Innenausbau
Vorher-Nachher: Ein 200 Jahre alter Holzhof im Schwarzwald wird saniert
Zwischen Wald und Wiese duckt sich der holzvertäfelte Käppelehof heute hübsch am Wegesrand. Doch die Sanierung hatte es in sich
Am Rande eines dichten Kiefernwaldes, mit weitem Ausblick zur Falkenhöhe und bis hin zum Schwarzwald: Dieser kleine Hof, der einsam am Wegesrand steht, könnte kaum schöner gelegen sein. Am Wochenende dient er einem Ehepaar mittleren Alters als Rückzugsort.
VORHER: Der Hof ist gut 230 Jahre alt. „Die dendrochronologische Datierung ergab ein Datum für die Fällung der Hölzer im Winter 1778/79, was auf eine Errichtung des Gebäudes im Jahr 1780 schließen lässt“, so Dominik Burkard. Das Haus gehörte ursprünglich zu einem großen Bauernhof, der sich weiter unten im Tal befand, dem eigentlichen Käppelehof. Von ihm hat das Bauernhaus auch seinen Namen – andere wiederum nennen ihn Weberhäusle, vermutlich nach ehemaligen Bewohnern oder deren Beruf.
Das Gebäude war einst sowohl Stall als auch Wohnbereich – und in einem desolaten Zustand, als das Ehepaar ihn auftat. „Wir haben den kleinen Schwarzwaldhof drei Jahre lang renoviert, mit viel Liebe zum Detail – und vor allem dabei nie den originalgetreuen Bestand aus den Augen verloren. Aber den maroden Hof wieder so erstrahlen zu lassen, war eine echte Herausforderung“, so der zuständige Architekt Dominik Burkard vom Planungsbüro für Baukunst.
Das Gebäude war einst sowohl Stall als auch Wohnbereich – und in einem desolaten Zustand, als das Ehepaar ihn auftat. „Wir haben den kleinen Schwarzwaldhof drei Jahre lang renoviert, mit viel Liebe zum Detail – und vor allem dabei nie den originalgetreuen Bestand aus den Augen verloren. Aber den maroden Hof wieder so erstrahlen zu lassen, war eine echte Herausforderung“, so der zuständige Architekt Dominik Burkard vom Planungsbüro für Baukunst.
NACHHER: Die Sanierung war gar nicht so hürdenlos, Denkmalamt und Co. hatten schließlich auch etwas zu sagen. „Die schwierigste Aufgabe besteht immer darin, die vorhandene Tragstruktur des historischen Gebäudes zu erhalten und sinnvoll durch Restauration oder moderne Technik zu festigen“, so Dominik Burkard.
Auch die Eigentümer wünschten sich, dass alles authentisch und originalgetreu aussähe. „Die Verwendung von Naturmaterialien stand dabei an oberster Stelle“, so Burkard.
Auch die Eigentümer wünschten sich, dass alles authentisch und originalgetreu aussähe. „Die Verwendung von Naturmaterialien stand dabei an oberster Stelle“, so Burkard.
Vor der Renovierung wirkte die Substanz gar nicht so schlecht. Zuerst setzten die Architekten dem Haus also ein neues, gedämmtes Schilfdach auf. „Nach Angaben des Dachdeckers war das Haus wohl schon immer reetgedeckt. Auch Fotos und alte Postkarten dokumentieren diese Aussage“, so Burkard.
VORHER: In den nächsten Schritten wurden die alten Fassadenschindeln abgenommen – und zu aller Entsetzen kamen marode Schichten ans Licht. „Die lastabtragende Holzfachwerkkonstruktion war zum größten Teil abgefault. Ein Problem, mit dem wir nicht gerechnet hatten“, erzählt Burkard. Daraufhin wurde das Haus erstmal mit massiven Holzstammspießen vor dem Einsturz bewahrt. „Anschließend haben wir überlegt, welches Holz des Fachwerks erhalten, aufbereitet und wieder eingebaut werden konnte“, so Burkard.
NACHHER: Die giebelseitig verwitterten Schindeln wurden schließlich durch neue ersetzt. Alle neuen Teile und Verbindungen der Holzkonstruktionen wurden handwerklich nach historischem Vorbild ausgebildet, so dass nun allein die Oberflächenstruktur Auskunft über das Alter des Holzes gibt.
Mehr über Holzfassaden und ihre Konstruktion
Mehr über Holzfassaden und ihre Konstruktion
VORHER: Auch der Sockel des Hauses aus rotem Naturstein wurde neu herausgearbeitet und Fehlstellen restauratorisch ergänzt. „Während der Renovierung war es schwierig, Firmen zu finden, die sich noch mit den historischen Techniken bei der Zimmermannsarbeit oder beim Gewerk Naturstein auskennen, damit alles originalgetreu restauriert werden konnte“, so Burkard.
NACHHER: Für Mauer- und Werksteine wurde Buntsandstein aus der Region verwendet, für das Holzwerk verschiedene Nadelhölzer. „Es handelt sich hier um Fichte und Tanne. Die neuen Fenster und Holzläden sind dazu aus Lärche gefertigt“, so Burkard.
Durch die Hanglage ergeben sich verschiedene Wege ins Haus: „Die Erschließung des Erdgeschosses erfolgt vom talseitigen Vordergiebel, die des Obergeschosses von der linksseitigen Traufe, und ins Dach kann man direkt über eine Hocheinfahrt im rückwärtigen Giebel gelangen“, so der Architekt. Rechts die Einfahrt zur neuen Garage im Erdgeschoss.
VORHER: Für die Neugestaltung des Innenraums wurde das Gebäude so gut wie komplett entkernt, so dass nur die tragenden Natursteinmauern, die Holzständerstruktur und der Holzdachstuhl erhalten blieben. „Vertäfelungen an Wand und Decke wurden behutsam ausgebaut, gelagert, aufbereitet und wieder am Ursprungsort eingebaut“, so Burkard.
NACHHER: Im Bild ist das Obergeschoss zu sehen. Dort befinden sich die Stube, das Esszimmer, die Küche sowie ein Schlaf- und Badbereich.
Die Grundstrukturen des Innenraums zitieren die frühere Raumaufteilung, so dass man die Historie des Hofes immer noch gut ablesen kann.
Die Grundstrukturen des Innenraums zitieren die frühere Raumaufteilung, so dass man die Historie des Hofes immer noch gut ablesen kann.
Nur über dem Küchenbereich wurde mit einer Galerie und einer modernen Treppe mit Stahlgeländer ins Dachgeschoss etwas mehr Großzügigkeit erzeugt. „Elemente, die es vorher im Gebäude nicht gab, sollten als neuer Teil und mit einem neuen Baustoff sichtbar gemacht werden“, sagt Burkard. Einige Aussparungen im Dachgebälk, die bereits vor der Öffnung zur Galerie vorhanden waren, lassen darauf schließen, dass hier früher Heu vom Dach nach unten geworfen wurde.
Die Küche selbst wurde von einem Schreiner passgenau in den offen gestalteten Raum eingesetzt.
An die Küche grenzt das Stubenzimmer mit gemütlichem Ofen, Holzbohlendecke und Eckfenstern an. „Die Hölzer im Innenraum sind nur gebürstet und mit Schmierseife behandelt, da sich dadurch eine authentische Oberfläche herstellen lässt. Im Außenbereich haben wir mit verdünnten Öllasuren gearbeitet, die das Holz schützen und trotzdem eine natürliche Patina zulassen“, so Burkard.
An die Küche grenzt das Stubenzimmer mit gemütlichem Ofen, Holzbohlendecke und Eckfenstern an. „Die Hölzer im Innenraum sind nur gebürstet und mit Schmierseife behandelt, da sich dadurch eine authentische Oberfläche herstellen lässt. Im Außenbereich haben wir mit verdünnten Öllasuren gearbeitet, die das Holz schützen und trotzdem eine natürliche Patina zulassen“, so Burkard.
Dezente Lichtspiele, wie die hinter den Deckenbalken versteckten LED-Lichtbänder, betonen den Charme des alten Bauernhauses.
Im offenen Flurbereich hinter der Küche geht es über eine restaurierte Natursteintreppe ins Erd- bzw. Untergeschoss, das halb im Hang liegt. „Da dieser Bereich eher selten begangen wurde, war die Treppe früher mit einer Falltür verschlossen. Das Untergeschoss wurde im Zuge der Renovierung um eine Doppelgarage erweitert. Und neben einem Gewölbekeller befindet sich hier nun auch eine kleine Lounge für Gäste“, so Burkard.
Die moderne Treppe aus Holz und Stahl führt unters Dach. Wo früher Heu lagerte, befindet sich heute das Studio mit separatem Bad und Schlafbereich. Die Glasbrüstung lässt genug Licht von oben nach unten (und andersherum).
Auch die große Fensterfront im Dachgeschoss sorgt für lichtdurchflutete Räume. Das Schönste an diesem Raum ist jedoch der herrliche Blick über die atemberaubende und ruhige Natur.
Der offene Dachstuhl zieht den Blick unwillkürlich nach oben.
Im Bildhintergrund ist der Hocheingang vom Hang ins Dachgeschoss zu sehen, rechts hinten liegt das Bad.
Das Bad wird durch den massiven, urigen Holzwaschtisch mit Aufsatzbecken dominiert.
Durch tausende Bilder von rustikalen Bädern inspirieren lassen
Durch tausende Bilder von rustikalen Bädern inspirieren lassen
Hier ist der seitliche Eingang ins Obergeschoss mit Küche und Stube zu sehen.
Insgesamt hat die Renovierung drei Jahre gedauert und wurde vor allem auch durch das Engagement der Bauherren mit viel Liebe fürs Detail vorangebracht. „Das Schöne ist, dass dem Hof weiterhin sein Charme und seine ursprüngliche Ausdruckskraft erhalten bleiben. Neues ist nicht auf den ersten Blick bemerkbar“, so Burkard. Vielmehr ordnet es sich dem alten Charme des Käppelehofs unter.
Weitere spannende Umbauprojekte und Vorher-Nachher-Geschichten entdecken
Insgesamt hat die Renovierung drei Jahre gedauert und wurde vor allem auch durch das Engagement der Bauherren mit viel Liebe fürs Detail vorangebracht. „Das Schöne ist, dass dem Hof weiterhin sein Charme und seine ursprüngliche Ausdruckskraft erhalten bleiben. Neues ist nicht auf den ersten Blick bemerkbar“, so Burkard. Vielmehr ordnet es sich dem alten Charme des Käppelehofs unter.
Weitere spannende Umbauprojekte und Vorher-Nachher-Geschichten entdecken
Hier wohnt: ein Ehepaar mittleren Alters, v.a. am Wochenende
In: Lauterbach bei Rottweil, Schwarzwald
Auf: 190 Quadratmetern auf drei Geschossen
Experte: Dominik Burkard vom Planungsbüro für Baukunst; mit Alfons Bürk, freier Architekt
Fotos: Nico Pudimat