Praktischer Klimaschutz: 7 Schritte zum CO2-neutralen Bauen
Die Bauindustrie muss lernen, weniger Kohlendioxid freizusetzen. Diese Ideen könnten bei der Dekarbonisierung helfen
Antonia Solari
27. August 2018
Wenn es um den Energiebedarf bestimmter Branchen geht, taucht immer wieder das Stichwort Dekarbonisierung auf. Der Begriff steht für die Umstellung einer bestimmten Wirtschaftsweise mit dem Ziel, dass dabei weniger Kohlendioxid (CO2) frei wird oder die Freisetzung kompensiert werden kann. Auch der Baubranche steht eine Dekarbonisierung bevor, denn nur so lassen sich die Ziele des Pariser Klimaschutz-Abkommens einhalten und die Lebensbedingungen zukünftiger Generationen sichern.
Dekarbonisierung war auch das Thema der REbuild 2018, einer Veranstaltungsreihe zu bautechnischen Innovationen in Italien. Houzz war dabei und stellte dem Fachpublikum die neuesten Forschungsergebnisse vor. Die besten Ergebnisse für den Klimaschutz lassen sich durch integriertes Design und eine gute Zusammenarbeit zwischen Experten aus unterschiedlichen Disziplinen erzielen. Nicht zuletzt trägt eine Sanierung von Gebäuden mit dem Ziel der Senkung von CO2-Emissionen dazu bei, den Wert des Gebäudes zu steigern. Das bestätigt auch Thomas Miorin, Präsident der REbuild: „In diesen schwierigen Zeiten sind Immobilien wichtige Investitionsobjekte. Die Dekarbonisierung spielt dabei eine entscheidende Rolle, denn CO2 ist der Maßstab, der alles bestimmt.“
Was müssen wir tun, um die Baubranche umfassend zu dekarbonisieren? Wir stellen 7 Schritte vor, mit denen die Herausforderung gelingen kann.
Dekarbonisierung war auch das Thema der REbuild 2018, einer Veranstaltungsreihe zu bautechnischen Innovationen in Italien. Houzz war dabei und stellte dem Fachpublikum die neuesten Forschungsergebnisse vor. Die besten Ergebnisse für den Klimaschutz lassen sich durch integriertes Design und eine gute Zusammenarbeit zwischen Experten aus unterschiedlichen Disziplinen erzielen. Nicht zuletzt trägt eine Sanierung von Gebäuden mit dem Ziel der Senkung von CO2-Emissionen dazu bei, den Wert des Gebäudes zu steigern. Das bestätigt auch Thomas Miorin, Präsident der REbuild: „In diesen schwierigen Zeiten sind Immobilien wichtige Investitionsobjekte. Die Dekarbonisierung spielt dabei eine entscheidende Rolle, denn CO2 ist der Maßstab, der alles bestimmt.“
Was müssen wir tun, um die Baubranche umfassend zu dekarbonisieren? Wir stellen 7 Schritte vor, mit denen die Herausforderung gelingen kann.
1. Geeignetes Material
Noch bevor High-Tech-Lösungen (wie Digitalisierung oder das sogenannte Gebäude 4.0) ins Spiel kommen, geht es um etwas Grundlegenderes: die Auswahl geeigneter Materialien. Dass sie den ersten Schritt zu einem gesunden, energieffizienten Gebäude ausmacht, ist mittlerweile allgemein anerkannt.
CO2-Fußabdruck, Lebenszyklus und Recycling-Eigenschaften sind nur drei der Merkmale, die ein Baustoff haben sollte – ob er natürlichen Ursprungs ist oder ein Ergebnis der allerneusten Materialforschung.
Das Ziel besteht immer darin, ein energieeffizientes, emissionsarmes Gebäude zu errichten. „Die Emissionswerte sind die entscheidende Messgröße für die Qualität eines Gebäudes und für die Kosten, die es innerhalb seines Lebenszyklus verursacht. Damit haben sie einen erheblichen Einfluss darauf, ob die getätigten Investitionen sich auszahlen“, sagt Thomas Miorin.
Noch bevor High-Tech-Lösungen (wie Digitalisierung oder das sogenannte Gebäude 4.0) ins Spiel kommen, geht es um etwas Grundlegenderes: die Auswahl geeigneter Materialien. Dass sie den ersten Schritt zu einem gesunden, energieffizienten Gebäude ausmacht, ist mittlerweile allgemein anerkannt.
CO2-Fußabdruck, Lebenszyklus und Recycling-Eigenschaften sind nur drei der Merkmale, die ein Baustoff haben sollte – ob er natürlichen Ursprungs ist oder ein Ergebnis der allerneusten Materialforschung.
Das Ziel besteht immer darin, ein energieeffizientes, emissionsarmes Gebäude zu errichten. „Die Emissionswerte sind die entscheidende Messgröße für die Qualität eines Gebäudes und für die Kosten, die es innerhalb seines Lebenszyklus verursacht. Damit haben sie einen erheblichen Einfluss darauf, ob die getätigten Investitionen sich auszahlen“, sagt Thomas Miorin.
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2. Verlässliche Zertifizierung
Wenn es um die Energieeffizienz von Gebäuden geht, klaffen Wahrnehmung und Realität oft auseinander. Wie auf der REbuild berichtet wurde, stimmten die Erwartungen der Bauherren an eine bestimmte Gebäudehülle häufig nicht mit deren tatsächlichen Eigenschaften überein. So fließt etwa die Energieeffizienzklasse eines bestimmten Gebäudetyps oft nicht in die Bauentscheidungen mit ein. Und die Menge der Emissionen wird in der Regel unterschätzt: Sie ist durchschnittlich vier mal so hoch wie erwartet.
Daher kommt es beim Bauen darauf an, geschulte Fachkräfte einzubeziehen, die mit dem aktuellen Stand der Forschung vertraut sind. Außerdem ist es notwendig, neben den gesetzlich vorgesehenen Standards auch auf freiwillige Zusatz-Zertifizierungen zu setzen.
2. Verlässliche Zertifizierung
Wenn es um die Energieeffizienz von Gebäuden geht, klaffen Wahrnehmung und Realität oft auseinander. Wie auf der REbuild berichtet wurde, stimmten die Erwartungen der Bauherren an eine bestimmte Gebäudehülle häufig nicht mit deren tatsächlichen Eigenschaften überein. So fließt etwa die Energieeffizienzklasse eines bestimmten Gebäudetyps oft nicht in die Bauentscheidungen mit ein. Und die Menge der Emissionen wird in der Regel unterschätzt: Sie ist durchschnittlich vier mal so hoch wie erwartet.
Daher kommt es beim Bauen darauf an, geschulte Fachkräfte einzubeziehen, die mit dem aktuellen Stand der Forschung vertraut sind. Außerdem ist es notwendig, neben den gesetzlich vorgesehenen Standards auch auf freiwillige Zusatz-Zertifizierungen zu setzen.
3. Den passenden Experten finden
Gebäudehüllen werden zunehmend komplexer. Häufig sind sie das Ergebnis einer Zusammenarbeit von Fachleuten – vom Werkstoffspezialisten bis zum Anlagenbaubauer. Deshalb ist es unerlässlich, die Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen voranzutreiben. Nur gemeinsam lässt sich ein optimales Ergebnis erzielen.
Gebäudehüllen werden zunehmend komplexer. Häufig sind sie das Ergebnis einer Zusammenarbeit von Fachleuten – vom Werkstoffspezialisten bis zum Anlagenbaubauer. Deshalb ist es unerlässlich, die Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen voranzutreiben. Nur gemeinsam lässt sich ein optimales Ergebnis erzielen.
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4. Vom einzelnen Gebäude zur gesamten Stadt
Um deutliche Einsparungen bei den Emissionen zu erreichen, kommt es auch auf den Maßstab an, den man anlegt. Indem der Bau einzelner Gebäude tatsächlich auf die Stadtplanung und die Mobilitätslösungen abgestimmt wird, lassen sich die Ergebnisse optimieren. Miorin bestätigt: „Wenn wir unseren Maßstab erweitern – vom Einzelbau zur Immobilieneinheit, von der Eigentumswohnung zur gesamten Stadt –, dann vergrößert sich mit jedem dieser Schritte unsere Freiheit, unseren Energieverbrauch weiter zu senken.“
4. Vom einzelnen Gebäude zur gesamten Stadt
Um deutliche Einsparungen bei den Emissionen zu erreichen, kommt es auch auf den Maßstab an, den man anlegt. Indem der Bau einzelner Gebäude tatsächlich auf die Stadtplanung und die Mobilitätslösungen abgestimmt wird, lassen sich die Ergebnisse optimieren. Miorin bestätigt: „Wenn wir unseren Maßstab erweitern – vom Einzelbau zur Immobilieneinheit, von der Eigentumswohnung zur gesamten Stadt –, dann vergrößert sich mit jedem dieser Schritte unsere Freiheit, unseren Energieverbrauch weiter zu senken.“
5. Nicht alles muss vor Ort gebaut werden
Zum verantwortungsbewussten Bauen gehört auch die intensive Nutzung vorgefertigter Konstruktionsteile. Der Aufbau möglichst vieler Elemente sollte „off site“, also jenseits der Baustelle direkt beim Hersteller erfolgen. Mehr Elemente im Werk zu fertigen und auf der Baustelle zu montieren, hat viele Vorteile. So lassen sich nicht nur Produktionszeiten und -kosten reduzieren, sondern in direkter Folge auch die Emissionen.
Zum verantwortungsbewussten Bauen gehört auch die intensive Nutzung vorgefertigter Konstruktionsteile. Der Aufbau möglichst vieler Elemente sollte „off site“, also jenseits der Baustelle direkt beim Hersteller erfolgen. Mehr Elemente im Werk zu fertigen und auf der Baustelle zu montieren, hat viele Vorteile. So lassen sich nicht nur Produktionszeiten und -kosten reduzieren, sondern in direkter Folge auch die Emissionen.
6. Bauprozesse digitalisieren
Nicht nur die Vorfertigung von Bauteilen lässt sich am Rechner planen, auch andere Aspekte einer Baustelle können mithilfe digitaler Verfahren verbessert werden. Der Architekt Andrea Argentieri, der zur REbuild-Community gehört, erläutert: „Der digitale Prozess gehört zu den größten Innovationen, die wir erleben dürfen. Durch Computerverfahren ist es heute möglich, mit den unterschiedlichen Bauphasen zu experimentieren und sie vor Beginn durchzuspielen. Auch die Bedürfnisse und Ziele lassen sich besser analysieren. Dadurch wird die Planung nachhaltig und standortgerecht. Die Digitalisierung hilft dabei, die Dauer der Bauphasen zu verkürzen und die Sicherheit auf den Baustellen zu erhöhen, sowohl bei öffentlichen als auch bei privaten Gebäuden.“
Nicht nur die Vorfertigung von Bauteilen lässt sich am Rechner planen, auch andere Aspekte einer Baustelle können mithilfe digitaler Verfahren verbessert werden. Der Architekt Andrea Argentieri, der zur REbuild-Community gehört, erläutert: „Der digitale Prozess gehört zu den größten Innovationen, die wir erleben dürfen. Durch Computerverfahren ist es heute möglich, mit den unterschiedlichen Bauphasen zu experimentieren und sie vor Beginn durchzuspielen. Auch die Bedürfnisse und Ziele lassen sich besser analysieren. Dadurch wird die Planung nachhaltig und standortgerecht. Die Digitalisierung hilft dabei, die Dauer der Bauphasen zu verkürzen und die Sicherheit auf den Baustellen zu erhöhen, sowohl bei öffentlichen als auch bei privaten Gebäuden.“
7. Gebäude 4.0
Wenn Material- und Prozessinnovationen mit dem Bewusstsein für die Notwendigkeit umfassender Dekarbonisierung verbunden werden, kommt es auf die Vernetzung aller Abläufe beim Bauen an. Um dieses Ziel zu erreichen, muss die Baubranche noch stärker auf Digitalisierung setzen. In Analogie zum Begriff „Industrie 4.0“, mit dem die Bedeutung der Digitalisierung als „vierte industrielle Revolution“ bezeichnet wird, spricht man auch vom „Gebäude 4.0“.
Doch was ist damit konkret gemeint? Der Architekt Argentieri erläutert: „Das bedeutet, dass sich das Bauen durch industrialisierte Systeme und die Analyse der Gesamtprozesse weiterentwickelt. Benötigt wird eine präzise Analyse der Bedürfnisse und der Dienstleistungen, die zu ihrer Erfüllung notwendig sind, um den Einsatz vorgefertigter und standardisierter Elemente zu erhöhen und damit die Erneuerung des Bausektors voranzutreiben. Nach meiner Vorstellung schlagen wir damit ein neues Kapitel des Wohnungsbaus auf, aber es betrifft überhaupt unsere gesamte gebaute Umwelt, bis hin zu Schulen und der übrigen Infrastruktur. Letztlich führt es zu einer modernen Form der Stadterneuerung.“
Was denken Sie über CO2-neutrales Bauen? Teilen Sie Ihre Ansichten und Ideen in den Kommentaren!
Hier geht’s zur REbuild 2018
WEITERLESEN:
► Passivhaus, Null- oder Plusenergiehaus – Durchblick im Neubau-Dschungel
► Wer braucht eigentlich den Energieausweis?
► Noch mehr Artikel zum nachhaltigen Bauen
Wenn Material- und Prozessinnovationen mit dem Bewusstsein für die Notwendigkeit umfassender Dekarbonisierung verbunden werden, kommt es auf die Vernetzung aller Abläufe beim Bauen an. Um dieses Ziel zu erreichen, muss die Baubranche noch stärker auf Digitalisierung setzen. In Analogie zum Begriff „Industrie 4.0“, mit dem die Bedeutung der Digitalisierung als „vierte industrielle Revolution“ bezeichnet wird, spricht man auch vom „Gebäude 4.0“.
Doch was ist damit konkret gemeint? Der Architekt Argentieri erläutert: „Das bedeutet, dass sich das Bauen durch industrialisierte Systeme und die Analyse der Gesamtprozesse weiterentwickelt. Benötigt wird eine präzise Analyse der Bedürfnisse und der Dienstleistungen, die zu ihrer Erfüllung notwendig sind, um den Einsatz vorgefertigter und standardisierter Elemente zu erhöhen und damit die Erneuerung des Bausektors voranzutreiben. Nach meiner Vorstellung schlagen wir damit ein neues Kapitel des Wohnungsbaus auf, aber es betrifft überhaupt unsere gesamte gebaute Umwelt, bis hin zu Schulen und der übrigen Infrastruktur. Letztlich führt es zu einer modernen Form der Stadterneuerung.“
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Die meisten Gebäude sind Bestandsgebäude, von daher sind Sanierungslösungen hier am stärksten klimarelevant. Nicht vergessen werden sollte auch,daß alle technischen Neuerungen, die seit der Ölkrise entwickelt worden sind, durch einen gestiegenen persönlichen Platzbedarf bilanziell seitdem wieder aufgefressen worden sind. Um wirklich mit Klimarelevanten Einsparungen in der Fläche voran zu kommen müßten meiner Meinung nach auch die Kosten für eine Sanierung Mieterfreundlicher und damit zu mehr Akzeptanz führend gestaltet werden.
Ansonsten bin ich sehr für neue Technologien - arbeiet selbst an eienm CO² freien Mietshaus mit - aber nicht ohne die oben beschriebenen Aspekte mit zu bedenken!