Wie wird ein Möbelstück zum Designklassiker?
Die Antwort darauf gibt uns Anne-Louise Sommer, Direktorin des Designmuseums Danmark in Kopenhagen
Kasper Iversen
13. Juli 2019
Im Bild: Der „Wishbone Chair“, den Hans J. Wegner 1949 für Carl Hansen & Søn entwarf. Er wird bis heute in aufwendiger Handarbeit produziert
Schließen Sie die Augen und denken Sie an ein ikonisches Möbelstück. Vielleicht fällt Ihnen der berühmte Barcelona Chair von Mies van der Rohe ein, vielleicht ist es ein Børge-Mogensen-Sofa oder einer von Arne Jacobsens ikonischen Stühlen: Serie 7, Ei oder Schwan?
Schließen Sie die Augen und denken Sie an ein ikonisches Möbelstück. Vielleicht fällt Ihnen der berühmte Barcelona Chair von Mies van der Rohe ein, vielleicht ist es ein Børge-Mogensen-Sofa oder einer von Arne Jacobsens ikonischen Stühlen: Serie 7, Ei oder Schwan?
Im Bild: Sessel „Swan“ von Arne Jacobsen
Wir verwenden den Begriff „Klassiker“ hauptsächlich in den Bereichen Produktdesign, Innenausstattung und Möbel. Und assoziieren mit ihm zeitlose Gestaltung, legendäre Designer und Marken, hohe Qualität sowie mittlerweile hohe Preise. Aber was genau bedeutet „klassisch“? Darüber sprach Houzz mit Anne-Louise Sommer (58), Direktorin des Designmuseums Danmark und Design-Professorin an der University of Southern Denmark (Syddansk Universitet, SDU), um zu erfahren, was klassisches Design wirklich ausmacht.
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Wir verwenden den Begriff „Klassiker“ hauptsächlich in den Bereichen Produktdesign, Innenausstattung und Möbel. Und assoziieren mit ihm zeitlose Gestaltung, legendäre Designer und Marken, hohe Qualität sowie mittlerweile hohe Preise. Aber was genau bedeutet „klassisch“? Darüber sprach Houzz mit Anne-Louise Sommer (58), Direktorin des Designmuseums Danmark und Design-Professorin an der University of Southern Denmark (Syddansk Universitet, SDU), um zu erfahren, was klassisches Design wirklich ausmacht.
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Im Bild: Design-Fachfrau Anne-Louise Sommer, Foto von Magnus Ekstrøm für das Designmuseum Danmark
„Meiner Meinung nach definieren zwei Dinge einen Klassiker“, sagt Sommer. „Auf der einen Seite spiegelt ein Klassiker die Zeit wider, in der er produziert wurde, und drückt die Bedürfnisse dieser Zeit aus. Auf der anderen Seite ist er zeitlos.“ Hierzu erklärt sie, dass sich der Zeitgeist auch in der Materialwahl, der Designphilosophie und im Produktionsverfahren niederschlagen kann.
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„Meiner Meinung nach definieren zwei Dinge einen Klassiker“, sagt Sommer. „Auf der einen Seite spiegelt ein Klassiker die Zeit wider, in der er produziert wurde, und drückt die Bedürfnisse dieser Zeit aus. Auf der anderen Seite ist er zeitlos.“ Hierzu erklärt sie, dass sich der Zeitgeist auch in der Materialwahl, der Designphilosophie und im Produktionsverfahren niederschlagen kann.
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Für Sommer ist die PH-Lampe, hier im Foto, ein (sprichwörtlich) leuchtendes Beispiele für diese goldene Kombination. Poul Henningsen entwarf 1925 seine ersten Lampenschirme. Daraus entwickelte sich die nach seinen Initialen benannte PH-Lampe, die heute unzählige Häuser schmückt und trotz ihres jahrhundertealten Designs zeitgenössische Eleganz ausstrahlt.
„Poul Henningsen war der Erste, der die Glühbirne, damals eine noch relativ neue Erfindung, auf eine neue Art und Weise betrachtet hat“, sagt Sommer. „Am Anfang war sie nur unter traditionellen Lampenschirmen versteckt, aber PH hat sich mit diesem Thema beschäftigt. Wie können wir mit Blenden das Glühlampenlicht optimal steuern und nutzen?“ Gleichzeitig weist die Designexpertin darauf hin, dass die PH-Lampenschirme so einfach und geometrisch ästhetisch sind, dass sie nie veraltet wirken, sondern Jahr für Jahr schön bleiben. Damit ist die Lampe ein großartiges Beispiel für einen Designklassiker.
Arne Jacobsens Ameisenstuhl (Foto oben) ist ein weiteres Beispiel dafür, wie die Kombination aus historischen Qualitäten und Zeitlosigkeit einen einzigartigen Klassiker schafft. „Die Ameise war der erste industriell hergestellte, stapelbare Stuhl, der eine ganz neue Art der Verwendung von Holz eröffnete. Damit stieg die Industrieproduktion auf ein völlig neues Niveau. Darüber hinaus ist der Stuhl praktisch und leicht zu bewegen, so dass er auf alle möglichen Bedürfnisse reagiert, die im Laufe der Zeit auftreten können“, sagt Sommer. „Außerdem ist er ganz einfach, schlicht und, ja, zeitlos im Design. Seine Form nimmt Bezug auf die Ameise.“ Der Stuhl wurde 1952 ursprünglich für die Kantine des Pharmaunternehmens Novo Nordisk entworfen.
Im Bild: Der „Chieftain Chair“ von Finn Juhl aus dem Jahr 1949
Da dänische Möbel auf der ganzen Welt begehrt sind, kann man sich vorstellen, dass dänische Klassiker für immer beliebt bleiben. Das ist jedoch nicht immer der Fall – wie etwa die Möbel von Finn Juhl demonstrieren. „Finn Juhl war in den 1950er und 1960er Jahren riesig. Er wurde gefeiert und gelobt, und seine Möbel waren unglaublich beliebt. Aber in den 1970er und 1980er Jahren wollte sie niemand mehr haben. Die Stücke wurden unglaublich billig auf Auktionen verkauft und waren bei Gebrauchthändlern zu finden, wo man sie für fast nichts kaufen konnte“, sagt Anne-Louise Sommer.
Da dänische Möbel auf der ganzen Welt begehrt sind, kann man sich vorstellen, dass dänische Klassiker für immer beliebt bleiben. Das ist jedoch nicht immer der Fall – wie etwa die Möbel von Finn Juhl demonstrieren. „Finn Juhl war in den 1950er und 1960er Jahren riesig. Er wurde gefeiert und gelobt, und seine Möbel waren unglaublich beliebt. Aber in den 1970er und 1980er Jahren wollte sie niemand mehr haben. Die Stücke wurden unglaublich billig auf Auktionen verkauft und waren bei Gebrauchthändlern zu finden, wo man sie für fast nichts kaufen konnte“, sagt Anne-Louise Sommer.
Im Bild: Der „Pelican“-Sessel von Finn Juhl. Der Originalentwurf stammt von 1940, 2001 gab es einen Relaunch des Klassikers
Doch in den vergangenen Jahrzehnten haben die Entwürfe von Finn Juhl, die sich unter anderem durch klare Linien mit schwungvollen Formen auszeichnen, eine Renaissance erlebt. Sie gelten heute als teure Klassiker. Sommer: „Klassiker haben oft ihren eigenen Puls. Denn es geht nicht nur um Konstruktion und Ästhetik, sondern auch um den Einfluss der Gesellschaft und die Trends der Zeit“, sagt Sommer.
Doch in den vergangenen Jahrzehnten haben die Entwürfe von Finn Juhl, die sich unter anderem durch klare Linien mit schwungvollen Formen auszeichnen, eine Renaissance erlebt. Sie gelten heute als teure Klassiker. Sommer: „Klassiker haben oft ihren eigenen Puls. Denn es geht nicht nur um Konstruktion und Ästhetik, sondern auch um den Einfluss der Gesellschaft und die Trends der Zeit“, sagt Sommer.
Im Bild: Sofa PK31 von Poul Kjærholm für Fritz Hansen
Betrachtet man Möbel, die heute als Klassiker gelten, so scheint es fast selbstverständlich, dass sie diesen Bekanntheitsgrad erreichten. Doch vorherzusagen, welche neuen Designs das Zeug zum zukünftigen Klassiker haben werden, ist laut Sommer „eine sehr schwierige Sache“.
Betrachtet man Möbel, die heute als Klassiker gelten, so scheint es fast selbstverständlich, dass sie diesen Bekanntheitsgrad erreichten. Doch vorherzusagen, welche neuen Designs das Zeug zum zukünftigen Klassiker haben werden, ist laut Sommer „eine sehr schwierige Sache“.
Im Bild: Der Lounge Chair von Charles & Ray Eames (im Vordergrund) steht bei vielen ganz oben auf der Möbel-Wunschliste. Seit 1956 erobert er mit seinem zeitlosen Design Wohnungen und Häuser, ist bis heute populär und wird von Generation zu Generation weitervererbt. Auch in puncto Geldanlage lohnt sich ein Klassiker: Der Wert eines Lounge Chairs hat sich etwa alle 12 bis 14 Jahre verdoppelt
„Wenn ein Möbelstück entworfen und produziert wird, kann niemand vorab wissen, ob es ein Klassiker wird. Man kann sich darauf zubewegen, man kann bestimmte Regeln befolgen und zeitlose Elemente mit Elementen kombinieren, die die Zeit widerspiegeln. Aber ob das Stück tatsächlich ins Schwarze trifft und zum Klassiker wird, kann nur die Zeit zeigen“, sagt Sommer. Gleiches gilt auch für andere Genres wie Literatur, Mode und bildende Kunst. Sommer: „Niemand zu Picassos Zeiten konnte zum Beispiel vorhersagen, dass seine Werke heute Klassiker sein würden.“
„Wenn ein Möbelstück entworfen und produziert wird, kann niemand vorab wissen, ob es ein Klassiker wird. Man kann sich darauf zubewegen, man kann bestimmte Regeln befolgen und zeitlose Elemente mit Elementen kombinieren, die die Zeit widerspiegeln. Aber ob das Stück tatsächlich ins Schwarze trifft und zum Klassiker wird, kann nur die Zeit zeigen“, sagt Sommer. Gleiches gilt auch für andere Genres wie Literatur, Mode und bildende Kunst. Sommer: „Niemand zu Picassos Zeiten konnte zum Beispiel vorhersagen, dass seine Werke heute Klassiker sein würden.“
Im Bild: OX Chair von Hans J. Wegner, der heute von Erik Jørgensen produziert wird
Wenn Sie das Wort „klassisch“ in einem Wörterbuch nachschlagen, ist die Definition ein „Kunstwerk oder eine Handwerkskunst, die als qualitativ hochwertig und dauerhaft oder als typischer Vertreter eines bestimmten Genres oder Stils gilt“. Diese Eigenschaften sind natürlich entscheidende Parameter für die langfristige Beliebtheit eines Designs.
Wenn Sie das Wort „klassisch“ in einem Wörterbuch nachschlagen, ist die Definition ein „Kunstwerk oder eine Handwerkskunst, die als qualitativ hochwertig und dauerhaft oder als typischer Vertreter eines bestimmten Genres oder Stils gilt“. Diese Eigenschaften sind natürlich entscheidende Parameter für die langfristige Beliebtheit eines Designs.
Im Bild: AJ Stehleuchte von Arne Jacobsen für Louis Poulsen
„Wenn wir nach neuen Klassikern suchen, achten wir auf höchste Qualität und Langlebigkeit in vielen verschiedenen Aspekten, sowohl in handwerklicher Hinsicht als auch in Bezug auf Materialien und Formensprache. Man muss sich dabei fragen: ‚Könnte ich auch in Jahren auf diese Lampe oder diesen Stuhl schauen und ihn immer noch toll finden?‘ Gutes Design muss vor allem Spitzenqualität haben, um sich als nächster Klassiker zu bewerben“, so Sommer.
Wie stehen Sie zu Möbelklassikern? Haben Sie welche? Was lieben Sie daran?
„Wenn wir nach neuen Klassikern suchen, achten wir auf höchste Qualität und Langlebigkeit in vielen verschiedenen Aspekten, sowohl in handwerklicher Hinsicht als auch in Bezug auf Materialien und Formensprache. Man muss sich dabei fragen: ‚Könnte ich auch in Jahren auf diese Lampe oder diesen Stuhl schauen und ihn immer noch toll finden?‘ Gutes Design muss vor allem Spitzenqualität haben, um sich als nächster Klassiker zu bewerben“, so Sommer.
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Guten Tag, ob der Sessel Peel von damals Stokke schon ein Klassiker ist , weiß ich nicht. Ich habe ihn vor 12 Jahren gekauft . Ich konnte nicht anders, auch wenn ich davor nie so viel Geld für ein Möbel ausgegeben habe. Ich liebe an ihm die Bequemlichkeit , das knallige Orange und die perfekte Verbindung von Form uns Funktion .peel
ja mann kann es vestehen