Ist Orange das neue Schwarz?
Die konkurrenz- und zeitlose Modefarbe Schwarz wird jährlich für tot erklärt. Der laut Fernsehserie aktuell designierte Nachfolger: Orange
Orangefarbene Gefängniskleidung trifft schwarzen Humor: Das ist die Essenz der Serie „Orange Is the New Black“ des Video-on-Demand-Anbieters Netflix. Das Comedy-Drama über ein amerikanisches Frauengefängnis begeistert die Zuschauer in den USA seit gut einem Jahr; und wenn Netflix am 16. September auch in Deutschland an den Start geht, wird es uns vielleicht genauso gehen mit der Begeisterung. Auch für Orange. Oder ist es schon geschehen? Auch wenn Schwarz bisher jeden Versuch abwehren konnte, vom Thron der zeitlosen Modefarben gestürzt zu werden, werfen wir mal einen Blick auf die Lieblingsfarbe unserer Nachbarn aus den Niederlanden und ihr Potential als Trendfarbe.
Orange? Ja, Orange! Es ist eine der unbeliebtesten Farben und als Symbol für die Müllabfuhr und Warnwesten nicht gerade die erste Wahl, wenn es um die Wohnraumgestaltung geht. Auf der anderen Seite ist Schwarz in der Mode ein Dauerbrenner, sich aber alle Wände schwarz zu streichen, wird man wohl auch eher als experimentell bezeichnen. Also los, geben wir Orange eine Chance!
Die Farbbezeichnung kommt tatsächlich von der Zitrusfrucht; erst mit ihrer weltweiten Verbreitung durch die Portugiesen ging das Wort in den allgemeinen Sprachgebrauch über. Schwarze Früchte wie Brombeeren, Holunder oder Johannisbeeren können in Bezug auf Internationalität da nicht mithalten. Der erste kleine Punkt für Orange!
Und in den eigenen vier Wänden? Unbestritten: Als punktueller, warmer Farbtupfer eignen sich die runden Orangen sehr gut. Auch in ganz schlichten, neutralen Interiors; und besonders in Kombination mit der Komplementärfarbe Blau. Orange gilt als gesellig, vereint es doch die Wärme von Rot und die Fröhlichkeit von Gelb.
Die Spanier haben der Frucht übrigens ein eigenes sprachliches Denkmal gesetzt: Die sprichwörtliche „bessere Hälfte“ ist in Spanien die „orange Hälfte“ (media naranja).
Und in den eigenen vier Wänden? Unbestritten: Als punktueller, warmer Farbtupfer eignen sich die runden Orangen sehr gut. Auch in ganz schlichten, neutralen Interiors; und besonders in Kombination mit der Komplementärfarbe Blau. Orange gilt als gesellig, vereint es doch die Wärme von Rot und die Fröhlichkeit von Gelb.
Die Spanier haben der Frucht übrigens ein eigenes sprachliches Denkmal gesetzt: Die sprichwörtliche „bessere Hälfte“ ist in Spanien die „orange Hälfte“ (media naranja).
Besonders in den siebziger Jahren war Orange die Trendfarbe schlechthin. Der knallige Farbton wurde mit spielerischen Formen und Mustern kombiniert, die entscheidend von der amerikanischen Hippiebewegung und der britischen Pop-Musik inspiriert waren. Warhols Suppendosen und Marilyn-Monroe-Drucke waren allgegenwärtig. Schnell wurden sie ebenfalls Konsumprodukte – und damit zu genau dem, was sie kritisierten.
Vielleicht war auch das ein Grund dafür, das Orange neben Braun in Ungnade fiel und inzwischen eine der unbeliebtesten Farben der Deutschen ist? Dabei lässt es sich sehr gut mit anderen Farben kombinieren.
Vielleicht war auch das ein Grund dafür, das Orange neben Braun in Ungnade fiel und inzwischen eine der unbeliebtesten Farben der Deutschen ist? Dabei lässt es sich sehr gut mit anderen Farben kombinieren.
In den wilden Siebzigern setzte sich Kunststoff als Material für Möbel und Haushaltswaren durch. Trotz geringerer Belastbarkeit (im Vergleich zu Stahl oder Holz) bildete es eine willkommene, weil leicht formbare Abweichung von der Regel („Eiche rustikal“). Dennoch hatte Plastik schnell den Ruf eines Billigmaterials weg. Und mit ihm die Farbe Orange, in der es oft produziert worden war. Sie gilt auch heute noch als billig und aufdringlich, manchmal gar als aggressiv. Mit Hochwertigkeit oder Eleganz wird sie kaum assoziiert.
Die berühmte Ausnahme: der Panton Chair. Ein weltbekannter Designklassiker, benannt nach seinem Entwerfer, dem dänischen Designer Verner Panton. Der gestaltete übrigens auch die berühmte, in Orange und Rot gehaltene Kantine der Spiegel-Redaktion in Hamburg. 2011 leider abgebaut, ist sie jetzt im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe zu begutachten. Reiseempfehlung, nicht nur für 68er!
Die berühmte Ausnahme: der Panton Chair. Ein weltbekannter Designklassiker, benannt nach seinem Entwerfer, dem dänischen Designer Verner Panton. Der gestaltete übrigens auch die berühmte, in Orange und Rot gehaltene Kantine der Spiegel-Redaktion in Hamburg. 2011 leider abgebaut, ist sie jetzt im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe zu begutachten. Reiseempfehlung, nicht nur für 68er!
Während Orange in Deutschland eher gemieden wird, ist es die Lieblingsfarbe unserer Nachbarn aus den Niederlanden. Zumindest im Fußball und überall dort, wo es um Herrschaftshäuser geht – denn es ist die Wappenfarbe des holländischen Königshauses Oranien. Und weil die Niederlande der weltweit größte Exporteur von Blumen sind, hat sich auch bei diesen ihre Lieblingsfarbe durchgesetzt.
Diese hübschen, orangefarbenen Tulpen kommen mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls aus unserem Nachbarland, wie übrigens 80 Prozent aller Tulpen weltweit. Besonders im Frühjahr ist die Tulpe als florales Sinnbild für Lust und Fruchtbarkeit das ideale Farbelement. Vielleicht gewinnt Orange doch noch die Herzen der Deutschen? Schwarze Blumen dürften auf der Sympathieskala jedenfalls weit abgeschlagen sein.
Diese hübschen, orangefarbenen Tulpen kommen mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls aus unserem Nachbarland, wie übrigens 80 Prozent aller Tulpen weltweit. Besonders im Frühjahr ist die Tulpe als florales Sinnbild für Lust und Fruchtbarkeit das ideale Farbelement. Vielleicht gewinnt Orange doch noch die Herzen der Deutschen? Schwarze Blumen dürften auf der Sympathieskala jedenfalls weit abgeschlagen sein.
Ein weißes Badezimmer? Wie originell. Bei dieser Variante wurde etwas mehr Mut bewiesen. Die Sanitäranlagen in „Orange Is the New Black“ und wahrscheinlich jedem anderen, echten Gefängnis sehen anders aus. Schade eigentlich, denn die warme Wirkung der Mosaikfliesen in Orangerot wird durch kühle Stahlarmaturen und Waschbecken im Industrial-Look wunderbar gebrochen. Nimm dies, du weißes Badezimmer!
Graue Gefängnismauern sind Sinnbild von Tristesse und Hoffnungslosigkeit. Dunkles Grau und Schwarz gelten zwar in der Modewelt als elegant, wir verknüpfen sie psychologisch aber mit negativen Gefühlen wie Trauer, Depression und Tod. Ist das auch der Grund, warum Sträflingskleidung in den USA orange ist? Um zumindest ein wenig Fröhlichkeit an diesen Ort zu bringen? Man möchte es gerne glauben, wenn man auch weiß, dass Gefängnisinsassen vor allem deshalb so leuchtend gekleidet sind, damit man sie bei einem Ausbruch leichter finden kann.
Böse Zungen behaupten ohnehin, die Kombination Grau-Orange sei der ultimative modische Fauxpas. Schlimmer noch als das Grau-in-Grau verregneter Herbsttage. Der Showdown zwischen billigem Orange und traurigem Schwarz scheint beide zu Verlierern zu machen.
Jedenfalls für Menschen ohne Fantasie. Alle anderen können diese Stammtischphilosophie der Farben gerne vergessen. Orangefarbene Lampen auf dem schwarzen Beistelltisch? Ein Warhol-Print an einer Wand aus unverputztem, grauen Stahlbeton? Aber natürlich! Um im Bild zu bleiben: einfach mal ausbrechen und sich über das Diktat der Trendsetter und -bewacher hinwegsetzen. Man wird überrascht sein, wo man landet. Und seien es die wilden Siebziger.
Böse Zungen behaupten ohnehin, die Kombination Grau-Orange sei der ultimative modische Fauxpas. Schlimmer noch als das Grau-in-Grau verregneter Herbsttage. Der Showdown zwischen billigem Orange und traurigem Schwarz scheint beide zu Verlierern zu machen.
Jedenfalls für Menschen ohne Fantasie. Alle anderen können diese Stammtischphilosophie der Farben gerne vergessen. Orangefarbene Lampen auf dem schwarzen Beistelltisch? Ein Warhol-Print an einer Wand aus unverputztem, grauen Stahlbeton? Aber natürlich! Um im Bild zu bleiben: einfach mal ausbrechen und sich über das Diktat der Trendsetter und -bewacher hinwegsetzen. Man wird überrascht sein, wo man landet. Und seien es die wilden Siebziger.
Müsste man Sie ins Gefängnis stecken, damit Sie orange Accessoires in Ihre Nähe lassen? Oder lieben Sie die Farbe heiß und innig? Erzählen Sie’s uns in den Kommentaren!