Perfekt unperfekt: Eine grüne Dachterrasse mit Ausblick über Brooklyn
Auf einem New Yorker Dach schuf sich ein Landschaftsarchitekt eine grüne Oase. Dort entspannt er mit Freunden, Filmen – und einem Beton-Reh
Annie Thornton
14. April 2015
Detailverliebtheit und Perfektionismus sind für jeden professionellen Designer, egal in welchem Bereich, das A und O. Aber manchmal muss man einfach Fünfe gerade sein lassen können. Das dachte sich auch Landschaftsarchitekt Brook Klausing, Inhaber einer Gartenbaufirma, als er seine Terrasse auf dem Dach eines vierstöckigen Apartmenthauses in Brooklyn, New York, gestaltete. Das Ergebnis ist eine entspannt unperfekte Zufluchtsstätte vor der hektischen Großstadt – mit Secondhand-Möbeln, handgefertigten Einzelstücken und einer erlesenen Sammlung individueller Blumenkübel.
Auf einen Blick
Hier entspannt sich: Landschaftsarchitekt Brook Klausing von Brook Landscape
In: Brooklyn, New York, USA
Auf: 74 Quadratmetern
Auf einen Blick
Hier entspannt sich: Landschaftsarchitekt Brook Klausing von Brook Landscape
In: Brooklyn, New York, USA
Auf: 74 Quadratmetern
VORHER: Vor der Gestaltung durch den Landschaftsarchitekten war das Dach kahl und leer – eine Öde hoch oben über den Häuserschluchten von New York.
ZWISCHENSTAND: Die Terrasse mit neuem Geländer, ersten Pflanzen und provisorischer Möblierung
NACHHER: Wenn man Klausings Dachterrasse heute betritt, fühlt man sich sofort wie im Urlaub: Lavendel, Salbei und verschiedene Gräser wiegen sanft im Wind, es duftet herrlich. Eine Sitzecke aus gemütlichen Lounge-Stühlen und einer tragbaren Feuerschale lädt zum Verweilen ein. Und der grandiose Ausblick auf den grünen Fort Green Park und Lower Manhattan im Sonnenuntergang tut sein Übriges. „Die Strandatmosphäre, die das Ganze ausstrahlt, hat sich von ganz allein ergeben“, sagt der Landschaftsarchitekt.
So oft es geht, kommt Klausing nach der Arbeit hierher, um beim Sonnenuntergang seinen wohlverdienten Feierabend zu genießen. Und noch mehr: „Acht Monate im Jahr verbringe ich quasi rund um die Uhr hier oben“, erzählt er. „Manchmal schlafe ich sogar auf der Dachterrasse.“ Und auch wenn er allein wohnt, teilt er den Ort nur allzu gern mit seinen Freunden. „Ein paar von ihnen haben einen Schlüssel und kommen zum Chillen hierher, wenn ich nicht da bin. Dann können sie sich auch gleich um die Pflanzen kümmern. Das ist sehr praktisch.“
Sogar Tiere – echte und unechte – haben sich hier oben angesiedelt. Das ist Teshan, ein Reh aus Beton, dem Klausing ein neues Zuhause gegeben hat. „Es hat auch einen Freund: ein echtes Eichhörnchen, das wir Mr. Fitness getauft haben, weil es immer so aktiv ist“, lacht Klausing.
Im Sommer scheint den ganzen Tag über die Sonne auf die Dachterrasse; es herrschen gute Bedingungen für Kräuter und allerlei anderes essbares Grün, das Klausing in Terrakotta-Töpfen und Hochbeeten gepflanzt hat. „Ich habe hier oben meine Liebe zum Gärtnern wieder entdeckt. Ich hatte beinahe vergessen, wie viel Spaß das macht“, erzählt er. Obwohl der Garten relativ pflegeleicht ist, muss er oft gießen. „Weil Kübelpflanzen natürlich schneller austrocknen, brauchen sie viel Wasser, vor allem bei direkter Sonneneinstrahlung.“
In einer Ecke der Terrasse hat Klausing mithilfe einer alten Zinkbadewanne, einem Gartenschlauch und einem Brausekopf eine provisorische Outdoor-Dusche installiert. „Wenn ich erwachsen bin, baue ich eine richtige“, lacht er.
Wenn das Wetter mitspielt, veranstaltet Klausing hier oben auch gern Open-Air-Kinoabende. Dann machen es sich alle mit Kissen auf dem Boden gemütlich und genießen erst den Sonnenuntergang und danach einen schönen – oder speziellen – Film.
Das letzte Mal stand zum Beispiel „9 to 5 - Warum eigentlich… bringen wir den Chef nicht um“ aus dem Jahr 1980 auf dem Programm – ein Film, der sich vor allem dadurch auszeichnet, dass Country-Sängerin Dolly Parton darin ihr Kinodebüt gab und der Titelsong ihr erster Nummer-1-Hit wurde. Die beleuchtete Skyline von New York im Hintergrund, machte ihn zu einem Event der Superlative.
An anderen Abenden wird die Dachterrasse zum Esszimmer. Die Stühle von Crate & Barrel kombinierte Klausing mit einem selbst gebauten Esstisch aus Altholz. Fun Fact: Die dafür verwendeten Dielen lagen früher auf dem berühmten Coney Island Boardwalk!
„Eines Abends saß ich mit einem befreundeten Architekten zusammen, und wir fingen an, unsere Ideen auf den Tisch zu kritzeln“, erzählt Klausing. „Am nächsten Morgen habe ich ein Foto davon gemacht, als Erinnerung an unsere Pläne.“ Jetzt ist der Tisch gleich doppelt so individuell.
Die Pflanzbank hat Klausing ebenfalls selbst gebaut. Sie besteht aus einer Basaltplatte, die er auf einem Hinterhof in Brooklyn fand und Ästen, die er lediglich mit einer Handsäge und einer Zange in Form brachte.
Die Lässigkeit, mit der Klausing seine Dachterrasse gestaltete, sieht man auch im Detail. Und da wären wir wieder bei den A und O’s eines professionellen Designers – und dass gerade unperfekte Details manchmal perfekt sein können, beweist Klausing mit dieser Terrasse allemal.
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