Modernes Familienheim dank Rückbau und Umgestaltung
Grünes Leder, Eichenholz und Aluminium: Neue Materialien und Formen prägen dieses denkmalgeschützte Haus in Berlin
Catherine Hug
5. Mai 2018
Houzz-Contributor. Kreative Einrichtungsberaterin. Bloggerin, Baumarkt-Stammkundin und DIY-Expertin. Mutter zweier Töchter und stolze Besitzerin eines sehr alten Wohnwagens mit Vorliebe für Schlichtes, Schönes und Skandinavien.
Houzz-Contributor. Kreative Einrichtungsberaterin. Bloggerin, Baumarkt-Stammkundin... Mehr
Manchmal kommt es einfach anders: Eine junge Familie wünschte sich ein modernes, zeitgemäßes Heim – und erwarb ein geschichtsträchtiges Haus aus den Fünfzigern im Berliner Hansaviertel. Was sie dann draus machten? Der Architekt Carsten Wiewiorra verhalf mit einem offenen Raumkonzept, engem Bezug zur Vergangenheit sowie außergewöhnlichen Materialien und Farben dem ehemals großbürgerlichen Haus zu neuem Glanz.
Auf einen Blick
Hier wohnt: eine vierköpfige Familie
In: einem Wohnhaus im Hansaviertel in Berlin
Auf: 427 Quadratmetern
Experte: Carsten Wiewiorra von Wiewiorra Hopp Schwark Architekten
Fotos: Tobias Wille
Auf einen Blick
Hier wohnt: eine vierköpfige Familie
In: einem Wohnhaus im Hansaviertel in Berlin
Auf: 427 Quadratmetern
Experte: Carsten Wiewiorra von Wiewiorra Hopp Schwark Architekten
Fotos: Tobias Wille
Als Wohnhaus mit integrierter Augenarztpraxis im Erdgeschoss wurde das Gebäude 1957 von den Architekten Klaus Kirsten und Heinz Nather zur Interbau entworfen. Zahlreiche Umbauten folgten im Laufe der Jahre. 2012 erwarben es die Bauherren, die Carsten Wiewiorra mit der Umgestaltung beauftragten.
„Es war ein funktionstüchtiges Haus“, beschreibt der Architekt das Gebäude, das zwar in einem bewohnbaren Zustand war, den Anforderungen und Vorstellungen der Familie aber nicht entsprach.
„Es war ein funktionstüchtiges Haus“, beschreibt der Architekt das Gebäude, das zwar in einem bewohnbaren Zustand war, den Anforderungen und Vorstellungen der Familie aber nicht entsprach.
„Wir haben den Altbau von nachträglichen und nicht ursprünglichen Um- und Einbauten befreit und zu großen Teilen wieder in das alte Konzept zurückgebaut. Das Haus ist zur Straße hin sehr geschlossen und öffnet sich zum Garten hin. Das haben wir herausgearbeitet“, erläutert Wiewiorra das Gesamtkonzept, in dessen Rahmen einst geschlossene Pergolen freigelegt wurden. Auf der Straßenseite wurden Balkone im Obergeschoss bereits im Rahmen früherer Umbauten geschlossen. Hinter der erneuerten und jetzt langgestreckten Glasfassade befinden sich die Schlafzimmer und Bäder der Familie.
Ein gekonntes Spiel mit unterschiedlichen Materialien und Themen lässt das Erdgeschoss lebendig und wohnlich erscheinen. „Wir sind für unsere Verhältnisse sehr farbig geworden“, kommentiert Wiewiorra das Ergebnis. Die mehrfarbige Sitzlandschaft in dem zentralen Wohnraum ist von drei Räumen umgeben: der Bibliothek aus Eiche, der Küche aus Aluminium und dem sogenannten Gartenraum in grünem Leder im Hintergrund.
Aber nicht nur die Farbigkeit der Räume ist hier etwas Besonderes: Das Rautenparkett sticht ebenfalls optisch hervor. „Eine tolle handwerkliche Leistung“, kommentiert Wiewiorra das aus 35.000 Einzelteilen bestehende Eichenparkett, das stilistisch zwischen dem Baujahr des Hauses und der Gegenwart vermittelt.
Aber nicht nur die Farbigkeit der Räume ist hier etwas Besonderes: Das Rautenparkett sticht ebenfalls optisch hervor. „Eine tolle handwerkliche Leistung“, kommentiert Wiewiorra das aus 35.000 Einzelteilen bestehende Eichenparkett, das stilistisch zwischen dem Baujahr des Hauses und der Gegenwart vermittelt.
Komplett von Büchern umgeben: Die Bibliothek ließen die Architekten mit umlaufenden Regalen aus Eiche auskleiden – inklusive der Öffnungen, Zugänge und dem Fenster, das dank der nun breiten Fensterbank einen schönen Sitzplatz mit Aussicht in den Garten bietet. Ein polygonaler Schreibtisch in der Mitte bildet exakt die Form des inneren Raumes ab.
Hier und da gewährt das Bücherregal Durchblick: Mit mittig verbauten Glaswänden können an manchen Stellen die Fächer beidseitig gefüllt werden. „Im Erdgeschoss war früher eine Augenarztpraxis. Es gab dort andere Raumzusammenhänge, die wir besonders durch diese verglasten Öffnungen erhalten und subtil sichtbar gemacht haben“, erklärt Wiewiorra. Zu dem offenen Raumkonzept gehört auch die Falttür, die sich im offenen Zustand passgenau in das Regal einfügt.
Innenarchitekten in Ihrer Nähe
Innenarchitekten in Ihrer Nähe
Buchstäblich im Grünen liegt der Gartenraum: „Mit Fenstern von drei Seiten sitzt man hier eigentlich wie draußen“, beschreibt Wiewiorra den lichtdurchfluteten Raum, in dem mit grünem Leder bezogene, maßgefertigte Möbel einen direkten Bezug zum umliegenden Garten herstellen. Die Sitzlandschaft stammt von Cor-Interlübke, die auch das Leder lieferten, das als Bezugsmaterial diente.
Zentral ist der offene Essbereich gelegen. Die ungewöhnliche Form des weißen Esstischs entwickelten die Architekten speziell für dieses Projekt: „Die Bauherren wollten einen sehr großen Tisch, an dem man gemeinsam sitzen kann, ohne dass es ein runder Tisch ist. Dieser Tisch schafft keine Hierarchien und funktioniert für verschieden große Gruppen. Es gibt eine große und eine kleine Rundung. Je nachdem wie viele Personen es sind, setzt man sich an die entsprechende Rundung.“
Aluminium in zwei unterschiedlichen Grautönen sorgt in der Bulthaup-Küche dahinter für unerwartete Licht- und Farbspiele. „Der Küchenraum ist rundum mit Aluminiumplatten belegt. Ein Material, das die Farben der Umgebung und den Lichteinfall stark reflektiert. So verändert sich die Farbe der Küche ständig“, erläutert Wiewiorra die besondere Wirkung der Oberflächen.
Aluminium in zwei unterschiedlichen Grautönen sorgt in der Bulthaup-Küche dahinter für unerwartete Licht- und Farbspiele. „Der Küchenraum ist rundum mit Aluminiumplatten belegt. Ein Material, das die Farben der Umgebung und den Lichteinfall stark reflektiert. So verändert sich die Farbe der Küche ständig“, erläutert Wiewiorra die besondere Wirkung der Oberflächen.
Wie in allen Räumen legten die Architekten auch im Eingangsbereich großen Wert auf möglichst viel Stauraum – hier in Form eines weißen Einbaumöbels samt integrierter Sitzbank. „Die Flure sind relativ groß, und wir versuchen in unseren Projekten, mit Einbaumöbeln viel Stauraum in unsere Planung zu integrieren“, so Wiewiorra.
Noch mehr Fotos von Treppenhäusern
Noch mehr Fotos von Treppenhäusern
Kunst ist ein integraler Bestandteil der Innenraumplanung: Im geschwungenen Treppenhaus wurde eine Wand von Maria Hinze, einer jungen Berliner Künstlerin, mit Tusche verziert. „Unsere eigentliche Aufgabe war die Verglasung im ersten Obergeschoss. Dafür brauchten wir einen Vorhang“, erzählt Wiewiorra. Doch weil sich kein passendes Muster finden ließ und die Kosten für den Druck eines eigenen Musters in keinem Verhältnis zur benötigten Menge standen, bat er die ihm bereits bekannte Künstlerin um ihre Unterstützung. Mit Textilfarbe bemusterte sie den gut 100 Meter langen Vorhangstoff. Das Muster fand seine Fortführung auf den Wänden im Foyer des Hauses.
Drei amorphe Körper strukturieren das Obergeschoss und beherbergen in ihrem Innern Bäder und Ankleiden für die vierköpfige Familie. Von außen sind sie mit unterschiedlich strukturiertem beigefarbenem Linoleum verkleidet und kommen gänzlich ohne scharfen Kanten aus. „Sie verbinden die Räume und gliedern sie zugleich. Es macht Räume größer, wenn man durch sie hindurchwandern kann, von Raum zu Raum, ohne ständiges Rein und Raus“, erklärt Wiewiorra die Raumwirkung.
Benachbart zum Elternschlafzimmer liegen zwei der Körper nebeneinander. Das Ankleidezimmer befindet sich im Innern des rechten Körpers und ist komplett mit schwarzem Linoleum ausgekleidet.
Benachbart zum Elternschlafzimmer liegen zwei der Körper nebeneinander. Das Ankleidezimmer befindet sich im Innern des rechten Körpers und ist komplett mit schwarzem Linoleum ausgekleidet.
Auf der dem Schlafzimmer abgewandten Rückseite des zweiten Körpers befindet sich der offen zugängliche Waschtisch der Eltern. Privatsphäre bieten ein separater Duschraum (links) sowie ein separates WC (rechts im Bild). Beide befinden sich im Innern des linoleumverkleideten Körpers und bieten dank satinierter, geriffelter Glastüren Privatsphäre.
Waschbecken in großer Auswahl
Waschbecken in großer Auswahl
Der Duschraum des Masterbads fällt ebenfalls durch seine besondere farbliche Gestaltung auf: Bis zur Decke ließen die Architekten den Raum mit grünem Mosaik fliesen.
Bemerkenswert vor allem, weil die Bauherren ursprünglich durch ein anderes Projekt auf die Architekten aufmerksam wurden: das Townhouse – das gegensätzlicher nicht sein könnte, wie Wiewiorra zugibt.
„Eigentlich wollten sie genau so ein Haus haben: sehr hell, mit viel Weiß. Jetzt haben sie genau das nicht bekommen und sind damit sehr glücklich“, erzählt Wiewiorra zufrieden.
Wie gefällt Ihnen dieser Umbau? Mit wem würden Sie einziehen?
Bemerkenswert vor allem, weil die Bauherren ursprünglich durch ein anderes Projekt auf die Architekten aufmerksam wurden: das Townhouse – das gegensätzlicher nicht sein könnte, wie Wiewiorra zugibt.
„Eigentlich wollten sie genau so ein Haus haben: sehr hell, mit viel Weiß. Jetzt haben sie genau das nicht bekommen und sind damit sehr glücklich“, erzählt Wiewiorra zufrieden.
Wie gefällt Ihnen dieser Umbau? Mit wem würden Sie einziehen?
Ähnliche Artikel
Deutschland
Vorher-Nachher: Von wandernden Küchen und mutigen Wänden
Von Aline van Hoorn
Altbau-Charme hat Tücken. Hier wurden sie mit Einfallsreichtum und geschickten Eingriffen in den Grundriss überwunden
Zum Artikel
Deutschland
Hier weit offen, da ganz geschlossen: Ein Haus in Hanglage
Von Aline van Hoorn
Mit Fenstern, die sich über eine ganze Hausseite erstrecken auf der einen, und totaler Abschottung auf der anderen Seite
Zum Artikel
Deutschland
Wie ein kahler Neubau Charakter bekam
Von Aline van Hoorn
Dank eines professionellen Farb- und Materialkonzeptes fanden die Eigentümer ihren eigenen Wohnstil
Zum Artikel
Wohnen am Wasser
Eine Auszeit vom Alltag im Norwegerhaus am Scharmützelsee
Von Aline van Hoorn
Dank einfühlsamer Begleitung durch eine Projektmanagerin entstand der ersehnte Rückzugsort im skandinavischen Stil
Zum Artikel
Born on Houzz
Ein bisschen Manhattan für eine Mietwohnung in Düsseldorf
Von Aline van Hoorn
Wohnen auf Zeit – aber dafür mit Stil! Ausgewählte Design-Klassiker und ein rundes Konzept für ein Feierabend-Paradies
Zum Artikel
Wohnen auf dem Land
Liebevoll aufgefrischt: Gründerzeit-Villa in der Uckermark
Von Aline van Hoorn
Der Traum vom stilvollen Landurlaub – in dieser respektvoll renovierten Villa in Alleinlage kann er wahr werden.
Zum Artikel
Wohnen in der Stadt
Nach Hause kommen und abschalten über den Dächern von Köln
Von Aline van Hoorn
Ein gemeinsamer Neustart mit kräftigen Farbakzenten in einem großen Wohnraum mit offener Küche und Essbereich.
Zum Artikel
Wohnen auf dem Land
Vorher-Nachher: Schiefe Hülle neu belebt
Von Eva Bodenmüller
Eine Mühle von 1818 wird zweihundert Jahre später zum Wohnhaus für eine Familie
Zum Artikel
Altbau
117 qm Wohnen und Arbeiten in einer Münchener Altbauwohnung
Von Aline van Hoorn
Design-Klassiker und Erinnerungen aus früheren Reisen entführen in vergangene Zeiten und ferne Länder
Zum Artikel
Vorher-Nachher
Adrette Maisonette – hier wohnt die Interior Designerin selbst
Von Aline van Hoorn
Berufliches und Privates trennen? Besser nicht! Und wie in diesem Fall die Expertise auch für das eigene Zuhause nutzen
Zum Artikel
Ich liebe dieses Haus - und mit meiner Familie hätte ich kein Problem *Leben in die Bude* zu bringen!
Sehr gelungen - besonders der Gartenraum. Ich bin FAN!
Wunderschön!
Das Erdgeschoss ist wunderschön, tolle Aufteilung, traumhaft! Die Formen und Materialien und Ausblicke in der Bibliothek sowie im Gartenzimmer und auch im Flur / Treppenhaus sind schön und intelligent. Glückwunsch zur gelungenen Gestaltung!
Aber das Obergeschoss mit seinem wenig einladenden Bad und den unangenehmen und hässlichen Linoleumkörpern und die Aluminiumpaneele in der Küche stehen - nach meinem Empfinden - im Gegensatz dazu.
Aber zum Glück darf jeder nach seinem Geschmack gestalten und wir können uns ja das raussuchen für die Gestaltung unserer Umgebung, was uns gefällt.