Vorher-Nachher: Weiter mieten, aber renoviert
Statt Eigentum zu erwerben, sanierte ein Paar seine Mietwohnung – mit einem kräftigen Zuschuss der Hausverwaltung
Eva Bodenmüller
27. April 2022
Houzz Deutschland Contributor. Freie Autorin mit Faible für Architektur und Technik, Garten und Kulinarik
Houzz Deutschland Contributor. Freie Autorin mit Faible für Architektur und Technik,... Mehr
Wer in Berlin schon länger in der gleichen Wohnung zur Miete wohnt, hat häufig Glück. Die Mietpreise sind dann meist noch niedriger als bei neuen Verträgen. Wer allerdings lieber Eigentum erwerben möchte, hat derzeit eher Pech. Denn erschwingliche Immobilien sind kaum auf dem Markt. Flexibilität ist also gefragt. Und die hatte ein Pärchen in Berlin-Schöneberg. Statt neuen Wohnraum zu suchen, erneuerten sie einfach ihren alten. Hier wohnten sie schon mehr als zehn Jahre. Professionelle Hilfe suchten sie sich bei Berliner Zimmermädchen alias Ulrike Kabyl. Die Einrichtungsberaterin wurde ihnen wärmstens empfohlen.
Auf einen Blick
Hier wohnt: ein Paar, Mitte fünfzig, zur Miete
Auf: 160 Quadratmetern
In: Berlin-Schöneberg
Umbaukosten: rund 105.000 Euro
Expertise von: Berliner Zimmermädchen
Fotos: Axel Kranz
Vier Zimmer, Küche, Bad. Mit ihren hundertsechzig Quadratmetern und zwei Balkonen ist die Wohnung mitten in Berlin-Schöneberg durchaus ein Schmuckstück.
Hier wohnt: ein Paar, Mitte fünfzig, zur Miete
Auf: 160 Quadratmetern
In: Berlin-Schöneberg
Umbaukosten: rund 105.000 Euro
Expertise von: Berliner Zimmermädchen
Fotos: Axel Kranz
Vier Zimmer, Küche, Bad. Mit ihren hundertsechzig Quadratmetern und zwei Balkonen ist die Wohnung mitten in Berlin-Schöneberg durchaus ein Schmuckstück.
Der Grundriss der Wohnung vorher
Alles raus, alles neu. „Es sollte alles anders werden“, fasst Ulrike Kabyl, Inhaberin von Berliner Zimmermädchen den Auftrag zusammen. Das Paar hatte über lange Zeit nichts an der Wohnung renoviert, da sie immer geplant hatten, auszuziehen. Nun sollte alles raus und neu gemacht werden. Nur insgesamt vier Möbelstücke blieben übrig.
Umsetzung mit Auszug. Es wurden zwar keine Wände versetzt, dennoch konnte das Paar während des gesamten Renovierungszeitraums von dreieinhalb Monaten nicht in der Wohnung bleiben. Für sechs Wochen mussten sich die beiden ein anderes Zuhause suchen.
Finden Sie hier Expertinnen und Experten für die Renovierung und Umgestaltung Ihrer Wohnräume
Alles raus, alles neu. „Es sollte alles anders werden“, fasst Ulrike Kabyl, Inhaberin von Berliner Zimmermädchen den Auftrag zusammen. Das Paar hatte über lange Zeit nichts an der Wohnung renoviert, da sie immer geplant hatten, auszuziehen. Nun sollte alles raus und neu gemacht werden. Nur insgesamt vier Möbelstücke blieben übrig.
Umsetzung mit Auszug. Es wurden zwar keine Wände versetzt, dennoch konnte das Paar während des gesamten Renovierungszeitraums von dreieinhalb Monaten nicht in der Wohnung bleiben. Für sechs Wochen mussten sich die beiden ein anderes Zuhause suchen.
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VORHER: Die Böden wurden frisch gemacht. „Im Wohn- und Essbereich haben wir den alten Teppichboden entfernt, der über einem wunderschönen Fischgrätparkett lag“, erzählt Kabyl. Das Parkett wurde wie die Dielen in den übrigen Räumen abgeschliffen und matt lackiert.
Fast eine Vertäfelung. „Die Bauherrin wünschte sich eine Vertäfelung. Wir haben auf die sehr glatte Wand einfach Kunststoffleisten aufgeklebt und anschließend überstrichen“, erklärt die Einrichtungsberaterin, die diese angedeutete Vertäfelung im Schlafzimmer, im Wohn-Essbereich und im Flur anbringen ließ. Das Ergebnis gleicht alten Vertäfelungen, ist aber material- und platzsparender.
Bei der Bearbeitung der Wände kam auch eine vorher mit Tapete überklebte Tür zum Vorschein. Die Nische dient heute als Hausbar. „Der Bauherr mixt gerne Cocktails und da kam gleich die Idee auf, hier eine Bar einzubauen. Mit den schwarzen Metrofliesen und den Glasböden wirkt sie wie aus den 1960er-Jahren“, findet Kabyl.
Bei der Bearbeitung der Wände kam auch eine vorher mit Tapete überklebte Tür zum Vorschein. Die Nische dient heute als Hausbar. „Der Bauherr mixt gerne Cocktails und da kam gleich die Idee auf, hier eine Bar einzubauen. Mit den schwarzen Metrofliesen und den Glasböden wirkt sie wie aus den 1960er-Jahren“, findet Kabyl.
Berliner Küchencharme. Eine Kombination aus Alt und Neu zeigt sich auf charmante Weise in der Küche. Neu hinzugekommen sind die weißen Metrofliesen, die sich auf der Herdseite bis unter die Decke ziehen und gegenüber nur als schmaler Streifen dem Spritzschutz dienen.
„Der Bauherr kocht gerne und wünschte sich eine schöne Küche. Wir haben uns für eine normale Ikea-Küche entschieden, aber mit einer Arbeitsfläche aus Eichenholz. Geld sollte an den richtigen Stellen ausgegeben werden“, erklärt die Einrichtungsexpertin diese Entscheidung. Zwei hohe Schränke bieten Stauraum für die zahlreichen Küchenutensilien.
„Der Bauherr kocht gerne und wünschte sich eine schöne Küche. Wir haben uns für eine normale Ikea-Küche entschieden, aber mit einer Arbeitsfläche aus Eichenholz. Geld sollte an den richtigen Stellen ausgegeben werden“, erklärt die Einrichtungsexpertin diese Entscheidung. Zwei hohe Schränke bieten Stauraum für die zahlreichen Küchenutensilien.
VORHER: Der alte Boden wurde aufgearbeitet, der alte Herd mit seinen blau-weißen Kacheln blieb erhalten, obwohl er nicht mehr in Betrieb ist. Außer Betrieb ist auch der alte Eisschrank unter dem Fenster, der aber nach wie vor als Stauraum dient.
Die größte Herausforderung: die Bäder. Mit gerade mal einem Meter vierzig Breite war im typischen Berliner Schlauchbad wenig Spielraum. Zumal eine Wand verstärkt werden musste, um die Sanitärobjekte ordentlich daran befestigen zu können.
„Für die Walk-in-Dusche habe ich mit den Handwerkern um jeden Zentimeter gerungen“, erinnert sich Kabyl. Letztlich reichen die sechzig Zentimeter neben der transparenten Duschwand aus, um bequem zur dahinterliegenden Toilette zu gelangen. Die konnte aufgrund der Gegebenheiten des Bestands nicht versetzt werden.
„Für die Walk-in-Dusche habe ich mit den Handwerkern um jeden Zentimeter gerungen“, erinnert sich Kabyl. Letztlich reichen die sechzig Zentimeter neben der transparenten Duschwand aus, um bequem zur dahinterliegenden Toilette zu gelangen. Die konnte aufgrund der Gegebenheiten des Bestands nicht versetzt werden.
VORHER: Das Waschbecken brach beim ersten Besuch von Kabyl in der Wohnung von der Wand.
Eine Gästetoilette ist in der ehemaligen Abstellkammer zwischen Bad und Küche entstanden. Hier konnte die Bauherrin ihrem Mut zur Farbe freien Lauf lassen. „Der Raum ist sehr lebensbejahend“, schmunzelt Kabyl, die sich über die Kombination aus Tapete mit barocken Ornamenten und farblich changierenden Fliesen freut. Eine Schiebetür trennt den Raum vom Vorraum ab, der als Stauraum für die Golfschläger des Hausherrn und anderes dient.
Siebzehn Meter Schrank. Ein eigens aus Italien importiertes Schranksystem bietet Stauraum für Kleidung und allerlei andere Dinge. Seine insgesamt siebzehn Meter verteilen sich auf Flur, Ankleide und Schlafzimmer. Dort nimmt der Schrank die Farbe der Vertäfelung auf.
Die tabakbraunen Wände, der rosa Cordvorhang und das samtblaue Boxspringbett bringen die Einrichtungsberaterin zum Schwärmen: „Das Schlafzimmer ist fast der schönste Raum geworden.“
Kleine Tricks mit großer Wirkung. Im Wohnzimmer inszenierte Kabyl ein Versteckspiel mit dem Fernseher: „Es war von Anfang an klar, dass der Fernseher sehr groß sein wird. Damit er den Raum dennoch nicht dominiert, haben wir die Wand, an der er hängt, einfach schwarz gestrichen.“ Mit dem Sideboard darunter und dem puderrosafarbenen Sofa davor, wirkt der Raum trotz der dunklen Wandfarbe freundlich und einladend.
Kleine Tricks mit großer Wirkung. Im Wohnzimmer inszenierte Kabyl ein Versteckspiel mit dem Fernseher: „Es war von Anfang an klar, dass der Fernseher sehr groß sein wird. Damit er den Raum dennoch nicht dominiert, haben wir die Wand, an der er hängt, einfach schwarz gestrichen.“ Mit dem Sideboard darunter und dem puderrosafarbenen Sofa davor, wirkt der Raum trotz der dunklen Wandfarbe freundlich und einladend.
Auch im Esszimmer griff die Einrichtungsberaterin in die Trickkiste. Der Esstisch ist eines der vier erhaltenen Möbelstücke. Mit einer Bank auf der einen Seite und großen Stühlen, die sich im Raum behaupten können, auf der anderen, entsteht das zentrale Element des Raumes. Gekrönt von einer voluminösen Leuchte.
Ein besonderer Platz ist der Erker, der das Esszimmer zur Straßenseite abschließt. „Die beiden lesen gerne. Da war klar, dass ein leichtes Sofa hierhin muss, mit einer passenden Leuchte. Wird das Fenster geöffnet, können die Vorhänge leicht im Wind schwingen“, beschreibt Kabyl.
Und die Kosten? Obwohl es nur eine Mietwohnung ist, haben die Mieter insgesamt 105.000 Euro in die Renovierung investiert. Davon wurden 60.000 Euro in den Umbau der Bäder, die Aufarbeitung von Wänden und Fußböden sowie die Erneuerung der Elektrik gesteckt. Der Rest, rund 45.000 Euro, wurde für die Einrichtung ausgegeben.
„Die Hausverwaltung hat rund die Hälfte der Umbaukosten übernommen. Denn durch einen Anbau waren Schäden an der Wohnung entstanden, die behoben werden mussten“, erklärt die Einrichtungsberaterin. Hinzu kommt, dass die Wohnungsmiete für aktuelle Verhältnisse günstig ist. Und in einer schönen Wohnung lebt es sich einfach besser. Das findet im Übrigen auch das Baupaar, wie Kabyl weiß: „Sie haben schon gesagt, dass sie hier nicht mehr ausziehen wollen.“
„Die Hausverwaltung hat rund die Hälfte der Umbaukosten übernommen. Denn durch einen Anbau waren Schäden an der Wohnung entstanden, die behoben werden mussten“, erklärt die Einrichtungsberaterin. Hinzu kommt, dass die Wohnungsmiete für aktuelle Verhältnisse günstig ist. Und in einer schönen Wohnung lebt es sich einfach besser. Das findet im Übrigen auch das Baupaar, wie Kabyl weiß: „Sie haben schon gesagt, dass sie hier nicht mehr ausziehen wollen.“
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Super Idee und schön umgesetzt! Leider ist es sehr traurig, dass junge Familien in sehr kleinen Wohnungen leben, während Paare so viel Wohnraum für sich beanspruchen 🥴
@ Imgard Ruhe - das Schranksystem ist von IDAW und das Bett gibts im Berliner Wohnmagazin EXIL in vielen tollen Farben
Die beiden lesen gerne - aber wo sind die Bücher?