Wie ein Architekt eine Wohnung im Geiste Corbusiers vollendete
Architekt Philipp Mohr verwirklicht in dem Apartment der „Wohnmaschine“ in Berlin die Pläne von Le Corbusier
Als im Corbusierhaus im Berliner Westend eine Wohnung frei wurde, war das für Architekt Philipp Mohr ein großes Glück. Er selbst ist bekennender Corbusier-Fan: „Die Idee war, die Wohnung originalgetreu zu renovieren und dann wieder zu verkaufen.“
Er fand glücklicherweise Käufer, die auf der Suche nach einer authentischen Wohnung im Stil der 50er-Jahre waren, die auf moderne Weise wiederbelebt wurde. Die heutigen Bewohner zeigen gerne ihre Wohnung interessierten Besuchern und bieten gemeinsam mit dem Architekten Führungen an. So vorzeigbar war die Wohnung nicht von Anfang an: Weiße Raufasertapete und Teppichbelag entsprachen ganz und gar nicht dem Corbusier-Stil. Was Philipp Mohr an der Inneneinrichtung und -architektur anpasste, erfahren Sie hier.
Auf einen Blick:
Hier wohnt: ein Ehepaar (ein Musiker und eine Bauingenieurin)
In: Westend, Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf, Berlin
Auf: 80 Quadratmetern
Umbaudauer: 2016-2018
Experte: Philipp Mohr Studio
Fotos: Joe Clark, Didier Gaillard-Hohlweg
Er fand glücklicherweise Käufer, die auf der Suche nach einer authentischen Wohnung im Stil der 50er-Jahre waren, die auf moderne Weise wiederbelebt wurde. Die heutigen Bewohner zeigen gerne ihre Wohnung interessierten Besuchern und bieten gemeinsam mit dem Architekten Führungen an. So vorzeigbar war die Wohnung nicht von Anfang an: Weiße Raufasertapete und Teppichbelag entsprachen ganz und gar nicht dem Corbusier-Stil. Was Philipp Mohr an der Inneneinrichtung und -architektur anpasste, erfahren Sie hier.
Auf einen Blick:
Hier wohnt: ein Ehepaar (ein Musiker und eine Bauingenieurin)
In: Westend, Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf, Berlin
Auf: 80 Quadratmetern
Umbaudauer: 2016-2018
Experte: Philipp Mohr Studio
Fotos: Joe Clark, Didier Gaillard-Hohlweg
Dafür betrieb er intensive Recherche in dem Pariser Archiv von Le Corbusier und studierte die insgesamt vier Gebäude, die von dem Architekten in Frankreich stehen. In Marseille wohnte er ein Jahr lang in einer „Wohnmaschine“, wie Le Corbusier seine Gebäude nannte. Die Berliner Wohnung entstand in Anlehnung an eine der französischen.
Das ist der Eingangsbereich. „Hinter der Schiebetür befindet sich ein Schlafzimmer“, erklärt Philipp Mohr.
Ausgestattet wurde die Wohnung mit authentischen Möbeln von Le Corbusier. „Man muss dazu sagen, dass die meisten Entwürfe in Zusammenarbeit entstanden sind mit seinem Cousin Pierre Jeanneret und der Architektin Charlotte Perriand“, stellt Philipp Mohr klar.
Finden Sie hier einen Architekten für Ihren Umbau
Ausgestattet wurde die Wohnung mit authentischen Möbeln von Le Corbusier. „Man muss dazu sagen, dass die meisten Entwürfe in Zusammenarbeit entstanden sind mit seinem Cousin Pierre Jeanneret und der Architektin Charlotte Perriand“, stellt Philipp Mohr klar.
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2,26 Meter Deckenhöhe
Um authentischen 50er-Jahre-Flair zu schaffen, wurde der verlegte Eichenboden so mit Öl behandelt, wie zur damaligen Zeit.
Die Decken wurden ein wenig abgehängt, um der ursprünglich von Corbusier geplanten Deckenhöhe von 2,26 Metern gerecht zu werden. „Diese Zahl ist die ideale Deckenhöhe, die sich ergibt, wenn ein durchschnittlich großer Menschen die Decke berühren kann, wenn er die Hand nach oben ausstreckt“, erklärt Philipp Mohr. Die Türen sind nach deutschem Standard 2 Meter hoch.
Um authentischen 50er-Jahre-Flair zu schaffen, wurde der verlegte Eichenboden so mit Öl behandelt, wie zur damaligen Zeit.
Die Decken wurden ein wenig abgehängt, um der ursprünglich von Corbusier geplanten Deckenhöhe von 2,26 Metern gerecht zu werden. „Diese Zahl ist die ideale Deckenhöhe, die sich ergibt, wenn ein durchschnittlich großer Menschen die Decke berühren kann, wenn er die Hand nach oben ausstreckt“, erklärt Philipp Mohr. Die Türen sind nach deutschem Standard 2 Meter hoch.
Farbpalette spielen
Bei der Farbgebung orientierte Philipp Mohr sich auch an der Küche aus dem Corbusier-Haus in Marseille. „Rot und Grün sind eine gewagte Farbkombination“, räumt der Architekt ein. „Wer kann sich schon Grün in seinem Zuhause vorstellen?“ Aber ebendiese extreme Farbigkeit macht laut Philipp Mohr die Wohnung aus. „Man muss sich die richtige Kombination ausdenken und die ganze Farbpalette der Polychromie Architecturale (das umfassende Farbsystem von Le Corbusier) wie eine Klaviatur bespielen.“
Bei der Farbgebung orientierte Philipp Mohr sich auch an der Küche aus dem Corbusier-Haus in Marseille. „Rot und Grün sind eine gewagte Farbkombination“, räumt der Architekt ein. „Wer kann sich schon Grün in seinem Zuhause vorstellen?“ Aber ebendiese extreme Farbigkeit macht laut Philipp Mohr die Wohnung aus. „Man muss sich die richtige Kombination ausdenken und die ganze Farbpalette der Polychromie Architecturale (das umfassende Farbsystem von Le Corbusier) wie eine Klaviatur bespielen.“
Leinwand mit Farbpunkten
Trotz aller Farbigkeit befolgte Mohr ebenso die Theorie Corbusiers, die besagt, dass Weiß Vorrang haben muss. „Die Wohnung soll wie eine Leinwand wirken mit Farbpunkten, wo die Flächen und Objekte als Akzente gesetzt werden“, erklärt Philipp Mohr. Die Küche fand er zur Hälfte Original bei einem Antiquitätenhändler, den Rest rekonstruierte Philipp Mohr. Das Design der Küche ist von Charlotte Perriand.
Trotz aller Farbigkeit befolgte Mohr ebenso die Theorie Corbusiers, die besagt, dass Weiß Vorrang haben muss. „Die Wohnung soll wie eine Leinwand wirken mit Farbpunkten, wo die Flächen und Objekte als Akzente gesetzt werden“, erklärt Philipp Mohr. Die Küche fand er zur Hälfte Original bei einem Antiquitätenhändler, den Rest rekonstruierte Philipp Mohr. Das Design der Küche ist von Charlotte Perriand.
Veränderbar
Ein weiterer Grundsatz Corbusiers war es, den Grundriss offen und veränderbar zu lassen. „In Berlin hatte man ursprünglich kleine Räume in der Wohnung geschaffen“, berichtet der Architekt. „Wir haben alle Wände herausgenommen. Selbst um die Treppe war eine Wand, das war natürlich schlecht.“
Die hier ins Bild hereinragende weiße Wandleuchte hat ebenfalls Charlotte Perriand entworfen.
Ein weiterer Grundsatz Corbusiers war es, den Grundriss offen und veränderbar zu lassen. „In Berlin hatte man ursprünglich kleine Räume in der Wohnung geschaffen“, berichtet der Architekt. „Wir haben alle Wände herausgenommen. Selbst um die Treppe war eine Wand, das war natürlich schlecht.“
Die hier ins Bild hereinragende weiße Wandleuchte hat ebenfalls Charlotte Perriand entworfen.
Wie eine Schiffskabine
Die Treppe ist Philipp Mohrs Lieblingsteil. „Das abgerundete Geländer ist wie auf einem Schiff. Die Stufen sind aus Eiche und lichtdurchlässig“, erklärt der Architekt. Das ganze Haus kann man sich als Schiff vorstellen und die relativ kleine Wohnung wie eine Kabine. Le Corbusier sagte übrigens „Zelle“ dazu. Das Treppen-Design ist von Jean Prouvé.
Die Treppe ist Philipp Mohrs Lieblingsteil. „Das abgerundete Geländer ist wie auf einem Schiff. Die Stufen sind aus Eiche und lichtdurchlässig“, erklärt der Architekt. Das ganze Haus kann man sich als Schiff vorstellen und die relativ kleine Wohnung wie eine Kabine. Le Corbusier sagte übrigens „Zelle“ dazu. Das Treppen-Design ist von Jean Prouvé.
Rohre offenlegen
In der Wohnung tauchen immer wieder offenverlegte Rohre auf. „Nach Corbusier ist die moderne Welt geprägt von Maschinen und er wollte in seiner Architektur zeigen, was uns umgibt. Daher kommt auch der durch Le Corbusier geprägte Begriff Wohnmaschine“, merkt der Architekt an. „Ich wollte die Rohre, bis auf die verlegten Rohre in der Decke, nicht verstecken.“
Auch die „Lampe de Marseille“ findet sich in der Maisonettewohnung wieder: Diese wurde eigens für diesen Typ Wohnung entworfen. Mohr fand Nachbauten bei Nemo Lighting. Der Sessel ist von Pierre Jeanneret, der Beistelltisch von Ray & Charles Eames.
In der Wohnung tauchen immer wieder offenverlegte Rohre auf. „Nach Corbusier ist die moderne Welt geprägt von Maschinen und er wollte in seiner Architektur zeigen, was uns umgibt. Daher kommt auch der durch Le Corbusier geprägte Begriff Wohnmaschine“, merkt der Architekt an. „Ich wollte die Rohre, bis auf die verlegten Rohre in der Decke, nicht verstecken.“
Auch die „Lampe de Marseille“ findet sich in der Maisonettewohnung wieder: Diese wurde eigens für diesen Typ Wohnung entworfen. Mohr fand Nachbauten bei Nemo Lighting. Der Sessel ist von Pierre Jeanneret, der Beistelltisch von Ray & Charles Eames.
Ursprünglich gab es noch die Planung eines Treppenlochs. „Die Zweigeschossigkeit und Durchlässigkeit sollten im Fokus stehen“, erklärt Philipp Mohr. Als die Wohnung 1958 gebaut wurde, gab es jedoch Unstimmigkeiten mit den Bauherren. Darum wurde das Loch nicht realisiert. Auf dem Bild zu sehen sind Möbel wie die LC4 Liege und das LC2 Sofa von Le Corbusier, Pierre Jeanneret und Charlotte Perriand.
Jede Wohnung hat einen Balkon. Der schöne Ausblick geht in diesem Apartment Richtung Westen hinaus auf den Grunewald.
Dusche mit Grunewald-Blick
Wenn man die Treppe hinaufgeht, sieht man die Dusche direkt außen vor der Badezimmertür. „Von der offenen Dusche aus hat man einen Blick auf den Grunewald“, so Philipp Mohr. Als Spritzschutz dient die dunkelblaue Bank im Vordergrund.
Eine Kajütentür, die an die Schiffmetaphorik anknüpft, verbindet Duschkabine mit Badezimmer. Badewanne und WC verbergen sich verschließbar hinter der rot umrandeten Tür.
Wenn man die Treppe hinaufgeht, sieht man die Dusche direkt außen vor der Badezimmertür. „Von der offenen Dusche aus hat man einen Blick auf den Grunewald“, so Philipp Mohr. Als Spritzschutz dient die dunkelblaue Bank im Vordergrund.
Eine Kajütentür, die an die Schiffmetaphorik anknüpft, verbindet Duschkabine mit Badezimmer. Badewanne und WC verbergen sich verschließbar hinter der rot umrandeten Tür.
Liebhaberprojekt
Der Architekt hat zuvor bereits andere Projekte realisiert, in denen er den Stil berühmter Architekten nachempfunden hat, wie den des italienischen Architekten Gio Ponti. Im Stil Le Corbusiers hingegen war dies sein erstes Projekt. Als Kind schon sah er Ausstellungen mit nachgebauten Corbusier-Wohnungen. Durch seine Recherche und Arbeit ist Philipp Mohr zu einem Corbusier-Kenner geworden. Daher ist dieses Apartment ein spezielles Liebhaberprojekt für ihn: „Le Corbusier ist in Ungnade gefallen bei der Mehrheit der Architekten. Ich habe die minimalistische Architektur für mich selbst wiederentdeckt“, erklärt Philipp Mohr.
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Inspiration aus Marseille
„Das Haus steht auf Stelzen und jede Wohnung hat einen großartigen Ausblick vom Balkon. Dem Haus sah man zwar den typischen Stil von Le Corbusier wegen der Betonfassade und den bunten Farbflächen an“, erläutert Philipp Mohr, „aber die Inneneinrichtung in der Wohnung passte nicht dazu.“ Er wollte beides innen und außen zusammenführen.