Architektur
Starker Stoff: Was Textilfassaden alles können
Verpacken Sie Ihr Haus doch wie ein Werk von Verhüllungskünstler Christo. Textile Gebäudehüllen machen’s möglich
An der RWTH Aachen forschen interdisziplinäre Teams an der Fassadengestaltung mit Textilgeweben. Wir haben mit Jan Serode, Architekt und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Textilmaschinenbau und Institut für Textiltechnik, über die Potenziale und Perspektiven von Textilfassaden gesprochen.
Im Bild: Bei diesem Projekt in Magdeburg versteckte das Architekturbüro AW hinter der Textilfassade farblich abgesetzte, geschlossene Felder sowie bodentiefe Fensterelemente.
Aus welchem Material bestehen die Bespannungen? Sind sie mit Gerüstplanen vergleichbar?
Der Unterschied liegt in der Nutzung. Baugerüste sind nur temporär eingehüllt, Textilfassaden dagegen sollen dauerhaft sein. Es ist eine durchscheinende Fassade aus Polyester- oder Glasfasergewebe. Wobei Polyester günstiger und bedruckbar ist, dafür aber schmutzanfällig und mit zehn bis fünfzehn Jahren weniger langlebig. Glasfaser dagegen ist zwar teurer und nicht bedruckbar, wird aber höheren Brandschutzanforderungen gerecht, ist schmutzabweisend und mit bis zu vierzig Jahren recht langlebig.
Aus welchem Material bestehen die Bespannungen? Sind sie mit Gerüstplanen vergleichbar?
Der Unterschied liegt in der Nutzung. Baugerüste sind nur temporär eingehüllt, Textilfassaden dagegen sollen dauerhaft sein. Es ist eine durchscheinende Fassade aus Polyester- oder Glasfasergewebe. Wobei Polyester günstiger und bedruckbar ist, dafür aber schmutzanfällig und mit zehn bis fünfzehn Jahren weniger langlebig. Glasfaser dagegen ist zwar teurer und nicht bedruckbar, wird aber höheren Brandschutzanforderungen gerecht, ist schmutzabweisend und mit bis zu vierzig Jahren recht langlebig.
Bei der Gestaltung des Rathausanbaus der Gemeinde Bergrheinfeld wurde die Textilfassade der roho GmbH mit Begriffen bedruckt, die den Bürgern schon von außen zeigen, was sie im Inneren des Gebäudes erwartet.
Was passiert nach der Lebenszeit der Textilfassade? Kann die Bespannung ausgewechselt werden?
Die Bespannung kann gewechselt werden, das ist auch einer der Vorteile einer Textilfassade. Die Rahmenkonstruktion ist am Gebäude angebracht und immer wieder neu bespannbar. Aktuell wird das aber kaum gemacht. Aufgrund der Beschaffenheit des Materials ist das auch nicht unbedingt notwendig; Verschmutzungen lassen sich einfach mit einem Hochdruckreiniger beseitigen.
Grundsätzlich liegt in der Möglichkeit, die Textilbespannung auszuwechseln, ein hohes gestalterisches Potenzial, das erst langsam entdeckt wird. Es sind unzählige Varianten denkbar, die die Fassadengestaltung so flexibel wie die von Innenräumen machen.
Was passiert mit einer ausgewechselten Fassade? Gehört sie in den Sondermüll?
Nein, das Material ist recyclingfähig, zu hundert Prozent sortenrein. Allerdings wird das in der Praxis bisher kaum genutzt. Wir bekommen das Feedback, dass bei der Entscheidung für eine Textilfassade die Recyclingfähigkeit durchaus eine Rolle spielt. Wenn es dann aber soweit ist, und eine Fassade wird ausgetauscht, wird das Material doch nicht der Wiederverwertung über den Hersteller zugeführt. Die Hersteller selbst sind nach eigenen Aussagen daran interessiert, hier weiterzumachen.
Was passiert nach der Lebenszeit der Textilfassade? Kann die Bespannung ausgewechselt werden?
Die Bespannung kann gewechselt werden, das ist auch einer der Vorteile einer Textilfassade. Die Rahmenkonstruktion ist am Gebäude angebracht und immer wieder neu bespannbar. Aktuell wird das aber kaum gemacht. Aufgrund der Beschaffenheit des Materials ist das auch nicht unbedingt notwendig; Verschmutzungen lassen sich einfach mit einem Hochdruckreiniger beseitigen.
Grundsätzlich liegt in der Möglichkeit, die Textilbespannung auszuwechseln, ein hohes gestalterisches Potenzial, das erst langsam entdeckt wird. Es sind unzählige Varianten denkbar, die die Fassadengestaltung so flexibel wie die von Innenräumen machen.
Was passiert mit einer ausgewechselten Fassade? Gehört sie in den Sondermüll?
Nein, das Material ist recyclingfähig, zu hundert Prozent sortenrein. Allerdings wird das in der Praxis bisher kaum genutzt. Wir bekommen das Feedback, dass bei der Entscheidung für eine Textilfassade die Recyclingfähigkeit durchaus eine Rolle spielt. Wenn es dann aber soweit ist, und eine Fassade wird ausgetauscht, wird das Material doch nicht der Wiederverwertung über den Hersteller zugeführt. Die Hersteller selbst sind nach eigenen Aussagen daran interessiert, hier weiterzumachen.
Im Bild: Die Fassade der neuen Musikschule in Erftstadt sollte revisionsarm und doch leicht im Erscheinungsbild sein. Daher hat das Büro Graf Architekten den ortsüblichen Ziegel mit Glas und Textil für die Gestaltung kombiniert. Foto: Philip Kistner
Sind die Fassaden aus Textilgewebe immer plan oder gibt es auch dreidimensionale Gestaltungsmöglichkeiten?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Die verfügbaren Textilien für Fassaden werden zwar zunächst als Rollenware produziert, müssen aber nicht plan installiert werden. Eine grundlegende Eigenschaft von Textilien ist deren gute Drapierbarkeit. Auf diese Weise lassen sich mit Textilgeweben auch dreidimensionale oder sogar organische Fassadenflächen realisieren. Ausschlaggebend für die Gestaltung ist maßgeblich die Anordnung und die Konstruktion der Metallrahmen, auf die die Textilien gespannt werden. Die Grenzen liegen hier nicht in der Technik, sondern in der Kreativität und den Gestaltungsansprüchen der Architekten.
Fassaden haben nicht nur einen gestalterischen Aspekt. Sie schützen das Gebäude. Was muss das textile Material denn alles können?
Oberste Anforderung ist der Brandschutz, gefolgt von Witterungsresistenz. Ob nun UV-Strahlen, Wind, Sturm oder Hagel, das Textil muss eine hohe Reißfestigkeit haben. Es ist so hart gespannt, dass Vandalismus kaum möglich ist.
Sind die Fassaden aus Textilgewebe immer plan oder gibt es auch dreidimensionale Gestaltungsmöglichkeiten?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Die verfügbaren Textilien für Fassaden werden zwar zunächst als Rollenware produziert, müssen aber nicht plan installiert werden. Eine grundlegende Eigenschaft von Textilien ist deren gute Drapierbarkeit. Auf diese Weise lassen sich mit Textilgeweben auch dreidimensionale oder sogar organische Fassadenflächen realisieren. Ausschlaggebend für die Gestaltung ist maßgeblich die Anordnung und die Konstruktion der Metallrahmen, auf die die Textilien gespannt werden. Die Grenzen liegen hier nicht in der Technik, sondern in der Kreativität und den Gestaltungsansprüchen der Architekten.
Fassaden haben nicht nur einen gestalterischen Aspekt. Sie schützen das Gebäude. Was muss das textile Material denn alles können?
Oberste Anforderung ist der Brandschutz, gefolgt von Witterungsresistenz. Ob nun UV-Strahlen, Wind, Sturm oder Hagel, das Textil muss eine hohe Reißfestigkeit haben. Es ist so hart gespannt, dass Vandalismus kaum möglich ist.
Im Bild: In der Detailansicht ist die dreidimensionale Konstruktion der Fassadenaufhängung des Projekts von Graf Architekten zu erkennen. Foto: Philip Kistner
Wird speziell an einer Eigenschaft geforscht?
In meiner Forschungsgruppe überprüfen wir allgemein die Innovationspotenziale von Textilfassaden auf Basis der ökologischen Nachhaltigkeit. Wir fragen uns immer wieder: Was ist alles möglich mit Fassaden? Und: Wie können Textilfassaden die Lebensqualität in Zukunft verbessern? Aufgrund der komplexen Fragestellung sind wir auf eine interdisziplinäre Zusammenarbeit angewiesen. Gerade beschäftigen wir uns beispielsweise gezielt mit der Funktionalisierung von Textilfassaden. Hierfür haben wir im Vorfeld mit Augenärzten optimale Strukturen für Mikrogewebe neu entwickelt. Im Fokus stehen aktuell zudem Funktionen zur Luftreinigung, zur Energieerzeugung durch Photovoltaik oder Solarthermie, Medienfassaden sowie die adaptive – wandelbare – Fassade. In allen Bereichen liegen bereits funktionierende Prototypen vor.
Wird speziell an einer Eigenschaft geforscht?
In meiner Forschungsgruppe überprüfen wir allgemein die Innovationspotenziale von Textilfassaden auf Basis der ökologischen Nachhaltigkeit. Wir fragen uns immer wieder: Was ist alles möglich mit Fassaden? Und: Wie können Textilfassaden die Lebensqualität in Zukunft verbessern? Aufgrund der komplexen Fragestellung sind wir auf eine interdisziplinäre Zusammenarbeit angewiesen. Gerade beschäftigen wir uns beispielsweise gezielt mit der Funktionalisierung von Textilfassaden. Hierfür haben wir im Vorfeld mit Augenärzten optimale Strukturen für Mikrogewebe neu entwickelt. Im Fokus stehen aktuell zudem Funktionen zur Luftreinigung, zur Energieerzeugung durch Photovoltaik oder Solarthermie, Medienfassaden sowie die adaptive – wandelbare – Fassade. In allen Bereichen liegen bereits funktionierende Prototypen vor.
Was genau sind adaptive Fassaden?
Über automatisierte Sensortechnik können Textilfassaden ihre Transparenz und Permeabilität, also die Luftdurchlässigkeit, verändern. Die Fassade passt sich unterschiedlichen Umwelt- und Klimabedingungen auf Knopfdruck an. Das lässt sich auch über eine App ganz individuell steuern.
Weshalb dieser Schwerpunkt auf Klimaeigenschaften der Fassade?
Gebäude verursachen in Deutschland vierzig Prozent des Gesamtenergiebedarfs und sind für dreiunddreißig Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes verantwortlich Eine Textilfassade wirkt als konstruktiver Sonnenschutz. Dadurch lassen sich bis zu achtundsiebzig Prozent der Gebäudekühlung über Klimaanlagen einsparen.
Wie funktioniert dieses Kühlungssystem über die Textilfassade genau?
Durch das Textilgewebe geschützt, dringt die energieintensive Sonnenwärme erst gar nicht in das Gebäude ein. Zudem entsteht durch den Abstand zwischen Textilfassade und thermischer Fassade, also der eigentlichen Gebäudewand, ein Kamineffekt. Die warme Luft, die sich hinter und vor der Textilfassade bildet, zieht nach oben ab. Das ist grundsätzlich bei jeder vorgehängten Fassade so, jedoch unterstützt das permeable Gewebe der Textilfassaden den Effekt. Das Klima in der Stadt verbessert sich damit insgesamt, weil sich die Hitze nicht anstaut.
Über automatisierte Sensortechnik können Textilfassaden ihre Transparenz und Permeabilität, also die Luftdurchlässigkeit, verändern. Die Fassade passt sich unterschiedlichen Umwelt- und Klimabedingungen auf Knopfdruck an. Das lässt sich auch über eine App ganz individuell steuern.
Weshalb dieser Schwerpunkt auf Klimaeigenschaften der Fassade?
Gebäude verursachen in Deutschland vierzig Prozent des Gesamtenergiebedarfs und sind für dreiunddreißig Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes verantwortlich Eine Textilfassade wirkt als konstruktiver Sonnenschutz. Dadurch lassen sich bis zu achtundsiebzig Prozent der Gebäudekühlung über Klimaanlagen einsparen.
Wie funktioniert dieses Kühlungssystem über die Textilfassade genau?
Durch das Textilgewebe geschützt, dringt die energieintensive Sonnenwärme erst gar nicht in das Gebäude ein. Zudem entsteht durch den Abstand zwischen Textilfassade und thermischer Fassade, also der eigentlichen Gebäudewand, ein Kamineffekt. Die warme Luft, die sich hinter und vor der Textilfassade bildet, zieht nach oben ab. Das ist grundsätzlich bei jeder vorgehängten Fassade so, jedoch unterstützt das permeable Gewebe der Textilfassaden den Effekt. Das Klima in der Stadt verbessert sich damit insgesamt, weil sich die Hitze nicht anstaut.
Im Bild: Studie zum Thema Textilfassaden
Extreme Hitze im Sommer wird sicher zunehmend zu einem Problem von Innenstädten werden. Aber was ist im Winter, wenn die Sonneneinstrahlung durchaus erwünscht ist, um die Heizung in den Gebäuden zu unterstützen?
Zum einen sind hier die adaptiven Fassaden ein Thema, die sich an die klimatischen Verhältnisse anpassen und sich etwa im Winter so öffnen lassen, dass direkte Sonneneinstrahlung auf die thermische Gebäudehülle und die Fenster fällt. Zum anderen forschen wir auch in Richtung Photovoltaik und Solarthermie. Damit machen wir uns die Sonneneinstrahlung auf die Fassade zunutze. Eine riesige Fläche, die zur Strom- und Wärmegewinnung dienen kann. Hier haben wir bereits einige Prototypen entwickelt.
Und was ist mit anderen Problemen, etwa der Schadstoffbelastung? Sind hier nicht begrünte Fassaden noch besser geeignet, die Schadstoffe aus der Luft zu filtern?
Bei unserer Forschung stellen wir uns die Frage: Was ist möglich? Luftreinigung gehört definitiv dazu. Mit einem Industriepartner haben wir eine fotokatalytische Beschichtung entwickelt, mit der die Fassade die Luft filtert und reinigt. Die Abfallprodukte sind relativ gering und werden bei Regen ausgespült.
Die Fassade als NOx-Filter. Wie funktioniert das genau?
Diese spezielle Anti-Smog-Textilfassade ist zum Beispiel mit Titandioxid beschichtet. Diese Beschichtung filtert schädliche Stickstoffe aus der Luft und verwandelt sie in einem fotokatalytischen Prozess mithilfe von Sauerstoff aus der Luft und Sonnenlicht in unbedenkliches Nitrat. Das wird beispielsweise als Pflanzendünger eingesetzt. Durch diesen Prozess verbessert die Textilfassade die Luft im Stadtraum, aber auch im Inneren des Gebäudes.
Ein weiterer positiver Punkt für die Ökobilanz ist das geringe Gewicht und der effiziente Transport, bei dem pro Quadratmeter wenig CO2 anfällt. An der Baustelle angekommen, wird die Textilfassade ausgelegt und aufgehängt, fertig. Sie muss selten gewartet, vielleicht mal gesäubert werden.
Bei all diesen positiven Eigenschaften einer Textilfassade, warum packen wir nicht einfach alle Gebäude ein?
Unser Ziel ist es, die Gebäudehülle zu funktionalisieren. Es ist aber auch schön, wenn verschiedene Stile und Epochen eine Stadt prägen.
Welche Gebäude werden in Textilfassaden gehüllt?
Weltweit entstehen immer neue Fassaden, beispielsweise für Hotels, Parkhäuser oder Verwaltungsgebäude.
Extreme Hitze im Sommer wird sicher zunehmend zu einem Problem von Innenstädten werden. Aber was ist im Winter, wenn die Sonneneinstrahlung durchaus erwünscht ist, um die Heizung in den Gebäuden zu unterstützen?
Zum einen sind hier die adaptiven Fassaden ein Thema, die sich an die klimatischen Verhältnisse anpassen und sich etwa im Winter so öffnen lassen, dass direkte Sonneneinstrahlung auf die thermische Gebäudehülle und die Fenster fällt. Zum anderen forschen wir auch in Richtung Photovoltaik und Solarthermie. Damit machen wir uns die Sonneneinstrahlung auf die Fassade zunutze. Eine riesige Fläche, die zur Strom- und Wärmegewinnung dienen kann. Hier haben wir bereits einige Prototypen entwickelt.
Und was ist mit anderen Problemen, etwa der Schadstoffbelastung? Sind hier nicht begrünte Fassaden noch besser geeignet, die Schadstoffe aus der Luft zu filtern?
Bei unserer Forschung stellen wir uns die Frage: Was ist möglich? Luftreinigung gehört definitiv dazu. Mit einem Industriepartner haben wir eine fotokatalytische Beschichtung entwickelt, mit der die Fassade die Luft filtert und reinigt. Die Abfallprodukte sind relativ gering und werden bei Regen ausgespült.
Die Fassade als NOx-Filter. Wie funktioniert das genau?
Diese spezielle Anti-Smog-Textilfassade ist zum Beispiel mit Titandioxid beschichtet. Diese Beschichtung filtert schädliche Stickstoffe aus der Luft und verwandelt sie in einem fotokatalytischen Prozess mithilfe von Sauerstoff aus der Luft und Sonnenlicht in unbedenkliches Nitrat. Das wird beispielsweise als Pflanzendünger eingesetzt. Durch diesen Prozess verbessert die Textilfassade die Luft im Stadtraum, aber auch im Inneren des Gebäudes.
Ein weiterer positiver Punkt für die Ökobilanz ist das geringe Gewicht und der effiziente Transport, bei dem pro Quadratmeter wenig CO2 anfällt. An der Baustelle angekommen, wird die Textilfassade ausgelegt und aufgehängt, fertig. Sie muss selten gewartet, vielleicht mal gesäubert werden.
Bei all diesen positiven Eigenschaften einer Textilfassade, warum packen wir nicht einfach alle Gebäude ein?
Unser Ziel ist es, die Gebäudehülle zu funktionalisieren. Es ist aber auch schön, wenn verschiedene Stile und Epochen eine Stadt prägen.
Welche Gebäude werden in Textilfassaden gehüllt?
Weltweit entstehen immer neue Fassaden, beispielsweise für Hotels, Parkhäuser oder Verwaltungsgebäude.
Im Bild: Mit verschiebbaren Textilfassadenelementen geben Ludloff Ludloff Architekten der SOS-Kinderdorf-Botschaft in Berlin eine verspielte Leichtigkeit. Foto: Werner Huthmacher
Im Bild: Ganz einfach lassen sich die Elemente der Fassade an dem Gebäude von Ludloff Ludloff Architekten verschieben und damit die Ausschnitte der dahinterliegenden Fenster verändern. Foto: Werner Huthmacher
Und wie sieht es bei Einfamilienhäusern aus? Lohnen sich Textilfassaden da auch oder sind sie in diesem Segment zu kostspielig?
Es gibt keinen Grund, nicht auch Einfamilienhäuser mit Textilfassaden einzuhüllen. Andere Materialien aus der Industrie werden schon lange für Wohnhäuser verwendet. Ein Haus lässt sich, gleich wie seine Form ist, komplett in eine Textilfassade hüllen, wodurch sie betont zum Gestaltungselement wird. Es gibt aber auch flexible Elemente, Schiebeelemente und Läden, mit denen Fenster und Eingänge in der Fassade ausgespart werden können.
Gilt das nur für Neubauten oder auch für Bestandsgebäude?
Die Installation an Bestandsgebäuden ist technisch leicht realisierbar und besonders sinnvoll. Beispielsweise stammen 62 Prozent der Gebäude in Nordrhein-Westfalen aus der Zeit vor 1978, dem Jahr der ersten Wärmeschutzverordnung. Das sind wahre Energieschleudern und Klimasünder, die schnellstmöglich einer energieeffizienten Sanierung bedürfen. Textilfassaden verbessern auch bei Bestandsgebäuden deutlich die Energieeffizienz, schützen die dahinterliegende Fassade und bilden eine akustische Barriere. Das Schöne bei der Bestandssanierung ist, dass die meist gute Gebäudesubstanz im Inneren erhalten bleibt. Gleichzeitig wird dem Gebäude jedoch ein völlig neues und modernes Erscheinungsbild gegeben.
Und wie sieht es bei Einfamilienhäusern aus? Lohnen sich Textilfassaden da auch oder sind sie in diesem Segment zu kostspielig?
Es gibt keinen Grund, nicht auch Einfamilienhäuser mit Textilfassaden einzuhüllen. Andere Materialien aus der Industrie werden schon lange für Wohnhäuser verwendet. Ein Haus lässt sich, gleich wie seine Form ist, komplett in eine Textilfassade hüllen, wodurch sie betont zum Gestaltungselement wird. Es gibt aber auch flexible Elemente, Schiebeelemente und Läden, mit denen Fenster und Eingänge in der Fassade ausgespart werden können.
Gilt das nur für Neubauten oder auch für Bestandsgebäude?
Die Installation an Bestandsgebäuden ist technisch leicht realisierbar und besonders sinnvoll. Beispielsweise stammen 62 Prozent der Gebäude in Nordrhein-Westfalen aus der Zeit vor 1978, dem Jahr der ersten Wärmeschutzverordnung. Das sind wahre Energieschleudern und Klimasünder, die schnellstmöglich einer energieeffizienten Sanierung bedürfen. Textilfassaden verbessern auch bei Bestandsgebäuden deutlich die Energieeffizienz, schützen die dahinterliegende Fassade und bilden eine akustische Barriere. Das Schöne bei der Bestandssanierung ist, dass die meist gute Gebäudesubstanz im Inneren erhalten bleibt. Gleichzeitig wird dem Gebäude jedoch ein völlig neues und modernes Erscheinungsbild gegeben.
Im Bild: In der wildwüchsigen Gartenanlage von Riesop Landschaftsarchitektur versteckt sich eine Garage hinter einer Textilfassade. Zumindest im Sommer ist sie so kaum wahrnehmbar.
Sie sehen Textilfassaden aber definitiv auch unter einem Designaspekt?
Ja. Es sind hohe Designansprüche umsetzbar. Das spiegeln die Projekte bislang noch wenig wider, aber erste Projekte zeigen, wohin es gehen könnte. Da wird sich sicher noch einiges tun, Potenzial und Möglichkeiten sind vorhanden.
Das klingt kostspielig. Ist es das?
Nicht wirklich. Die Metallkonstruktion, auf der das Textilgewebe angebracht wird, stellt den größten Kostenanteil dar. Auf die Montage entfallen rund siebenundzwanzig Prozent der Kosten, auf das Textil selbst nur fünfundzwanzig. Insgesamt bewegt sich der Quadratmeterpreis im unteren dreistelligen Bereich. Mittlerweile gibt es auch Systemanbieter wie roho oder Schüco, die Rahmen und Bespannung aus einer Hand liefern.
Abschließend noch die Frage: Werden wir künftig mehr Textilfassaden im Stadtbild sehen?
Mittel- und langfristig auf jeden Fall, davon bin ich überzeugt. Viele Architekten haben bisher noch gar nicht das wirkliche Gestaltungspotenzial gepaart mit den wunderbaren Umweltaspekten erkannt.
Vielen Dank Herr Serode für das Gespräch und dieses schöne Schlusswort!
Sie sehen Textilfassaden aber definitiv auch unter einem Designaspekt?
Ja. Es sind hohe Designansprüche umsetzbar. Das spiegeln die Projekte bislang noch wenig wider, aber erste Projekte zeigen, wohin es gehen könnte. Da wird sich sicher noch einiges tun, Potenzial und Möglichkeiten sind vorhanden.
Das klingt kostspielig. Ist es das?
Nicht wirklich. Die Metallkonstruktion, auf der das Textilgewebe angebracht wird, stellt den größten Kostenanteil dar. Auf die Montage entfallen rund siebenundzwanzig Prozent der Kosten, auf das Textil selbst nur fünfundzwanzig. Insgesamt bewegt sich der Quadratmeterpreis im unteren dreistelligen Bereich. Mittlerweile gibt es auch Systemanbieter wie roho oder Schüco, die Rahmen und Bespannung aus einer Hand liefern.
Abschließend noch die Frage: Werden wir künftig mehr Textilfassaden im Stadtbild sehen?
Mittel- und langfristig auf jeden Fall, davon bin ich überzeugt. Viele Architekten haben bisher noch gar nicht das wirkliche Gestaltungspotenzial gepaart mit den wunderbaren Umweltaspekten erkannt.
Vielen Dank Herr Serode für das Gespräch und dieses schöne Schlusswort!
Im Bild: Textile Verkleidungen funktionieren auch im Innenraum: abgehängte Decke und Geländerverkleidung aus Textil.
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7 Wege zum klimaneutralen Bauen
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Herr Serode, Sie forschen zu Textilfassaden. Sind Textilfassaden grundsätzlich eine neue Erfindung?
Nein, Textilfassaden gibt es schon seit über dreißig Jahren. Sie werden vor der thermischen Fassade angebracht. Dafür gibt es verschiedene Systeme, auf denen die Textilien aufgebracht werden. Viele Architekten haben aber die Potenziale der Textilfassaden bezüglich Gestaltung und Nachhaltigkeit noch nicht für sich entdeckt.
Wenn es schon seit dreißig Jahren Textilfassaden gibt, diese aber kaum auffallen, stellt sich die Frage: Woran erkenne ich Textilfassaden?
Tagsüber sehen Gebäude mit Textilfassaden sehr skulptural aus, großflächig eingehüllt wie ein Werk von Christo. Fenster liegen hinter dieser Hülle meist verborgen. Nachts leuchtet das Gebäude dann über die Fenster hinter der Fassade von innen heraus.
Verdunkeln sich durch die Bespannung die Räume tagsüber nicht?
Das Gewebe verdunkelt nicht und beschränkt auch nicht die Durchsicht. Im Gegenteil. Die Fassade streut das Licht und schafft gute Lichtverhältnisse. Tagsüber sieht niemand durch die Fassade herein, während der Ausblick ungetrübt ist. Von innen ist das Textil kaum wahrnehmbar. Wir arbeiten in der Forschung mit Augenärzten zusammen, um das Gewebe so zu entwickeln, dass es das Auge nicht stört. Diesen interdisziplinären Ansatz verfolgen wir generell in unserer Forschung.