In diesem Landhaus in Vermont entstand „Das Dschungelbuch“
Das Remake des Disneyfilms kommt in die Kinos! Und in dem Haus, in dem Rudyard Kipling die Vorlage schrieb, kann man heute Urlaub machen
Mitten in den verschneiten Green Mountains im US-Bundesstaat Vermont dachte sich Rudyard Kipling Geschichten aus, die im feuchtwarmen indischen Dschungel spielen und von einem Jungen handeln, der unter Wölfen aufwächst. Der in Bombay geborene und in Großbritannien aufgewachsene Autor war mit einer Amerikanerin verheiratet, und in der Nähe ihres Elternhauses ließ er 1893 den Landsitz errichten, von dem er immer geträumt hatte. Er nannte ihn Naulakha (Hindi für „unbezahlbarer Juwel“) und genoss hier seinen Alltag, ein häusliches Leben in der Natur. Seine Tochter Josephine war gerade auf die Welt gekommen, für sie schrieb er „Das Dschungelbuch“. Die Worte flossen ihm nur so aus der Feder, und ein Jahr später hatte er das Buch vollendet.
Das familiäre Idyll hielt leider nicht lange an, aber die Geschichte von Mogli, dem Wolfskind, erfreut sich immer noch großer Beliebtheit. Disneys hat sein Trickabenteuer von 1967 mit neuer Technik verfilmt. Das Remake des „Dschungelbuchs“ kommt am 14. April in die Kinos, und einige Stars wirken mit: Bill Murray, Ben Kingsley, Scarlett Johansson, Idris Elba und der Newcomer Neel Sethi als Mogli. Doch damit nicht genug: Auch von Warner Brothers wird es eine neue Version der Geschichte geben (mit Andy Serkis, Christian Bale, Cate Blanchett und Benedict Cumberbatch), deren Kinostart für 2018 geplant ist. Da trifft es sich gut, dass Naulakha komplett renoviert wurde und mittlerweile von der Stiftung Landmark Trust USA als Ferienhaus vermietet wird. Wer hier seinen Urlaub verbringt, kann an Kiplings Küchentisch essen, in seiner Wanne baden und sich auch sonst an einer Einrichtung erfreuen, die weit über das Notwendigste hinausgeht.
Das familiäre Idyll hielt leider nicht lange an, aber die Geschichte von Mogli, dem Wolfskind, erfreut sich immer noch großer Beliebtheit. Disneys hat sein Trickabenteuer von 1967 mit neuer Technik verfilmt. Das Remake des „Dschungelbuchs“ kommt am 14. April in die Kinos, und einige Stars wirken mit: Bill Murray, Ben Kingsley, Scarlett Johansson, Idris Elba und der Newcomer Neel Sethi als Mogli. Doch damit nicht genug: Auch von Warner Brothers wird es eine neue Version der Geschichte geben (mit Andy Serkis, Christian Bale, Cate Blanchett und Benedict Cumberbatch), deren Kinostart für 2018 geplant ist. Da trifft es sich gut, dass Naulakha komplett renoviert wurde und mittlerweile von der Stiftung Landmark Trust USA als Ferienhaus vermietet wird. Wer hier seinen Urlaub verbringt, kann an Kiplings Küchentisch essen, in seiner Wanne baden und sich auch sonst an einer Einrichtung erfreuen, die weit über das Notwendigste hinausgeht.
Denn der Schriftsteller war seinerzeit, mit 27 Jahren, kein geringerer Star als die Schauspieler, die den Tieren im jüngsten Disneyfilm ihre Stimme leihen. Das Dschungelbuch ist eine Mischung aus Live Action und Computer-Animation. In der Originalversion leiht Bill Murray Balu dem Bären seine Stimme, Ben Kingsley spricht den Panther Baghira und Idris Elba Shir Khan, den gefürchteten Tiger. Kaa, die Riesenpython, bekommt die Stimme von Scarlett Johansson.
Bild: Disney Enterprises
Bild: Disney Enterprises
Kipling hatte zwischen dem 17. und dem 28. Lebensjahr bereits neun Mal den Atlantik oder den Pazifik überquert. Von seinem Haus (dem ersten, das ihm gehörte) wünschte er sich, es solle auf dem Hügel entlanggleiten wie ein Schiff auf einer Welle. Auf der Südseite gehen sein Arbeitszimmer im Erdgeschoss und das Kinderzimmer in der ersten Etage jeweils auf eine Veranda hinaus. Den formell angelegten Garten gibt es mittlerweile nicht mehr.
Foto: Landmark Trust USA
Foto: Landmark Trust USA
Die Wohnküche liegt im hinteren Bereich des Hauses und enthält noch immer Teile ihrer ursprünglichen Grundausstattung, zum Beispiel die Dunstabzugshaube oder den Küchenofen mit Herdstein. Auch die Schränke, gefertigt aus dem Holz der amerikanischen Sumpfkiefer, sind noch erhalten. Dank der behutsamen Renovierung des Landmark Trust USA, einer gemeinnützigen Stiftung zum Erhalt historischer Gebäude, sieht es in diesem Raum nicht viel anders aus als zu der Zeit, in der die Kiplings hier noch lebten. Einige moderne Annehmlichkeiten kamen dazu: Rechts sind Kühlschrank, Herd und Spülmaschine nach heutigem Standard zu sehen. Die Landmark-Stiftung vermietet das Haus an Feriengäste und ist dadurch in der Lage, „ein lebendiges Stück Geschichte“ zu erhalten.
Foto: Kelly Fletcher
Foto: Kelly Fletcher
De Forest, Schüler des Landschaftsmalers Frederic Edwin Church und früher Geschäftspartner des Glaskünstlers Louis Comfort Tiffany, lernte während seiner Hochzeitsreise in Indien Lockwood Kipling kennen, den Vater von Rudyard Kipling. Unter dem Einfluss des älteren Kipling, der als Illustrator und Kunstgelehrter sein Geld verdiente, begann de Forest sich für das indische Kunsthandwerk zu interessieren. Als er in die USA zurückkehrte, begann seine rasante Karriere als Inneneinrichter und Möbeldesigner. Im sogenannten „Gilded Age“ am Ende des 19. Jahrhunderts kamen in den USA einige Geschäftsleute zu Reichtum und Einfluss, und viele von ihnen ließen sich ihre Residenzen von de Forest im indischen Stil einrichten, unter anderem der Stahlbaron Andrew Carnegie.
Foto: Kelly Fletcher
Foto: Kelly Fletcher
In der Loggia neben dem Esszimmer sind die Wände mit Schindeln verkleidet, als kehre sich die Fassade hier streckenweise nach innen. Das große Aussichtsfenster ist nach Art eines Hebefensters konstruiert: Es lässt sich öffnen, indem man es nach oben schiebt, wo es komplett im Dachboden verschwindet. Auch die Türen lassen sich schieben, sie finden in seitlichen Wandtaschen Platz. „Das Schönste am Haus ist die Loggia“, schreibt Rudyard Kipling in einem Brief an seine Cousine Margaret Mackail, „mit ihrem 10 Fuß [3 Meter] breiten Fenster, das einfach hochgleitet und die Wälder und Berge flutartig hereinbrechen lässt.“
Einige Wände wurden später aus der Loggia entfernt, um das Wohnzimmer zu vergrößern. „Aus den Briefen, die Kipling geschrieben hat, wussten wir aber, wie wichtig ihm dieser Raum war, also setzten wir alles daran, ihn wiederherzustellen“, erzählt Kelly Carlin vom Landmark Trust USA. „Zum Glück konnten wir die Original-Schiebetüren und Eschenholztäfelungen ausfindig machen: Sie lagen in einer Scheune auf dem Gelände der Scott-Farm am unteren Ende der Straße – allerdings waren sie mit dem Fledermauskot der vergangenen hundert Jahre bedeckt.“
Foto: Peter Mauss
Einige Wände wurden später aus der Loggia entfernt, um das Wohnzimmer zu vergrößern. „Aus den Briefen, die Kipling geschrieben hat, wussten wir aber, wie wichtig ihm dieser Raum war, also setzten wir alles daran, ihn wiederherzustellen“, erzählt Kelly Carlin vom Landmark Trust USA. „Zum Glück konnten wir die Original-Schiebetüren und Eschenholztäfelungen ausfindig machen: Sie lagen in einer Scheune auf dem Gelände der Scott-Farm am unteren Ende der Straße – allerdings waren sie mit dem Fledermauskot der vergangenen hundert Jahre bedeckt.“
Foto: Peter Mauss
Hier saßen die Kiplings mit ihren Gästen zusammen – unter anderem mit Arthur Conan Doyle, dem Autor der Sherlock-Holmes-Erzählungen, und seinem Bruder, die 1894 über Thanksgiving bei ihnen weilten. „Ich hatte meine Golfschläger erwähnt und übte draußen ein bisschen mit ihm“, berichtet Conan Doyle in seinen „Memories and Adventures“. „Von weitem beobachteten uns dabei die Bauern Neuenglands. Sie fragten sich wahrscheinlich, was um alles in der Welt wir dort taten, denn Golf war damals in Amerika noch unbekannt.“
Tatsächlich hatte 1892 der Shinnecock Hills Golf Club bereits sein erstes Klubhaus in den Vereinigten Staaten eröffnet. Es stand in Southampton im Bundesstaat New York, entworfen hatte es der Architekt Stanford White. Kaum einen Monat nach Conan Doyles Besuch in Naulakha schlossen sich Shinnecock Hills und vier andere Klubs zur United States Golf Association zusammen.
Kiplings Golfschläger, die auf dem vorhergehenden Foto der Loggia an ihrem ursprünglichen Ort zu sehen sind, befinden sich jetzt hinter Glas in einem Mini-Museum im Dachgeschoss.
Das obige Bild zeigt den Blick durch die südliche Tür des Esszimmers, der zunächst in die Loggia fällt, dann durch Carolines Arbeitszimmer gleitet und schließlich im Arbeitszimmer von Rudyard Kipling landet, in dem noch die Tür zur Veranda zu sehen ist.
Foto: Kelly Fletcher
Tatsächlich hatte 1892 der Shinnecock Hills Golf Club bereits sein erstes Klubhaus in den Vereinigten Staaten eröffnet. Es stand in Southampton im Bundesstaat New York, entworfen hatte es der Architekt Stanford White. Kaum einen Monat nach Conan Doyles Besuch in Naulakha schlossen sich Shinnecock Hills und vier andere Klubs zur United States Golf Association zusammen.
Kiplings Golfschläger, die auf dem vorhergehenden Foto der Loggia an ihrem ursprünglichen Ort zu sehen sind, befinden sich jetzt hinter Glas in einem Mini-Museum im Dachgeschoss.
Das obige Bild zeigt den Blick durch die südliche Tür des Esszimmers, der zunächst in die Loggia fällt, dann durch Carolines Arbeitszimmer gleitet und schließlich im Arbeitszimmer von Rudyard Kipling landet, in dem noch die Tür zur Veranda zu sehen ist.
Foto: Kelly Fletcher
Aus ihrem Arbeitszimmer konnte Caroline ein wachsames Auge auf die Eingangshalle (links) und die Loggia (rechts) werfen, um aufdringliche Reporter und Autogrammjäger von ihrem schreibenden Ehemann fernzuhalten.
„Auch wenn sie selbst keinen Drang verspürte, als Gastgeberin tätig zu sein, und die außerordentlichen gesellschaftlichen Neigungen ihres Gatten mit Argwohn betrachtete, erfüllte Mrs. Kipling in vielerlei Hinsicht die Rolle der aufopferungsvollen Ehefrau eines Genies“, schrieb Mary Rogers Cabot, eine Freundin von Kipling, 1911 an ihre Schwester Grace Cabot Holbrook. „Sie erhielt ihn gesund, schenkte jeder Einzelheit seines Arbeitsalltags gebührende Beachtung, versah die Veröffentlichung seiner Werke, regelte seine Geschäfte und stellte sich unnachgiebig jedem Hindernis in den Weg, das die freie und vollständige Entfaltung seiner Kräfte hätte schmälern können.“
Foto: Kelly Fletcher
„Auch wenn sie selbst keinen Drang verspürte, als Gastgeberin tätig zu sein, und die außerordentlichen gesellschaftlichen Neigungen ihres Gatten mit Argwohn betrachtete, erfüllte Mrs. Kipling in vielerlei Hinsicht die Rolle der aufopferungsvollen Ehefrau eines Genies“, schrieb Mary Rogers Cabot, eine Freundin von Kipling, 1911 an ihre Schwester Grace Cabot Holbrook. „Sie erhielt ihn gesund, schenkte jeder Einzelheit seines Arbeitsalltags gebührende Beachtung, versah die Veröffentlichung seiner Werke, regelte seine Geschäfte und stellte sich unnachgiebig jedem Hindernis in den Weg, das die freie und vollständige Entfaltung seiner Kräfte hätte schmälern können.“
Foto: Kelly Fletcher
Einer der insgesamt sechs Kamine im Haus befindet sich in Carolines Arbeitszimmer. Er teilt sich den Schornstein mit dem Kamin im Arbeitszimmer ihres Ehemanns, das auf dem nächsten Bild zu sehen ist.
Foto: Peter Mauss
Foto: Peter Mauss
Der Kamin in Rudyard Kiplings Arbeitszimmer ist mit Ziegelsteinen eingefasst, in die sein Vater als düsteren Motivationsspruch einen Vers aus dem Johannesevangelium meißeln ließ: „The night cometh when no man can work“ („Es kommt die Nacht, da niemand wirken kann“).
Den Erker, der nach Osten ausgerichtet ist, ziert ein reichlich ornamentiertes Gesims aus Teakholz, das de Forest dem Schriftsteller geschenkt hatte. Von der Decke hängt eine Leuchte aus Alabaster, die mittlerweile mit elektrischem Licht ausgestattet ist. Links von dem roten Ledersofa führt eine Tür zur Veranda (auf diesem Bild nicht zu sehen).
Foto: Peter Mauss
Den Erker, der nach Osten ausgerichtet ist, ziert ein reichlich ornamentiertes Gesims aus Teakholz, das de Forest dem Schriftsteller geschenkt hatte. Von der Decke hängt eine Leuchte aus Alabaster, die mittlerweile mit elektrischem Licht ausgestattet ist. Links von dem roten Ledersofa führt eine Tür zur Veranda (auf diesem Bild nicht zu sehen).
Foto: Peter Mauss
Naulakha scheint für Kipling eine äußerst motivierende Umgebung gewesen zu sein. Mit mönchischer Ausdauer arbeitete er jeden Wochentag von neun Uhr morgens bis ein Uhr mittags an seinen Werken. So entstanden seine ersten Kinderbücher: „Das Dschungelbuch“, „Das zweite Dschungelbuch“ und der Seefahrerroman „Captains Courageous“ (Über Bord). Auch Gedichte schrieb er hier („The Seven Seas“), ebenso wie viele der Kurzgeschichten, die in den Bänden „The Day’s Work“ und „Many Inventions“ versammelt sind. Der Schreibtisch, der hier zu sehen ist, stammt aus der gleichen Epoche wie die anderen Einrichtungsgegenstände. Der Tisch, an dem Kipling tatsächlich geschrieben hat, befindet sich mittlerweile in dem kleinen Museum im Dachgeschoss.
Die Fenster auf der Westseite seines Arbeitszimmers hatte Kipling mit Bücherregalen und Tiffanyglas blickdicht gemacht, damit man ihn nicht von außen beim Schreiben beobachten konnte. Heute steht in den Regalen eine Auswahl von Büchern, wie sie wahrscheinlich auch zur Originalbibliothek der Familie gehörten. Dazu kommt Literatur über den Nobelpreisträger selbst und über Vermont, die Umgebung des Hauses.
Foto: Kelly Fletcher
Die Fenster auf der Westseite seines Arbeitszimmers hatte Kipling mit Bücherregalen und Tiffanyglas blickdicht gemacht, damit man ihn nicht von außen beim Schreiben beobachten konnte. Heute steht in den Regalen eine Auswahl von Büchern, wie sie wahrscheinlich auch zur Originalbibliothek der Familie gehörten. Dazu kommt Literatur über den Nobelpreisträger selbst und über Vermont, die Umgebung des Hauses.
Foto: Kelly Fletcher
Nachmittags hielt Kipling sich gerne draußen auf und genoss die Landschaft rund um sein Anwesen. Mit der Zeit war er so vernarrt ins Golfspiel, dass er selbst im tiefsten Winter dafür seine Arbeit unterbrach. Zum Einlochen steckte er dann Blechdosen in den Schnee, und um die Bälle wiedererkennen zu können, malte er sie rot an. Er gilt deshalb als Erfinder des Schneegolfs; auch die United States Golf Association führt diese Spielvariante auf ihn zurück.
„Er hatte ein reges Interesse an jeder Art von Sport, spielte selbst allerdings eher wie ein Dichter als wie ein Athlet“, schrieb einer seiner Golfpartner, der Pfarrer Charles O. Day, 1899 in einer Zeitschrift. „Er konnte sich sehr beredsam über den Gebrauch des ‚Skis‘ äußern und setzte sich wortreich mit Schneeschuhwandern und Golf auseinander. Als Sportler war er nicht schlecht, aber seine dramatischen Beschreibungen waren um einiges besser.“
Kipling spielte auch Tennis. Das Spielfeld, das er in Naulakha anlegte, soll der erste Tenniscourt in Vermont gewesen sein. Noch heute ist er in Gebrauch.
Foto: Kelly Fletcher
„Er hatte ein reges Interesse an jeder Art von Sport, spielte selbst allerdings eher wie ein Dichter als wie ein Athlet“, schrieb einer seiner Golfpartner, der Pfarrer Charles O. Day, 1899 in einer Zeitschrift. „Er konnte sich sehr beredsam über den Gebrauch des ‚Skis‘ äußern und setzte sich wortreich mit Schneeschuhwandern und Golf auseinander. Als Sportler war er nicht schlecht, aber seine dramatischen Beschreibungen waren um einiges besser.“
Kipling spielte auch Tennis. Das Spielfeld, das er in Naulakha anlegte, soll der erste Tenniscourt in Vermont gewesen sein. Noch heute ist er in Gebrauch.
Foto: Kelly Fletcher
„Rudyard lag sehr viel daran, Naulakha aufzubauen; es bereitete ihm große Freude“, schrieb Mary Cabot. „Seit seiner Zeit in Lahore [Pakistan] hatte Kipling kein richtiges Zuhause mehr gehabt. Jeder Baustein, jedes Brett, die gesamte Einrichtung und der Anstrich wurden von ihm liebevoll und peinlich genau registriert. Seine besondere Aufmerksamkeit galt der Vorbereitung des Geländes und des formellen Gartens. Jeder Baum und Strauch lag ihm am Herzen, er lud sie poetisch mit Persönlichkeit auf, und mit besonderer Hingabe kümmerte er sich um die Blumen – jeden Tag versorgte er sie, bis ihre Saison vorüber war.“
Foto: Kelly Fletcher
Foto: Kelly Fletcher
Wenn in der Loggia das riesengroße Fenster und die Türen geöffnet sind, fällt das Licht der Morgensonne in den Korridor, und ein frischer Luftzug weht die Treppe hoch. Oben führt ein Flur zu den nach Süden gehenden Räumen: dem einstigen Kinderzimmer von Josephine und ihrer 1896 geborenen Schwester Elsie auf der rechten Seite, dem Schlafzimmer von Rudyard und Caroline auf der linken Seite.
An der Wand hängen kolorierte Radierungen mit militärischen Motiven, ein Geschenk des berühmten französischen Schlachtenmalers Édouard Detaille an die Kiplings. Die Hängeleuchte gehört zur Originaleinrichtung.
Foto: Peter Mauss
An der Wand hängen kolorierte Radierungen mit militärischen Motiven, ein Geschenk des berühmten französischen Schlachtenmalers Édouard Detaille an die Kiplings. Die Hängeleuchte gehört zur Originaleinrichtung.
Foto: Peter Mauss
Das einstige Kinderzimmer ist heute eines von vier Schlafzimmern, in denen insgesamt acht Personen übernachten können. Es liegt direkt über dem Arbeitszimmer des Schriftstellers.
Hier erfand Rudyard Kipling seine skurrilen Gutenachtgeschichten, die wie Ursprungsmythen aufgebaut sind – zum Beispiel „Wie der Wal zu seinem Rachen kam“. Josephine war so angetan von den Erzählungen, dass sie ihren Vater ständig bat, „genau so“ eine Geschichte zu erzählen. Die Formulierung seiner Tochter übernahm Kipling in den Buchtitel: 1902 erschienen seine „Just So Stories“.
Die Stuckornamente mit Tierszenen brachte Lockwood Kipling, der Vater des Autors, als Geschenk für seine Enkeltöchter an der Kinderzimmerwand an. Von ihm stammen auch die Originalillustrationen in den beiden „Dschungelbüchern“.
Foto: Kelly Fletcher
Hier erfand Rudyard Kipling seine skurrilen Gutenachtgeschichten, die wie Ursprungsmythen aufgebaut sind – zum Beispiel „Wie der Wal zu seinem Rachen kam“. Josephine war so angetan von den Erzählungen, dass sie ihren Vater ständig bat, „genau so“ eine Geschichte zu erzählen. Die Formulierung seiner Tochter übernahm Kipling in den Buchtitel: 1902 erschienen seine „Just So Stories“.
Die Stuckornamente mit Tierszenen brachte Lockwood Kipling, der Vater des Autors, als Geschenk für seine Enkeltöchter an der Kinderzimmerwand an. Von ihm stammen auch die Originalillustrationen in den beiden „Dschungelbüchern“.
Foto: Kelly Fletcher
„Josephines Kinderzimmer – das sich hinter dem Erker im Obergeschoss noch über die ganze Breite des Stockwerks erstreckt – grenzt an eine zweite Veranda, die es ihr möglich macht, praktisch jederzeit nach draußen zu treten“, schrieb Kipling an seine Cousine Margaret Mackail.
Er war felsenfest davon überzeugt, dass Kinder sich regelmäßig der frischen Luft aussetzen müssen, so dass er dazu überging, seine hochbegehrten Autogramme nur noch als Gegenleistung für eine Spende an den Fresh Air Fund zu verteilen. Diese gemeinnützige Stiftung, die Kindern aus mittellosen Familien in New York einen Aufenthalt auf dem Land ermöglichte, existiert heute noch.
„Kinder waren ihm sehr wichtig, er bewunderte ihre Ernsthaftigkeit und ihren Tiefsinn“, schrieb Pfarrer Day. „Er sagte, wer das Herz der Kinder berühren könne, der könne das Herz der ganzen Welt berühren.“
Foto: Peter Mauss
Er war felsenfest davon überzeugt, dass Kinder sich regelmäßig der frischen Luft aussetzen müssen, so dass er dazu überging, seine hochbegehrten Autogramme nur noch als Gegenleistung für eine Spende an den Fresh Air Fund zu verteilen. Diese gemeinnützige Stiftung, die Kindern aus mittellosen Familien in New York einen Aufenthalt auf dem Land ermöglichte, existiert heute noch.
„Kinder waren ihm sehr wichtig, er bewunderte ihre Ernsthaftigkeit und ihren Tiefsinn“, schrieb Pfarrer Day. „Er sagte, wer das Herz der Kinder berühren könne, der könne das Herz der ganzen Welt berühren.“
Foto: Peter Mauss
Auch die mit Eichenholz abgefasste Wanne und die Toilette im En-suite-Bad der Eheleute sind Teil der Originalausstattung und somit bereits 123 Jahre alt. „Kipling erwähnte einmal, diese Badewanne sei die erste, die seinen Bedürfnissen entspreche“, sagt Kelly Carlin vom Landmark Trust.
Foto: Kelly Fletcher
Foto: Kelly Fletcher
Zum Norden hin führt der Flur im Obergeschoss direkt zu einem weiteren Bad, rechts davon befinden sich noch zwei Schlafzimmer. „Es ist immer eine interessante Aufgabe, wenn die Toiletten repariert werden müssen. Häufig müssen wir die Einzelteile, die wiederhergestellt oder ersetzt werden sollen, extra herstellen lassen“, berichtet Carlin.
Foto: Peter Mauss
Foto: Peter Mauss
Im Dachgeschoss erhellen kleine Fenster einen Raum, der zum Billardspielen einlädt. Den Billardtisch ließ Rudyard Kipling nach dem Vorbild eines Modells anfertigen, das er einmal in der Wohnung des von ihm hochgeschätzten Mark Twain gesehen hatte.
„Großzügig bemessen war auch die langgestreckte offene Dachstube. Leider fiel mir das erst so recht auf, als es zu spät war: Der Architekt Jean Pigeon fragte mich, ob er es in Eschen- oder Kirschholz vertäfeln solle“, schrieb Kipling. „Ahnungslos wie ich war, entschied ich mich für Esche, und so entging mir die Möglichkeit, hier von Wänden aus dem vielleicht anmutigsten Innenholz umgeben zu sein, das die Natur hergibt. Das waren fürstliche Zeiten, in denen es an gutem Holz nicht fehlte und die besten Tischlerarbeiten für wenig Geld zu haben waren.“
Foto: Peter Mauss
„Großzügig bemessen war auch die langgestreckte offene Dachstube. Leider fiel mir das erst so recht auf, als es zu spät war: Der Architekt Jean Pigeon fragte mich, ob er es in Eschen- oder Kirschholz vertäfeln solle“, schrieb Kipling. „Ahnungslos wie ich war, entschied ich mich für Esche, und so entging mir die Möglichkeit, hier von Wänden aus dem vielleicht anmutigsten Innenholz umgeben zu sein, das die Natur hergibt. Das waren fürstliche Zeiten, in denen es an gutem Holz nicht fehlte und die besten Tischlerarbeiten für wenig Geld zu haben waren.“
Foto: Peter Mauss
Ungeachtet dieser späten Reue scheint es die feste Absicht der Kiplings gewesen zu sein, Naulakha als ihr dauerhaftes Zuhause zu betrachten – bis es mit Carolines Bruder zu Unstimmigkeiten kam, in denen es um eine Wiese auf dem Grundstück ging. Der Streit eskalierte, es kam zu Todesdrohungen und einem Gerichtsprozess. Der Medienrummel setzte der öffentlichkeitsscheuen Familie zu, und die Kiplings flohen 1896 nach England.
Foto: Landmark Trust USA
Foto: Landmark Trust USA
Als sie drei Jahre später Verwandte in New York besuchten, erkrankten Rudyard Kipling (der auf dem vorigen Bild in seinem Arbeitszimmer zu sehen ist) und seine Tochter Josephine (hier in der Loggia fotografiert) an Lungenentzündung. Nach einigen Wochen erlag das Mädchen der Krankheit, und Rudyard Kipling verließ Amerika – zu bestürzt über den Tod seiner Tochter, als dass er jemals zurückkehren würde.
Foto: Landmark Trust USA
Foto: Landmark Trust USA
Die Geschwister Mary, Grace und Will Cabot Naulakha erwarben Naulakha 1903 gemeinsam mit Mary Cabots Ehemann Frederick Holbrook für 5.000 Dollar. Haus und Grundstück blieben im Besitz der Familie, bis sie 1992 an den Landmark Trust USA verkauft wurden.
„Und so vergingen vier Jahre eines unwirklichen Lebens, draußen wie drinnen, und eine beträchtliche Menge an Versen und Prosa kam in dieser Zeit ans Licht“, sinnierte Kipling über seine Zeit in Vermont. „Das Beste daran war, dass ich einen Landstrich der Vereinigten Staaten als Hausbesitzer kennengelernt hatte, denn das ist der einzige Weg, an ein Land wirklich heranzukommen. Reisende mögen Eindrücke mitnehmen, aber es geht um die jahreszeitlichen Besonderheiten der kleinen Dinge und Tätigkeiten (zum Beispiel das Anbringen von Fliegengittern und Ofenrohren, der Kauf eines Hefekuchens oder der Vortrag, den man sich von dem Nachbarn anhören muss) – sie alle tragen dazu bei, dass sich allmählich die inneren Bilder formen.“
Foto: Paul Osborne
„Und so vergingen vier Jahre eines unwirklichen Lebens, draußen wie drinnen, und eine beträchtliche Menge an Versen und Prosa kam in dieser Zeit ans Licht“, sinnierte Kipling über seine Zeit in Vermont. „Das Beste daran war, dass ich einen Landstrich der Vereinigten Staaten als Hausbesitzer kennengelernt hatte, denn das ist der einzige Weg, an ein Land wirklich heranzukommen. Reisende mögen Eindrücke mitnehmen, aber es geht um die jahreszeitlichen Besonderheiten der kleinen Dinge und Tätigkeiten (zum Beispiel das Anbringen von Fliegengittern und Ofenrohren, der Kauf eines Hefekuchens oder der Vortrag, den man sich von dem Nachbarn anhören muss) – sie alle tragen dazu bei, dass sich allmählich die inneren Bilder formen.“
Foto: Paul Osborne
Würden Sie hier Urlaub machen? Welche Erinnerungen verbinden Sie mit dem „Dschungelbuch“?
„Neunzig Fuß lang und 30 breit, und ein hohes Fundament aus festgemauerten Felssteinen – hier hatten wir ein luftiges, gut vor Stinktieren geschütztes Untergeschoss“, schreibt Rudyard Kipling in seinen Memoiren „Something of Myself“ (die Maße entsprechen etwa 27 mal 9 Metern). „Der Rest war aus Holz, mit Schindeln gedeckt, Dach und Seitenflächen – dunkelgrüne, handgefertigte Spaltschindeln –, und die Fenster waren verschwenderisch groß.“
Alle Räume sind nach Osten ausgerichtet, von hier aus geht der Blick über das Tal des Connecticut River zum Mount Monadnock in New Hampshire. Der Haupteingang, beschirmt von einer gegiebelten Porte cochère, befindet sich auf der Westseite. Hier liegt hinter der Fassade auf jeder Etage ein Flur, bevor die Wohnräume kommen – eine Aufteilung, die Kipling und seine Familie vor den Paparazzi schützte, die ihnen vom gegenüberliegenden Hügel aus auflauerten.
Foto: Kelly Fletcher