Houzzbesuch: Wohnen wie im Altbau – in einem neuen Dachgeschoss
Aus zwei mach eins und aus neu mach alt – das war, kurzgefasst, die Herausforderung beim Ausbau dieses Dachgeschosses in Berlin
Eva Bodenmüller
17. Februar 2016
Houzz Deutschland Contributor. Freie Autorin mit Faible für Architektur und Technik, Garten und Kulinarik
Houzz Deutschland Contributor. Freie Autorin mit Faible für Architektur und Technik,... Mehr
Im Dachgeschoss eines alten, denkmalgeschützten Hauses in Berlin sollten ursprünglich zwei Wohnungen entstehen. Doch ein junges Unternehmerpaar entschied sich kurzerhand, beide Wohnungen zu kaufen – und zusammenzulegen. Eine Herausforderung für die Innenarchitekten von Novono, die das Paar mit der Planung und Umsetzung seines Wohntraumes beauftragte. „Die Wohnung hat zwei Eingänge, einen mit Fahrstuhl und einen ohne. Von beiden sollten auch Gäste in den Wohnbereich gelangen, ohne zuvor durch private Räume zu kommen. Dafür haben wir lange am Grundriss gefeilt“, erinnert sich Nora von Nordenskjöld, Inhaberin von Novono.
Auf einen Blick
Hier wohnt: ein junges Unternehmerpaar
In: einem Dachgeschossausbau im sechsten Stock in Berlin
Auf: 180 Quadratmetern
Experten: Novono und Berlincuisine
Ausstattung: viel Vintage und maßgefertigte Einbauten
Hier wohnt: ein junges Unternehmerpaar
In: einem Dachgeschossausbau im sechsten Stock in Berlin
Auf: 180 Quadratmetern
Experten: Novono und Berlincuisine
Ausstattung: viel Vintage und maßgefertigte Einbauten
Zentrales Element in der 180 Quadratmeter großen Wohnung ist der offene Wohnbereich mit Küche, Ess- und Wohnzimmer. Ein Musikzimmer gehört ebenfalls dazu – allerdings gibt es zwischen dem übrigen Wohnraum und diesem Zimmer eine Trennwand aus Glas. „Gelegentlich wird dieser Raum als Arbeitszimmer genutzt“, erklärt von Nordenskjöld. „Daher sollte er vom Wohnraum abgetrennt werden können.“
Die schwarze Eisenrahmenkonstruktion der Trennwand ist den Fenstern alter Fabrikhallen nachempfunden. Sie besteht aus zwei feststehenden und zwei beweglichen Elementen, die sich über eine Schiene an der Decke nach rechts und links auf- und zuschieben lassen. „Auf eine Bodenschiene haben wir bewusst verzichtet. Das sieht nicht schön aus und stellt zudem eine Stolperfalle dar“, so von Nordenskjöld.
Die schwarze Eisenrahmenkonstruktion der Trennwand ist den Fenstern alter Fabrikhallen nachempfunden. Sie besteht aus zwei feststehenden und zwei beweglichen Elementen, die sich über eine Schiene an der Decke nach rechts und links auf- und zuschieben lassen. „Auf eine Bodenschiene haben wir bewusst verzichtet. Das sieht nicht schön aus und stellt zudem eine Stolperfalle dar“, so von Nordenskjöld.
Die massiven Holzbalken der Dachkonstruktion sind hinter Gipskartonplatten verschwunden, mitsamt der notwendigen Dämmung. „Auch wenn die Dachbalken nicht sichtbar sind, haben wir mit Holzelementen den Charakter eines Holzdachstuhls nachempfunden“, sagt von Nordenskjöld. Diese Elemente hat sie geschickt genutzt: Hier verlaufen Stromschienen, an denen sich Leuchten flexibel anbringen lassen. So können die Möbel auch mal verschoben werden, die Leuchten wandern entlang der Stromschienen einfach mit. Unauffällige Strahler verschwinden fast in den dunklen Elementen.
Die Leuchten über dem Esstisch (gleich neben der Kücheninsel) sind ebenso wie der Tisch und die Stühle Vintagefunde. „Wir haben unsere Anlaufstellen, Läden und Märkte, wo wir Schätze wie diese finden“, so von Nordenskjöld. Eigentlich gehören an den Esstisch sechs passende Stühle, wie hier zu sehen. „Aber bei Bedarf stellen die beiden Stühle dazu.“ Das junge Paar lädt gerne Freunde und Bekannte ein; das mussten die Innenarchitekten in ihrer Planung berücksichtigen und ausreichend Platz für Besteck, Geschirr und Küchenutensilien einplanen. Einiges davon ist im weißen Einbauschrank unter den Dachfenstern untergebracht.
Die Maßanfertigung stammt von Herbert John Klitzsch, vonBerlincuisine, der auch die Küche gebaut hat.
Die Maßanfertigung stammt von Herbert John Klitzsch, vonBerlincuisine, der auch die Küche gebaut hat.
„Er ist mein Lieblingsküchenbauer“, schwärmt von Nordenskjöld, die bereits mehrere Projekte mit dem Tischler und Architekten umgesetzt hat. Der frei stehende Küchenblock ist aus warmgewalztem Edelstahl. In die Arbeitsplatte eingebaut ist ein Herd von Bora mit integriertem Dunstabzug. In der grau lackierten Küchenzeile an der Wand sind die übrigen Küchenutensilien und Kochbücher versteckt. „Manche finden die Küche sicher groß“, sagt von Nordenskjöld. „Doch die beiden bewirten gerne Gäste. Dann relativiert sich die Größe ganz schnell.“
Größe ist ohnehin relativ. So mag die Terrasse vor dem Wohnzimmer in der Quadratmeterzahl klein sein, doch von hier öffnet sich ein großartiger Blick über Berlin. Die Terrasse entstand beim Umbau des Dachgeschosses.
Damit das Dachgeschoss überhaupt bewohnbar werden konnte, musste der Dachstuhl angehoben werden. Von Nordenskjöld bedauert: „Das Dachgeschoss sieht danach nicht mehr aus, als wäre es in einem alten Haus.“ Darum hat sie beim Ausbau besonders darauf geachtet, dass das neue Wohngeschoss zu der alten Substanz des denkmalgeschützten Hauses passt.
Damit das Dachgeschoss überhaupt bewohnbar werden konnte, musste der Dachstuhl angehoben werden. Von Nordenskjöld bedauert: „Das Dachgeschoss sieht danach nicht mehr aus, als wäre es in einem alten Haus.“ Darum hat sie beim Ausbau besonders darauf geachtet, dass das neue Wohngeschoss zu der alten Substanz des denkmalgeschützten Hauses passt.
Ein gutes Beispiel hierfür ist der Parkettboden. Er wurde neu verlegt, das sieht man ihm allerdings nicht an. Vielmehr wirkt er wie ein Teil des Hauses, mit diesem gealtert. „Wie wir das erreichen, ist ein kleines Geheimnis“, so von Nordenskjöld. Der Boden passt perfekt zu dem alten Gebäude, ohne dass die Bewohner auf eine Fußbodenheizung verzichten müssten. Alte Optik, moderner Komfort.
Auch bei den Türen fällt kaum auf, dass sie neu sind. Die profilierten Rahmentüren mit Holzfüllungen wurden mit dem Pinsel angestrichen. „Es ist sehr mühsam, für eine neue Wohnung mit vielen Zimmern gleiche, alte Türen zu finden. Bei Projekten wie diesem verwenden wir daher lieber neue Türen, die aber vom Stil zum Gebäude passen“, erläutert von Nordenskjöld.
Auch bei den Türen fällt kaum auf, dass sie neu sind. Die profilierten Rahmentüren mit Holzfüllungen wurden mit dem Pinsel angestrichen. „Es ist sehr mühsam, für eine neue Wohnung mit vielen Zimmern gleiche, alte Türen zu finden. Bei Projekten wie diesem verwenden wir daher lieber neue Türen, die aber vom Stil zum Gebäude passen“, erläutert von Nordenskjöld.
Wirklich alt sind die Vintage-Loungestühle von Warren Platner (Knoll) die im Wohnzimmer und manchmal auch im Musikzimmer stehen.
Der schwarze Einbauschrank dagegen ist neu, ebenfalls ein Werk von Berlincuisine. Hier verbirgt sich auf raffinierte Weise die gesamte Unterhaltungselektronik. Im unteren Teil ist ein zweiseitig verglaster Tunnelkamin eingebaut.
Der schwarze Einbauschrank dagegen ist neu, ebenfalls ein Werk von Berlincuisine. Hier verbirgt sich auf raffinierte Weise die gesamte Unterhaltungselektronik. Im unteren Teil ist ein zweiseitig verglaster Tunnelkamin eingebaut.
Dessen Flammen sind auch vom Schlafzimmer aus zu sehen, das an das Wohnzimmer grenzt. Ein Metallgitter sorgt für Sichtschutz und Privatsphäre. Es kann bei Bedarf vor die Scheibe gestellt werden.
Die kleine Nische zwischen Kamin und Dachschräge ist durch den Einbau maßgefertigter Bretter zum Regal geworden.
10 Kamine mit Flammen-Panorama >>>
Die kleine Nische zwischen Kamin und Dachschräge ist durch den Einbau maßgefertigter Bretter zum Regal geworden.
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Längsseits unter der Dachschräge haben die Innenarchitekten mit Einbauten für Stauraum gesorgt. Die grauen Einbauschränke fügen sich elegant ein und sind perfekt auf die dunkelblauen Wände um das Bett abgestimmt.
Was passt zu dunklen Wänden? >>>
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Auch beim Weg ins Badezimmer zeigt sich der ausgeklügelte Grundriss. Durch die Ankleide hindurch führt er vorbei am Waschmaschinen- und am Hauswirtschaftsraum. Ihnen liegt die Toilette gegenüber, ein separater Raum.
Für gute Luft in der gesamten Wohnung sorgt eine Klimaanlage. Die ist aber sehr unauffällig, fast unsichtbar.
Auch im vorderen Bereich des Bades ist Eichenparkett verlegt. „Der Parkettboden im Bad ist kein Problem, denn er ist aus massivem Holz“, erklärt von Nordenskjöld.
Für gute Luft in der gesamten Wohnung sorgt eine Klimaanlage. Die ist aber sehr unauffällig, fast unsichtbar.
Auch im vorderen Bereich des Bades ist Eichenparkett verlegt. „Der Parkettboden im Bad ist kein Problem, denn er ist aus massivem Holz“, erklärt von Nordenskjöld.
Für die Dusche, die sich hinter einem Wandvorsprung versteckt, hat sie auf versiegelte Zementmosaikfliesen von Via gesetzt. Der Weg aus der Dusche führt vorbei an einem weißen Heizkörper von Devon & Devon, der auch als Handtuchhalter dient. Vor den anthrazitfarbenen Wandfliesen sieht er fast aus wie eine abstrakte Skulptur, vielleicht eine Figur auf spindeldürren Beinen?
Der Weg aus der Dusche ist jedenfalls lang genug, dass nicht mehr allzu viel Wasser auf den Parkettboden tropfen wird.
Der Weg aus der Dusche ist jedenfalls lang genug, dass nicht mehr allzu viel Wasser auf den Parkettboden tropfen wird.
Im Bad liegen sich Badewanne und Waschbecken gegenüber. Von oben fällt Tageslicht in den weiß gefliesten Raum. Zusätzlich sind Wandleuchten angebracht, an beiden Seiten der Vintagespiegel. Einer davon hängt über der Badewanne, der andere über dem Waschbecken. Durch diese Position spiegeln sie sich ineinander und erzeugen einen Unendlichkeitseffekt. „Wenn die Leuchten am Spiegel an sind, entsteht eine dramatische Atmosphäre. Da ist es besonders reizvoll, nachts in der Badewanne zu liegen“, sagt von Nordenskjöld.
Armaturen: Zucchetti
Das Spiel mit Kontrasten wendet von Nordenskjöld in der gesamten Wohnung konsequent an. In der Gästetoilette steht ein weißes Waschbecken vor der anthrazitfarben gefliesten Wand. am Boden liegen die gleichen Via-Fliesen wie in der Dusche.
Im Flur bilden die weißen Sockelleisten und der weiße Garderobeneinbauschrank einen starken Kontrast zur olivgrün gestrichenen Wand. „Hohe Sockelleisten eignen sich prima, um Akzente zu setzen. Helle Sockelleisten kontrastieren dunkle Wände und umgekehrt“, erläutert von Nordenskjöld. „Zudem lassen sich hier wunderbar unauffällig Steckdosen einbauen.“
Im Flur bilden die weißen Sockelleisten und der weiße Garderobeneinbauschrank einen starken Kontrast zur olivgrün gestrichenen Wand. „Hohe Sockelleisten eignen sich prima, um Akzente zu setzen. Helle Sockelleisten kontrastieren dunkle Wände und umgekehrt“, erläutert von Nordenskjöld. „Zudem lassen sich hier wunderbar unauffällig Steckdosen einbauen.“
Das Licht im Flur kommt von Leuchten aus den siebziger Jahren. Die Kommode ist allerdings wesentlich älter, ein Familienerbstück. „Solche Erinnerungsstücke versuchen wir immer harmonisch in die Wohnraumgestaltung zu integrieren. Die Kunden hängen daran. Dementsprechend sollten diese Möbelstücke auch einen schönen Platz bekommen“, so von Nordenskjöld.
Vom Flur führt der Weg geradewegs auf den fahrstuhlseitigen Eingang. Tatsächlich ist er sowohl bei Gästen als auch den Bewohnern beliebter als der Eingang über das alte Treppenhaus. Kein Wunder bei einer Wohnung im sechsten Stock eines Altbaus ….
Wohnen unterm Dach: Tipps, Ideen und spannende Projekte im Houzz-Magazin >>>
Vom Flur führt der Weg geradewegs auf den fahrstuhlseitigen Eingang. Tatsächlich ist er sowohl bei Gästen als auch den Bewohnern beliebter als der Eingang über das alte Treppenhaus. Kein Wunder bei einer Wohnung im sechsten Stock eines Altbaus ….
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oh ja stimmt, die sehen wirklich Klasse aus, überhaupt- die Wohnung ist schon ein Traum geworden, Neid, Neid
Ein Grundriss wäre das Tüpfelchen auf dem i. Aber auch so ist zu erkennen, dass es sich um einen sehr gelungenen Umbau handelt. Toll finde ich (wie immer) die Einbauten und hier v.a. auch die, die den Platz unter der Dachschräge so gut nutzen.