Tiny Houses: Es fehlt nicht an Wohnraum, nur an Fantasie
Ein Interview mit Van Bo Le-Mentzel, dem Gründer der Tiny Foundation, darüber, wie viel Platz wir zum Wohnen brauchen
Die Optimierung kleiner Räume ist gefragt. Houzz-User:innen suchten in den letzten Monaten stark nach Ideen für „kleine Räume“, „kleine Wohnung“, „kleine Küchen“, „kleine Bäder“.
Einer, der sich mit Wohnen auf kleinem Raum auskennt, ist Van Bo Le-Mentzel. Mit seiner Tinyhouse University auf dem Bauhaus Campus in Berlin, an der jeder Interessierte teilnehmen konnte, zeigte Le-Mentzel 2015, wie Wohnen auf wenigen Quadratmetern funktioniert.
Houzz hat mit dem Architekten und Gründer der Tiny Foundation natürlich über Tiny Houses gesprochen. Aber auch darüber, was sie mit Wohnen, Leben und unserer Gesellschaft im Allgemeinen zu tun haben.
Einer, der sich mit Wohnen auf kleinem Raum auskennt, ist Van Bo Le-Mentzel. Mit seiner Tinyhouse University auf dem Bauhaus Campus in Berlin, an der jeder Interessierte teilnehmen konnte, zeigte Le-Mentzel 2015, wie Wohnen auf wenigen Quadratmetern funktioniert.
Houzz hat mit dem Architekten und Gründer der Tiny Foundation natürlich über Tiny Houses gesprochen. Aber auch darüber, was sie mit Wohnen, Leben und unserer Gesellschaft im Allgemeinen zu tun haben.
Was bedeutet das konkret für unsere aktuelle Wohnsituation?
Der Lebensmittelpunkt der Menschen wandelt sich häufiger, es existieren oft auch mehrere Lebensmittelpunkte gleichzeitig. Wenn wir aber etwa nicht zu Hause duschen, weil wir das im Fitnessstudio machen oder bei der Arbeit, wie groß muss das eigene Bad dann wirklich sein?
Was passiert aber, wenn wir den Außenraum mal nicht nutzen können? Etwa wegen Krankheit oder ganz aktuell aufgrund der derzeitigen Maßnahmen gegen das Coronavirus?
Mit Corona wird Stadtplanung interessant. Es wird uns die Augen öffnen. Allein, schon wenn wir an städtische Mobilität mit U-Bahnen oder Bussen denken, wo sich Menschen dicht drängen. Es stellt sich die Frage: Gibt es eine Stadt, wo alles fußläufig erreichbar ist? Mein Tiny House kann ich etwa auf dem Parkplatz des Krankenhauses abstellen.
Der Lebensmittelpunkt der Menschen wandelt sich häufiger, es existieren oft auch mehrere Lebensmittelpunkte gleichzeitig. Wenn wir aber etwa nicht zu Hause duschen, weil wir das im Fitnessstudio machen oder bei der Arbeit, wie groß muss das eigene Bad dann wirklich sein?
Was passiert aber, wenn wir den Außenraum mal nicht nutzen können? Etwa wegen Krankheit oder ganz aktuell aufgrund der derzeitigen Maßnahmen gegen das Coronavirus?
Mit Corona wird Stadtplanung interessant. Es wird uns die Augen öffnen. Allein, schon wenn wir an städtische Mobilität mit U-Bahnen oder Bussen denken, wo sich Menschen dicht drängen. Es stellt sich die Frage: Gibt es eine Stadt, wo alles fußläufig erreichbar ist? Mein Tiny House kann ich etwa auf dem Parkplatz des Krankenhauses abstellen.
Sind da kleinere Strukturen wie Dörfer eine Alternative? Hier scheint doch alles zu Fuß erreichbar.
Das Dorf ist laut Baugesetzbuch eine reine Versorgungsstruktur für Landwirte. In Dörfern ist eben nicht alles fußläufig zu erreichen, dafür ist ihre homogene Struktur nicht geeignet. Wir müssen uns fragen, ob es richtig ist, so viele Ackerflächen in Monokultur zu haben. Brauchen Landwirte wirklich so viel Platz?
Lebensmittel müssen aber produziert werden. Wie würde Ihre Lösung dafür aussehen?
Wir müssen die Flächen besser vernetzen. Einkaufszentren, Friedhöfe, Kleingartenanlagen müssen nebeneinander existieren. Beispielsweise auf den Dächern von Fabrikhallen. Dort sind Bodenstärken von vierzig bis fünfzig Zentimetern machbar. Intensive Dachbegrünungen haben zehn bis zwanzig Zentimeter Erde, ein Meter sollte es wohl schon sein. Das müssten dann Experten genau definieren.
Das Dorf ist laut Baugesetzbuch eine reine Versorgungsstruktur für Landwirte. In Dörfern ist eben nicht alles fußläufig zu erreichen, dafür ist ihre homogene Struktur nicht geeignet. Wir müssen uns fragen, ob es richtig ist, so viele Ackerflächen in Monokultur zu haben. Brauchen Landwirte wirklich so viel Platz?
Lebensmittel müssen aber produziert werden. Wie würde Ihre Lösung dafür aussehen?
Wir müssen die Flächen besser vernetzen. Einkaufszentren, Friedhöfe, Kleingartenanlagen müssen nebeneinander existieren. Beispielsweise auf den Dächern von Fabrikhallen. Dort sind Bodenstärken von vierzig bis fünfzig Zentimetern machbar. Intensive Dachbegrünungen haben zehn bis zwanzig Zentimeter Erde, ein Meter sollte es wohl schon sein. Das müssten dann Experten genau definieren.
Landwirtschaft auf dem Dach?
Schafe oder Schrebergärten sind kein Problem. Für viele sind Friedhöfe auf Dächern aber eine seltsame Vorstellung.
Und wie steht es dann mit Einfamilienhäusern? Die werden ja oft am Stadt- oder Dorfrand gebaut.
Harald Welzer vergleicht Einfamilienhäuser mit Metastasen eines Krebsgeschwürs. Sie produzieren Pendler. Gleich, ob mit Auto oder Bahn, sie sind ein Grund für die Klimakatastrophe. Besser wäre es, erst gar keinen Verkehr zu haben.
[Anm.: Harald Welzer ist Mitbegründer und Direktor der gemeinnützigen Stiftung Futurzwei und Honorarprofessor an der Europa-Universität Flensburg]
Schafe oder Schrebergärten sind kein Problem. Für viele sind Friedhöfe auf Dächern aber eine seltsame Vorstellung.
Und wie steht es dann mit Einfamilienhäusern? Die werden ja oft am Stadt- oder Dorfrand gebaut.
Harald Welzer vergleicht Einfamilienhäuser mit Metastasen eines Krebsgeschwürs. Sie produzieren Pendler. Gleich, ob mit Auto oder Bahn, sie sind ein Grund für die Klimakatastrophe. Besser wäre es, erst gar keinen Verkehr zu haben.
[Anm.: Harald Welzer ist Mitbegründer und Direktor der gemeinnützigen Stiftung Futurzwei und Honorarprofessor an der Europa-Universität Flensburg]
Wohnen und arbeiten, respektive studieren, sollte in Düsseldorf in einem Altbau auf 26 Quadratmetern möglich sein. Das Architektur- und Gestaltungsbüro beige.box hat die Höhe genutzt, um Bad, Küche und Bett in einem kompakten Möbel unterzubringen. So bleibt viel Platz für alles, was sonst noch zum Leben gehört.
Eine Stadt ohne Verkehr ist für viele nicht denkbar. Wie würde das ihrer Meinung nach aussehen?
Wir müssten die Trennung von Gewerbe- und Wohngebieten aufheben. Vor der Moderne, noch mehr vor der Industrialisierung, war eine Durchmischung normal. Handwerker, Läden, Wohnungen waren alle unter einem Dach. Gründerzeithäuser mit ihrer Deckenhöhe von drei Metern sechzig sind ein idealer Ausgangspunkt, um an der Grundfläche zu sparen. Ein Hochbett passt damit beispielsweise über das Bad. Die 100-Euro-Wohnung kommt deshalb mit sieben Quadratmetern Grundfläche aus, weil sie in die Höhe gebaut ist.
[Anm.: Die 100-Euro-Wohnungen sind Teil des Co-Being-House-Projekts, bei dem Mietern eine zusätzliche Gemeinschaftsfläche zur Verfügung steht. Als Modell gedacht gegen Obdachlosigkeit ebenso wie gegen Gentrifizierung.]
Warum bauen wir dann nicht mehr Hochhäuser? Da können die Wohnungen in die Fläche gehen und werden dann gestapelt.
Hochhäuser produzieren häufig soziale Probleme. Wenn alles gleich ist, gibt es einen Mangel an Identität. Bei Kisten mit Flachdächern, ohne Verzierungen kann das Auge nirgends hängen bleiben.
Eine Stadt ohne Verkehr ist für viele nicht denkbar. Wie würde das ihrer Meinung nach aussehen?
Wir müssten die Trennung von Gewerbe- und Wohngebieten aufheben. Vor der Moderne, noch mehr vor der Industrialisierung, war eine Durchmischung normal. Handwerker, Läden, Wohnungen waren alle unter einem Dach. Gründerzeithäuser mit ihrer Deckenhöhe von drei Metern sechzig sind ein idealer Ausgangspunkt, um an der Grundfläche zu sparen. Ein Hochbett passt damit beispielsweise über das Bad. Die 100-Euro-Wohnung kommt deshalb mit sieben Quadratmetern Grundfläche aus, weil sie in die Höhe gebaut ist.
[Anm.: Die 100-Euro-Wohnungen sind Teil des Co-Being-House-Projekts, bei dem Mietern eine zusätzliche Gemeinschaftsfläche zur Verfügung steht. Als Modell gedacht gegen Obdachlosigkeit ebenso wie gegen Gentrifizierung.]
Warum bauen wir dann nicht mehr Hochhäuser? Da können die Wohnungen in die Fläche gehen und werden dann gestapelt.
Hochhäuser produzieren häufig soziale Probleme. Wenn alles gleich ist, gibt es einen Mangel an Identität. Bei Kisten mit Flachdächern, ohne Verzierungen kann das Auge nirgends hängen bleiben.
Das Sofielunds-Kollektivhus ist ein gemeinschaftliches Wohnprojekt im südschwedischen Malmö. Alle Bewohner:innen teilen die Ansicht, dass ein Leben in der Gemeinschaft, inklusive Arbeitsteilung in Sachen Putzen und Kochen, die Wohnform der Zukunft ist. Jeder der 100 Mieter genießt Privatsphäre, aber auch die Vorteile einer Großfamilie – inklusive gemeinsamer Kochabende.
Wie sieht dann die ideale Lage für eine Wohnung aus?
Eine Wohnung macht nicht glücklich. Glücklich macht ein Platz in der Gesellschaft. Nachbarschaft muss entstehen können. Flure und Laubengänge dienen als Kommunikationszonen. Balkone führen noch mehr dazu, zu Hause zu bleiben. Manhattan ist ein anschauliches Beispiel, wie es funktioniert. Da stehen die Häuser sehr dicht. Daher können die Menschen in Kontakt treten. Künstlich geschaffene Gemeinschaftsbereiche, der Partyraum im Keller oder auf dem Dach, funktionieren häufig nicht.
Was ist aber mit Luft und Licht in den Wohnungen, wenn die Häuser zu eng stehen?
Grundsätzlich sind das gute Ansprüche, aber wenn die Menschen nicht zu Hause sind, brauchen sie das auch nicht. Öffentliche Bäder werden bei uns zu wenig genutzt. Dabei können sie kulturelle Orte sein. Hammams zeigen, wo gebadet wird, kann auch geredet werden und Musik und Unterhaltung geben.
Wie sieht dann die ideale Lage für eine Wohnung aus?
Eine Wohnung macht nicht glücklich. Glücklich macht ein Platz in der Gesellschaft. Nachbarschaft muss entstehen können. Flure und Laubengänge dienen als Kommunikationszonen. Balkone führen noch mehr dazu, zu Hause zu bleiben. Manhattan ist ein anschauliches Beispiel, wie es funktioniert. Da stehen die Häuser sehr dicht. Daher können die Menschen in Kontakt treten. Künstlich geschaffene Gemeinschaftsbereiche, der Partyraum im Keller oder auf dem Dach, funktionieren häufig nicht.
Was ist aber mit Luft und Licht in den Wohnungen, wenn die Häuser zu eng stehen?
Grundsätzlich sind das gute Ansprüche, aber wenn die Menschen nicht zu Hause sind, brauchen sie das auch nicht. Öffentliche Bäder werden bei uns zu wenig genutzt. Dabei können sie kulturelle Orte sein. Hammams zeigen, wo gebadet wird, kann auch geredet werden und Musik und Unterhaltung geben.
Für die Tiny Houses auf dem Bauhaus Campus konnten sich die künftigen Besitzer bewerben und dann ihr Haus vor Ort ausbauen. Eines dieser Projekte steht heute in Bayern, für die Bauherrin ausgebaut von AnneLiWest.
Was ist die Lösung für unser Wohnproblem?
Die Reform des Baugesetzbuches. Beton sollte verboten und nur noch in Ausnahmefällen genehmigt werden. Wir müssen mehr über Material nachdenken. Die Versiegelung von Flächen wird ein Problem. Wir sollten uns auch die Frage stellen, ob wir Gewerbe und Wohnen, Natur und Kultur wirklich trennen wollen. Können wir uns das überhaupt leisten? Meine Antwort ist eindeutig: Nein. Wir müssen eine positive Kultur der Durchmischung wagen.
Inwiefern tragen Tiny Houses dazu bei, hier eine Veränderung herbeizuführen?
Tiny Houses sind ein kleiner Baustein für die Durchmischung. Bewohner von Tiny Houses nutzen diese meist nur als temporären Wohnraum. Wir sollten auch über eine Zwischennutzung von Museen, Kitas und Schulen während deren Schließzeiten nachdenken. In einer Kita könnten beispielsweise Freunde übernachten, die am Wochenende zu Besuch sind. Die Kita ist dann ohnehin geschlossen. Das ist aber nicht erlaubt.
Was ist die Lösung für unser Wohnproblem?
Die Reform des Baugesetzbuches. Beton sollte verboten und nur noch in Ausnahmefällen genehmigt werden. Wir müssen mehr über Material nachdenken. Die Versiegelung von Flächen wird ein Problem. Wir sollten uns auch die Frage stellen, ob wir Gewerbe und Wohnen, Natur und Kultur wirklich trennen wollen. Können wir uns das überhaupt leisten? Meine Antwort ist eindeutig: Nein. Wir müssen eine positive Kultur der Durchmischung wagen.
Inwiefern tragen Tiny Houses dazu bei, hier eine Veränderung herbeizuführen?
Tiny Houses sind ein kleiner Baustein für die Durchmischung. Bewohner von Tiny Houses nutzen diese meist nur als temporären Wohnraum. Wir sollten auch über eine Zwischennutzung von Museen, Kitas und Schulen während deren Schließzeiten nachdenken. In einer Kita könnten beispielsweise Freunde übernachten, die am Wochenende zu Besuch sind. Die Kita ist dann ohnehin geschlossen. Das ist aber nicht erlaubt.
In Metropolen wie Paris ist Wohnraum schon lange knapp und teuer. Mini-Wohnungen mit kaum mehr als 20 Quadratmeter das Zuhause für viele. Apartments wie dieses (renoviert von Transition Interior Design) zeigen, dass mit guter Planung und kreativen Ideen auch wenig Platz wohnlich werden.
Sind wir durch Wohnungskosten gefangen im Wohnraum?
Politiker haben eine gute, aber überholte Einstellung: Menschen sollen Wohnraum besitzen. Von dem Grundrecht, Eigentum zu erwerben, können aber nicht alle profitieren. Wer als Pendler morgens und abends eine Stunde im Stau steht, ja, der ist gefangen. Letztlich siedeln sich die Menschen dort an, wo Investoren es wollen. Ich bin für eine Stadt, wo alle willkommen sind, wie sie sind. Da ist eine zweihundert Quadratmeter große Terrasse okay. Aber eben nicht auf Kosten anderer.
Sind wir durch Wohnungskosten gefangen im Wohnraum?
Politiker haben eine gute, aber überholte Einstellung: Menschen sollen Wohnraum besitzen. Von dem Grundrecht, Eigentum zu erwerben, können aber nicht alle profitieren. Wer als Pendler morgens und abends eine Stunde im Stau steht, ja, der ist gefangen. Letztlich siedeln sich die Menschen dort an, wo Investoren es wollen. Ich bin für eine Stadt, wo alle willkommen sind, wie sie sind. Da ist eine zweihundert Quadratmeter große Terrasse okay. Aber eben nicht auf Kosten anderer.
In Deutschland hat 2018 rund die Hälfte der Bevölkerung in den eigenen vier Wänden gewohnt, mehr als in der Schweiz (42,5 Prozent) und weit weniger als in Rumänien, wo rund 97 Prozent im Eigentum wohnen (Quelle: Statista 2020).
Sie sprechen auch vom Begriff des bedingungslosen Grundwohnens. Was ist damit gemeint?
Bedingungsloses Grundwohnen bedeutet, dass niemand infrage stellen sollte, dass jeder dort sein darf, wo er will. Nun kann nicht jeder am See wohnen, doch der Weg dorthin sollte für alle frei sein. Die Häuser am See selbst sollten kleiner sein, damit möglichst viele Menschen dort wohnen können. Wir sollten uns einfach wie anständige Menschen benehmen. Jeder muss seinen Beitrag leisten.
Sie sprechen auch vom Begriff des bedingungslosen Grundwohnens. Was ist damit gemeint?
Bedingungsloses Grundwohnen bedeutet, dass niemand infrage stellen sollte, dass jeder dort sein darf, wo er will. Nun kann nicht jeder am See wohnen, doch der Weg dorthin sollte für alle frei sein. Die Häuser am See selbst sollten kleiner sein, damit möglichst viele Menschen dort wohnen können. Wir sollten uns einfach wie anständige Menschen benehmen. Jeder muss seinen Beitrag leisten.
Wie konkret kann das nun aussehen? Welchen Beitrag leistet dafür der Einzelne und was können Tiny Houses hier beitragen?
Wer viel Raum besitzt, sollte sich die Frage stellen, wie er ihn der Allgemeinheit öffnet. Ein schönes Beispiel ist das von Reinhard Kahl, einem Journalisten und Netzwerker. Er öffnet sein großes Haus im Wendland bei Hamburg einmal im Jahr für kulturelle Veranstaltungen für alle. Mit meinen Tiny Houses habe ich eine kleinere Verantwortung, die ich aber auch wahrnehme. Statt parkender Autos könnten wir Tiny Houses aufstellen. In denen kann dann jemand temporär – sagen wir mal ein halbes Jahr – wohnen. Danach darf dann jemand anderes dort wohnen.
In einem Satz zusammengefasst – was sind Tiny Houses?
Tiny Houses sind ein Werkzeug, konstruktiv über die Zukunft des Zusammenlebens nachzudenken.
Vielen Dank, Herr Le-Mentzel, für die Einblicke in das große Thema kleine Häuser.
Wer viel Raum besitzt, sollte sich die Frage stellen, wie er ihn der Allgemeinheit öffnet. Ein schönes Beispiel ist das von Reinhard Kahl, einem Journalisten und Netzwerker. Er öffnet sein großes Haus im Wendland bei Hamburg einmal im Jahr für kulturelle Veranstaltungen für alle. Mit meinen Tiny Houses habe ich eine kleinere Verantwortung, die ich aber auch wahrnehme. Statt parkender Autos könnten wir Tiny Houses aufstellen. In denen kann dann jemand temporär – sagen wir mal ein halbes Jahr – wohnen. Danach darf dann jemand anderes dort wohnen.
In einem Satz zusammengefasst – was sind Tiny Houses?
Tiny Houses sind ein Werkzeug, konstruktiv über die Zukunft des Zusammenlebens nachzudenken.
Vielen Dank, Herr Le-Mentzel, für die Einblicke in das große Thema kleine Häuser.
Herr Le-Mentzel, wenn wir über Tiny Houses sprechen, worüber genau sprechen wir dann? Wann ist ein Tiny House ein Tiny House?
Eigentlich ist es eine Bewegung, ähnlich den Wagenburgen. In Deutschland wird sie allerdings vor allem von der Mittelschicht mit einer bürgerlichen Haltung gelebt. Im Sinne von Minimalismus leisten sich die Menschen dann für 50.000 Euro ein kleineres Heim, durchaus mit einem ökologischen Anspruch. Die Wohnfläche liegt unter vierzig Quadratmeter, was für mich schon nicht mehr wirklich ein Tiny House ist. Auf Rädern, wir sprechen von einem Tiny House on Wheels oder kurz THoW, bestimmt die Straßenverkehrsordnung die Größe. Zwei Meter fünfundfünfzig breit und bis zu neun Metern lang können die THoWs bis zu zwanzig Quadratmeter haben. Die meisten haben etwa zwölf Quadratmeter.
[Anm.: Die Maße für Tiny Houses auf Rädern richten sich nach denen für Pkw-Anhänger. Sie sind in der Straßenverkehrsordnung geregelt.]
Häuser auf Rädern und generell kleine Häuser verbinden viele mit Reisen, Freiheit, Natur. Ein Bedürfnis, das wir vielleicht vernachlässigen. Nutzen wir die Räume außerhalb der Wohnung zu wenig?
Das Glück liegt außerhalb der Wohnung. Laut einer Studie von Ikea fühlt sich rund ein Drittel aller befragten Menschen woanders mehr zu Hause als dort, wo sie wohnen.