Vorher-Nachher: Ein Balkon über den Dächern von Paris blüht auf
Wie zwei Landschaftsarchitekten den völlig vernachlässigten Balkon eines Wohnhauses im Herzen von Paris in eine grüne Oase verwandelten
Pauline Warlet
29. Juli 2015
Unkraut, verwilderte Rosenstöcke, das Original-Zinkdach mit Asbestplatten verschandelt und obendrein auch noch alles hellblau gestrichen: Als die beiden Landschaftsarchitekten Marc Petit und Anthony Acciari mit der Neugestaltung dieses Balkons in Paris beauftragt wurden, war er noch genau so, wie ihn sein vorheriger Eigentümer hinterlassen hatte, sprich: in einem ziemlich traurigen Zustand. Für die beiden Profis, denen bei der Gestaltung völlig freie Hand gelassen wurde, war einiges zu tun, um aus dem 16 Quadratmeter großen „Schandfleck“ über den Dächern der französischen Hauptstadt einen gemütlichen und grünen Ort der Ruhe zu machen.
Auf einen Blick
In: der Rue Rambuteau, zwischen Les Halles und Marais im Zentrum von Paris, Frankreich
Größe: ungefähr 16 Quadratmeter (zwei Meter Breite), davon sind heute etwa zwölf Quadratmeter nutzbar
Ausrichtung: Südosten
Dauer der Neugestaltung: ein Monat (von Mitte Oktober bis Mitte November 2013)
Landschaftsarchitekten: Marc Petit und Anthony Acciari, Terrasses des Oliviers
Fotos: Meero / © 2015 Houzz
Auf einen Blick
In: der Rue Rambuteau, zwischen Les Halles und Marais im Zentrum von Paris, Frankreich
Größe: ungefähr 16 Quadratmeter (zwei Meter Breite), davon sind heute etwa zwölf Quadratmeter nutzbar
Ausrichtung: Südosten
Dauer der Neugestaltung: ein Monat (von Mitte Oktober bis Mitte November 2013)
Landschaftsarchitekten: Marc Petit und Anthony Acciari, Terrasses des Oliviers
Fotos: Meero / © 2015 Houzz
VORHER: Trist, abgewirtschaftet und beengt wirkte der Balkon – durch den Sichtschutz kam noch nicht einmal die Aussicht über die Rue Rambuteau zur Geltung. Zunächst musste der Balkon also komplett geräumt werden. Dabei stellte sich die Abfallentsorgung als erste große Hürde dar. Die Wohnung wurde gerade saniert, da war kein Durchkommen, abgesehen davon waren Treppenhaus wie Aufzug ohnehin viel zu eng. Die einzige Möglichkeit war also der Abtransport über einen Lastenaufzug hinunter auf die Straße.
Als das erledigt war, begannen die Landschaftsarchitekten mit dem Aufstellen der massiven Pflanzkübel mit Buchskugeln, die als Sichtschutz und dominierendes gestalterisches Element dienen sollten.
Noch vor allen anderen Arbeiten wurden die maßgefertigten, vier Millimeter starken Stahltonnen vor Ort zusammengebaut, was sich als echte Herausforderung erwies: „Nachdem wir sie in je vier Teilen nach oben geschafft hatten, mussten sie erst zusammengeschweißt und anschließend lackiert werden. Der Balkon wurde also kurzerhand in eine Lackier-Werkstatt verwandelt, was aufgrund des ungemütlichen Novemberwetters gar nicht so einfach war! Wir brauchten ein richtiges Lackspritzgerät, wie es auch in einer Autowerkstatt verwendet wird.“ Trotz sogfältiger Vorbereitung führte der erste Lackierversuch noch nicht zum gewünschten Ergebnis: „Die erste Lackschicht war ein ziemlicher Reinfall. Daraufhin haben wir den Druck des Lackspritzgerätes etwas vermindert dann lief alles reibungslos.“
Noch vor allen anderen Arbeiten wurden die maßgefertigten, vier Millimeter starken Stahltonnen vor Ort zusammengebaut, was sich als echte Herausforderung erwies: „Nachdem wir sie in je vier Teilen nach oben geschafft hatten, mussten sie erst zusammengeschweißt und anschließend lackiert werden. Der Balkon wurde also kurzerhand in eine Lackier-Werkstatt verwandelt, was aufgrund des ungemütlichen Novemberwetters gar nicht so einfach war! Wir brauchten ein richtiges Lackspritzgerät, wie es auch in einer Autowerkstatt verwendet wird.“ Trotz sogfältiger Vorbereitung führte der erste Lackierversuch noch nicht zum gewünschten Ergebnis: „Die erste Lackschicht war ein ziemlicher Reinfall. Daraufhin haben wir den Druck des Lackspritzgerätes etwas vermindert dann lief alles reibungslos.“
Kaum montiert und lackiert, wartete die nächste Herausforderung in punkto Kübel: das Aufstellen. „Der Fußboden war ziemlich abschüssig, das heißt, an der Brüstung war er viel niedriger als unter den Fenstern. Um den Höhenunterschied auszugleichen, haben wir mithilfe von Plastik-Stellfüßen und Kanthölzern einen geraden Unterbau geschaffen, auf dem wir anschließend Ipe-Holzdielen verlegt haben.“ An der niedrigsten Stelle liegen die Ipe-Holzdielen ganze 40 Zentimeter über dem Original-Boden; die Pflanzkübel sind dort teilweise eingelassen, so dass sie nun nur noch 80 Zentimeter hoch sind (ihre eigentliche Höhe beträgt 1,20 Meter).
Die hohe, schmale Form der Kübel lässt die Begrenzung weit luftiger wirken als den alten Sichtschutz.
Die hohe, schmale Form der Kübel lässt die Begrenzung weit luftiger wirken als den alten Sichtschutz.
Das aus nur einem Stück bestehende Podest war von vornherein fester Bestandteil des Pflanzkübel-Designs. Damit der Höhenunterschied zwischen Balkon und Podest möglichst wenig auffällt, haben die Landschaftsarchitekten es ebenfalls mit Ipé-Holz versehen. Ursprünglich hatte es den gleichen Braunton wie die Trennwand zum Nachbarbalkon (im Hintergrund), aber es wurde mit der Zeit von der Sonne ausgeblichen und hat inzwischen einen grauen Farbton angenommen.
Das Podest schließt in einer geraden Line an die Pflanzkästen aus Metall in der Ecke des Balkons. Die halbhohen Elemente verfügen über versteckte Metallverstrebungen und -stangen, die dafür sorgen, dass sich der Stahl unter dem Gewicht der Erde nicht verbiegt.
Der Balkon ist mit einem automatischen Bewässerungssystem ausgestattet. Dafür wurden zwei 16 Millimeter dicke Schläuche integriert: einer versorgt die Erde per Tröpfchenbewässerung, während der andere die Kästen aus 15 Zentimetern Höhe bewässert. Ein Drainagesystem auf dem Boden der Pflanzkästen verhindert, dass sich das Wasser staut und die Wurzeln schimmeln.
Der Balkon ist mit einem automatischen Bewässerungssystem ausgestattet. Dafür wurden zwei 16 Millimeter dicke Schläuche integriert: einer versorgt die Erde per Tröpfchenbewässerung, während der andere die Kästen aus 15 Zentimetern Höhe bewässert. Ein Drainagesystem auf dem Boden der Pflanzkästen verhindert, dass sich das Wasser staut und die Wurzeln schimmeln.
Metallstreben, die in der Wand verankert sind, geben der Original-Brüstung zusätzlichen Halt. Für eine schöne glatte Oberfläche wurden alle Wände angeschliffen und anschließend mit Murex verputzt, einem Außenputz, der gern von Profis verwendet wird, den es aber ganz normal im Baumarkt zu kaufen gibt.
Bei der Auswahl der Pflanzen setzten die Landschaftsarchitekten auf Vielfalt: „Wir haben sie mit verschiedenen Pflanzen bestückt, darunter Lavendel, Prachtkerzen, Hortensien, japanischer Schachtelhalm und ein roter japanischer Fächerahorn.“ Entstanden ist ein wild-natürlicher Look, der zuweilen an eine Sommerwiese erinnert.
Bei der Gestaltung dieser gemütlichen Sitzecke auf der anderen Seite ließen sich die Landschaftsarchitekten von der High Line in New York inspirieren; einem öffentlichen Park auf stillgelegten Hochbahngleisen.
Das üppige Grün am Boden ist kein Kunstrasen, sondern Helexine (Bubikopf), eine mehrjährige Pflanze, die oft in japanischen Gärten zu finden ist.
In der Holzkiste, die man hinter dem Stuhl erahnen kann, sind die Steuerung des automatischen Bewässerungssystems, der Wasseranschluss, kleine Gartengeräte sowie die Fernbedienung für die Wandleuchte untergebracht. Letztere wird mit einer Solarbatterie betrieben, genau wie die Strahler für die Pflanzkübel.
Das üppige Grün am Boden ist kein Kunstrasen, sondern Helexine (Bubikopf), eine mehrjährige Pflanze, die oft in japanischen Gärten zu finden ist.
In der Holzkiste, die man hinter dem Stuhl erahnen kann, sind die Steuerung des automatischen Bewässerungssystems, der Wasseranschluss, kleine Gartengeräte sowie die Fernbedienung für die Wandleuchte untergebracht. Letztere wird mit einer Solarbatterie betrieben, genau wie die Strahler für die Pflanzkübel.
„Um den Balkon zu betreten, muss eine kleine Stufe bewältigen; der Wohnbereich liegt niedriger. Das hat aber den schönen Nebeneffekt, dass die erhöht aufgestellten Pflanzen einen perfekten Sichtschutz bieten. Inmitten der Buchsbäume und vielen Blumen ist man völlig ungestört.“ Auf diese Weise haben die Landschaftsarchitekten eine wunderbare kleine Oase im Herzen von Paris geschaffen.
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superschön! Tolle Arbeit! Frage: Weiß jemand, wie das mit dem Bubikopf gemacht ist? Wo ist der eingepflanzt? Erde auf den Dielen verstreut!? Nur in einer Ecke ein flaches "Erdbecken" und dann kriecht er da raus!?