Architektur
Küche einrichten
Umbau einer 33-qm-Stadtwohnung in einem Moskauer Kommunehaus
Ein Architektur-Liebhaber ließ eine Perle des sowjetischen Konstruktivismus behutsam renovieren und neu ausstatten
Das Kommunehaus war ein sowjetischer Gebäudetypus, in dem die utopische Idee eines kommunistischen Lebensalltags in Stein und Mörtel umgesetzt wurde. Die Menschen sollten dort in kleinen Wohnzellen leben und die Funktionsbereiche (zum Beispiel die Küche) miteinander teilen. Auf dem Gogol-Boulevard in Moskau steht ein ganz besonderes Exemplar dieser Baureihe: Eine konstruktivistische Architektur-Ikone, die zwischen 1929 und 1931 von einer Architektengruppe unter der Leitung von Moissei Ginsburg (†53) entworfen und gebaut wurde.
Die Wohnung, die hier zu sehen ist, war früher eine der Wohnzellen. Ihr heutiger Eigentümer kennt sich mit Kunst und modernem Design gut aus und entschied sich für die Räume, weil er sich für die Geschichte des Gebäudes interessiert. Als es darum ging, die Renovierung zu planen, legte der Architekt Alireza Nemati daher besonderen Wert darauf, die Vorstellungen der Erbauer zu respektieren. Behutsam passte er die Wohnung an heutige Bedürfnisse an.
Die Wohnung, die hier zu sehen ist, war früher eine der Wohnzellen. Ihr heutiger Eigentümer kennt sich mit Kunst und modernem Design gut aus und entschied sich für die Räume, weil er sich für die Geschichte des Gebäudes interessiert. Als es darum ging, die Renovierung zu planen, legte der Architekt Alireza Nemati daher besonderen Wert darauf, die Vorstellungen der Erbauer zu respektieren. Behutsam passte er die Wohnung an heutige Bedürfnisse an.
Der Eigentümer hatte bereits vor der Renovierung in der Wohnung gelebt, aber alles – von den Wänden bis zu Strom- und Wasserleitungen – musste von Grund auf erneuert werden. Der Architekt Alireza Nemati fing also komplett von vorne an. Doch wann immer es möglich war, setzte er Materialien ein, die der Bauepoche des Gebäudes entsprachen. Deshalb hatte seine Arbeit manchmal etwas von der eines Restaurators.
Die Einrichtung zeichnet sich unter anderem durch ihre cleveren Einbaulösungen aus: eine versteckte Küche, eine Waschküche und Wandschränke. Viele Möbel mussten in Sondermaßen und -formen angefertigt werden.
Die Einrichtung zeichnet sich unter anderem durch ihre cleveren Einbaulösungen aus: eine versteckte Küche, eine Waschküche und Wandschränke. Viele Möbel mussten in Sondermaßen und -formen angefertigt werden.
MASSGEFERTIGTE MÖBEL: Fragen Sie einen Innenarchitekten unverbindlich an
Der Aufbau der Wohnung
Bei seiner Renovierung ließ der Architekt die traditionelle Aufteilung der Wohnzelle im Kommunehaus intakt: In der oberen Etage gibt es ein Bad und einen schmalen Flur, während der Wohnbereich im unteren Geschoss liegt.
Bei seiner Renovierung ließ der Architekt die traditionelle Aufteilung der Wohnzelle im Kommunehaus intakt: In der oberen Etage gibt es ein Bad und einen schmalen Flur, während der Wohnbereich im unteren Geschoss liegt.
Grundriss des Untergeschosses
Der Eigentümer wünschte sich natürliche Materialien und neutrale Farbtöne. Deshalb wurde die gesamte Wohnung mit einem Eichenholzboden ausgelegt, und auch die Treppenstufen wurden dabei einbezogen. In ihrem Aufbau folgt die Treppe den Originalentwürfen von Ginsburg. Die Wände sind mit einer hellen, wasserbasierten Farbe gestrichen, um den Räumen mehr Offenheit und Weite zu geben.
Wandfarbe: Tikkurila
Wandfarbe: Tikkurila
Die bescheidene Grundfläche der Wohnung machte es notwendig, sie optisch freizuhalten und so zu organisieren, dass sie aufgeräumt erscheinen kann. Deshalb wünschte sich der Eigentümer von dem Architekten, für alle Gegenstände einen eigenen Ort einzuplanen.
Im Flur ist nur Platz für eine kleine Garderobe, dafür verbirgt sich unter der Treppe viel Stauraum. Mit den ausziehbaren Schränken nutzte der Architekt den geringen Platz bestmöglich aus.
Ein Stolperstein in der Planung ergab sich dadurch, dass praktisch die gesamten Wasserleitungen und Heizrohre neu verlegt werden mussten. „Am meisten Arbeit machten die Abwasserrohre, bei denen viele Feinheiten zu beachten waren. Um dieses Problem zu lösen, musste ich mit der Wohungsgesellschaft, der Stadtverwaltung und den Nachbarn zusammenarbeiten – das kostete eine Menge Zeit“, erinnert sich Nemati.
Die größte Herausforderung dieses Projekts waren die dünnen, kaum tragfähigen Wände. Alles, was man unter normalen Umständen an der Wand angebracht hätte, brauchte ein eigenes, standfähiges Gerüst. So musste zum Beispiel das Bücherregal mit einem Edelstahlrahmen gestützt werden, weil die Wände das Gewicht nicht ausgehalten hätten.
Ein Stolperstein in der Planung ergab sich dadurch, dass praktisch die gesamten Wasserleitungen und Heizrohre neu verlegt werden mussten. „Am meisten Arbeit machten die Abwasserrohre, bei denen viele Feinheiten zu beachten waren. Um dieses Problem zu lösen, musste ich mit der Wohungsgesellschaft, der Stadtverwaltung und den Nachbarn zusammenarbeiten – das kostete eine Menge Zeit“, erinnert sich Nemati.
Die größte Herausforderung dieses Projekts waren die dünnen, kaum tragfähigen Wände. Alles, was man unter normalen Umständen an der Wand angebracht hätte, brauchte ein eigenes, standfähiges Gerüst. So musste zum Beispiel das Bücherregal mit einem Edelstahlrahmen gestützt werden, weil die Wände das Gewicht nicht ausgehalten hätten.
Neben dem Bücherregal gibt es eine Nische, in der Klappstühle untergebracht sind. Das ist nicht nur praktisch, wenn Gäste kommen und zusätzliche Sitzplätze gebraucht werden, sondern hat noch einen weiteren Vorteil: Das Regal gewinnt dadurch einen gewissen Abstand von der Fensterwand, weil es so tief ist, dass es das Fenster sonst am Rand überdeckt hätte.
JETZT KOSTENLOS ANFRAGEN: Interior Designer vor Ort helfen Ihnen bei der Einrichtung
Die konstruktivistischen Architekten des Kommunehauses hätten wahrscheinlich niemals gedacht, dass jemand in seiner eigenen Wohnung Mahlzeiten zubereiten würde – alle Bewohner sollten schließlich die Gemeinschaftsküche benutzen. Deshalb stand Nemati auch vor der Schwierigkeit, eine passende Küche einzubauen.
Im Bild: Architekt Alireza Nemati
Die Lösung, die er fand, ähnelt der Kochnische in einem Raumschiff: Jeder Zentimeter wurde genau geplant und abgemessen. Hinter Falttüren verbirgt sich Stauraum für jeden Zweck, vom belüfteten Behälter für Gemüse bis zu einer schmalen, hohen Schublade für Reinigungsmittel. Unter der Arbeitsfläche, die sich durch eine ausziehbare Platte vergrößern lässt, ist ein Kühlschrank untergebracht.
Die Lösung, die er fand, ähnelt der Kochnische in einem Raumschiff: Jeder Zentimeter wurde genau geplant und abgemessen. Hinter Falttüren verbirgt sich Stauraum für jeden Zweck, vom belüfteten Behälter für Gemüse bis zu einer schmalen, hohen Schublade für Reinigungsmittel. Unter der Arbeitsfläche, die sich durch eine ausziehbare Platte vergrößern lässt, ist ein Kühlschrank untergebracht.
Die Küche ist mit vielen funktionalen Stauraum-Lösungen ausgestattet
Die Arbeitsplatte in der Küche ist mit Eichenfurnier belegt, das mit einem wasserdichten Klarlack überzogen ist. Die Nische ist mit Marmor ausgekleidet. Den Trockenständer an der Wand hat Nemati selbst entworfen und mit Eichenstäben umgesetzt. Das abtropfende Wasser fließt direkt ins Waschbecken.
Einen Dunstabzug in passender Größe zu finden, erwies sich als schwierig, also steuerte der Architekt auch hier einen eigenen Entwurf bei, der durch einen 3D-Drucker und Metallumformungstechnik realisiert werden konnte. Der Abzug ist mit einem leistungsfähigen, aber kompakten und geräuscharmen Motor ausgestattet.
Einen Dunstabzug in passender Größe zu finden, erwies sich als schwierig, also steuerte der Architekt auch hier einen eigenen Entwurf bei, der durch einen 3D-Drucker und Metallumformungstechnik realisiert werden konnte. Der Abzug ist mit einem leistungsfähigen, aber kompakten und geräuscharmen Motor ausgestattet.
Leuchte: Fritz Hansen; Wandfarbe: Tikkurila
An die Küche grenzt eine kleine Einheit an, in der eine Waschmaschine, ein Wäschesammler und Reinigungsmittel untergebracht sind. Im Wandschrank versteckt sich eine ausziehbare Stange, an der sich ein Vorhang befestigen lässt, der Schlafzimmer und Bad vom Wohnzimmer abgrenzt, damit es gemütlicher ist und die Privatsphäre gewahrt bleibt.
An die Küche grenzt eine kleine Einheit an, in der eine Waschmaschine, ein Wäschesammler und Reinigungsmittel untergebracht sind. Im Wandschrank versteckt sich eine ausziehbare Stange, an der sich ein Vorhang befestigen lässt, der Schlafzimmer und Bad vom Wohnzimmer abgrenzt, damit es gemütlicher ist und die Privatsphäre gewahrt bleibt.
Das Schlafzimmer ist sehr einfach gestaltet. Es wird ausschließlich zum Schlafen benutzt und ist in unterschiedlichen Weißtönen eingerichtet. Eine En-suite-Dusche schließt sich an.
LASSEN SIE SICH INSPIRIEREN: Tausende Fotos von modernen Schlafzimmern in Weiß
In der Dusche wurde viel Glas eingesetzt, dadurch herrscht dort eine offene Atmosphäre. Eine Glastür bildet den Eingang, und ein rundes Fenster bietet einen Ausblick auf die Stadt.
NOCH MEHR HOUZZBESUCHE in ausgefallenen Häusern
Wie gefallen Ihnen die Modernisierung und die Einbauten? Was würden Sie für sich übernehmen? Kommentieren Sie gerne!
Wie gefallen Ihnen die Modernisierung und die Einbauten? Was würden Sie für sich übernehmen? Kommentieren Sie gerne!
Auf einen Blick
Hier wohnt: Ein Liebhaber konstruktivistischer Architektur
In: Moskau, Russland
Auf: Etwa 33 Quadratmetern
Architekt: Alireza Nemati von Studio Bazi