Houzzbesuch
Architektur
Raumgestaltung
Houzzbesuch: Wohnlichkeit in prägnanter Loft-Architektur
Wenn ein offenes Raumkonzept starke Vorgaben macht, braucht es viel Gespür bei der Möblierung
Architektur prägt das Wohnen. Umso mehr, wenn sie ein klares Konzept verfolgt, offenes Wohnen etwa, das alle Funktionsbereiche umfasst. Kann ein solcher Raum dennoch gemütlich werden? Susanne Kaiser zeigt in einer Wohnung im Berliner Estradenhaus, wie es geht. Lichtdurchflutete Räume erleichterten ihr, den Wunsch des Kunden nach mehr Wohnlichkeit umzusetzen, ohne in das Architekturkonzept einzugreifen.
Im Grundriss sind links und rechts die beiden Podeste zu erkennen, die den blauen Fußboden rahmen. Die Servicezone mit Küche, Eingang, Toilette und Bad erstreckt sich über die gesamte Länge des Apartments.
Gemütlich und wohnlich. Gemütlichkeit und Wohnlichkeit sollten nach den Wünschen des Kunden in den Raum einziehen. Ohne das Konzept des offenen Wohnraums zu durchbrechen, sollten zudem verschiedene Aufenthaltszonen entstehen. „Wir wollten die Wohnung auch für mehrere Personen nutzbar machen“, erklärt Kaiser. Wenngleich das Apartment an ein oder maximal zwei Personen vermietet wird, sollen die doch auch Besuch empfangen können, ohne dass dadurch die Privatsphäre gestört wird.
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Harmonie in Blau und Braun. Blauer Epoxidharzboden und honigschimmernde Holzelemente gaben den Ton auch für die weitere Möblierung an. „Brauntöne harmonieren mit dem Boden. Ihm wollten wir seinen starken Auftritt lassen“, so die Innenarchitektin. Ihr war es wichtig, mit dem Objekt zu arbeiten, wie sie sagt. Den industriellen Charakter mit Sichtbetondecke und Aufputzinstallationen mit den Wünschen des Kunden zu kombinieren, war dabei durchaus eine Herausforderung.
Wohnlichkeit entsteht über die Möblierung. Spiegel und Duschvorhang kontrastieren das industrielle Auftreten des Bades, das der Architekt mit schwarzen Fliesen und bunten Absperrventilen unterstrich.
Das Bett nimmt den honigfarbenen Holzton der vorhandenen Kiemenwand auf, wird durch einen seidig schimmernden Vorhang vom Rest des Raumes abgetrennt. Diese flexible Lösung wahrt bei Bedarf die Intimsphäre des Schlafbereichs. Die übrige Möblierung wirkt durch Weiß-, Braun- und Grautöne zurückhaltend.
Das Bett nimmt den honigfarbenen Holzton der vorhandenen Kiemenwand auf, wird durch einen seidig schimmernden Vorhang vom Rest des Raumes abgetrennt. Diese flexible Lösung wahrt bei Bedarf die Intimsphäre des Schlafbereichs. Die übrige Möblierung wirkt durch Weiß-, Braun- und Grautöne zurückhaltend.
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Lichtdurchflutet am Tag, stimmungsvoll bei Nacht. Die beiden Podeste an den Schmalseiten der Wohnung sind Teil des architektonischen Lichtkonzepts. Diese Höhenversprünge entlang der gesamten Hausbreite entstanden, indem die Decken der Geschosse um vierzig Zentimeter nach oben versetzt wurden. So fällt das Tageslicht tiefer in den Raum. Zugleich verschwindet der obere Teil des Fensterrahmens aus dem Sichtfeld, wodurch ein Gefühl von mehr Weite entsteht.
Das Tageslichtkonzept ergänzte Kaiser durch unterschiedliche Lichtquellen. Bei Dunkelheit leuchten die Deckenstrahler als Grundbeleuchtung den Raum komplett aus. Gezielte Lichtinseln entstehen durch Hängeleuchten in der Küche und über dem Esstisch. Sie werden durch Nachttischleuchten und verschiedene Stehleuchten ergänzt.
„Wir haben allein mit den Möbeln und unserem Beleuchtungskonzept den Wunsch unseres Kunden nach mehr Wohnlichkeit umsetzen können“, freut sich Kaiser.
Auf: 92 Quadratmetern
In: Berlin-Prenzlauer Berg
Budget: etwa 20.000 Euro
Expertin: Susanne Kaiser Architektur & Interior Design
Fotos: Michael Zalewski
Flexible Architektur. 1998 errichtet, zeigt das Estradenhaus von Wolfram Popp in Berlin-Prenzlauer Berg, wie flexibles Wohnen gehen kann. Die Apartments bestehen aus einem großen Raum, von dem sich die dienenden Räume wie Küche und Bad durch eine „Kiemenwand“ aus zwölf gleich breiten, raumhohen Holzlamellen abtrennen lassen. Zwei gegenüberliegende Seiten sind voll verglast, davor jeweils vierzig Zentimeter hohe und einen Meter achtzig tiefe Podeste über die gesamte Breite des Raumes. „Einen sehr starken Bestand“, nennt es die Innenarchitektin Susanne Kaiser, die ihr Büro im selben Gebäude hat.