stuhl: Hartô; Wandfarbe: Leather 191, Little Green; Schreibtisch: Maßanfertigung; Aufbewahrung: Ikea
Stuhl: Hartô; Wandfarbe: Leather 191, Little Green; Schreibtisch: Maßanfertigung; Aufbewahrung: Ikea
Auch im Jungenzimmer, das unter dem Thema „Pfadfinder“ entstand, herrschen kräftige Töne vor: Eine Korktapete auf der Bettseite und die Wandfarbe „India Yellow“ von Farrow & Ball an der Fensterfront. Die Auflagen für die Sitzgelegenheiten und gleichzeitigen Stauraum nähte die Schwiegeroma.
Bett: Oliver Furniture; Aufbewahrung: Ikea; Schreibtisch: Hartô, Stuhl: Hay
Bett: Oliver Furniture; Aufbewahrung: Ikea; Schreibtisch: Hartô, Stuhl: Hay
Mit Deutsch, Niederländisch und Englisch wachsen die Kinder Madelief und Tjorven dreisprachig auf. „Mein Mann ist Niederländer. Daher haben auch die Kinder ihre Namen“, sagt Demmerath.
Eine Wand wurde mit Kork tapeziert. So können alle Kunstwerke beliebig auf- und umgehängt werden.
Englisches ABC-Poster: Gretas Schwester; Gartenzelt/Betthimmel: Manufactum; Tapete: aus Kork, Bauhaus
Englisches ABC-Poster: Gretas Schwester; Gartenzelt/Betthimmel: Manufactum; Tapete: aus Kork, Bauhaus
Ein freundliches und aufgeräumtes Entrée mit einer minimalistischen Garderobe von Applicata. Hier geht der Flur zu den Schlafräumen ab.
Bank: Woud; Garderobe: Applicata
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Bank: Woud; Garderobe: Applicata
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Hier wohnen: Tanja Demmerath (38), Inhaberin der PR-Agentur Impulse by Communication und Co-Gründerin von Conceptroom mit ihrem Mann Magnus Pieper (37) und den beiden Kindern Madelief (6) und Tjorven (4)
Im: Funkhaus des ehemaligen Hauptquartiers der US-Armee in Berlin-Dahlem
Auf: 198 Quadratmetern
Fotos: Simone Augustin