Mit Durchblick nach oben: Eine Treppe rettet einen Ausbau
Aus laminiertem Fichtenholz und Glas, viel Expertise und Experimentierfreude entstand eine besondere Treppe
Die Baufamilie wünschte sich eine außergewöhnliche Treppe, ohne eine genaue Vorstellung von ihr zu haben. Nach nicht ganz gelungenen Entwürfen stand dem Bauherrn die Enttäuschung so sehr ins Gesicht geschrieben, dass es dem im Haus gerade tätigen Fensterbauer auffiel. Er empfahl ihm, Jörn Brenscheidt, Treppenbauer und Inhaber von hokon, aufzusuchen. Der Experte hörte sich die Wünsche an, verstand und baute eine Treppe, die genau zu der Familie passt.
VORHER: Zum Dachboden führte eine schmale Luke, die wie die gesamte Treppe zurückgebaut wurde. Im Bild entfernt Montagemeister Philipp mit einem weiteren Mitarbeiter die Bretter rund um die alte Luke.
Ein Gefühl wurde zu einer Idee und schließlich zu einer Treppe. „Der Bauherr ließ mir freie Hand. Einzige Bedingung war, dass ich im Budget bleibe“, erzählt Jörn Brenscheidt. Aus einem Gefühl heraus hatte der Experte von Beginn an eine Idee, die er aber erst kurz vor Baubeginn visualisieren konnte.
Ein Gefühl wurde zu einer Idee und schließlich zu einer Treppe. „Der Bauherr ließ mir freie Hand. Einzige Bedingung war, dass ich im Budget bleibe“, erzählt Jörn Brenscheidt. Aus einem Gefühl heraus hatte der Experte von Beginn an eine Idee, die er aber erst kurz vor Baubeginn visualisieren konnte.
Umsetzung Schritt für Schritt. Ein korrektes Aufmaß des Bestands ist die Ausgangsbasis für die Planung. „Wir haben fast komplett papierlose Abläufe. Dadurch können wir extrem präzise arbeiten“, erklärt Brenscheidt. Unebene Wände können elektronisch millimetergenau erfasst werden, damit die vorbereiteten Treppenteile dann vor Ort genau passen.
VORHER: Als das Team von hokon auf die Baustelle kam, war die alte Treppe bereits abmontiert. Im Erdgeschoss wurde eine komplette Wand entfernt und ein großzügiges Foyer in Pfosten-Riegel-Bauweise aus Holz errichtet. Das Treppenhaus blieb an der gleichen Stelle.
Befestigung an der Wand. „Trotz der Kragarmoptik mussten wir mit Wangen arbeiten, die die Stufen tragen. Bei einer Befestigung der Stufen direkt in der alten Ziegelwand hätte es zu unschönen Überraschungen kommen können“, erklärt Brenscheidt. Mit zwei bis drei Schrauben pro Stufe wurde die Wange an der Wand angebracht. Je zwei fünfzehn Zentimeter lange Bolzen verbinden die Treppenstufen mit der Wange.
Trägermaterial Glas. Die Glasbrüstung dient als zusätzliches Element, das tragend wirken kann. „Wir haben hierfür keine klassische Prüfung nach den Bauvorschriften, aber dafür Erfahrungswerte. Der Bauherr hat uns auf dieser Basis vertraut“, so der Treppenbauexperte.
An den zwei Zwischenpodesten funktioniert das Zusammenspiel von Holz und Glas perfekt. Jedes der Podeste wird von den Wangen getragen. Für eine zusätzliche Aussteifung sorgt eine verleimte Setzstufe. Die Glasscheibe der Brüstung nimmt die senkrechte Last auf, während sie von sechs Punkthaltern selbst daran gehindert wird, seitlich auszubrechen. „Glas trägt Podest, Podest trägt Glas“, fasst Brendscheidt zusammen.
VORHER: Bevor die Glasscheiben zugeschnitten werden, erstellen die Treppenprofis Schablonen aus MDF-Platten. Zum einen, um das Glas während der Bauarbeiten zu schützen, zum anderen: „Wir prüfen mit den Schablonen, ob alles passt und ob es auch gut aussieht“, so Brenscheidt, der das Glas erst dann bestellt, wenn alles zu seiner Zufriedenheit ist. Ein Muss ist das nicht, hat sich bei hokon aber bewährt.
VORHER: „An Glas kann nicht nachgearbeitet werden. Und in diesem Haus hatten wir keine geraden Wände“, erzählt Brenscheidt. Vom Aufmaß bis zur Fertigstellung hat das Projekt vier Monate gedauert, wobei die Wartezeit auf das Glas eingerechnet ist. „Die Familie hat etwa einen Monat mit den MDF-Platten gewohnt“, erinnert sich der Experte.
Aufwendige Materialverarbeitung.
- In Streifen geschnitten.
- Organisch geformt.
- Aufsatz am Absatz.
Die vier Zentimeter breiten Stücke wurden nummeriert, mit Fräsungen zur Aufnahme der Schraubenköpfe versehen und auf das Glas aufgeklebt – jedes Stück passend zu seiner Stufe. „Pro Stufe bedeutet dies zwei Stunden mehr Arbeit. Doch wenn die Maserung durch die Scheibe hindurchläuft, sieht das einfach besser aus. Das Auge nimmt solche kleinen Details wahr. Man muss das nicht machen, aber mir ist es wichtig“, betont Brenscheidt. Belohnt wird er dafür mit zufriedenen Kund:innen, manchmal einer Einladung zum Essen und häufig einer Weiterempfehlung.
Hier wohnt: eine vierköpfige Familie
Auf: drei Ebenen
In: Haltern am See im Münsterland
Baumaterial: Furnierschichtholz (Laminated Veneer Lumber; LVL) und Glas
Baukosten: 38.000 Euro
Expertise von: hokon
Fotos: Paul Masukowitz
Nach oben erweitert. Der Ausbau des Dachbodens gab den Anlass, das gesamte Treppenhaus zu erneuern. Eine von unten bis oben einheitlich gestaltete Treppe sollte alle drei Wohnebenen erschließen.