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In der Grauzone: Beton im Trend
Kalt, schwer, und ruppig? Vergessen Sie alles was Sie über Beton gehört haben: Er ist alles andere als brutal!
Yvonne Schröder
3. August 2014
Journalist, Blogger & Lifestyle-Expert, www.dieschroeder.com
Journalist, Blogger & Lifestyle-Expert, Mehr
Bei einer Badewanne aus Beton denkt man nicht sofort an gemütliches Planschen am Wochenende, bei einem Beton-Schreibtisch nicht an ein filigranes Möbelstück. Eine Deckenleuchte aus Beton löst bei dem ein oder anderen vielleicht sogar comicartige Szenen im Kopf aus, bei denen sie durch die Decke in das nächste Stockwerk bis zum Erdgeschoss kracht. Assoziationen wie diese sind allerdings nicht mehr ganz zeitgemäß. Hart, kalt, wahnsinnig schwer – alles Vorstellungen aus einer Zeit, als Beton nur als massiver Grundwerkstoff für Wände und Fundamente galt. Aber in den letzten Jahren haben die Architektur- und Designexperten uns eines Besseren belehrt – und das unprätentiöse Material wieder ins Haus geholt.
Spätestens beim Blick auf coole New Yorker Lofts stellte sich in puncto Beton der Haben-Wollen-Effekt ein. Stichwort: Industrial Chic! Auch das Midcentury-Revival trägt seinen Teil zur neuerflammten Liebe bei – es erinnert uns an die bedeutenden Architekturen der Moderne und des Brutalismus; einer Strömung, deren Name sich vom französischen Wort für Sichtbeton, béton brut, ableitete.
Sichtbeton, das nimmt man wieder wörtlich: Wandverkleidungen werden abgerissen, das rohe Material inszeniert – mit der typischen Holzmaserung, die von der Gussverschalung herrührt, oder, interessanter noch: glänzend glattpoliert und gewachst. Die Farbpalette reicht von Asche über Nebel bis Maus; und lässt sich prächtig mit den unterschiedlichsten Materialien und Farben kombinieren.
Sichtbeton, das nimmt man wieder wörtlich: Wandverkleidungen werden abgerissen, das rohe Material inszeniert – mit der typischen Holzmaserung, die von der Gussverschalung herrührt, oder, interessanter noch: glänzend glattpoliert und gewachst. Die Farbpalette reicht von Asche über Nebel bis Maus; und lässt sich prächtig mit den unterschiedlichsten Materialien und Farben kombinieren.
Die Grundstoffe von Beton sind natürlich – Zement (aus Kalkstein oder Ton hergestellt), gemischt mit Sand oder Kies und Wasser. Und er harmoniert hervorragend mit anderen Naturmaterialien wie Holz. Auch Erdtöne und Ziegelwände lassen in Verbindung mit der puren Beton-Ästhetik echte Gemütlichkeit aufkommen. Viel natürliches Licht (oder indirektes künstliches) dazu und schon wirkt ein Raum warm und luftig – so viel zum Thema kalt, schwer und ruppig…!
Im Outdoor-Bereich wird Beton schon lange eingesetzt, vor allem weil er allen Witterungen auf ewig Stand hält. Als stabile Tischplatte auf rustikalen Beinen oder kombiniert mit einem Terrassenboden aus Holz sieht der brachiale Stoff richtig edel aus (und die Acapulco-Chairs sind dazu echte Knaller!).
Was für Outdoor gut ist, muss für Nassräume wohl taugen: Wanne, Becken und Böden aus hellgrauem Sichtbeton machen aus diesem Badezimmer eine außergewöhnliche Wellness-Oase.
Ein Liebling für die Ewigkeit! Geradlinig und auf das Wesentliche reduziert ist dieses freischwebende Waschbecken. Schlichte Einlassungen aus Teak und die passende Ablagefläche für Zahnbecher & Co. lockern die Optik etwas auf. Tatsächlich ist das Becken auch gar nicht so schwer, wie man erwartet und daher auch an fast jede Wand montierbar.
Beton kann jedoch nicht nur in kantige, sondern in jede erdenkliche Form gegossen werden – etwa zu ovalen Tischen, runden Waschbecken oder Feuerschalen. Besonders schön sind auch Vasen oder Obstschalen aus Beton – die kann man übrigens auch selbst machen.
Beliebt sind momentan Küchenplatten aus Beton: Sie werden aus einem Stück gegossen (mit bis zu fünf Metern Länge!), sind fugenlos und können gleich mit integriertem Waschbecken und Ceranfeld bestellt werden – alles aus einem Guss eben! Subway Tiles komplettieren hier den Industrial-Look; Holzregale verhindern, dass diese Kombination klinisch wirkt.
Während Firmen wir Bulthaup an millimeterdünnen Platten tüfteln, tragen andere richtig dick auf, und fertigen solche mit zehn oder gar zwanzig Zentimetern Dicke. Das geht: Denn Arbeitsflächen aus Beton sind sogar leichter als solche aus Granit oder Mamor. Eine spezielle Beschichtung schützt die Platte vor Feuchtigkeits- oder Säureeinwirkungen, sodass Rotweinflecken keine Chance haben. Gemütlichen Abenden an Ihrem Betontresen steht also nichts mehr im Weg!
Während Firmen wir Bulthaup an millimeterdünnen Platten tüfteln, tragen andere richtig dick auf, und fertigen solche mit zehn oder gar zwanzig Zentimetern Dicke. Das geht: Denn Arbeitsflächen aus Beton sind sogar leichter als solche aus Granit oder Mamor. Eine spezielle Beschichtung schützt die Platte vor Feuchtigkeits- oder Säureeinwirkungen, sodass Rotweinflecken keine Chance haben. Gemütlichen Abenden an Ihrem Betontresen steht also nichts mehr im Weg!
Einer der großen Vorteile des schlichten Sichtbeton-Looks? Sie können jede Menge Akzente setzen – sei es durch pastellgelbe Einbauschränke oder türkisblaue Stühle (wie dem Eames Side Chair von Vitra). Auch bunte Deko-Artikel sorgen für einen echten Frische-Kick!
Oder wie wäre es mit einem stilvollen Tarn-Look? Das Sofa in hellem Grau verschwindet beinah vor der Betonwand (was hier wohl zuerst da war?).
Um den Industrial Chic perfekt zu machen, sind Vintage-Elemente besonders hilfreich: Ein altes Waschbecken oder Armaturen aus Messing passen toll zur matt betongrauen Wand.
Doch Beton ist nicht auf eine Stilrichtung abonniert, zwischen Landhaus und Moderne ist alles möglich – auch so erklärt sich die Renaissance des „Marmors der Moderne“. Durch neueste Verarbeitungsweisen ähnelt seine Haptik dem edlen Stein inzwischen sogar.
Auch Betonputz, wie der Beton Ciré aus Frankreich, profitiert vom Sinneswandel – der zementgebundene Feinputz verpasst etwa dem Bad einen fugenlosen, dabei jedoch warmen Look. Durch Putz und Stucco-Techniken kann die Betonoptik also auch nachträglich umgesetzt werden – selbst wenn Sie in einem Ziegel-Altbau wohnen!
Doch Beton ist nicht auf eine Stilrichtung abonniert, zwischen Landhaus und Moderne ist alles möglich – auch so erklärt sich die Renaissance des „Marmors der Moderne“. Durch neueste Verarbeitungsweisen ähnelt seine Haptik dem edlen Stein inzwischen sogar.
Auch Betonputz, wie der Beton Ciré aus Frankreich, profitiert vom Sinneswandel – der zementgebundene Feinputz verpasst etwa dem Bad einen fugenlosen, dabei jedoch warmen Look. Durch Putz und Stucco-Techniken kann die Betonoptik also auch nachträglich umgesetzt werden – selbst wenn Sie in einem Ziegel-Altbau wohnen!
Doch nicht nur optisch hat sich Beton, das früher als „Low-Tech-Material“ gehandelt wurde, weiterentwickelt. Mit den ästhetischen Ansprüchen sind auch die baulichen Anforderungen gestiegen. Sogenannte Hochleistungsbetone sind nahezu unzerstörbar und daher so gut wie ewig haltbar. Textil- oder Glasfaserbetone wurden zum Bau von extrem filigranen Konstrukten entwickelt; lichtdurchlässige Betone ermöglichen interessante Schattenspiele. Isolationsbetone wiederum helfen beim Energiesparen und werden zum Beispiel in Passivhäusern verbaut. Es gibt sogar selbstreinigende Betone, die mithilfe von Tageslicht und Regenwasser Luftschadstoffe entsorgen!
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