Vorher-Nachher: Neue Wohnqualität für ein altes Dorfhaus
Rückbau und Entkernung bringen mehr Licht in den neuen, offenen Wohnraum
Eva Bodenmüller
2. Juni 2019
Houzz Deutschland Contributor. Freie Autorin mit Faible für Architektur und Technik, Garten und Kulinarik
Houzz Deutschland Contributor. Freie Autorin mit Faible für Architektur und Technik,... Mehr
Was passiert mit einem alten Haus, wenn der Hausherr dort nicht mehr leben kann und ins Altersheim umzieht? Definitiv sollte das Haus in der Familie bleiben. Doch der Enkel zögerte lange, die anstehenden Umbaumaßnahmen anzugehen. Eher im Scherz bot seine Schwester an, das Haus zu übernehmen. Und stand am Ende einem erleichterten Bruder gegenüber, der es gerne abgab. Ein Jahr später hat sie mit ihrem Mann, dem Architekten Steffen Wurster, mit den Bauarbeiten begonnen. Nach einer Kernsanierung und etlichen Rückbauten ist ein heller, offener Wohnraum mit angeschlossenem Büro entstanden – zur Freude der ganzen Familie.
Auf einen Blick
Hier wohnt und arbeitet: ein Paar mit zwei Hunden und drei Mitarbeitern
Auf: 180 Quadratmetern, davon rund 60 Quadratmeter Büro
In: Bolanden
Besonderheit: Festverglasung mit Vollholz-Öffnungsflügeln
Experte: Steffen Wurster
Fotos: Lennart Wiedemuth
Mitten im Dorf
Das Haus wurde um 1900 gebaut und bis in die 1980er-Jahre immer wieder erweitert. So ist mit der Zeit aus dem ehemals eingeschossigen, rechteckigen Gebäude ein zweigeschossiger, L-förmiger Bau mit Scheune geworden, die später als Garage genutzt wurde. Durch die leichte Hanglage konnten die Anbauten nur auf verschiedenen Ebenen stattfinden.
Hier wohnt und arbeitet: ein Paar mit zwei Hunden und drei Mitarbeitern
Auf: 180 Quadratmetern, davon rund 60 Quadratmeter Büro
In: Bolanden
Besonderheit: Festverglasung mit Vollholz-Öffnungsflügeln
Experte: Steffen Wurster
Fotos: Lennart Wiedemuth
Mitten im Dorf
Das Haus wurde um 1900 gebaut und bis in die 1980er-Jahre immer wieder erweitert. So ist mit der Zeit aus dem ehemals eingeschossigen, rechteckigen Gebäude ein zweigeschossiger, L-förmiger Bau mit Scheune geworden, die später als Garage genutzt wurde. Durch die leichte Hanglage konnten die Anbauten nur auf verschiedenen Ebenen stattfinden.
VORHER: Verworrene Anbauten
Aufgrund der verschiedenen Anbauten verfügte das Dach über zwei Firstrichtungen. Über der Garage erstreckte sich weiterer Wohnraum, an die eine Loggia angeschlossen war. Diese nahm den Räumen dahinter Licht. Der Zugang zum Haus erfolgte über die Garage.
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Aufgrund der verschiedenen Anbauten verfügte das Dach über zwei Firstrichtungen. Über der Garage erstreckte sich weiterer Wohnraum, an die eine Loggia angeschlossen war. Diese nahm den Räumen dahinter Licht. Der Zugang zum Haus erfolgte über die Garage.
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Mehr Licht und ein offener Grundriss
Durch die Umbaumaßnahmen sollten die Räume heller werden und im Erdgeschoss sollte ein offener Koch-Ess-Wohnbereich entstehen. Auch die Niveauunterschiede zwischen den einzelnen Anbauten sollten behoben und die ursprüngliche rechteckige Gebäudeform wiederhergestellt werden.
Durch die Umbaumaßnahmen sollten die Räume heller werden und im Erdgeschoss sollte ein offener Koch-Ess-Wohnbereich entstehen. Auch die Niveauunterschiede zwischen den einzelnen Anbauten sollten behoben und die ursprüngliche rechteckige Gebäudeform wiederhergestellt werden.
VORHER: Entkernung als Ausgangsbasis
„Wir haben das ganze Haus entkernt. Das führte soweit, dass wir sogar die Zwischendecke aus Holzbalken herausgenommen haben. Zeitweise sah das Haus dadurch wie eine Kathedrale aus“, beschreibt Architekt Steffen Wurster. Möglich war das durch das freitragende Dach und die relativ kleine Grundfläche des Wohnhauses. Die Fensteröffnungen blieben weitgehend an den ursprünglichen Stellen, wurden aber bis zum Boden hin vergrößert. „Wir haben auch die Rollladenkästen ausgebaut. Die Zimmer haben eine Höhe von rund 2,38 Metern, der Fenstersturz liegt bei 2,15 Metern. Da ich selbst 2,07 Meter groß bin, hätte ich mich sonst immer bücken müssen, um aus dem Fenster zu sehen“, erzählt Wurster.
„Wir haben das ganze Haus entkernt. Das führte soweit, dass wir sogar die Zwischendecke aus Holzbalken herausgenommen haben. Zeitweise sah das Haus dadurch wie eine Kathedrale aus“, beschreibt Architekt Steffen Wurster. Möglich war das durch das freitragende Dach und die relativ kleine Grundfläche des Wohnhauses. Die Fensteröffnungen blieben weitgehend an den ursprünglichen Stellen, wurden aber bis zum Boden hin vergrößert. „Wir haben auch die Rollladenkästen ausgebaut. Die Zimmer haben eine Höhe von rund 2,38 Metern, der Fenstersturz liegt bei 2,15 Metern. Da ich selbst 2,07 Meter groß bin, hätte ich mich sonst immer bücken müssen, um aus dem Fenster zu sehen“, erzählt Wurster.
Große Fenster, fest verglast
Die feststehenden Fenster sitzen jeweils von einem Lüftungsflügel begleitet in der Fassade. Im Erdgeschoss reichen diese Flügel bis zum Boden, im Obergeschoss sind sie geteilt, wobei sich nur der obere Teil öffnen lässt. „Die Festverglasung hat mehrere Vorteile. Zum einen ist sie kostengünstiger, da wir keine teuren Beschläge brauchen. Zum anderen lassen sie die Fassade ruhiger erscheinen“, erklärt der Architekt. Die geschlossenen Lüftungsflügel aus Eichenholz mit Schattenfugen waren hingegen etwas teurer. Wurster hat sie mit einem Fensterbauer entwickelt und wie die Fenster rahmenlos eingebaut. Der Sockel des Hauses ist mit Natursteinen verkleidet. So wollte der Architekt verhindern, dass der bestehende Sockelputz am Natursteinkeller abplatzt. Gleichzeitig überbrückt der Stein die achtzehn Zentimeter starke Dämmung, welche die Wohngeschosse umgibt.
Die feststehenden Fenster sitzen jeweils von einem Lüftungsflügel begleitet in der Fassade. Im Erdgeschoss reichen diese Flügel bis zum Boden, im Obergeschoss sind sie geteilt, wobei sich nur der obere Teil öffnen lässt. „Die Festverglasung hat mehrere Vorteile. Zum einen ist sie kostengünstiger, da wir keine teuren Beschläge brauchen. Zum anderen lassen sie die Fassade ruhiger erscheinen“, erklärt der Architekt. Die geschlossenen Lüftungsflügel aus Eichenholz mit Schattenfugen waren hingegen etwas teurer. Wurster hat sie mit einem Fensterbauer entwickelt und wie die Fenster rahmenlos eingebaut. Der Sockel des Hauses ist mit Natursteinen verkleidet. So wollte der Architekt verhindern, dass der bestehende Sockelputz am Natursteinkeller abplatzt. Gleichzeitig überbrückt der Stein die achtzehn Zentimeter starke Dämmung, welche die Wohngeschosse umgibt.
Offene Räume ohne Stützen
Die Fenster prägen den gesamten Umbau. Im Innenraum fallen die rund fünfundvierzig Zentimeter tiefen Laibungen auf, die auch dadurch entstanden sind, dass die Fenster außen bündig im Wärmedämmverbundsystem des massiv gemauerten Gebäudes sitzen. Helles kroatisches Eichenparkett ist im gesamten Haus verlegt, auch im über dem Eingang liegenden Büro.
Die Fenster prägen den gesamten Umbau. Im Innenraum fallen die rund fünfundvierzig Zentimeter tiefen Laibungen auf, die auch dadurch entstanden sind, dass die Fenster außen bündig im Wärmedämmverbundsystem des massiv gemauerten Gebäudes sitzen. Helles kroatisches Eichenparkett ist im gesamten Haus verlegt, auch im über dem Eingang liegenden Büro.
Für den Eingangsbereich und die Bäder hat Wurster Zementfliesen von Via gewählt.
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Energetisch saniert
„Das Haus erfüllt heute den KfW-85-Standard“, erzählt Wurster. Im Zuge des Umbaus wurde auch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach installiert. Gemeinsam mit der neuen Wärmepumpe können so bis zu 80 Prozent des Energiebedarfs des Hauses selbst erzeugt werden. „Eine kontrollierte Wohnraumlüftung haben wir aus Budgetgründen nicht umgesetzt. Dabei wäre diese energetisch sinnvoll und komfortabel“, berichtet der Architekt.
„Das Haus erfüllt heute den KfW-85-Standard“, erzählt Wurster. Im Zuge des Umbaus wurde auch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach installiert. Gemeinsam mit der neuen Wärmepumpe können so bis zu 80 Prozent des Energiebedarfs des Hauses selbst erzeugt werden. „Eine kontrollierte Wohnraumlüftung haben wir aus Budgetgründen nicht umgesetzt. Dabei wäre diese energetisch sinnvoll und komfortabel“, berichtet der Architekt.
VORHER: Viel Eigenleistung – auch im Garten
„Wir hatten für den Umbau ein geringes Budget und haben daher auch viel selbst gemacht“, erinnert sich Wurster, der bei der Entkernung und im Garten selbst zu Hammer und Schaufel griff. Für die Terrasse vor dem Erdgeschoss etwa musste viel Erde bewegt werden.
„Wir hatten für den Umbau ein geringes Budget und haben daher auch viel selbst gemacht“, erinnert sich Wurster, der bei der Entkernung und im Garten selbst zu Hammer und Schaufel griff. Für die Terrasse vor dem Erdgeschoss etwa musste viel Erde bewegt werden.
Haus mit neuem Garten
Einen Sonnenschutz gibt es hier nur in Form von Vorhängen, die zudem als Sicht- und Blendschutz dienen. Vor den großen Fenstern im Wohnzimmer hängt der Vorhang außen – eine Besonderheit. Weiter unterscheiden sich die Fenster dadurch von den anderen bodentiefen Verglasungen im Haus, da sie sich öffnen lassen. So können die Bewohner dadurch die Terrasse betreten, die zwischen Haus und Garten liegt.
Einen Sonnenschutz gibt es hier nur in Form von Vorhängen, die zudem als Sicht- und Blendschutz dienen. Vor den großen Fenstern im Wohnzimmer hängt der Vorhang außen – eine Besonderheit. Weiter unterscheiden sich die Fenster dadurch von den anderen bodentiefen Verglasungen im Haus, da sie sich öffnen lassen. So können die Bewohner dadurch die Terrasse betreten, die zwischen Haus und Garten liegt.
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@Steffenbender - Sieht auch 'Cosima' von Bolia sehr ähnlich. lg. Nick
Was ist denn bitte bei solch einem Umbau ein „geringes Budget“?
Hallo Sebastian Fritzemeier, am besten Sie kontaktieren Herrn Wurster direkt für Budgetfragen.