Mehrparteienhäuser: Umweltverträgliche Alternative des Wohnens
Weniger Kosten, mehr Gemeinschaft: Wann es vorteilhaft ist, mit anderen unter einem Dach zu wohnen
Steigende Grundstückspreise, hohe Baukosten und die negativen Folgen der Flächenversiegelung machen den Traum vom neugebauten Eigenheim zunehmend schwieriger. Immerhin lagen 2020 fast zwei Drittel aller neu genehmigten Wohnungen in Mehrfamilienhäusern. Andererseits hat sich in den letzten beiden Jahren der Trend zur Stadtflucht verstärkt, ebenso wie der Wunsch nach mehr Wohnraum. Zwei Faktoren, die eher für Einfamilienhäuser sprechen, deren Bestand in Deutschland sehr hoch ist. Wie attraktiv sind Häuser mit drei oder mehr Wohnungen also wirklich? Und für wen? Und wo? Wir haben mit zwei Fachleuten gesprochen.
Auf dem Land wohnten früher selbstverständlich mehrere Generationen unter einem Dach. Bei der Sanierung einer alten Gärtnerkate im ländlich geprägten Sierksdorf-Oevelgönne hat sich das Architekturbüro Köhler darauf besonnen und die ehemaligen Landarbeiterwohnungen in gemütliche Wohneinheiten umgewandelt.
Hinzu kommt, dass mit Mehrfamilienhäusern auf relativ kleiner Fläche ein sehr umfangreiches Nahversorgungsangebot möglich ist. Bei gleicher Anzahl von Bewohner:innen muss eine Einfamilienhaussiedlung flächenmäßig weitaus größer sein, um etwa zwei Bäckereibetrieben oder verschiedenen Spezialgeschäften ein auskömmliches Einkommen zu verschaffen. Fußläufig ist hier das Angebot nicht mehr zu erreichen. „Beliebte städtische Viertel leben vom Angebot vor der Haus- oder Wohnungstür“, stellt Lehmeier fest.
Hinzu kommt, dass mit Mehrfamilienhäusern auf relativ kleiner Fläche ein sehr umfangreiches Nahversorgungsangebot möglich ist. Bei gleicher Anzahl von Bewohner:innen muss eine Einfamilienhaussiedlung flächenmäßig weitaus größer sein, um etwa zwei Bäckereibetrieben oder verschiedenen Spezialgeschäften ein auskömmliches Einkommen zu verschaffen. Fußläufig ist hier das Angebot nicht mehr zu erreichen. „Beliebte städtische Viertel leben vom Angebot vor der Haus- oder Wohnungstür“, stellt Lehmeier fest.
Innerstädtische Viertel wie München-Schwabing sind begehrt. Wohnen unter einem Dach mit anderen, zusätzlich mit Büros und Geschäften, ist hier eine Selbstverständlichkeit. Das Architekturbüro be_planen hat alle drei Funktionen auch bei einem Neubau vereint.
Mehrfamilienhäuser und ihre baulichen Vorteile. Bei den Baukosten pro Quadratmeter punkten Mehrfamilienhäuser, da sie mehr Wohnraum bei weniger Hülle bieten. Das ist primär für diejenigen wichtig, die Eigentum erwerben wollen, gleich, ob alleine oder als Baugemeinschaft. Das trifft für den Bau zu, aber auch für spätere Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten und generell die gesamten Unterhaltskosten, die auf die Gemeinschaft umgelegt werden.
„So sind Extras möglich, die sich bei einem Einfamilienhaus nicht rechnen oder schlichtweg zu teuer sind. Bei unserem Projekt in der Linienstraße konnten wir Solarthermie einsetzen, eine Photovoltaikanlage und eine Luft-Wärmepumpe installieren und obendrein eine Grauwasseranlage für die Toiletten einbauen“, erzählt Wameling. Für das durchschnittliche Budget eines Einfamilienhauses wäre dies alles eine sehr hohe Belastung.
Mehrfamilienhäuser und ihre baulichen Vorteile. Bei den Baukosten pro Quadratmeter punkten Mehrfamilienhäuser, da sie mehr Wohnraum bei weniger Hülle bieten. Das ist primär für diejenigen wichtig, die Eigentum erwerben wollen, gleich, ob alleine oder als Baugemeinschaft. Das trifft für den Bau zu, aber auch für spätere Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten und generell die gesamten Unterhaltskosten, die auf die Gemeinschaft umgelegt werden.
„So sind Extras möglich, die sich bei einem Einfamilienhaus nicht rechnen oder schlichtweg zu teuer sind. Bei unserem Projekt in der Linienstraße konnten wir Solarthermie einsetzen, eine Photovoltaikanlage und eine Luft-Wärmepumpe installieren und obendrein eine Grauwasseranlage für die Toiletten einbauen“, erzählt Wameling. Für das durchschnittliche Budget eines Einfamilienhauses wäre dies alles eine sehr hohe Belastung.
Das Projekt in der Berliner Linienstraße von BCO Architekten beherbergt im Kellergeschoss sogar eine Galerie.
In einem Mehrfamilienhaus lohnt es sich auch eher, Extraräume wie eine Werkstatt oder einen Veranstaltungsraum unterzubringen. Denn selbst wenn Einzelne diese Sonderräume nur selten nutzen, rechnen sie sich in der Summe der Bewohner:innen. Vor allem Baugemeinschaften planen meist auch gemeinschaftlich genutzte Räume ein. Dagegen verfügen zwar viele Einfamilienhäuser tatsächlich über solche Sonderräume, die aber in vielen Fällen wenig genutzt werden. Die Kosten für Bau und Unterhalt stehen dann in keinem Verhältnis.
In einem Mehrfamilienhaus lohnt es sich auch eher, Extraräume wie eine Werkstatt oder einen Veranstaltungsraum unterzubringen. Denn selbst wenn Einzelne diese Sonderräume nur selten nutzen, rechnen sie sich in der Summe der Bewohner:innen. Vor allem Baugemeinschaften planen meist auch gemeinschaftlich genutzte Räume ein. Dagegen verfügen zwar viele Einfamilienhäuser tatsächlich über solche Sonderräume, die aber in vielen Fällen wenig genutzt werden. Die Kosten für Bau und Unterhalt stehen dann in keinem Verhältnis.
Bei der Planung eines Mehrgenerationenhauses in München haben Knopp Wassmer Architekten Gemeinschaftsflächen mitberücksichtigt. So stehen den Bewohner:innen der Hof, eine Werkstatt und ein Gemeinschaftsraum zusätzlich zu ihrem Wohnraum zur Verfügung.
Mehrfamilienhäuser und ihre Bewohner:innen. In Einfamilienhaussiedlungen ist die Sozialstruktur relativ homogen. „Man altert gemeinsam und schließt Freundschaften fürs Leben. Pragmatisch gesehen sind Einfamilienhaussiedlungen allerdings Blödsinn. Denn die Familie braucht für ihre Mobilität zwei Autos, um zur Arbeit und zur Schule zu kommen, einzukaufen oder Kultur zu genießen“, erklärt Lehmeier, der selbst in einem Wohn- und Geschäftshaus in der Stadt wohnt.
Mehrfamilienhäuser und ihre Bewohner:innen. In Einfamilienhaussiedlungen ist die Sozialstruktur relativ homogen. „Man altert gemeinsam und schließt Freundschaften fürs Leben. Pragmatisch gesehen sind Einfamilienhaussiedlungen allerdings Blödsinn. Denn die Familie braucht für ihre Mobilität zwei Autos, um zur Arbeit und zur Schule zu kommen, einzukaufen oder Kultur zu genießen“, erklärt Lehmeier, der selbst in einem Wohn- und Geschäftshaus in der Stadt wohnt.
Gemeinschaftsfläche gibt es im Wohn- und Geschäftshaus von Jürgen Lehmeier obenauf: Der gemeinschaftlich genutzte Dachgarten hat sogar Platz für ein Apfelbäumchen.
Die Sozialstruktur eines Stadtviertels hängt von vielen Faktoren ab, der Miethöhe etwa oder der lokalen Infrastruktur. Laute Ausgehviertel ziehen eher junge Bewohner:innen an, grüner und ruhiger gelegene Familien. Zudem spielen Verdrängungsprozesse durch Gentrifizierung eine Rolle, aber auch die Stadtplanung, die steuernd in Prozesse eingreifen kann.
Trotz dieser externen Faktoren ergibt sich durch unterschiedliche Wohnungsgrößen in Mehrparteienhäusern eine heterogene Struktur der Bewohner:innen fast von selbst. Bei Berliner Altbauten etwa liegen im Vorderhaus großzügigere Wohneinheiten, die für Familien und Wohngemeinschaften geeignet sind, während im Hinterhaus und Seitenflügel die Zimmerzahl geringer ist. Viele Neubauten nehmen dieses Konzept der unterschiedlichen Grundrissgrößen auf. Insgesamt stellt Wameling fest: „Durch die Grundrissstruktur ist eine relativ gute Durchmischung möglich.“
Die Sozialstruktur eines Stadtviertels hängt von vielen Faktoren ab, der Miethöhe etwa oder der lokalen Infrastruktur. Laute Ausgehviertel ziehen eher junge Bewohner:innen an, grüner und ruhiger gelegene Familien. Zudem spielen Verdrängungsprozesse durch Gentrifizierung eine Rolle, aber auch die Stadtplanung, die steuernd in Prozesse eingreifen kann.
Trotz dieser externen Faktoren ergibt sich durch unterschiedliche Wohnungsgrößen in Mehrparteienhäusern eine heterogene Struktur der Bewohner:innen fast von selbst. Bei Berliner Altbauten etwa liegen im Vorderhaus großzügigere Wohneinheiten, die für Familien und Wohngemeinschaften geeignet sind, während im Hinterhaus und Seitenflügel die Zimmerzahl geringer ist. Viele Neubauten nehmen dieses Konzept der unterschiedlichen Grundrissgrößen auf. Insgesamt stellt Wameling fest: „Durch die Grundrissstruktur ist eine relativ gute Durchmischung möglich.“
Benötigen Sie Profis für Ihr Hausbau-Projekt?
Lassen Sie Houzz die besten Expert*innen für Sie finden
Lassen Sie Houzz die besten Expert*innen für Sie finden
Fünf Wohnungen hat Architektin Marie-Theres Deutsch auf einem als unbebaubar geltenden Trümmergrundstück in Frankfurts Altstadt geschaffen. Mit flexiblen Grundrissen, die eine Vergrößerung oder Verkleinerung des Wohnraums erlauben.
Warum gibt es bei all diesen Vorteilen dennoch den Traum vom Einfamilienhaus auf dem Land? „Die Gründe für die Attraktivität der Stadt überwiegen. Aber es gibt Probleme mit der Stadt“, so Lehmeier. Grundsätzlich hält er es für wichtig, Städte insgesamt attraktiver zu machen, in ihnen mehr Aufenthaltsqualität zu schaffen. Dazu gehört, mehr Hausgemeinschaften und mehr Generationen unter einem Dach zu vereinen.
Warum gibt es bei all diesen Vorteilen dennoch den Traum vom Einfamilienhaus auf dem Land? „Die Gründe für die Attraktivität der Stadt überwiegen. Aber es gibt Probleme mit der Stadt“, so Lehmeier. Grundsätzlich hält er es für wichtig, Städte insgesamt attraktiver zu machen, in ihnen mehr Aufenthaltsqualität zu schaffen. Dazu gehört, mehr Hausgemeinschaften und mehr Generationen unter einem Dach zu vereinen.
Mit einem gemeinsam genutzten Hof und einer Ausdehnung der kleinen Hinterhauswohnungen auf die hinzugekauften Nachbargrundstücke hat das Architekturbüro quartier vier für ein Mehrparteienhaus innen wie außen viel Raum für Gemeinschaft und Privatheit geschaffen.
Vor allem aber gehört dazu auch eine lebendige Nachbarschaft, wie sie Familien ab dem ersten Kind suchen. Gemeinschaftsflächen zum Beispiel in den Erdgeschossen können dies bewirken. Etwas, das von Baugemeinschaften oft schon gemacht wird. „Ein eigener Garten oder Freiraum ist auch bei einem Mehrfamilienhaus möglich“, erklärt Wameling. Beide Profis kommen zu derselben, recht einfachen Formel, wie Städte attraktiver für Menschen werden: Autos raus, Kinder rein.
In der Gemeinschaft oder alleine – wie wohnen Sie und warum? Kommentieren Sie gerne!
Vor allem aber gehört dazu auch eine lebendige Nachbarschaft, wie sie Familien ab dem ersten Kind suchen. Gemeinschaftsflächen zum Beispiel in den Erdgeschossen können dies bewirken. Etwas, das von Baugemeinschaften oft schon gemacht wird. „Ein eigener Garten oder Freiraum ist auch bei einem Mehrfamilienhaus möglich“, erklärt Wameling. Beide Profis kommen zu derselben, recht einfachen Formel, wie Städte attraktiver für Menschen werden: Autos raus, Kinder rein.
In der Gemeinschaft oder alleine – wie wohnen Sie und warum? Kommentieren Sie gerne!
Mehrfamilienhäuser und ihre Umgebung. Grundsätzlich sind Mehrfamilienhäuser, also Häuser mit drei oder mehr Wohneinheiten, eher ein städtisches Phänomen. „In Städten ist Baugrund meist sehr teuer. Da sprechen ökonomische Gründe für Mehrfamilienhäuser“, erklärt Architekt Jürgen Lehmeier vom büro für bauform.
Es ist nicht der einzige, aber sicher ein wichtiger Punkt, dem auch Architektin Lisa Wameling von BCO Architekten zustimmt: „Das Kosten-Flächenverhältnis ist bei Mehrfamilienhäusern besser, auch ökologisch gesehen. Denn Einfamilienhäuser verbrauchen pro Wohneinheit mehr Fläche und mehr Energie.“
Finden Sie hier Architekt:innen für Ihr Bauvorhaben