Kann man Möbel ökologischer und nachhaltiger gestalten?
Definitiv! Kreative Antworten zum Thema zeigten Gestalter während des London Design Festivals 2019
Auch während des diesjährigen London Design Festivals (14. bis 22. September 2019) war der Greta-Effekt spürbar. Eine der Kernfragen, mit der Aussteller und Designer konfrontiert werden: Wie können sie hochwertige Stücke kreieren und produzieren, die die Umwelt so wenig wie möglich belasten. Entdecken Sie, wie die Branche nachhaltig antwortet.
Im Bild: Designstatement! Der Designer Francesco Maria Messina will mit dem Couchtisch „Ile Maurice“ auf die Gefahr durch ansteigende Meeresspiegel, Sturmfluten, Zerstörung der Küsten und möglicherweise das Verschwinden ganzer Inseln und Inselketten wie Mauritius (daher der Name „Ile Maurice“) aufmerksam machen. Gefertigt aus Vulkangestein (symbolisch für den höchsten Berg auf Mauritius, dem Piton de la Petite Rivière Noire) und Glas ist der Tisch auf 9 Exemplare weltweit reduziert. Verknappung statt Überproduktion kann auch eine Antwort sein…
Biomaterialien. Die Veranstalter der London Design Fair in der Brick Lane im Osten Londons wählten Biomaterialien als Material des Jahres. Damit wollten sie betonen, wie sehr sich die Messe mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzt. Rowan Minkley und Robert Nicoll von Chip[s] Board zeigten Produkte aus Kunststoff wie das Brillengestell, die aus Kartoffelabfällen hergestellt werden.
Der mexikanische Designer Fernando Laposse präsentierte Möbel und Wohn-Accessoires, die aus den Hülsen des gefährdeten und bunten „Heirloom“-Mais produziert werden. Das ist mehrfach gut: Weil dabei nicht nur ein ökologisch-nachhaltiges Material entsteht, sondern durch die Rekultivierung des Mais die Biodiversität gesichert wird sowie das Leben von indigenen Völkern verbessert.
Zu den aufstrebenden Talenten gehört auch Diana Tso mit ihren biologisch abbaubaren Pflanztöpfen aus angeschwemmten Algen. Und die hier abgebildeten Lampen aus Bananenfasern stammen von der französischen Marke Tedzukuri Atelier.
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Nachhaltige Holzverarbeitung. Das Thema wurde vor allem durch das Legacy-Projekt des Victoria & Albert Museums in London gepusht. Dafür beauftragten zehn britische Kulturgrößen wiederum zehn Designer, ein Projekt aus dem Holz der nachhaltigen Amerikanischen Roteiche herzustellen. Der Sekretär und Stuhl im Bild zum Beispiel wurde vom britischen Designer Sebastian Cox gefertigt, Designpatin war Amanda Nevill, Direktorin des Britischen Filminstituts.
Ebenfalls im Fokus: Die Verwendung von lokalem Holz. Der britische Designer Rodney Lomas aus Devon erklärt, wie er seine Materialien aus den Wäldern Großbritanniens bezieht: „Wir kaufen Holz von lokalen Forstleuten, Holzhändlern oder Baumchirurgen, die es sonst entsorgen oder als Brennholz verkaufen müssten“, sagt er. „Indem wir einen Markt für dieses Holz schaffen, hoffen wir, heimische Wälder und die Forstwirtschaft zu stärken.“
Plastik neu erfinden. Kunststoff hat sich in letzter Zeit verständlicherweise einen schlechten Ruf erworben, da Tonnen davon auf Deponien oder im Meer landen. Die Verrottung des Materials ist tatsächlich ein großes Problem. Der Architekt und Designer Sam Jacob möchte mit seiner Installation „Sea Things Installation“ (Foto) das Ausmaß des Problems verdeutlichen. Der riesige Spiegelwürfel mit einer animierten Grafik hing von der Eingangsdecke im Victoria & Albert Museum.
Während der ganzen London Designwoche wurden wir jedoch daran erinnert, dass Kunststoff zwar ein problematisches, aber auch äußerst praktisches Material sein kann. Der Schlüssel für Designer liegt darin, es richtig einzusetzen. So stand beispielsweise der Einsatz von recyceltem Kunststoff im Mittelpunkt. Bei Design Fresh erklärte der frisch gebackene Designabsolvent Milo-Tonry Brown, wie er recycelten Kunststoff als Verbindungsmethode für Eichenmöbel verwendet (im Bild).
Zum Wegwerfen zu Schade. Ein wichtiges Thema des London Design Festivals war, wie sich die Leben- und Nutzungsdauer von Produkten verlängern lässt. Eine Podiumsdiskussion hob die Bedeutung eines verbesserten Wirtschaftskreislaufes hervor. Die Diskussion verdeutlichte unter anderem, welches Potenzial das Restaurieren und Reparieren von alten Möbeln hat.
„Wir nehmen einen geretteten Gegenstand und gestalten einen Raum um ihn herum“, sagte Adam Hills vom Londoner Antiquitätengeschäft Retrouvius. Er sprach darüber, welchen Wert restaurierte Stücke haben une welche Geschichte sie erzählen können.
Ein tolles Beispiel aus einem unserer Houzzbesuche ist hier zu sehen, wo Convert Construction ein Gartentor aufgearbeitet haben, das die Hausbesitzer aus Frankreich mitgebracht hatten.
Mehr zum Thema: 7 Ideen für mehr Nachhaltigkeit im Möbeldesign
„Wir nehmen einen geretteten Gegenstand und gestalten einen Raum um ihn herum“, sagte Adam Hills vom Londoner Antiquitätengeschäft Retrouvius. Er sprach darüber, welchen Wert restaurierte Stücke haben une welche Geschichte sie erzählen können.
Ein tolles Beispiel aus einem unserer Houzzbesuche ist hier zu sehen, wo Convert Construction ein Gartentor aufgearbeitet haben, das die Hausbesitzer aus Frankreich mitgebracht hatten.
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Recycling-freundliches Design. In einer weiteren Diskussionsrunde erinnerte die Designerin Sophie Thomas daran, dass es wichtig sei, ob ein Produkt zerlegt und recycelt werden kann. Und, dass Gestalter über den Lebenszyklus von Materialien nachdenken müssen, die, optimalerweise, der Nutzungsdauer entsprechen sollten. Sie verdeutlichte das am Beispiel von Zahnbürsten, die nicht auseinander genommen und recycelt werden können. „Jede Zahnbürste wird nur für vier Monate verwendet. Aber ihre Lebensdauer beträgt 400 Jahre“, sagte Thomas.
Die nachhaltige Marke Grain, die sich auf Aufbaumöbel spezialisiert hat (Foto oben), erklärte, wie diese Idee mit ihren Produkten funktioniert. Die flach verpackten Artikel sind so konzipiert, dass sie beliebig oft auseinander genommen werden können, und woanders entweder wieder zusammengebaut oder an die Firma zurückgeschickt und recycelt werden können.
Die nachhaltige Marke Grain, die sich auf Aufbaumöbel spezialisiert hat (Foto oben), erklärte, wie diese Idee mit ihren Produkten funktioniert. Die flach verpackten Artikel sind so konzipiert, dass sie beliebig oft auseinander genommen werden können, und woanders entweder wieder zusammengebaut oder an die Firma zurückgeschickt und recycelt werden können.
Gift- und chemiefreie Materialien. Neben der Beschaffung von ökologisch korrekten Materialien und der Entwicklung nachhaltiger Konzepte achten die Designer auch auf die Chemikalien, die sie zur Behandlung verwenden. Simone Bettoli von Benchmark Furniture erklärte zum Beispiel, wie bestimmte Materialien wie Bio-Wolle, Kokosfaser, Naturlatex und recycelter Denim natürliche feuerhemmende Eigenschaften haben. Damit sei es unnötig, sie zusätzlich mit giftigen Chemikalien zu behandeln.
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