Mai ist das schön! Das Beste von der Berlin Design Week 2022
Berlin hat Anziehungskraft – auch für die Designszene. Lichtblicke gab’s beim Designfestival in der Hauptstadt
Berlin als kreativer Hotspot ist wieder da. Endlich. Im Rahmen der Berlin Design Week (12. bis 22. Mai) zeigten lokale, nationale und internationale Gestalter:innen ihre kreativen Ideen. Nicht nur im Interieur- und Produktdesign, sondern in allen gestalterischen Disziplinen. Die Designwoche, in dieser Form seit 2018 erstmals in Berlin, wurde in letzter Minute aus dem Boden gestampft, wie Alexandra Klatt von der Berlin Design Week sagt: „Aufgrund von Corona hatten wir keine Planungssicherheit. Wir wussten ja nicht, ob die Veranstaltung überhaupt stattfinden kann.“ Entstanden ist ein Boutique-Event, mit Showrooms, offenen Ateliers und Ausstellungsflächen quer durch Berlin. Ein kreativer Schmelztiegel wie Berlin selbst.
> Vasen „Impressions“ von Riccardo Masini. „Das Material verändert mich und ich verändere das Material“, sagt Designer Riccardo Masini, der sich der Holzbearbeitung verschrieben hat. Seine Holz-Vasen zeigen die Spuren eines Baumlebens: Natürliche Risse werden hervorgehoben und bilden mit der natürlichen Maserung ein Motiv „wie schnelle Pinselstriche der impressionistischen Malerei“, wie Masini sagt. Gesehen im Pop-Up-Showroom von Hvila Editions
Foto: Sella Showroom
> Wandfarben nach Eileen Gray von Kt Color. Für Katrin Trautwein sind Farben nicht nur oberflächlich, sie werden von ihr in der Tiefe erforscht. So fächert sich bei der studierten Chemikerin Weiß in 25 verschiedene Schattierungen auf. Trautwein war mit ihrer Marke Kt Color als Farbexpertin beteiligt an der letzten Sanierung der Villa E1027, Eileen Grays berühmten Haus am Meer im südfranzösischen Roquebrune-Cap-Martin. Dafür hat sie akribisch die Originalfarben von den Wänden gekratzt und unter dem Mikroskop erforscht. Die Eileen-Gray-Palette konnte man während der Berlin Design Week im Sella Showroom am Funkhaus Berlin gemeinsam mit Eileen Grays ikonischen Möbeln: erforschen.
> Wandfarben nach Eileen Gray von Kt Color. Für Katrin Trautwein sind Farben nicht nur oberflächlich, sie werden von ihr in der Tiefe erforscht. So fächert sich bei der studierten Chemikerin Weiß in 25 verschiedene Schattierungen auf. Trautwein war mit ihrer Marke Kt Color als Farbexpertin beteiligt an der letzten Sanierung der Villa E1027, Eileen Grays berühmten Haus am Meer im südfranzösischen Roquebrune-Cap-Martin. Dafür hat sie akribisch die Originalfarben von den Wänden gekratzt und unter dem Mikroskop erforscht. Die Eileen-Gray-Palette konnte man während der Berlin Design Week im Sella Showroom am Funkhaus Berlin gemeinsam mit Eileen Grays ikonischen Möbeln: erforschen.
Foto: Hvila Editions
> Glaskollektion „Intingo“ von Veronika Beckh. Glas wird durch Feuer formbar. Glasmacherin Veronika Beckh überlässt diesen Prozess mehr oder weniger dem Zufall. Bei der Arbeit am Ofen entscheidet Beckh spontan, welcher Bereich überfangen (mit farblichem Glas veredelt) wird und wie das Glas auf das Zusammenspiel von Farben, Blasen, unterschiedlichen Wandstärken und Temperaturen reagiert. So ist jedes Stück ein Unikat.
> Glaskollektion „Intingo“ von Veronika Beckh. Glas wird durch Feuer formbar. Glasmacherin Veronika Beckh überlässt diesen Prozess mehr oder weniger dem Zufall. Bei der Arbeit am Ofen entscheidet Beckh spontan, welcher Bereich überfangen (mit farblichem Glas veredelt) wird und wie das Glas auf das Zusammenspiel von Farben, Blasen, unterschiedlichen Wandstärken und Temperaturen reagiert. So ist jedes Stück ein Unikat.
Foto: mit freundlicher Genehmigung von Maximilian Schatz
> Faser. Faden. Filament von Maximilian Schatz. Designer Maximilian Schatz hat sich mit dem Prozess des Filamentwickelverfahrens auseinandergesetzt. Schatz verwendet dafür natürliches Hanfgarn, welches mit einer CNC-gesteuerten Wickelmaschine und einem Materialmix ausgehärtet wird oder flexibel bleibt. Daraus entstehen stabile Stücke und Bauteile wie die hier gezeigte Bank. Die Wicklung gibt vor, ob man je nach Position weich oder hart sitzt. Einzelne Teile können zusätzlich mit einem Textilscharnier verbunden werden.
2. Fokus Handwerk
Traditionelle, oft jahrhundertealte Techniken und Materialien werden wieder entdeckt und zeitgenössisch interpretiert. Es wird geschnitzt, gewebt, geknotet, gebrannt, in Handarbeit und in kleiner Stückzahl produziert. Der Manufakturansatz mit qualitativ hochwertigen, zeitlosen und langlebigen Lieblingsstücken ist die Gegenbewegung zu beliebiger, billiger Massenware. Man gönnt sich was.
> Faser. Faden. Filament von Maximilian Schatz. Designer Maximilian Schatz hat sich mit dem Prozess des Filamentwickelverfahrens auseinandergesetzt. Schatz verwendet dafür natürliches Hanfgarn, welches mit einer CNC-gesteuerten Wickelmaschine und einem Materialmix ausgehärtet wird oder flexibel bleibt. Daraus entstehen stabile Stücke und Bauteile wie die hier gezeigte Bank. Die Wicklung gibt vor, ob man je nach Position weich oder hart sitzt. Einzelne Teile können zusätzlich mit einem Textilscharnier verbunden werden.
2. Fokus Handwerk
Traditionelle, oft jahrhundertealte Techniken und Materialien werden wieder entdeckt und zeitgenössisch interpretiert. Es wird geschnitzt, gewebt, geknotet, gebrannt, in Handarbeit und in kleiner Stückzahl produziert. Der Manufakturansatz mit qualitativ hochwertigen, zeitlosen und langlebigen Lieblingsstücken ist die Gegenbewegung zu beliebiger, billiger Massenware. Man gönnt sich was.
Foto: Melanie Niepraschk
> „Banquette“ von Mylène Niedzialkowski. Mächtig aufgeblasen wirkt das Aluminiumgestell und erinnert irgendwie an Bauhaus-Stahlrohrklassiker. Die Liege von Designerin Mylène Niedzialkowski, Gründerin des Labels Georges, besteht aus Aluminiumrohren und lokalem Birken- oder Buchenholz. Sie kann sowohl drinnen wie auch draußen aufgestellt werden. Gefertigt wird nur auf Bestellung und von Hand in einer südfranzösischen Manufaktur.
> „Banquette“ von Mylène Niedzialkowski. Mächtig aufgeblasen wirkt das Aluminiumgestell und erinnert irgendwie an Bauhaus-Stahlrohrklassiker. Die Liege von Designerin Mylène Niedzialkowski, Gründerin des Labels Georges, besteht aus Aluminiumrohren und lokalem Birken- oder Buchenholz. Sie kann sowohl drinnen wie auch draußen aufgestellt werden. Gefertigt wird nur auf Bestellung und von Hand in einer südfranzösischen Manufaktur.
Foto: Sella Showroom
> Vasenkollektion „Extraposition“ von Hering Berlin. Designerin und Keramikmeisterin Stefanie Hering ist Pionierin für gutes Design made in Berlin. Seit 1992 fertigt sie Porzellan in ihrer Manufaktur und ist damit international erfolgreich. Herings Ansatz: Das Material für sich sprechen lassen, Formen und Dekore reduzieren. Exemplarisch zu sehen in der Edition „Extraposition“. Dafür beließ sie bewusst grobe Kanten, weil sie so untypisch für Porzellangefäße sind. Natürliche Veränderungen während des Brennprozesses sind ebenfalls in die Gestaltung eingeflossen. Die Objekte aus geschliffenem Biskuit wirken wie gefaltetes Papier, die Oberfläche fühlt sich samtig an. Per Hand wurden teilweise Reliefs ins noch feuchte Material eingearbeitet.
> Vasenkollektion „Extraposition“ von Hering Berlin. Designerin und Keramikmeisterin Stefanie Hering ist Pionierin für gutes Design made in Berlin. Seit 1992 fertigt sie Porzellan in ihrer Manufaktur und ist damit international erfolgreich. Herings Ansatz: Das Material für sich sprechen lassen, Formen und Dekore reduzieren. Exemplarisch zu sehen in der Edition „Extraposition“. Dafür beließ sie bewusst grobe Kanten, weil sie so untypisch für Porzellangefäße sind. Natürliche Veränderungen während des Brennprozesses sind ebenfalls in die Gestaltung eingeflossen. Die Objekte aus geschliffenem Biskuit wirken wie gefaltetes Papier, die Oberfläche fühlt sich samtig an. Per Hand wurden teilweise Reliefs ins noch feuchte Material eingearbeitet.
> Sessel von Mapico. Designerin Mariia Puliaieva aus Kiew arbeitet für ihr Label Mapica mit Schafwolle aus den ukrainischen Karpaten, mit Hanftuch und Eschenholz. Die Textilien und Möbelbezüge für ihre erste Kollektion wurden auf alten Webstühlen von Hand gewebt, anschließend in einem nahen Bergfluss ausgespült. Puliaieva arbeitet mit traditionellen Handwerkern wie der Weberin Ruslana Goncharuk und dem Zimmermann Dmitro Dovzhenko zusammen. Gemeinsames Ziel ist es, dem traditionellen Handwerk neues Leben einzuhauchen. Zu beziehen über Hvila Editions
Foto: Designpreis Brandenburg 2021
> Brandenburg Hocker von Eva Mechler. Wenn etwas lange benutzt werden soll, muss die Qualität stimmen. Tischlermeisterin und Designerin Mechler verbürgt sich dafür. Schließlich gewährt sie dem Sitzmöbel mit der spielerischen Form eines Pferderückens eine Nutzungsdauer von 400 Jahren. Gefertigt aus Eichenholz in bester Handwerkskunst, kann der Hocker durch Holzauswahl, Farbgebung, Siebdruck oder Bildhauerdetails individuell gestaltet werden.
3. Fokus soziale Verantwortung
Aus Abfall kann neues entstehen. Das Recycling-Prinzip findet schon seit Längerem im Produktdesign Anklang. Und wird oft klug weiterentwickelt. Um Ressourcen und Energie zu sparen. Aber auch, um mit der Ressource Mensch achtsamer umzugehen, indem etwa in Kooperativen traditionell produziert wird. Fair bezahlt und nachhaltig.
> Brandenburg Hocker von Eva Mechler. Wenn etwas lange benutzt werden soll, muss die Qualität stimmen. Tischlermeisterin und Designerin Mechler verbürgt sich dafür. Schließlich gewährt sie dem Sitzmöbel mit der spielerischen Form eines Pferderückens eine Nutzungsdauer von 400 Jahren. Gefertigt aus Eichenholz in bester Handwerkskunst, kann der Hocker durch Holzauswahl, Farbgebung, Siebdruck oder Bildhauerdetails individuell gestaltet werden.
3. Fokus soziale Verantwortung
Aus Abfall kann neues entstehen. Das Recycling-Prinzip findet schon seit Längerem im Produktdesign Anklang. Und wird oft klug weiterentwickelt. Um Ressourcen und Energie zu sparen. Aber auch, um mit der Ressource Mensch achtsamer umzugehen, indem etwa in Kooperativen traditionell produziert wird. Fair bezahlt und nachhaltig.
Foto: Hvila Editions
> Candy Wrapper Rug von Nomad. Lust auf Süßes? Der Teppich von Gestalterin Jutta Werner wurde aus 20 Prozent Bonbonpapier (Abfälle aus indischer Süßwarenproduktion) und Schurwolle in Indien gewebt. Jeder Teppich ist ein Unikat und es gibt ihn nur einmal auf der Welt.
> Candy Wrapper Rug von Nomad. Lust auf Süßes? Der Teppich von Gestalterin Jutta Werner wurde aus 20 Prozent Bonbonpapier (Abfälle aus indischer Süßwarenproduktion) und Schurwolle in Indien gewebt. Jeder Teppich ist ein Unikat und es gibt ihn nur einmal auf der Welt.
Foto: Designpreis Brandenburg 2021
> Geschirr „ReNew“ von Carsten Gollnick Design. Die Geschirrkollektion ist aus recycelten Materialien gefertigt, die aus keramischen Überschüssen gewonnen werden. Die dunkle Farbe ergibt sich aus der keramischen Masse. Glasuren schaffen reizvolle Kontraste zischen matt und glänzend. Die Serie ist bewusst auf 16 Teile reduziert.
> Geschirr „ReNew“ von Carsten Gollnick Design. Die Geschirrkollektion ist aus recycelten Materialien gefertigt, die aus keramischen Überschüssen gewonnen werden. Die dunkle Farbe ergibt sich aus der keramischen Masse. Glasuren schaffen reizvolle Kontraste zischen matt und glänzend. Die Serie ist bewusst auf 16 Teile reduziert.
> Leuchtenserie „Nebule“ von Hettler.Tüllmann. Das Gestalterduo Katja Hettler und Jula Tüllmann arbeitet eng zusammen mit Handwerksbetrieben in Berlin und Miami, sowie mit NGOs und Kooperativen in Malawi und Äthiopien. Die Leuchten werden in der Weberei-Kooperative Shimena Weaving Friendship in Arba Minch, Äthiopien, gefertigt. Dafür werden recycelte, farbige Telefondrähte und natürliche Baumwolle verwebt und zu einer neuen Vision von Nachhaltigkeit verbunden. Ebenfalls zu beziehen über Hvila Editions
Wer glaubte, Berlins Kreativszene drohte nach dem Aus von Designmai und dessen Nachfolger DMY bedeutungslos zu werden, wurde überrascht. Auch, wenn große Marken fehlten („Im nächsten Jahr sollen auch die kommen“, so Klatt): Schlimm ist das nicht. Berlin ist nicht Mailand. Und das ist auch gut so. Die Berlin Design Week entwickelte ihre eigene Strahlkraft, mit kleinen, noch wenig bekannten Studios und Kreativen, die es zu entdecken lohnt. Houzz war unterwegs und zeigt eine Auswahl.
1. Fokus Material
Die intensive Auseinandersetzung mit dem Material – vornehmlich natürlichen Ursprungs – rückt in den Mittelpunkt der kreativen Gestaltung. Was ist die Essenz des Werkstoffs? Worin besteht seine natürliche Ästhetik? Und wie verhält sich das Material beim Bearbeiten und im Gestaltungsprozess? Das fragen sich derzeit viele Gestalter:innen. Das Ergebnis: Produkte von purer Ästhetik, die sich in simplen Formen ausdrückt.