Houzzbesuch
Vorher-Nachher: Etwas Altes, etwas Neues und ganz viel Platz
Statt abzureißen, wurde ein Bungalow aus den Sechzigern im Bestand saniert und mit einer neuen Aufstockung gekrönt
Man muss nicht alles machen, nur weil man es darf. Ein Haus abreißen etwa. Für dessen Aufbau wurde einst einiges an Energie aufgewendet, viel CO2 freigesetzt. Wenn dazu noch der Bestand ganz in Ordnung ist, der Grundriss nahezu perfekt, warum dann nicht sanieren?
Diese Frage stellte Architekt Johannes Walther von Sieckmann Walther Architekten auch seinen Freunden, die ihn um seine professionelle Hilfe bei der Suche nach einem neuen Zuhause gebeten hatten. Obwohl sie eigentlich neu bauen wollten, ließen sie sich auf die Sanierung ein. Und wurden nicht nur mit einem Familienzuhause zum Wohlfühlen belohnt, sondern auch mit einem kleinen Neubau. Den realisierten die Architekten als harmonische Aufstockung.
Diese Frage stellte Architekt Johannes Walther von Sieckmann Walther Architekten auch seinen Freunden, die ihn um seine professionelle Hilfe bei der Suche nach einem neuen Zuhause gebeten hatten. Obwohl sie eigentlich neu bauen wollten, ließen sie sich auf die Sanierung ein. Und wurden nicht nur mit einem Familienzuhause zum Wohlfühlen belohnt, sondern auch mit einem kleinen Neubau. Den realisierten die Architekten als harmonische Aufstockung.
Ein Eckgrundstück mit Bestandsgebäude. Das Eckgrundstück in Hamburg-Groß Flottbek lag perfekt, der Abriss des Bestandsgebäudes war bereits genehmigt. Dem Exposé lag allerdings auch ein Grundriss des in den 1960er-Jahren erbauten Hauses bei. Und der fiel Architekt Johannes Walther auf: „In den Sechzigerjahren waren Grundrisse oft besser durchdacht als heute.“ Er überzeugte seine Freunde, die ihn um seine Einschätzung gebeten hatten, statt abzureißen zu sanieren.
Sanierung mit Aufstockung. „Der Bestand war ziemlich heruntergekommen, aber die Substanz noch gut. Damit sich die Sanierung lohnt, muss auch die Architektur eine gute Qualität haben“, so der Architekt. Mit knapp hundertzwanzig Quadratmetern war das Haus für drei Personen eigentlich auch ausreichend. Dennoch sollte der Wunsch der Baufamilie nach einem Neubau nicht völlig ignoriert werden, weswegen Walther eine Aufstockung plante.
Bungalow mit Kubus obenauf. Von den beiden Straßenseiten etwas zurückversetzt zeigt sich das Erdgeschoss eher geschlossen, während es sich zum Garten hin öffnet. Im neuen Obergeschoss gibt es wenige, dafür große, bodentiefe Fensterflächen. Zusätzlich fällt Licht durch runde Oberlichter ins Treppenhaus.
Bungalow mit Kubus obenauf. Von den beiden Straßenseiten etwas zurückversetzt zeigt sich das Erdgeschoss eher geschlossen, während es sich zum Garten hin öffnet. Im neuen Obergeschoss gibt es wenige, dafür große, bodentiefe Fensterflächen. Zusätzlich fällt Licht durch runde Oberlichter ins Treppenhaus.
Wenig Veränderung im Bestand. „Den Grundriss im Erdgeschoss haben wir großteils belassen, wie er war. Wir haben nur ein Fenster versetzt und eine kurze Wand entfernt“, beschreibt Walther das Vorgehen. Betroffen war davon vor allem die Küche. Sie öffnet sich jetzt sowohl zur Garderobe als auch zum Essplatz.
Am Grundriss des Erdgeschosses wurde kaum etwas verändert.
VORHER: Ein Einbauschrank mit einer Durchreiche, wie er in vielen Häusern der 1960er-Jahre üblich war, trennte Küche und Essplatz. Durch seinen Rückbau ließen sich beide Räume einfach verbinden.
Im Keller wurde die Horizontalsperre mittels Injektionsverfahren erneuert. Dabei werden Chemikalien in das Mauerwerk gespritzt, um zu verhindern, dass Feuchtigkeit aufsteigt.
„Dieses Verfahren ist ein Kompromiss. Es ist nicht so aufwendig, wie das Mauersägeverfahren, aber auch nicht ganz so gut“, erklärt Walther. Bei letzterem Verfahren wird das Mauerwerk Meter für Meter horizontal aufgeschlitzt und eine Edelstahlplatte eingefügt.
Im Keller wurde die Horizontalsperre mittels Injektionsverfahren erneuert. Dabei werden Chemikalien in das Mauerwerk gespritzt, um zu verhindern, dass Feuchtigkeit aufsteigt.
„Dieses Verfahren ist ein Kompromiss. Es ist nicht so aufwendig, wie das Mauersägeverfahren, aber auch nicht ganz so gut“, erklärt Walther. Bei letzterem Verfahren wird das Mauerwerk Meter für Meter horizontal aufgeschlitzt und eine Edelstahlplatte eingefügt.
Neues, das zum Alten passt. Auch aus statischen Gründen wurde die Aufstockung in Holzrahmenbauweise ausgeführt. Durch seine geringe Größe und die Holzfassade scheint sie aus derselben Bauzeit zu stammen wie der Bestand. Dessen Gelbklinkerfassade wurde weiß gestrichen und mit einem neuen, schlichteren Dachband versehen. Ein Motiv, das die Architekten auch für die Aufstockung aufgegriffen haben. „Wir arbeiten gerne mit Wiederholungen“, erklärt Walther.
Innen verbunden. Die Dachaufstockung bringt auch dem Erdgeschoss viel Licht. Doch ganz einfach war es nicht, die Verbindung zu schaffen, wie sich Walther erinnert: „Wir mussten das Dach öffnen. Das ist immer eine kritische Phase, geprägt von der Frage: Wie viel sollen wir in Witterungsschutz investieren?“ Auf dieser Baustelle waren Architekten und Baufamilie mutig, entschieden sich für einen einfachen Witterungsschutz, der trotz einiger Regentage hielt.
„Die knallgelbe Küche war ein Wunsch der Bauherrin. Wir hätten uns nicht getraut, diese Farbe vorzuschlagen“, räumt Walther ein, der mit dem Ergebnis ebenso zufrieden ist wie die Baufamilie. Die Küche passt gut zum dunklen Räucherparkett. Das war eigentlich ein Kompromiss, denn das angedachte Holzpflaster eignet sich nicht für die Kombination mit einer Fußbodenheizung. Die wurde in den Estrich eingefräst. Im Obergeschoss, wo die Eltern ihren Rückzugsbereich haben, liegt über der Fußbodenheizung ein heller Sisalteppich. Auch der war ein Wunsch der Bauherrin.
Die alte Walnussholzdecke über dem Essplatz wurde ebenso erhalten wie das Blumenfenster. Auch hier wiederholen sich die Materialien, zumindest gedanklich: Der Marmor des Fensterbretts wird im Naturstein der Küchenarbeitsplatte und der Kaminbank aufgegriffen.
Ganz nebenbei ökologisch. Da die Fassade erhalten werden sollte, kam zusätzlich zur Erneuerung der Fenster nur eine Innendämmung infrage. Die ist mit ihren nur sechs bis acht Zentimetern Stärke weniger effizient als eine Außendämmung von sechzehn bis zwanzig Zentimetern.
Aber wie Walther vorrechnet, sparte der Erhalt des Bestands so viel Energie, dass damit die Verbrauchsenergie für die nächsten dreißig bis vierzig Jahre abgedeckt ist. „Für die Baufamilie stand nicht im Vordergrund, ökologisch zu bauen“, erinnert sich Walther. Er freut sich, dass es dennoch ein „ziemlich ökologisches Haus“ geworden ist. Als Argumentationshilfe empfiehlt er die Einsparmöglichkeiten durch eine KfW-Förderung. Zudem steigert es den Wert der Immobilie, wenn bei Neubau oder Sanierung auf Energieeffizienz geachtet wird.
Geheizt wird mit Fernwärme und ein wenig auch mit dem Kamin, der seine Wärme durch das Treppenhaus bis ins Obergeschoss verbreitet.
Aber wie Walther vorrechnet, sparte der Erhalt des Bestands so viel Energie, dass damit die Verbrauchsenergie für die nächsten dreißig bis vierzig Jahre abgedeckt ist. „Für die Baufamilie stand nicht im Vordergrund, ökologisch zu bauen“, erinnert sich Walther. Er freut sich, dass es dennoch ein „ziemlich ökologisches Haus“ geworden ist. Als Argumentationshilfe empfiehlt er die Einsparmöglichkeiten durch eine KfW-Förderung. Zudem steigert es den Wert der Immobilie, wenn bei Neubau oder Sanierung auf Energieeffizienz geachtet wird.
Geheizt wird mit Fernwärme und ein wenig auch mit dem Kamin, der seine Wärme durch das Treppenhaus bis ins Obergeschoss verbreitet.
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Garten auf verschiedenen Ebenen. Der Garten war für das Projekt von Anfang an wichtig, wie sich Walther erinnert. Die Bauherrin hatte einen Masterplan von einem Gartenarchitekten erstellen lassen und arbeitete diesen ab. Auch das Bestandsdach zählt zur Gartenfläche. „Vor ihrem Schlafzimmer wollte das Baupaar auf eine grüne Fläche schauen“, so Walther.
Die Dachbegrünung macht der Architekt aus verschiedenen Gründen gerne. Denn durch die Begrünung werden die Dachbahnen geschützt und halten so länger. Zudem dient sie als Regenrückhalt, was bei vermehrtem Starkregen von Vorteil ist. Und sie unterstützt die natürliche Kühlung des Hauses. Allerdings sind nur die einsehbaren Flächen des Erdgeschossdachs begrünt, die Aufstockung aber nicht.
„Für die Baufamilie war vor allem die Optik wichtig“, verrät Walther. Und dafür gibt es im Obergeschoss noch ein besonderes Highlight: Ein Atrium, das mit Bambus begrünt ist und eine Blickbeziehung zwischen Bad und Schlafzimmer ermöglicht.
Auf: 118 Quadratmetern Wohnfläche im Bestand plus 53,5 Quadratmeter im neuen Obergeschoss
In: Hamburg-Groß Flottbek
Bauweise: Bestand in Mauerwerk mit Gelbklinker verkleidet, Aufstockung in Holzrahmenbauweise
Baukosten: rund 600.000 Euro
Experten: Sieckmann Walther Architekten
Fotos: Kay Riecher
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