Vom Rohbau zum voll eingerichteten Heim – per E-Mail
Die Bauherren in Shanghai, das Haus in Köln-Sülz. Wie mit viel Vertrauen und stetigem Austausch die Umgestaltung gelang
Catherine Hug
29. März 2020
Houzz-Contributor. Kreative Einrichtungsberaterin. Bloggerin, Baumarkt-Stammkundin und DIY-Expertin. Mutter zweier Töchter und stolze Besitzerin eines sehr alten Wohnwagens mit Vorliebe für Schlichtes, Schönes und Skandinavien.
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Keine Besichtigung, stattdessen nur eine Adresse und ein Grundriss – schon den Kauf ihres neuen Hauses wickelte das deutsch-chinesische Ehepaar aus der Ferne ab. Mit der Gestaltung betrauten sie Steffen Ganzer von der Raumagentur ArteFakt. „Während der gesamten Zeit waren die Bauherren vielleicht zweimal vor Ort“, erzählt der Experte. Dass das Ergebnis am Ende trotzdem exakt ihren Wünschen entsprach, war, neben regem E-Mail-Verkehr, vor allem dem Vertrauen zu verdanken, das die Bauherren ihrem Experten schenkten.
Auf einen Blick
Hier wohnt: ein Ehepaar
In: einer Doppelhaushälfte in Köln-Sülz
Auf: etwa 200 Quadratmetern
Experte: Raumagentur ArteFakt
Auf einen Blick
Hier wohnt: ein Ehepaar
In: einer Doppelhaushälfte in Köln-Sülz
Auf: etwa 200 Quadratmetern
Experte: Raumagentur ArteFakt
„Der Spagat zwischen der kastigen Architektur und fernöstlichen Anklängen war die größte Herausforderung bei der Gestaltung“, erzählt Steffen Ganzer über den Auftrag, die Doppelhaushälfte in ein individuelles Zuhause für das Paar zu verwandeln.
Das Haus liegt zusammen mit weiteren Wohneinheiten auf einem ehemals zu industriellen Zwecken genutzten Hinterhofgelände und bietet Ruhe inmitten der pulsierenden Großstadt, der Heimat des Bauherren. „Das Haus ist das letzte in der Reihe und hat als einziges eine Sonnenterrasse. Weil das gesamte Areal von einer Mauer eingefriedet ist, hat man wirklich das Gefühl auf dem Land zu sein, obwohl man sich mitten in der Stadt befindet“, so Ganzer, begeistert über die zentrale und doch ruhige Lage des Hauses, das die Bauherren ungesehen kauften.
Egal ob nah oder fern: Finden Sie hier einen Innenarchitekten für die Gestaltung Ihrer Wohnräume
Das Haus liegt zusammen mit weiteren Wohneinheiten auf einem ehemals zu industriellen Zwecken genutzten Hinterhofgelände und bietet Ruhe inmitten der pulsierenden Großstadt, der Heimat des Bauherren. „Das Haus ist das letzte in der Reihe und hat als einziges eine Sonnenterrasse. Weil das gesamte Areal von einer Mauer eingefriedet ist, hat man wirklich das Gefühl auf dem Land zu sein, obwohl man sich mitten in der Stadt befindet“, so Ganzer, begeistert über die zentrale und doch ruhige Lage des Hauses, das die Bauherren ungesehen kauften.
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Ganzers Arbeit begann mit Übergabe des Hauses durch den Bauträger: „Ich hatte einen Rohbau zur Verfügung. Die gesamte Elektrik war zwar bereits da, aber wir haben daran noch mal sehr viel gemacht“, so der Experte über den Umfang des Projekts, bei dem nicht nur gerade erbaute Wände wieder weichen mussten, sondern das Haus auch bis ins letzte Detail eingerichtet wurde.
„Dazugekommen sind zum Beispiel Alarmanlage und Rauchmeldeanlage, die mit weiteren Smart-Home-Anwendungen wie Rolladen, Heizungs- und Beleuchtungssteuerung verknüpft wurden. Das neue Sicherheitspaket sorgt dafür, dass niemand unbefugt in das Haus kommt, und die Bewohner im Haus gewarnt werden, wenn etwas Ungewöhnliches passiert. Bei einem Brand gehen alle Läden hoch. Da man die verschiedenen Anwendungen miteinander verknüpfen kann, sind so außerdem komplette Anwesenheitssimulationen möglich“, erläutert Ganzer, der sich selbst eigentlich nicht als Smart-Home-Fan begreift und statt der Steuerung kompletter Szenarien lieber auf altmodische Lichtschalter setzt.
„Dazugekommen sind zum Beispiel Alarmanlage und Rauchmeldeanlage, die mit weiteren Smart-Home-Anwendungen wie Rolladen, Heizungs- und Beleuchtungssteuerung verknüpft wurden. Das neue Sicherheitspaket sorgt dafür, dass niemand unbefugt in das Haus kommt, und die Bewohner im Haus gewarnt werden, wenn etwas Ungewöhnliches passiert. Bei einem Brand gehen alle Läden hoch. Da man die verschiedenen Anwendungen miteinander verknüpfen kann, sind so außerdem komplette Anwesenheitssimulationen möglich“, erläutert Ganzer, der sich selbst eigentlich nicht als Smart-Home-Fan begreift und statt der Steuerung kompletter Szenarien lieber auf altmodische Lichtschalter setzt.
Bis ein roter Faden für die Gestaltung gefunden wurde, dauerte es etwas: „Wir haben ein halbes Jahr gebraucht, bis die nötige Basis für eine Zusammenarbeit geschaffen war“, berichtet der Experte, der seine Kunden letztendlich mit einem Hand Scribble von seiner Grundidee überzeugte. Aber auch alle übrigen Entscheidungen wurden auf Basis von Skizzen getroffen, die der Experte mit schriftlichen Erläuterungen versehen, per E-Mail an seine Kunden in Shanghai verschickte: „Das Schlüsselwort ist Vertrauen. Und das hat sich nach und nach über die Arbeit gefestigt. Gleichzeitig ist Vertrauen natürlich auch der Knackpunkt der Zusammenarbeit. Egal, wie weit entfernt die Bauherren sind“, so Ganzer, der während der gesamten Planungsphase nicht ein einziges Muster verschickte, sondern ausschließlich per E-Mail und Telefon mit seinen Auftraggebern kommunizierte. „Ihre beiden kurzen Aufenthalte vor Ort haben wir genutzt, um das Farbkonzept zu erarbeiten und die Möbel auszusuchen.“
Um asiatische Anklänge in das Haus zu bringen, gestaltete Ganzer die Räume mit hohen Einbaumöbeln und dunklen Hölzern. Außerdem Teil des Konzepts: ein Fußboden aus Bambus und rötliche und rosafarbene Akzente, die sich durchs ganze Haus ziehen.
„Gerade über die Einbauten und großen Flächen habe ich versucht, eine gewisse Offenheit zu generieren, die sie sich wünschten.“ Das Ergebnis im offenen Koch-, Ess- und Wohnbereich kann sich sehen lassen: Modern, großzügig und dabei mit unverkennbaren asiatischen Anklängen wirkt der große Raum im Erdgeschoss einladend und harmonisch.
Den Fernseher integrierte Ganzer fast unsichtbar: In einer nur zwölf Zentimeter flachen Wandverkleidung ließ er ihn gemeinsam mit vielen Kabeln verschwinden.
Die neuen Umfassungszargen der Glastüren ließ Ganzer im gleichen dunklen Holzton fertigen. Darin laufen, fast lautlos und deckenbündig eingebaut, selbstschließende Schiebetüren. „Die sind ganz neu auf dem Markt und werden nur von einem Hersteller angeboten“, so Ganzer, dessen Kunden viel Wert auf geräuscharme Türen legten.
Die neuen Umfassungszargen der Glastüren ließ Ganzer im gleichen dunklen Holzton fertigen. Darin laufen, fast lautlos und deckenbündig eingebaut, selbstschließende Schiebetüren. „Die sind ganz neu auf dem Markt und werden nur von einem Hersteller angeboten“, so Ganzer, dessen Kunden viel Wert auf geräuscharme Türen legten.
Neben einem ausgeklügelten Lichtkonzept, spielte auch die Farbgestaltung eine wichtige Rolle. Der für den Wohnbereich gewählte, leicht rotstichige Sandton wirkt je nach Lichtverhältnis immer wieder anders. Er verbindet die im Raum vorhandenen Braun- und Rottöne zu einem harmonischen Ganzen.
Für die Konzepterstellung dienten Ganzer einige Kunstwerke der Bauherren als Orientierung: „Mit deren Hilfe konnte ich mir ein gutes Bild von der Farbvorliebe machen; sie alle hatten diese Rottöne gemeinsam, und auch der Bambus geht etwas ins Rötliche. Da bot es sich an, beides miteinander zu verknüpfen“, so der Experte.
Für die Konzepterstellung dienten Ganzer einige Kunstwerke der Bauherren als Orientierung: „Mit deren Hilfe konnte ich mir ein gutes Bild von der Farbvorliebe machen; sie alle hatten diese Rottöne gemeinsam, und auch der Bambus geht etwas ins Rötliche. Da bot es sich an, beides miteinander zu verknüpfen“, so der Experte.
Die Küche verbreitet mit dunklen Holzdekoren eine sowohl elegante als auch gemütliche Atmosphäre. Das Sideboard, ein Fund des Bauherren, stammt zwar nicht aus Fernost, „suggeriert aber Tradition und Handwerk sehr schön“, wirft Ganzer ein. Handwerkliches Können spiegelt sich auch in der Kaligraphie darüber wider, „das war ein Geburtstagsgeschenk für den Bauherren, das wir rahmen ließen“, so der Experte.
Asiatisch anmutend erscheint die Küche vor allem im Zusammenspiel mit der grünlich schimmernden Küchenrückwand aus Glasfliesen, die an Jade erinnern sollen.
Neben dem Eingang im Erdgeschoss verfügt das Haus im Untergeschoss noch über einen weiteren Zugang. „Das gesamte Areal wurde mit einer großen Tiefgarage unterkellert. So kann man vom Auto aus direkt ins Untergeschoss des Hauses gelangen. Diesen zweiten Eingang wohnlich zu gestalten, war die zweite große Herausforderung“, erklärt der Experte, der die gesamte Haustechnik mit raumhohen Türen verkleiden ließ und mit einem hellen Kalkboden für ein freundliches Ambiente sorgte.
Das Treppenhaus gestaltete Ganzer mit einer Tapete, die er erst kürzlich auf der Möbelmesse in Köln entdeckte: „Die entwickelt aufgrund ihres Musters und der Bewegung des Betrachters ein regelrechtes Eigenleben“, beschreibt er begeistert die sich scheinbar im Wind wiegenden Bambuspflanzen, die Bewegung ins Treppenhaus bringen.
Auch eine Wand im Schlafzimmer ließ Ganzer tapezieren – mit einem vom Bauherren vorgeschlagenen Blütenmotiv. Passend zu deren Farbgebung sind die übrigen Wände in einem Rosaton gestrichen.
Gegenüber des Bettes: ein maßgefertigter Einbauschrank. Die hinterlegten Griffleisten wiederholen das Bambus-Material aus dem Boden.
Anmutige Formen: Nachttisch (Müller Werkstätten) und filigrane Pendelleuchte ergänzen die leichte und feminine Gestaltung des Schlafzimmers.
Bis zuletzt war Ganzer nicht sicher, ob seine Gestaltung auch der chinesischen Ehefrau gefallen würde, denn alle Kommunikation lief ausschließlich über den deutschen Ehemann. Zu Unrecht, wie sich bei seinem ersten Besuch nach dem Bezug des Hauses herausstellte. „Scheinbar funktionierte der Austausch zwischen den beiden hervorragend und sie begrüßte mich mit den Worten ,I love this place!‘“, so Ganzer glücklich.
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Bis zuletzt war Ganzer nicht sicher, ob seine Gestaltung auch der chinesischen Ehefrau gefallen würde, denn alle Kommunikation lief ausschließlich über den deutschen Ehemann. Zu Unrecht, wie sich bei seinem ersten Besuch nach dem Bezug des Hauses herausstellte. „Scheinbar funktionierte der Austausch zwischen den beiden hervorragend und sie begrüßte mich mit den Worten ,I love this place!‘“, so Ganzer glücklich.
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Sehr gelungen und harmonisch. Schönes Lichtkonzept. Wo bekommt man den tollen roten Teppich her?
@krimbel die Schiebetür-Beschläge sind von der Firma HELM und wurden vom Ortsansässigen Glaser um die Gläser ergänzt und eingebaut. Der Glaser bietet auch die eigens gefertigten Griffe an, die auf einer Seite als Griffmuschel, auf der anderen als Knauf ausgebildet sind.
@arabella1122 Der 3m große Teppich mit dem Namen "Patchwork" wurde bei RugVista.de eingekauft. In rot ist er inzwischen nicht mehr erhältlich.
GLÜCKWUNSCH - tolles Projekt ... und super schön umgesetzt.