Von den Großen lernen: Das Einsteinhaus in Caputh bei Potsdam
Ein Zeitungsartikel und Hartnäckigkeit führten dazu, dass Konrad Wachsmann ein Holzhaus für Albert Einstein bauen durfte
Der Oberbürgermeister von Berlin, Gustav Böß, hatte sich zum fünfzigsten Geburtstag des 1929 bereits weltberühmten Albert Einstein etwas Besonderes überlegt: Die Stadt wollte dem in Berlin lebenden Nobelpreisträger ein Seegrundstück mit Haus schenken. Dazu kam es nicht. Verschiedene Umstände vereitelten das Vorhaben.
Das Haus am See wurde dennoch gebaut, was vor allem der Überzeugungskraft und der Kreativität von Konrad Wachsmann zu verdanken ist. Der junge Architekt hatte über das Geschenk und die schwierige Suche nach einem Grundstück in der Zeitung gelesen und war eigens aus dem sächsischen Niesky nach Berlin gereist, um die Einsteins davon zu überzeugen, mit ihm zu bauen. Er war damals als Chefarchitekt für die Christoph & Unmack AG tätig, die sich zu der Zeit vom Hersteller von Lazaretten zum Fertighausbauer entwickelte, um dann im Zweiten Weltkrieg KZ-Baracken zu liefern.
Wachsmann überzeugte mit seinen Plänen so sehr, dass Einstein unbedingt bauen wollte – auch ohne Haus und Boden geschenkt zu bekommen. Genießen konnte er sein Haus am See nur drei Jahre. Am 6. Dezember 1932 ging Einstein in die USA, um dort den Winter über Vorlesungen zu halten. Die Machtübernahme der Nazis im Januar 1933 machte ihm eine Rückkehr unmöglich. Ein Schicksal, das auch Wachsmann teilte, der Ende 1932 sein Stipendium in der Villa Massimo in Rom antrat, nach der Machtübernahme der Nazis das Stipendium im Januar abbrach. Er blieb noch bis 1938 in Italien, schloss sich in Paris der französischen Armee an und emigrierte 1941 in die USA.
Das Haus am See wurde dennoch gebaut, was vor allem der Überzeugungskraft und der Kreativität von Konrad Wachsmann zu verdanken ist. Der junge Architekt hatte über das Geschenk und die schwierige Suche nach einem Grundstück in der Zeitung gelesen und war eigens aus dem sächsischen Niesky nach Berlin gereist, um die Einsteins davon zu überzeugen, mit ihm zu bauen. Er war damals als Chefarchitekt für die Christoph & Unmack AG tätig, die sich zu der Zeit vom Hersteller von Lazaretten zum Fertighausbauer entwickelte, um dann im Zweiten Weltkrieg KZ-Baracken zu liefern.
Wachsmann überzeugte mit seinen Plänen so sehr, dass Einstein unbedingt bauen wollte – auch ohne Haus und Boden geschenkt zu bekommen. Genießen konnte er sein Haus am See nur drei Jahre. Am 6. Dezember 1932 ging Einstein in die USA, um dort den Winter über Vorlesungen zu halten. Die Machtübernahme der Nazis im Januar 1933 machte ihm eine Rückkehr unmöglich. Ein Schicksal, das auch Wachsmann teilte, der Ende 1932 sein Stipendium in der Villa Massimo in Rom antrat, nach der Machtübernahme der Nazis das Stipendium im Januar abbrach. Er blieb noch bis 1938 in Italien, schloss sich in Paris der französischen Armee an und emigrierte 1941 in die USA.
Kubus und Walmdach. „Wachsmann hätte am liebsten im Stil des Bauhauses gebaut. Aber das wollte Einstein nicht“, erzählt die Kunsthistorikerin Erika Britzke. Die Einsteins hatten konkrete Vorstellungen von ihrem künftigen Sommerhaus. „Es sollte ein Ziegeldach haben, eine Terrasse und französische Fenster. Die waren damals in Berlin nicht üblich“, so Britzke.
Dennoch konnte der Architekt seinen Ansatz verwirklichen, die architektonischen Mittel bis auf eine ganz klare Form zu reduzieren. An einen zweigeschossigen Hausteil mit Walmdach schließt ein kubischer eingeschossiger Bau an, dessen Dach als Terrasse ausgebildet ist. Zugleich kragt das Dach über den darunterliegenden Wohnbereich aus. So erhält die Erweiterung des Wohnzimmers auf die Terrasse eine konstruktive Verschattung. Den kühlsten Außenplatz hat Wachsmann an der Nordseite mit einer Kellerterrasse geschaffen. „Wachsmann zeigt hier schon, was er kann“, erklärt Britzke.
Was wir daraus lernen: Trotz konkreter Vorstellungen den Architekt:innen Freiraum geben. Klare Wünsche helfen bei der Entwurfsplanung. Manche gestalterische Freiheit sollte den Profis dennoch gewährt werden, um tatsächlich den gewünschten individuellen Wohnraum zu bekommen.
Dennoch konnte der Architekt seinen Ansatz verwirklichen, die architektonischen Mittel bis auf eine ganz klare Form zu reduzieren. An einen zweigeschossigen Hausteil mit Walmdach schließt ein kubischer eingeschossiger Bau an, dessen Dach als Terrasse ausgebildet ist. Zugleich kragt das Dach über den darunterliegenden Wohnbereich aus. So erhält die Erweiterung des Wohnzimmers auf die Terrasse eine konstruktive Verschattung. Den kühlsten Außenplatz hat Wachsmann an der Nordseite mit einer Kellerterrasse geschaffen. „Wachsmann zeigt hier schon, was er kann“, erklärt Britzke.
Was wir daraus lernen: Trotz konkreter Vorstellungen den Architekt:innen Freiraum geben. Klare Wünsche helfen bei der Entwurfsplanung. Manche gestalterische Freiheit sollte den Profis dennoch gewährt werden, um tatsächlich den gewünschten individuellen Wohnraum zu bekommen.
Vorgefertigt in Niesky, bewohnt in Caputh. Die Flexibilität des Holzskelettbaus erwies sich als Glücksfall. Der Entwurf war eigentlich für ein Grundstück in Gatow gedacht, das Haus dafür entworfen. Kurzfristig erwies sich das ausgewählte Grundstück dann als nicht bebaubar, die Pläne mussten angepasst werden. So entstand etwa die Kellerterrasse, und das Fenster in Einsteins Zimmer wurde von der südöstlichen in die südwestliche Wand verschoben.
„Das Haus wurde in der Fabrik in Niesky gefertigt. Es wurde in einer riesigen Werkshalle aufgebaut, um zu sehen, ob alles passt. Dann wurde es zerlegt und nach Berlin transportiert“, erzählt Britzke. Auf dem Grundstück in Caputh war das Fundament schon vorbereitet, auf dem innerhalb von zwei Wochen der Rohbau stand. Zwei weitere Wochen und auch der Innenausbau war fertig und die Einsteins konnten einziehen. Das war im September 1929.
Was wir daraus lernen: Vorfertigung verkürzt die Bauzeit. Bei den meisten Holzhäusern lässt sich trotz hohem Vorfertigungsgrad mit wenig Aufwand fast bis zum Schluss noch etwas verändern.
„Das Haus wurde in der Fabrik in Niesky gefertigt. Es wurde in einer riesigen Werkshalle aufgebaut, um zu sehen, ob alles passt. Dann wurde es zerlegt und nach Berlin transportiert“, erzählt Britzke. Auf dem Grundstück in Caputh war das Fundament schon vorbereitet, auf dem innerhalb von zwei Wochen der Rohbau stand. Zwei weitere Wochen und auch der Innenausbau war fertig und die Einsteins konnten einziehen. Das war im September 1929.
Was wir daraus lernen: Vorfertigung verkürzt die Bauzeit. Bei den meisten Holzhäusern lässt sich trotz hohem Vorfertigungsgrad mit wenig Aufwand fast bis zum Schluss noch etwas verändern.
Kleine, wandelbare Räume. Den Grundriss prägt der Wunsch nach Einfachheit. „Für alle gab es nur kleine Räume“, erläutert die Kunsthistorikerin. Kein Zimmer ist größer als elf Quadratmeter, mit Ausnahme des Wohnzimmers. Mit seiner Fläche von sieben mal sieben Metern ist es der größte Raum im Haus. Im Obergeschoss befanden sich die zwei Räume der älteren Tochter Elsas sowie das Zimmer der jüngeren mit Blick in den Garten und die Kammer für die Hausangestellte Herta. Im Erdgeschoss lag das Zimmer von Einsteins Frau und am äußersten Ende das von Einstein selbst. Jeder dieser Räume hat ein Waschbecken, zusätzlich gibt es oben und unten eine Toilette und unten noch ein Bad. „Die Räume waren sehr wandelbar. Einsteins Bett stand beispielsweise in einer Nische mit Vorhang davor. So konnte aus dem Schlafraum ein Büro werden. Ein zusätzlicher Stuhl, eine Schreibmaschine für die Sekretärin, fertig. Einstein empfing hier auch seine Gäste“, berichtet Britzke.
Was wir daraus lernen: Funktionale Räume nutzen die Fläche optimal. Auch kleine Räume können verschiedene Funktionen aufnehmen.
Was wir daraus lernen: Funktionale Räume nutzen die Fläche optimal. Auch kleine Räume können verschiedene Funktionen aufnehmen.
Einbauten und gebrauchte Möbel. Zu den schlichten Details im Innenausbau gehören die wandbündigen Einbauschränke in den Räumen und die Schlafnischen. Ein Einbauschrank mit Durchreiche trennt die Küche vom Wohnzimmer. Für die Möblierung wollte Wachsmann Entwürfe von Marcel Breuer. Dessen Bauhausstil kam bei den Einsteins aber nicht gut an und sie verwendeten lieber Stücke, die sie in ihrer Berliner Wohnung nicht mehr benötigten. „Es war ein schönes Durcheinander“, wie Britzke beschreibt. Erhalten geblieben ist davon nichts. Selbst die tatsächlich von Wachsmann für Einstein neu entworfene Stuhl-Schreibtisch-Kombination mit Regal ist eine Nachbildung, allerdings originalgetreu.
Was wir daraus lernen: Vorhandene Möbel mit Einbauten kombinieren. Einbauten schaffen Stauraum, vorhandene Möbel sparen Kosten. Nachhaltiger ist es ohnehin.
Was wir daraus lernen: Vorhandene Möbel mit Einbauten kombinieren. Einbauten schaffen Stauraum, vorhandene Möbel sparen Kosten. Nachhaltiger ist es ohnehin.
Treppen als wichtige Verbindung und Stilelement. „Wachsmann hatte eine besondere Liebe für Treppen“, verrät die Kunsthistorikerin. Die Winkeltreppe mit Viertelpodest an der Fassade musste schon häufiger erneuert werden. Sie führt außen auf die Sonnenterrasse. Innen verbindet eine gerade Treppe die beiden Geschosse. Heute könnte sie so nicht mehr gebaut werden. Die Räume im Erdgeschoss haben eine Höhe von drei Metern und die Treppe müsste daher nach aktuellen Vorschriften ein Zwischenpodest haben. Ein feines Geländer begleitet die Treppenstufen. Unter der Treppe ist platzsparend eine Toilette untergebracht.
Was wir daraus lernen: Treppen können mehr als nur verbinden. Unter der Treppe liegt wertvoller Stauraum, die Treppe selbst prägt den Stil des Hauses.
Was wir daraus lernen: Treppen können mehr als nur verbinden. Unter der Treppe liegt wertvoller Stauraum, die Treppe selbst prägt den Stil des Hauses.
Holz, Holz, Holz und wenig Fliesen. Während Einstein ein Holzhaus wollte, bevorzugte seine Frau Elsa aus Furcht vor einem Brand ein gemauertes Haus. Wachsmann überzeugte mit den Vorteilen eines Holzhauses: Ein Holzbau war günstiger, konnte besser an die individuellen Wünsche angepasst und sofort nach Fertigstellung bezogen werden – was für gemauerte Häuser damals nicht galt. Gerade in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg war Holz einfacher zu bekommen als Zement und Stahl. „Konrad Wachsmann hat einen Wendepunkt im Bauen eingeleitet, den Übergang zum Haus als Industrieprodukt“, betont Britzke. Nach seiner Emigration in die USA, bei der er von Einstein unterstützt wurde, hat er mit Walter Gropius an industriell gefertigten Häusern geforscht.
Das Haus in Caputh besteht aus Douglasienholz aus Oregon, das resistenter gegen Schädlinge ist als heimisches Kiefernholz und daher nicht behandelt werden muss. Es wurde für Böden, Wände und Decken verwendet. Einzig im Flur sind Fliesen in einem schwarz-weißen Muster verlegt. In Einsteins Raum und im Wohnzimmer sind die Innenwände mit Sperrholzplatten vertäfelt, ansonsten mit längs laufenden Latten. Oben wurde das Holz deckend gestrichen, unten halbtransparent lasiert. Die mächtigen Douglasienbalken im Wohnzimmer kragen über den Baukörper hinaus, lenken den Blick auf den See.
Was wir daraus lernen: Holz kann sehr unterschiedlich aussehen. Je nachdem, wie Holzwände bearbeitet werden, erhalten sie einen sehr individuellen Charakter, wozu Vertäfelung und Farbgebung maßgeblich beitragen.
Zentralheizung für kalte Tage. „Einstein hätte am liebsten das ganze Jahr über hier gewohnt“, weiß Britzke. Tatsächlich konnte er nur drei Jahre die Sommer hier genießen, die er von April bis in den Spätherbst ausdehnte. Ein ganzjähriges Wohnen war durchaus möglich. Das Haus besitzt eine Zentralheizung und einen Kamin im Wohnzimmer. Die Wände sind mit Torf gedämmt und schützen den Innenraum vor winterlicher Kälte. „Die doppelwandigen Platten sind mit Torf ausgefacht, zur Innenvertäfelung hin gibt es nochmal einen sieben Zentimeter dicken Luftraum“, beschreibt die Kunsthistorikerin.
Was wir daraus lernen: auch Sommerhäuser richtig dämmen. Gut gedämmt kann ein Sommerhaus zum ganzjährig bewohnbaren Haus werden und damit zu wertvollem Wohnraum.
Was wir daraus lernen: Holz kann sehr unterschiedlich aussehen. Je nachdem, wie Holzwände bearbeitet werden, erhalten sie einen sehr individuellen Charakter, wozu Vertäfelung und Farbgebung maßgeblich beitragen.
Zentralheizung für kalte Tage. „Einstein hätte am liebsten das ganze Jahr über hier gewohnt“, weiß Britzke. Tatsächlich konnte er nur drei Jahre die Sommer hier genießen, die er von April bis in den Spätherbst ausdehnte. Ein ganzjähriges Wohnen war durchaus möglich. Das Haus besitzt eine Zentralheizung und einen Kamin im Wohnzimmer. Die Wände sind mit Torf gedämmt und schützen den Innenraum vor winterlicher Kälte. „Die doppelwandigen Platten sind mit Torf ausgefacht, zur Innenvertäfelung hin gibt es nochmal einen sieben Zentimeter dicken Luftraum“, beschreibt die Kunsthistorikerin.
Was wir daraus lernen: auch Sommerhäuser richtig dämmen. Gut gedämmt kann ein Sommerhaus zum ganzjährig bewohnbaren Haus werden und damit zu wertvollem Wohnraum.
Wucherndes Grün. „Einstein war kein Gärtner. Er ließ es wuchern“, erzählt Britzke. Gepflegt war der Garten dennoch, vor allem vor dem Haus. Vor Einsteins Zimmer gab es ein Blumenbeet und auf den Terrassen standen Blumenkübel. Noch 1932 kaufte Einstein ein weiteres Grundstück mit einem kleinen Holzhaus hinzu. Das hatte er für seine Söhne aus erster Ehe gedacht. Genutzt wurde es von ihnen nie. Heute dient es dem Einstein-Forum als Gästehaus.
Was wir daraus lernen: Ein Garten darf natürlich sein. Wer ins Grüne zieht, sollte der Natur im Garten den Vorrang lassen.
Mehr Artikel aus der Serie Architekturikonen – „Von den Großen lernen“ lesen Sie hier
Was wir daraus lernen: Ein Garten darf natürlich sein. Wer ins Grüne zieht, sollte der Natur im Garten den Vorrang lassen.
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Hier wohnte: Albert Einstein mit seiner zweiten Frau Elsa und seinen beiden erwachsenen Stieftöchtern sowie der Hausangestellten Herta
In: Caputh bei Potsdam
Bauweise: Holzskelettbau mit Torfdämmung
Baujahr: 1929
Besonderheit: Ein schlichtes Haus mit kleinen Räumen und einem großen Wohnzimmer, das auch heute noch besucht werden kann – mehr dazu auf der Seite des Einsteinhauses
Experte: Konrad Wachsmann; heute kümmert sich das Einstein-Forum um das denkmalgeschützte Haus
Fotos: Hans Bach, Potsdam, mit freundlicher Genehmigung des Einstein-Forums Potsdam
Auf Umwegen zum Grundstück am See. Die Suche nach einem passenden Grundstück, das zunächst noch als Geschenk gedacht war, gestaltete sich schwieriger, als es der Oberbürgermeister vermutlich gedacht hatte. Auch in den 1920er-Jahren waren Seegrundstücke bereits vielfach bebaut und bewohnt, auf anderen durfte wiederum nicht gebaut werden. Schließlich suchte das Ehepaar Einstein selbst und zog den Architekten des künftigen Hauses bei der Entscheidung mit ein. Der riet bei dem letztlich ausgewählten Seegrundstück dazu, ein zweites, höher gelegenes Grundstück hinzuzunehmen. Von dort war der Blick auf den Templiner See möglich.
Was wir daraus lernen: Architekt:innen schon in die Grundstückssuche einbeziehen. Die Profis erkennen besser als Nichtfachleute die Vor- und Nachteile eines Grundstücks.