Art déco: Warum der Stil heute wieder angesagt ist
Wohnen wie der große Gatsby: Das Art déco ist der mondäne Stil der Zwanzigerjahre – und moderner und präsenter denn je
Alles über den Art-déco-Stil kurz und knapp:
- Das Art déco entstand nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, erlebte seinen Höhepunkt Mitte der 1920-Jahre und endete mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs.
- Die Stil-Merkmale des Art déco sind genauso ambivalent wie die Epoche: Klare, geometrische Formen der klassischen Moderne vereinen sich mit einem exzessiven Drang zu Prunk, Dekoration und Schwelgerei und bilden einen Gegentrend zum Schnörkellosen des aufkommenden Bauhaus-Stils.
- Das Art déco beschränkt sich nicht nur aufs Interieur oder die Kleidung, sondern ist eine Lebenseinstellung mit schwälgerischen Partys wie in der Serie „Babylon Berlin“ („The roaring Twenties – Die Goldenen Zwanziger“) und einem ausgelassenen Lebensstil.
- Während die Väter und Mütter des modernen Stils Qualität in der Massenproduktion anstrebten, blieb das „art décoratif“ anspruchsvoller Handwerkskunst verpflichtet. Deshalb sieht man ihm häufig die Nähe zum Jugendstil und den Wiener Werkstätten an.
Wie entstand dieser Stil?
Das Art déco beschritt gestalterisch neue Wege, ohne dass eine Schule, ein Dogma oder eine Künstlergruppe mit einem Manifest diese Richtung bewusst bestimmt hätte. Im Prinzip ist es auch gar kein Stil, sondern eher eine Einstellung. Seine Einflüsse und Anregungen bezog das Art déco aus vielen Richtungen, auch aus der Moderne. Man kann daher sagen, dass erst im Rückblick ein Stil identifiziert wurde, den man heute unter dem Begriff des Art déco, also wörtlich der „dekorativen Kunst“, zusammenfasst. Damals war das, was entstand, der zeitgemäße Ausdruck einer entfesselten Gesellschaft, die sich – am Abgrund stehend – gern mondän gab. Über das Hilfsmittel des Dekorativen, von dem sich viele Menschen trotz des Aufkommens des modernen Bauhaus-Stils nicht verabschieden wollten, überwand man so den Historismus.
Das Art déco beschritt gestalterisch neue Wege, ohne dass eine Schule, ein Dogma oder eine Künstlergruppe mit einem Manifest diese Richtung bewusst bestimmt hätte. Im Prinzip ist es auch gar kein Stil, sondern eher eine Einstellung. Seine Einflüsse und Anregungen bezog das Art déco aus vielen Richtungen, auch aus der Moderne. Man kann daher sagen, dass erst im Rückblick ein Stil identifiziert wurde, den man heute unter dem Begriff des Art déco, also wörtlich der „dekorativen Kunst“, zusammenfasst. Damals war das, was entstand, der zeitgemäße Ausdruck einer entfesselten Gesellschaft, die sich – am Abgrund stehend – gern mondän gab. Über das Hilfsmittel des Dekorativen, von dem sich viele Menschen trotz des Aufkommens des modernen Bauhaus-Stils nicht verabschieden wollten, überwand man so den Historismus.
Wer sind wichtige Vertreter des Art déco?
Die Liste der Namen ist lang. Als Michel Roux-Spitz 1928 beim Pariser „Salon des Artistes Décorateurs“ einen Raum gestaltete, gelang ihm damit ein Konzentrat des Art déco. Der französische Gestalter Jacques-Émile Ruhlmann ist zu nennen, für die Mode Paul Poiret und für den Film Fritz Lang („Metropolis“). Jean-Michel Frank schuf Art-déco-Möbel, ebenso Charlotte Perriand. Und hier sieht man wieder, dass eine Abgrenzung schwierig ist. Denn Perriand arbeitete eng mit Bauhaus-Ikone Le Corbusier zusammen, dem Inbegriff für die Moderne und das Schnörkellose. Perriand war übrigens eine der wenigen Frauen neben Eileen Gray, die in dieser Zeit erfolgreich als Möbeldesignerinnen arbeiteten.
Die Liste der Namen ist lang. Als Michel Roux-Spitz 1928 beim Pariser „Salon des Artistes Décorateurs“ einen Raum gestaltete, gelang ihm damit ein Konzentrat des Art déco. Der französische Gestalter Jacques-Émile Ruhlmann ist zu nennen, für die Mode Paul Poiret und für den Film Fritz Lang („Metropolis“). Jean-Michel Frank schuf Art-déco-Möbel, ebenso Charlotte Perriand. Und hier sieht man wieder, dass eine Abgrenzung schwierig ist. Denn Perriand arbeitete eng mit Bauhaus-Ikone Le Corbusier zusammen, dem Inbegriff für die Moderne und das Schnörkellose. Perriand war übrigens eine der wenigen Frauen neben Eileen Gray, die in dieser Zeit erfolgreich als Möbeldesignerinnen arbeiteten.
Woran erkennt man diesen Stil?
Charakteristische Merkmale des Art déco sind:
Charakteristische Merkmale des Art déco sind:
- klare geometrische Formen und scharfe Brüche
- Bögen, Stufen, Winkel und gezackte Linien als typische Ornamente
- ungewöhnliche Kombination unterschiedlicher Texturen, Farben und Materialen
- elegante Linien und ein oft geometrisches Dekor
- glänzende und schillernde Oberflächen wie polierter Marmor oder lackiertes Holz, aus Messing oder Kristallglas (typisch sind vor allem die berühmten Art-déco-Spiegel)
- klare Farben dominieren, aufwendige Formen treten zurück vor der Wirkung von Oberfläche und Struktur
- anspruchsvolle Lackiertechniken aus Japan, edle Materialien wie Elfenbein und Perlen aus Afrika neben neuen Materialien wie Bakelit
Wodurch wurde Art déco abgelöst?
„Da das Art déco nicht als Stil bezeichnet werden kann, sondern eher als Epoche, Bewegung, Zeitgeist, wird es auch nicht wirklich von etwas abgelöst. Nach 1925 verlor es zumindest in Frankreich an Wirkungskraft“, sagt Marie Kühnast. „In den USA wirkte die Epoche noch bis in die späten fünfziger Jahre nach, besonders in der Architektur und dem industriellen Design von Autos und Motorrädern.“ Der Beginn des Zweiten Weltkriegs besiegelte die Epoche des Art déco endgültig.
„Da das Art déco nicht als Stil bezeichnet werden kann, sondern eher als Epoche, Bewegung, Zeitgeist, wird es auch nicht wirklich von etwas abgelöst. Nach 1925 verlor es zumindest in Frankreich an Wirkungskraft“, sagt Marie Kühnast. „In den USA wirkte die Epoche noch bis in die späten fünfziger Jahre nach, besonders in der Architektur und dem industriellen Design von Autos und Motorrädern.“ Der Beginn des Zweiten Weltkriegs besiegelte die Epoche des Art déco endgültig.
Art déco reloaded
Sofas aus Samt, Messing, Marmor, hochglänzende Oberflächen, grafisch-geometrische Muster, warmes Holz, opulente Stoffe sowie prächtige Farben wie Burgunderrot, Petrol, Violett oder Smaragd- und Jadegrün – die aktuellen Möbelentwürfe und Wohntrends zeugen von einer Rückkehr des prächtigen und luxuriösen Art-déco-Designs im Wohnbereich. Wohl auch als Gegentrend zum cleanen, aufgeräumten skandinavischen Stil der letzten Jahre. Auch der Wunsch nach traditioneller Handwerkskunst statt billiger Massenware ist derzeit angesagter als noch vor ein paar Jahren.
Sofas aus Samt, Messing, Marmor, hochglänzende Oberflächen, grafisch-geometrische Muster, warmes Holz, opulente Stoffe sowie prächtige Farben wie Burgunderrot, Petrol, Violett oder Smaragd- und Jadegrün – die aktuellen Möbelentwürfe und Wohntrends zeugen von einer Rückkehr des prächtigen und luxuriösen Art-déco-Designs im Wohnbereich. Wohl auch als Gegentrend zum cleanen, aufgeräumten skandinavischen Stil der letzten Jahre. Auch der Wunsch nach traditioneller Handwerkskunst statt billiger Massenware ist derzeit angesagter als noch vor ein paar Jahren.
Der „Bell Table“, den der deutsche Gestalter Sebastian Herkner für die Marke Classicon entworfen hat, darf exemplarisch für das Art déco 2.0 gesehen werden: Eine schwarz lackierte Glasplatte (wahlweise auch aus Marmor) verziert mit einem Band aus schimmerndem Messing wird von einem kostbaren Glasfuß getragen. Das Stück von 2012 gilt als Meisterwerk moderner Handwerkskunst und zählt zu den modernen Designklassikern des 21. Jahrhunderts.
Den Art-déco-Look nach Hause holen – so geht’s
Style-Regel: Starke Farben
Satte, sinnliche Farben wie Petrol, Grün, Violett, Altrosa, Gelb, Ocker sowie Schwarz-Anthrazit für Wände und Möbel prägen den glamourösen Art-déco-Look. Merken: Die Farben sind opulent, aber niemals aufdringlich. Und: Eine Prise Gold geht immer!
Style-Regel: Starke Farben
Satte, sinnliche Farben wie Petrol, Grün, Violett, Altrosa, Gelb, Ocker sowie Schwarz-Anthrazit für Wände und Möbel prägen den glamourösen Art-déco-Look. Merken: Die Farben sind opulent, aber niemals aufdringlich. Und: Eine Prise Gold geht immer!
Style-Regel: Muster
Auch wenn es sich hier um ein zeitgenössisches Interior handelt, nimmt es Anleihen beim Art déco. Ein geometrischer Fußboden trifft auf Ranken und Blüten in der Tapete – die Gestalter jener Epoche hätten es nicht besser machen können. Elemente wie der gold-gerahmte Spiegel ergänzen sich perfekt zum modernen Art-déco-Look.
Auch wenn es sich hier um ein zeitgenössisches Interior handelt, nimmt es Anleihen beim Art déco. Ein geometrischer Fußboden trifft auf Ranken und Blüten in der Tapete – die Gestalter jener Epoche hätten es nicht besser machen können. Elemente wie der gold-gerahmte Spiegel ergänzen sich perfekt zum modernen Art-déco-Look.
Style-Regel: Materialien
Schwere, opulente Stoffe, allen voran Samt, sind stilprägend für das Art déco. Schimmerndes Metall wie Messing und Kupfer, Marmor, lackierte Oberflächen sowie dunkles und warmes Holz lassen sich gut damit kombinieren. Auch wenn die beiden Sessel in diesem Stettiner Apartment von 1972 stammen, greifen sie perfekt die typische Liniengestaltung des Art déco auf.
Schwere, opulente Stoffe, allen voran Samt, sind stilprägend für das Art déco. Schimmerndes Metall wie Messing und Kupfer, Marmor, lackierte Oberflächen sowie dunkles und warmes Holz lassen sich gut damit kombinieren. Auch wenn die beiden Sessel in diesem Stettiner Apartment von 1972 stammen, greifen sie perfekt die typische Liniengestaltung des Art déco auf.
Style-Regel: Farben wieder aufgreifen
Die Farben der Polster und der Wandfarbe finden sich allesamt im Gemälde an der blauen Wand wieder. Auch die Holzfarbe von Kommode und Couchtisch sind identisch. So entsteht ein harmonisches Ganzes. Das gelingt vor allem durch ein in sich stimmiges Farbkonzept. (Dieser Tipp gilt natürlich nicht nur für Art-déco-Arrangements.)
Die Farben der Polster und der Wandfarbe finden sich allesamt im Gemälde an der blauen Wand wieder. Auch die Holzfarbe von Kommode und Couchtisch sind identisch. So entsteht ein harmonisches Ganzes. Das gelingt vor allem durch ein in sich stimmiges Farbkonzept. (Dieser Tipp gilt natürlich nicht nur für Art-déco-Arrangements.)
Style-Regel: Gleich und gleich gesellt sich gern
Wer auf Nummer sicher gehen will, setzt bei der Einrichtung komplett auf diese Epoche und stöbert auf Auktionsmessen sowie in spezialisierten Antiquitätenläden nach Art-déco-Möbeln und Art-déco-Lampen. Die Schwarzweiß-Fotografien verleihen diesem Raum noch mehr Zwanzigerjahre-Flair. Bei einem Glas Champagner oder Waldmeister-Limonade fühlt man sich in diesem Wohnzimmer in die mondäne Zeit des großen Gatsby zurück versetzt.
Wer auf Nummer sicher gehen will, setzt bei der Einrichtung komplett auf diese Epoche und stöbert auf Auktionsmessen sowie in spezialisierten Antiquitätenläden nach Art-déco-Möbeln und Art-déco-Lampen. Die Schwarzweiß-Fotografien verleihen diesem Raum noch mehr Zwanzigerjahre-Flair. Bei einem Glas Champagner oder Waldmeister-Limonade fühlt man sich in diesem Wohnzimmer in die mondäne Zeit des großen Gatsby zurück versetzt.
Style-Regel: Typische Wow-Stücke für den modernen Art-déco-Look
- Spiegel an der Wand, mit Goldrahmen oder wie hier noch besser mit Marmor und klaren Kanten
- Samt, als Polstermöbel oder auch als Deko-Kissen
- Tapeten und Dekostoffe mit geografischen Mustern, egal ob farbig oder im monochromen Schwarz-Weiß-Look
- Gold, Gold, Gold – ob in Möbeln, als goldfarbene Hängelampen oder auch nur für Deko-Objekte wie Kerzenhalter, Vasen oder Schalen
- Marmor und schwarzes Glas
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Wie gefällt Ihnen die Epoche des Art déco? Und was halten Sie von der Neuauflage des opulenten Stils?
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Wie gefällt Ihnen die Epoche des Art déco? Und was halten Sie von der Neuauflage des opulenten Stils?
Wir befinden uns in der Zeit zwischen den Weltkriegen, einer Zeit zwischen Schwarzem Freitag und Swingtanzpartys, in der die Menschen mit Extremen konfrontiert waren. Der vielzitierte „Tanz auf dem Vulkan“ ist keine Übertreibung. F. Scott Fitzgeralds Romanfigur, der große Gatsby, ist die Symbolfigur dieser wilden Jahre, und sein Wohnstil ist Sinnbild des Art déco.
Zwischen 1918 und 1940 ist das Art déco im Kunsthandwerk und der Architektur Europas und der USA weit verbreitet. „Koloman Moser und Josef Hoffmann gründeten 1903 die Wiener Werkstätte. Die Möbelstücke, die die beiden entwarfen, bestachen durch klare und schlichte Formen. Mit ihre Designs bereiteten sie einem neuen Stil den Weg – dem Art déco, das nach dem Ersten Weltkrieg den Jugendstil ablöste“, erklärt Expertin und Kunsthistorikerin Marie Kühnast von Rizzo Architekten in Berlin.