Architektur
Innenausbau
Architektur: Ein Bad als blauer Block zwischen Küche und Schlafzimmer
Kleines Budget, große Wirkung: Die Rückbesinnung auf einen historischen Grundriss mit offenem Bad verschaffte einer modernen Wohnung Luft
Der Grundriss dieser Wohnung in einem Nachkriegsbau war nicht besonders spannend, die Lage hingegen schon: mitten in der Innenstadt von Frankfurt am Main. Ideal, um die Wohnung möbliert an Menschen zu vermieten, die vorübergehend von ihrer Firma in die Mainmetropole versetzt werden. So die Idee des Bauherrn. Seine Mieter sollten nicht nur kurze Wege haben, sondern sich in der Wohnung auch wohlfühlen. Um das zu schaffen, hat er die Architekten von Unique Assemblage engagiert. Alex Probst und Ralf Schlachter haben die Wohnung trotz eines schmalen Budgets und kleinen Grundrisses in ein wahres Lehrstück Frankfurter Bauens verwandelt – und in eine großzügig wirkende Wohnung ohnehin.
Das Team von Unique Assemblage hat den Grundriss der Wohnung so verändert, dass er einem aus Zeiten der Jahrhundertwende gleicht. Dabei haben die Architekten auch die Idee des Frankfurter Bades übernommen: Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts war es eine absolute Neuerung, das Bad in den Wohnraum zu integrieren. Eine Wanne oder Dusche wurde damals meist in der Ecke der Küche eingebaut, abgetrennt durch einen Vorhang oder eine Tür. Seltener war das Bad auch in den Schlafraum integriert.
„Wir haben dieses alte Prinzip zum Vorbild genommen“, erläutert Probst. Dusche, Toilette und Waschbecken sind zwischen Küche und Schlafzimmer angeordnet, quasi ein eingebauter Sanitärblock, um den die Bewohner einmal herumgehen können.
„Wir haben dieses alte Prinzip zum Vorbild genommen“, erläutert Probst. Dusche, Toilette und Waschbecken sind zwischen Küche und Schlafzimmer angeordnet, quasi ein eingebauter Sanitärblock, um den die Bewohner einmal herumgehen können.
Die Toilette ist vom Flur aus zugänglich. Sie liegt Rücken an Rücken mit der Dusche. Die Trennwand zwischen den beiden Räumen ist nicht bis unter die Decke gemauert. So kommt über den schmalen Spalt ein wenig Tageslicht in die Toilette, vor allem aber ist darüber die Frischluftzufuhr gewährleistet.
Denn im Durchgang zwischen Küche und Schlafzimmer, von dem aus die Dusche abzweigt, gibt es ein kleines Fenster. Die bodengleiche Dusche ist relativ tief und die Armaturen sind zudem seitlich in einer Nische angeordnet, so dass man auf einen Spritzschutz zum Flur hin verzichten konnte. Ein Pluspunkt bei einer preisbewussten Sanierung. „Die blauen Mosaikfliesen, die Armaturen und die Sanitärkeramik sind Standardprodukte“, betont Probst, dem es wichtig war, dass trotz knappen Budgets die Qualität stimmte.
Auch der Außenraum der beiden Nasszellen ist in Blau gehalten. Die Seitenwände um das Waschbecken und die Wand darunter wurden mit einer wasserabweisenden PU-Farbe gestrichen. Die Wand über dem Waschbecken hingegen ist mit einem großen Spiegel verkleidet. Er erzeugt in der kleinen Nische ein Gefühl von Weite – auch bei geschlossener Tür – und reflektiert das Tageslicht, das durch das kleine Fenster gegenüber fällt.
Kaum sichtbar versteckt sich eine beidseitig verspiegelte Taschenschiebetür in der Wand zwischen Küche und Bad. Sie sorgt für Privatsphäre, wenn mehrere Personen in der Wohnung sind. Durch die Verspiegelung bleibt auch bei geschlossener Tür ein Gefühl von Weite erhalten.
Das Tageslicht, das durch eine große Balkontür in die Küche fällt, wird bei geschlossener Schiebetür im Spiegel reflektiert. Der ohnehin helle Raum mit weißer Kücheneinrichtung wirkt dadurch noch heller.
An der zum Bad angrenzenden Wand nimmt die Küche das Blau des Sanitärraumes auf. „Dadurch haben wir einen Hinweis gesetzt, dass Küche und Bad Wand an Wand liegen“, sagt Probst. Auch am Fußbodenbelag ist diese Zusammengehörigkeit ablesbar. Der alte, rotweiße Fliesenboden zieht sich von der Küche bis vor das Waschbecken und den Eingang zur Dusche. „Hier haben wir tatsächlich die Originalfliesen verwendet. In der Küche waren sie noch gut erhalten, für den Flur haben wir Fliesen aus Altbeständen gekauft. Das erfordert zwar etwas Zeit, hat sich aber durchaus gelohnt“, erzählt Probst.
Zum Schlafzimmer hin ist das Bad offen, was fast ein En-Suite-Gefühl erzeugt und große Vorteile hinsichtlich des Platzverbrauches mit sich bringt. Denn einmal mehr zeigen die Architekten, wie Flure nicht nur als Verkehrsfläche dienen, sondern mit einer weiteren Funktion belegt werden können: Der Flur aus dem Bad zum Schlafzimmer dient als Ankleide.
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Rechts vom Bett zieht sich ein bodenlanger Vorhang über Eck. Fast scheint es, als hinge er in einem Erker, doch bedeckt er nur zum Teil Fenster. Denn direkt neben dem Bett geht es in einen kleinen Abstellraum, der wie die Ankleide hinter dem Kopfende des Bettes untergebracht ist. Diese geschickt geschaffenen kleinen Räume nehmen zwar etwas Schlafzimmerfläche in Anspruch, durch den so entstandenen Stauraum kann man aber auf Schränke verzichten – was letztlich die größere Platzersparnis bringt und auch optisch ein Gewinn ist.
Vom Schlafzimmer zurück in den Eingangsflur schließt sich der Kreis um den neuen Sanitärblock. Auf der gegenüberliegenden Seite geht es in den Wohn-Essbereich. Wie im Schlafzimmer und im Flur ist auch hier Echtholzfertigparkett verlegt. Die Einrichtung ist in schlichtem Weiß gehalten und auch hier auf das Nötigste beschränkt. Eine Designerleuchte erhellt den Esstisch. Er besteht aus einem Eiermanngestell mit einer maßgefertigten weißen Tischplatte. Die wiederum passt zu der Sitzbank, die sich über die gesamte Wandbreite zieht. Hier haben bis zu acht Personen Platz – viele Leute für eine eigentlich kleine Wohnung.
Doch der Umbau hat eben die Raumverhältnisse und vor allem das Raumgefühl vollständig verändert. „Wir haben einige der Bestandswände genutzt, einige abgerissen und dafür neue Wände eingesetzt“, so Probst. Ein Plus für die Wohnung. Sie wirkt jetzt wesentlich großzügiger und zieht sicher viele Gäste an.
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Hier wohnen: Menschen, die temporär in Frankfurt am Main arbeiten
In: einer möblierten Zweizimmerwohnung in der Innenstadt
Auf: 55 Quadratmetern
Experten: Unique Assemblage
„Wir haben einen schnöden Grundriss in einem typischen Nachkriegsbau vorgefunden“, erzählt Alex Probst. Die Zweizimmerwohnung hatte ein innenliegendes Bad ohne Tageslicht und war insgesamt ziemlich dunkel. „Bei unseren Überlegungen zum Umbau der Wohnung stand im Vordergrund, eine gute Atmosphäre zu schaffen. Ein schmales Budget und wenig Raum sind nicht gerade die besten Voraussetzungen dafür. Umso wichtiger ist die konzeptionelle Arbeit an der Idee“, so Probst.