Update zum Förderstopp für energieeffizientes Bauen
Lösung für alte Anträge + Welche Förderung trotzdem fällt + Was Bauwillige tun können + Was Bau-Experten sagen
Update: Seit 22. Februar 2022 können wieder Anträge für energieeffizientes Sanieren bei der KfW-Förderbank eingereicht werden. Noch kein Geld beantragen können dagegen jene, die ein Effizienzhaus 40 planen. Dafür sollen zeitnah neue Förderbedingungen gelten. Fördermittel für das Effizienzhaus 55 können generell nicht mehr beantragt werden. Bereits am 1. Februar hatte die Bundesregierung ihren plötzlichen Förderstopp vom Januar korrigiert. Alle förderfähigen Anträge sollen genehmigt werden, die bis zum Antragsstopp am 24. Januar 2022 eingegangen sind.
Viele Bauwillige dürften erst einmal aufatmen, nachdem die Notbremse im Januar sie eiskalt erwischt hatte. Schließlich sind die Fördermittel der staatlichen Kreditwirtschaft für Wiederaufbau (KfW) bei energieeffizienten Bauvorhaben eine wichtige Säule in der Finanzierung. Alles Wichtige im Detail.
Viele Bauwillige dürften erst einmal aufatmen, nachdem die Notbremse im Januar sie eiskalt erwischt hatte. Schließlich sind die Fördermittel der staatlichen Kreditwirtschaft für Wiederaufbau (KfW) bei energieeffizienten Bauvorhaben eine wichtige Säule in der Finanzierung. Alles Wichtige im Detail.
Warum der Stopp?
Große Löcher in den Fördertöpfen. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums gab es einen Antragsboom. Die im vorläufigen Haushalt bereitgestellten Mittel für die Förderprogramme waren bereits im Januar bei Weitem ausgeschöpft. Deswegen habe die Förderung gestoppt werden müssen. Laut Wirtschaftsminister Robert Habeck sind die Förderprogramme völlig aus dem Ruder gelaufen.
Große Löcher in den Fördertöpfen. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums gab es einen Antragsboom. Die im vorläufigen Haushalt bereitgestellten Mittel für die Förderprogramme waren bereits im Januar bei Weitem ausgeschöpft. Deswegen habe die Förderung gestoppt werden müssen. Laut Wirtschaftsminister Robert Habeck sind die Förderprogramme völlig aus dem Ruder gelaufen.
Wie das?
Bauwillige wollten sich voller Panik noch schnell die Kredite und Zuschüsse sichern, bevor das Programm planmäßig ausläuft. Seit November 2021 wurden mehr als 20 Milliarden Euro beantragt, ein Großteil davon (14 Milliarden Euro) für die Förderung von Gebäuden des Energiestandards 55. Das ist mehr, als im ganzen Jahr 2021 an Fördermitteln bereitstand (18 Milliarden Euro).
Nach Regierungsangaben standen aber nur noch 1,8 Milliarden Euro zur Verfügung. Nun wurden noch einmal 5,4 Milliarden Euro für die Programme bewilligt, für „eine gute und rechtssichere Lösung“. Das Geld soll aus dem Energie- und Klimafonds kommen. Immerhin spare man durch die Verkürzung aber zwischen sieben und zehn Milliarden Euro für noch nicht gestellte Anträge ein, sagte Habeck.
Warum jetzt das Einlenken?
Die Wutwelle privater und geschäftlicher Bauleute? Die Angst vor einer Klagewelle? Trotzdem: Fachleute zweifeln seit langer Zeit am Nutzen der bisherigen Förderprogramme, insbesondere des Standards 55.
Die Fördersummen für energieeffizientes Bauen und Sanieren hatten sich schon 2020 gegenüber dem Vorjahr verfünffacht. Trotzdem bleiben nachhaltige Energiespareffekte aus.
Im Zeitraum von 1990 bis 2018 verbrauchten private Haushalte etwa gleich viel Energie und damit gut ein Viertel des gesamten Endenergieverbrauchs in Deutschland, protokolliert das Bundesumweltamt. Zwei Drittel davon werden zum Heizen verwendet. Fachleute erklären das unter anderem damit, dass durch energieeffizientes Bauen das Bewusstsein zum Energiesparen schwindet, bezeichnen das als Rebound-Effekt.
Bauwillige wollten sich voller Panik noch schnell die Kredite und Zuschüsse sichern, bevor das Programm planmäßig ausläuft. Seit November 2021 wurden mehr als 20 Milliarden Euro beantragt, ein Großteil davon (14 Milliarden Euro) für die Förderung von Gebäuden des Energiestandards 55. Das ist mehr, als im ganzen Jahr 2021 an Fördermitteln bereitstand (18 Milliarden Euro).
Nach Regierungsangaben standen aber nur noch 1,8 Milliarden Euro zur Verfügung. Nun wurden noch einmal 5,4 Milliarden Euro für die Programme bewilligt, für „eine gute und rechtssichere Lösung“. Das Geld soll aus dem Energie- und Klimafonds kommen. Immerhin spare man durch die Verkürzung aber zwischen sieben und zehn Milliarden Euro für noch nicht gestellte Anträge ein, sagte Habeck.
Warum jetzt das Einlenken?
Die Wutwelle privater und geschäftlicher Bauleute? Die Angst vor einer Klagewelle? Trotzdem: Fachleute zweifeln seit langer Zeit am Nutzen der bisherigen Förderprogramme, insbesondere des Standards 55.
Die Fördersummen für energieeffizientes Bauen und Sanieren hatten sich schon 2020 gegenüber dem Vorjahr verfünffacht. Trotzdem bleiben nachhaltige Energiespareffekte aus.
Im Zeitraum von 1990 bis 2018 verbrauchten private Haushalte etwa gleich viel Energie und damit gut ein Viertel des gesamten Endenergieverbrauchs in Deutschland, protokolliert das Bundesumweltamt. Zwei Drittel davon werden zum Heizen verwendet. Fachleute erklären das unter anderem damit, dass durch energieeffizientes Bauen das Bewusstsein zum Energiesparen schwindet, bezeichnen das als Rebound-Effekt.
Warum wird das „Effizienzhaus 55“ künftig nicht mehr gefördert?
Neubauten verbrauchen bereits immer weniger Energie. Der Effizienzstandard 55 gilt als nicht ausreichend, um die Klimaschutzziele zu erreichen. „Sie haben sich als Standard weitgehend durchgesetzt“, heißt es vom Wirtschaftsministerium. „Es wird mit Steuergeldern nicht die beste Technologie mit der besten Klimawirkung gefördert, sondern das, was auf dem Markt längst üblich ist.“
Die neue Strategie der neuen Regierung: Eine Sanierungsoffensive für Altbauten. Dort sind die Effekte größer, um die derzeitig verursachten Treibhausgasemissionen des Gebäudesektors bis 2030 zu halbieren. Schließlich ist der Gebäudesektor einer der Hauptverursacher klimaschädlicher Treibhausgase (Anteil 40 % laut BBSR-Studie).
Die Fakten sind eindeutig: Fast ein Drittel aller Wohngebäude in Deutschland zählen zu den zwei schlechtesten Effizienzklassen G oder H, gerade einmal 4 Prozent zur besten A+. Laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft bullern die Hälfte aller deutschen Heizungen noch mit Erdgas, in 30 Prozent wird noch Öl verbrannt. Deshalb beabsichtigt die Regierung eine Neuausrichtung der Förderprogramme: weniger Effizienz, dafür mehr Maßnahmen zur Reduzierung von klimaschädlichen Treibhausgasen.
Neubauten verbrauchen bereits immer weniger Energie. Der Effizienzstandard 55 gilt als nicht ausreichend, um die Klimaschutzziele zu erreichen. „Sie haben sich als Standard weitgehend durchgesetzt“, heißt es vom Wirtschaftsministerium. „Es wird mit Steuergeldern nicht die beste Technologie mit der besten Klimawirkung gefördert, sondern das, was auf dem Markt längst üblich ist.“
Die neue Strategie der neuen Regierung: Eine Sanierungsoffensive für Altbauten. Dort sind die Effekte größer, um die derzeitig verursachten Treibhausgasemissionen des Gebäudesektors bis 2030 zu halbieren. Schließlich ist der Gebäudesektor einer der Hauptverursacher klimaschädlicher Treibhausgase (Anteil 40 % laut BBSR-Studie).
Die Fakten sind eindeutig: Fast ein Drittel aller Wohngebäude in Deutschland zählen zu den zwei schlechtesten Effizienzklassen G oder H, gerade einmal 4 Prozent zur besten A+. Laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft bullern die Hälfte aller deutschen Heizungen noch mit Erdgas, in 30 Prozent wird noch Öl verbrannt. Deshalb beabsichtigt die Regierung eine Neuausrichtung der Förderprogramme: weniger Effizienz, dafür mehr Maßnahmen zur Reduzierung von klimaschädlichen Treibhausgasen.
Das sagen Houzz-Experten: Der Architekt Sebastian Deeken aus Berlin begrüßt generell die Anpassung. „Der Energiestandard sollte sukzessive weiter verbessert werden. Bestandssanierungen stärker zu fördern als Neubauten, finde ich grundsätzlich gut. Unsere Bauherren wollen gerne energiebewusst und ökologisch bauen. Durch die Förderung entscheiden sich viele eher für nachhaltige Energiekonzepte, da die Förderungen die zusätzlichen Baukosten etwas abfedern.“
Die Standards beim ökologischen Bauen werden laut Deeken sowieso seit Jahren ständig angepasst. Deshalb wird in seinen Projekten auch immer ein Energieberater in die Planung einbezogen, um alle Anforderungen für eine Förderung zu erfüllen.
Architekt Jens-Uwe Seyfarth von Seysta Architekten in Hannover schlägt etwa vor: „Eine neue Förderung sollte auch nachhaltige Materialien, Mehrfamilienhäuser und eine gute Raumnutzung pro Person berücksichtigen. So könnten etwa maximal 30 Quadratmeter pro Bewohner förderfähig sein und der Rest wäre Privatluxus. Ob ein Einfamilienhaus überhaupt noch förderfähig sein sollte, muss hinterfragt werden. Mindestens zwei Wohneinheiten oder Reihen- oder Doppelhäuser könnten der Mindeststandard sein.“
Aber Deeken gibt zu bedenken: „Energieeffizient bauen bedeutet immer höhere Investitionen. Werden die Standards erhöht, erhöht sich der Preis. Die Baukosten explodieren derzeit sowieso schon.“
Die Standards beim ökologischen Bauen werden laut Deeken sowieso seit Jahren ständig angepasst. Deshalb wird in seinen Projekten auch immer ein Energieberater in die Planung einbezogen, um alle Anforderungen für eine Förderung zu erfüllen.
Architekt Jens-Uwe Seyfarth von Seysta Architekten in Hannover schlägt etwa vor: „Eine neue Förderung sollte auch nachhaltige Materialien, Mehrfamilienhäuser und eine gute Raumnutzung pro Person berücksichtigen. So könnten etwa maximal 30 Quadratmeter pro Bewohner förderfähig sein und der Rest wäre Privatluxus. Ob ein Einfamilienhaus überhaupt noch förderfähig sein sollte, muss hinterfragt werden. Mindestens zwei Wohneinheiten oder Reihen- oder Doppelhäuser könnten der Mindeststandard sein.“
Aber Deeken gibt zu bedenken: „Energieeffizient bauen bedeutet immer höhere Investitionen. Werden die Standards erhöht, erhöht sich der Preis. Die Baukosten explodieren derzeit sowieso schon.“
Wie geht es jetzt weiter?
Der Effizienzstandard 55 wird seit 24. Januar gar nicht mehr gefördert. Welche Förderprogramme, etwa zum Standard 40, in Zukunft wieder aufgelegt werden, ist noch offen. Die Regierung versprach hier schnelle Entscheidungen.
Deeken fordert von der Regierung schnell eine verlässliche Planungsgrundlage: „Das ist jetzt das A und O. Wir gucken nun, wie wir umplanen, eventuell kleiner bauen können, um Kosten einzusparen und trotzdem mit dem Bauen zu beginnen.“
Was können Betroffene tun?
Da unklar ist, welche Neubauten weiterhin gefördert werden und mit welcher Fördersumme, sollten alle Betroffenen sowohl mit ihrer Bank und mit ihrem Architekturbüro oder Bauträger über Alternativen und Anpassungen in der Finanzierung und im Bauvorhaben sprechen.
Der Effizienzstandard 55 wird seit 24. Januar gar nicht mehr gefördert. Welche Förderprogramme, etwa zum Standard 40, in Zukunft wieder aufgelegt werden, ist noch offen. Die Regierung versprach hier schnelle Entscheidungen.
Deeken fordert von der Regierung schnell eine verlässliche Planungsgrundlage: „Das ist jetzt das A und O. Wir gucken nun, wie wir umplanen, eventuell kleiner bauen können, um Kosten einzusparen und trotzdem mit dem Bauen zu beginnen.“
Was können Betroffene tun?
Da unklar ist, welche Neubauten weiterhin gefördert werden und mit welcher Fördersumme, sollten alle Betroffenen sowohl mit ihrer Bank und mit ihrem Architekturbüro oder Bauträger über Alternativen und Anpassungen in der Finanzierung und im Bauvorhaben sprechen.
Für Einzelmaßnahmen gibt es weiterhin Geld vom Staat, etwa für eine neue, klimafreundliche Heizung, neue Fenster oder fürs Dämmen. Diese Maßnahmen werden vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gefördert und sind nicht vom KfW-Förderstopp betroffen. Einen Heizungstausch bezuschusst der Staat mit bis zu 50 Prozent.
Weitere Fördermittel zum Bau oder Kauf einer Immobilie vergeben landeseigene Förderbanken, Städte- oder Kreisverwaltungen und sogar die Kirchen. Vor allem Familien mit Kindern haben hier die Chance auf vergünstigtes Bauland, günstige Darlehen und Zuschüsse für den Erwerb einer Immobilie oder für notwendige Modernisierungsmaßnahmen.
In seiner Förderdatenbank gibt das Bundeswirtschaftsministerium einen Überblick über die aktuellen Förderprogramme des Bundes, der Länder und der EU. Das Ratgeberportal Aktion pro Eigenheim zeigt bundesweit mehr als 700 mögliche Fördermittel, mit denen Kommunen und Gemeinden das Bauen fördern.
„Ich hoffe, dass auch weiterhin gefördert wird und dabei die Bestandssanierung im Vordergrund stehen wird“, sagt Architekt Deeken.
Der Artikel wurde am 22. Februar 2022 aktualisiert.
Wie denken Sie über den Förderstopp? Oder sind Sie davon betroffen? Teilen Sie Ihre Meinung und Erfahrung gerne in den Kommentaren.
Weitere Fördermittel zum Bau oder Kauf einer Immobilie vergeben landeseigene Förderbanken, Städte- oder Kreisverwaltungen und sogar die Kirchen. Vor allem Familien mit Kindern haben hier die Chance auf vergünstigtes Bauland, günstige Darlehen und Zuschüsse für den Erwerb einer Immobilie oder für notwendige Modernisierungsmaßnahmen.
In seiner Förderdatenbank gibt das Bundeswirtschaftsministerium einen Überblick über die aktuellen Förderprogramme des Bundes, der Länder und der EU. Das Ratgeberportal Aktion pro Eigenheim zeigt bundesweit mehr als 700 mögliche Fördermittel, mit denen Kommunen und Gemeinden das Bauen fördern.
„Ich hoffe, dass auch weiterhin gefördert wird und dabei die Bestandssanierung im Vordergrund stehen wird“, sagt Architekt Deeken.
Der Artikel wurde am 22. Februar 2022 aktualisiert.
Wie denken Sie über den Förderstopp? Oder sind Sie davon betroffen? Teilen Sie Ihre Meinung und Erfahrung gerne in den Kommentaren.
Alle Fördertöpfe für bisher gestellte und noch nicht genehmigte Anträge wurden am 24. Januar von heute auf morgen geschlossen. Viele Bauprojekte hingen in der Schwebe, ihre Umsetzung war plötzlich finanziell nicht abgesichert. Betroffen waren laut Wirtschaftsministerium 24.000 Anträge. Diese Ungewissheit wurde nun korrigiert.
Aber: Anträge für die Neubauförderung des Effizienzhauses 55 (EH55) können nicht mehr gestellt werden. Diese wäre regulär zum 31. Januar 2022 ausgelaufen. Das hatte die alte Bundesregierung (mit dem damaligen Finanzminister Olaf Scholz) noch im November beschlossen. Einen momentanen Förderstopp gibt es noch für die KfW-Programme Effizienzhaus 40 im Neubau (EH 40).