Altbau in Düsseldorf: Viel Gemütlichkeit für ein Grafiker-Paar
Zwischen Mauerwerk, Erbstücken und Eigenkreationen: Das gemütliche Zuhause von Grafikerin und Influencerin Anne Peter
Julia Schoppe
22. Januar 2023
Houzz-Contributor
Zuhause ist immer dort, wo das Herz ist! Wenn das stimmt, dann hat Anne Peter ihren Lebensmittelpunkt am richtigen Ort gewählt. Vor zehn Jahren zog es sie zum Studieren nach Düsseldorf – und genauso lange ist es auch her, dass sie sich in die Stadt und in ihren Mann Jens verliebte. Die beiden Grafikdesigner ließen sich in einem sanierten Altbau unweit des Düsseldorfer Hauptbahnhofs nieder und leben dort in einer Umgebung aus geerbten, selbst gebauten und auf Flohmärkten entdeckten Möbeln und Objekten. Was eine Wohnung über die Persönlichkeit aussagen kann und warum man nicht jedem Trend nacheifern sollte, hat uns Anne Peter verraten.
Auf einen Blick
Hier wohnen: die Grafikdesigner Anne Peter und ihr Mann Jens
In: Düsseldorf
Auf: 85 Quadratmetern
Expertin: Anne Peter
Fotos: Julia Schoppe
Auf einen Blick
Hier wohnen: die Grafikdesigner Anne Peter und ihr Mann Jens
In: Düsseldorf
Auf: 85 Quadratmetern
Expertin: Anne Peter
Fotos: Julia Schoppe
Anne Peter ist von ganzem Herzen Gestalterin. Schon das Jugendzimmer der heute 30-Jährigen war eine gestalterische Experimentierfläche. „Ich habe ständig umgestellt und mir Schablonen gebastelt, um meine Wände zu bemalen“, erinnert sie sich. Ihr Gespür und die Liebe für Interiordesign teilt sie mittlerweile mit über 34.000 Followern auf ihrem Instagram-Account „Ammenmärchen“. Aus diesem Grund wird Anne für Houzz als Trendscout die Möbelmesse imm in Köln besuchen und die neuesten Designtrends und ihre Fundstücke auf dem Houzz-Instagram-Account präsentieren, dem ihr hier folgen könnt.
Seit fast einem Dreivierteljahr leben sie und ihr Mann nun in ihrer Düsseldorfer Traumwohnung. Die war gar nicht so leicht zu finden. Die Messlatte lag ziemlich hoch. Ein gewisses Budget sollte nicht überschritten werden, denn die beiden sind begeisterte Globetrotter und wollten sich durch hohe Miet- und Einrichtungskosten nicht in ihrer Freude am Reisen einschränken lassen.
„Durch einen glücklichen Zufall – wir kannten die Vormieter – sind wir an unsere neue Wohnung gekommen, die optisch ein absoluter Knaller ist. Dafür mussten wir bei der Lage Abstriche machen. Die Wohnung ist nicht weit von den Gleisen des Hauptbahnhofs entfernt und daher natürlich nichts für Menschen, die großen Wert auf eine ruhige Umgebung legen. Zum Glück haben wir aber sehr gute Fenster“, so Peter.
„Durch einen glücklichen Zufall – wir kannten die Vormieter – sind wir an unsere neue Wohnung gekommen, die optisch ein absoluter Knaller ist. Dafür mussten wir bei der Lage Abstriche machen. Die Wohnung ist nicht weit von den Gleisen des Hauptbahnhofs entfernt und daher natürlich nichts für Menschen, die großen Wert auf eine ruhige Umgebung legen. Zum Glück haben wir aber sehr gute Fenster“, so Peter.
Als die beiden vor sieben Jahren in ihre erste gemeinsame Wohnung zogen (die Wohnung können Sie sich hier anschauen), hatten sie kurzerhand alle Möbel zusammengewürfelt. „Das war nicht so schlimm, weil wir einen sehr ähnlichen Geschmack haben. Anstatt viel zu kaufen, haben wir in den folgenden Jahren eher Möbel und Wohnaccessoires aussortiert und verkauft. Nach und nach ist Ruhe eingezogen. So, wie auch wir ruhiger geworden sind. Alles, was wir uns als Studenten nicht leisten konnten, haben wir uns einfach selbst gebaut. So sind mit einem knappen Budget viele schöne Leuchten und Raumlösungen entstanden. Beim Einrichten unserer Wohnung sind wir sehr erfinderisch geworden, und diese Kreativität haben wir uns bis heute behalten. Auch wenn wir mittlerweile Geld verdienen, das wir für die Einrichtung ausgeben könnten“, erklärt die Grafikerin.
Anne Peter ist überzeugt, dass eine Wohnung sehr viel über einen Menschen verrät. „Ich glaube, an der kommunikativen Einrichtung der Küche erkennt man sofort Gastlichkeit und Geselligkeit. Wenn wir in unserer Freizeit nicht gerade mal wieder unser Zuhause verschönern, auf Flohmärkten oder in fremden Länder unterwegs sind, sitzen wir gerne mit unseren Freunden zusammen. Am liebsten an unserem langen Küchentisch bei Käse und Wein“, sagt sie.
Ein großer Teil des Mobiliars besteht aus Erbstücken, und jedes davon hat seine ganz eigene Geschichte. „Viele dieser Möbel sind mir sehr wichtig. Aber angenommen, ich könnte bei einem Wohnungsbrand nur ein einziges davon aus unserer Wohnung retten, dann wäre es unser alter Küchentisch. Er stammt von meinem Uropa und diente vor vielen Jahren als Schlachttisch“, erzählt die Gestalterin. Auch das Küchenbuffet aus den fünfziger Jahren ist ein Erbstück.
Betritt man den großen offenen Wohnbereich, wird man zur Linken von der Küche begrüßt, deren eleganten schwarzen Fronten ein Gegengewicht zum rauen Charme der freigelegten Wände bilden. „Die Küche war schon immer mein Lieblingsort“, begeistert sich Peter. „Im Haus meiner Eltern, bei meiner Oma, in unserer ersten Wohnung und auch jetzt. Was für ein Glück, dass wir diese riesige Küche mit dem langen Tisch haben! Hier halten wir uns fast den ganzen Tag auf. Wir kochen, werkeln, tanzen, lachen, arbeiten, erzählen mit Freunden oder trinken zu zweit Kaffee. Diesen offenen Grundriss genieße ich sehr.“
Ein Stück Gitterblech, das sie auf der Straße fanden, funktionierten die beiden Designer mit ein paar starken Magneten zu einer Messerleiste um. „Uns gefiel sofort der leicht transparente Look des Geflechts“, erinnert sich Anne Peter. Sie liebt die Verbindung aus Funktion und Gestaltung. „Ich glaube, ein ‚Schöngeist‘ zu sein, ist immer etwas Allumfassendes. Wenn man Design studiert und sich jahrelang mit Gestaltung auseinandergesetzt hat, kann man das Gefühl für Form und Farbe nicht ausschalten. Ein eigener Stil entwickelt sich und überträgt sich auf alle gestalterischen Bereiche.“
Auch auf der Fensterseite des geräumigen Wohnbereiches liegt das Mauerwerk frei. Wohnaccessoires, Pflanzen und Mitbringsel wie Bilder und Beistellmöbel haben überall in der Wohnung ihren Platz gefunden.
An den offenen Essbereich mit Küche schließt sich kopfseitig ein kleineres Wohnzimmer mit Sofaecke an. „Mir ist wichtig, dass die Einrichtung einen praktischen und zugleich ästhetischen Aspekt hat. Die meisten unserer Einrichtungsideen sind durch eine Problemsituation entstanden, die es zu lösen galt. Wichtig ist mir, ein individuelles Zuhause zu schaffen, das zeigt: Hier leben Jens und Anne. Natürlich kann man sich in Zeiten von Instagram oder Pinterest nicht davon freisprechen, dass man von Trends beeinflusst wird. Dennoch bin ich kein Fan von Interior-Eintagsfliegen, die zu einer Wegwerfgesellschaft führen“, so Peter.
Sofa „Freistil“ von Rolf Benz
Sofa „Freistil“ von Rolf Benz
Der Bezug zum Studienfach Grafikdesign taucht überall in der Wohnung auf. Die Bewohner wissen aber nicht nur mit Grafikprogrammen umzugehen, sondern auch mit der heimischen Werkbank. „Ich habe in jeder Hinsicht ein Faible für Schönes und dafür, Schönes zu schaffen. Diese Leidenschaft teile ich zum Glück auch mit meinem Mann. Wir gehen darin auf, gemeinsam Ideen für unsere Wohnung zu entwickeln und dann handwerklich umzusetzen. Unser absoluter Traum ist, irgendwann einen Werkkeller zu besitzen“, so Peter. Eines der Ergebnisse ist die Wandleuchte mit Schwenkarm, die das Paar selbst gebaut hat.
Das gesamte Haus hatte vor zehn Jahren ein Architekt gekauft und komplett saniert. „Das geschah mit viel Liebe zum Detail, vor allem mit einer sehr hochwertigen Auswahl von Naturmaterialien, denen wir ein erstaunlich angenehmes Klima verdanken“, erklärt die Gestalterin.
Gegenüber vom offenen Wohnbereich befindet sich ein weiteres kleineres Zimmer. „Das ist ein echter Allrounder. Es führt zum Balkon, auf dem wir im Sommer bei Abendsonne den Tag ausklingen lassen, und wir nutzen es als Gästezimmer, Wäscheraum und Abstellmöglichkeit“, erklärt sie. Der ungezwungene Mix aus Möbeln unterschiedlicher Epochen im Zusammenspiel mit der rauen Bausubstanz gibt dem Zimmer seine besondere Atmosphäre.
Alle Räume sind gemütlich eingerichtet, ohne dabei vollgestopft zu wirken. „Ich wähle mit Bedacht nur Gegenstände aus, von denen ich weiß, dass sie mir auch ein Jahr später noch gut gefallen. Ich würde meinen Stil in drei Worten so beschreiben: hell, gemütlich und persönlich“, sagt Peter.
Im Schlafzimmer des Paares wird man von harmonisch blauen Wänden und einer Pflanzengruppe empfangen. Die lebendige Mischung findet auf einer Holztruhe vor unverputzten Wänden Platz. Auch für dieses Zimmer wurden Eigenkreationen geschaffen, darunter der Spiegel und die Nachttischleuchten, die an Turnringen befestigt sind. „Das Schlafzimmer ist unsere Ruhe-Oase. Hier wird ausschließlich geschlafen und morgens gemütlich in den Tag gestartet“, sagt sie.
Auch die farblich sortierte Kleiderstange macht klar: Hier leben Gestaltungsprofis.
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Tolle Wohnung!!
Super Mega Schön :* !!
Tolle Wohnung und sehr liebevoll eingerichtet. Wie man aber an einem Schlachttisch, auch wenn er vom Uropa stammt, nur eine gemütliche Minute verbringen kann, ist mir wirklich schleierhaft.