Ein altes Bauernhaus zwischen Tradition und Moderne
Mit bewährten Materialien und Handwerkstechniken machte ein Architekt dieses Hofgebäude zu einem komfortablen Wohnhaus
Catherine Hug
7. Oktober 2018
Houzz-Contributor. Kreative Einrichtungsberaterin. Bloggerin, Baumarkt-Stammkundin und DIY-Expertin. Mutter zweier Töchter und stolze Besitzerin eines sehr alten Wohnwagens mit Vorliebe für Schlichtes, Schönes und Skandinavien.
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An einem Pfingstsonntag erhielt der Architekt Sebastian Wiedemann einen Anruf: Ob er den Ausbau eines Dachstuhls übernehmen könne? Was anfangs nach Routine klang, entpuppte sich bald als echte Mammutaufgabe. Denn das alte Bauernhaus hatte ein ernstzunehmendes Problem mit Feuchtigkeit, das zuerst beseitigt werden musste. Nach einer umfangreichen Sanierung und teils radikalen Eingriffen wirkt das ehemalige Hofgebäude jetzt großzügig und modern – und sieht dabei gar nicht nach Neubau aus.
Auf einen Blick
Hier entspannt sich: eine sechsköpfige Patchwork-Familie an den Wochenenden
In: einem alten Bauernhaus in der Nähe des Starnberger Sees
Auf: insgesamt 450 Quadratmetern (inklusive ehemaliger Scheune und Stall)
Architekt: Sebastian Wiedemann von swa.studio
Fotos: Sorin Morar
Auf einen Blick
Hier entspannt sich: eine sechsköpfige Patchwork-Familie an den Wochenenden
In: einem alten Bauernhaus in der Nähe des Starnberger Sees
Auf: insgesamt 450 Quadratmetern (inklusive ehemaliger Scheune und Stall)
Architekt: Sebastian Wiedemann von swa.studio
Fotos: Sorin Morar
Der 250 Jahre alte Bauernhof hatte bereits in den Neunzigerjahren eine Sanierung erlebt, doch die brachte nicht den gewünschten Effekt. Eingepackt in Zementputz und moderne Kunststofffenster, war das Mauerwerk durch und durch feucht. „Als wir kamen, stand das Schimmel-Ex noch in der Ecke. Die modernen Materialien, die damals eingesetzt worden waren, konnten die Feuchtigkeit nicht vertragen. Die Sanierung hatte einige Probleme provoziert“, erklärt Wiedemann.
Der Architekt drehte die Uhr zurück und ließ alles bis auf die alten Bruchsteinmauern zurückbauen. Er besann sich auf alte Handwerkstechniken, mit denen er baubiologisch hochwertige Materialien aufbringen ließ, die das Haus atmen lassen: „Stampflehmboden und Kalkputz können die Feuchtigkeit gut verarbeiten, und die Kastenfenster nach altem Vorbild mit ihrem einfachen Dichtungssystem ermöglichen eine natürliche Ventilation.“
Der Architekt drehte die Uhr zurück und ließ alles bis auf die alten Bruchsteinmauern zurückbauen. Er besann sich auf alte Handwerkstechniken, mit denen er baubiologisch hochwertige Materialien aufbringen ließ, die das Haus atmen lassen: „Stampflehmboden und Kalkputz können die Feuchtigkeit gut verarbeiten, und die Kastenfenster nach altem Vorbild mit ihrem einfachen Dichtungssystem ermöglichen eine natürliche Ventilation.“
Bereits im Eingangsbereich wird klar, wie sehr sich das Wohngefühl durch den Umbau geändert hat. Ein durchgängiger Kalkestrich, lange Sichtachsen, weiße Wände und Decken erzeugen eine großzügige Weite. Die behutsam restaurierte Treppe und die schwere alte Eingangstür erinnern an die Vergangenheit des Hauses und bringen Atmosphäre in den Raum.
Insgesamt bietet das neue-alte Bauernhaus auf drei Etagen sechs Schlafzimmer, zwei Wohnzimmer, drei Bäder und die mittlerweile an das Wohnhaus angegliederte Scheune. Viel Platz für die sechsköpfige Patchwork-Familie, die hier in ländlicher Idylle ihre Wochenenden verbringt.
In der Küche, dem ehemaligen Hühnerstall, herrscht eine freundliche und helle Werkstatt-Atmosphäre. Alte Eisenfenster, ergänzt durch zinnbelegte Küchenfronten, eine Barplatte aus Altholz sowie einen Küchenblock mit eingefrästem Becken aus Naturstein verbreiten einen warmen Industrie-Charme, der wie aus einer anderen Zeit wirkt.
Das Zentrum der Küche bilden ein Gasherd von Gaggenau und eine eigens angefertigte Esse aus Schwarzstahl. Die Arbeitsplatte aus Wachenzeller Dolomit fanden der Architekt und die Bauherren gemeinsam bei einem Steinmetz in Kehlheim. „Für die Platte mit Becken wurde ein fünfzig Zentimeter hoher Block ausgefräst. Da wir kein angesetztes Becken wollten, gab es entsprechend viel Verschnitt“, so Wiedemann. Auch für die Fronten der Küchenschränke ließ er sich etwas Besonderes einfallen: „Die sind mit Zinnblechen beschlagen, aus denen sonst Orgelpfeifen hergestellt werden. Ein von der Optik her sehr warmes und angenehmes Metall mit einer schönen Tiefe und Zeichnung.“ Auf der anderen Seite des schlauchartigen Raumes unterstreichen Gestelle aus Eisen, auf denen eine Arbeitsplatte aufliegt, die offene Arbeitsatmosphäre.
Das Zentrum der Küche bilden ein Gasherd von Gaggenau und eine eigens angefertigte Esse aus Schwarzstahl. Die Arbeitsplatte aus Wachenzeller Dolomit fanden der Architekt und die Bauherren gemeinsam bei einem Steinmetz in Kehlheim. „Für die Platte mit Becken wurde ein fünfzig Zentimeter hoher Block ausgefräst. Da wir kein angesetztes Becken wollten, gab es entsprechend viel Verschnitt“, so Wiedemann. Auch für die Fronten der Küchenschränke ließ er sich etwas Besonderes einfallen: „Die sind mit Zinnblechen beschlagen, aus denen sonst Orgelpfeifen hergestellt werden. Ein von der Optik her sehr warmes und angenehmes Metall mit einer schönen Tiefe und Zeichnung.“ Auf der anderen Seite des schlauchartigen Raumes unterstreichen Gestelle aus Eisen, auf denen eine Arbeitsplatte aufliegt, die offene Arbeitsatmosphäre.
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Herzstück des Hauses und Treffpunkt der Familie ist der massive, naturbelassene Eichentisch gleich hinter der Küche. Der Kamin auf der gegenüberliegenden Seite besteht wie der Boden aus einer Kalkoberfläche. Dank der Durchreiche über der Bar ist eine Blickachse ins Medien- und Musikzimmer entstanden, die den Raum trotz niedriger Decken großzügig wirken lässt.
Nebenan, im ehemaligen Stall mit gesiegelter Kappendecke und gusseisernen Stallfenstern, befindet sich ein weiterer Wohnraum der Familie. Ein Holzboden aus geräucherten Eichendielen ergänzt hier die alten Elemente, die detailgetreu aufgearbeitet wurden: „Er wurde mit Holznägeln aufgebracht, so wie man es früher gemacht hat“, ergänzt Wiedemann. Durch die traditionellen Materialien und die vielen sorgfältig umgesetzten Details ist der alte Hof noch spürbar, auch wenn mit dem Umbau viel Licht und Leichtigkeit in die Räume eingezogen ist.
Natürliche und hochwertige Materialien wurden auch für das Gästebad im Erdgeschoss verarbeitet: Der dreiteilig gearbeitete Spiegel aus Messing wurde passend zu den Armaturen angefertigt und hängt vor einer naturbelassenen Steinwand.
Natürliche und hochwertige Materialien wurden auch für das Gästebad im Erdgeschoss verarbeitet: Der dreiteilig gearbeitete Spiegel aus Messing wurde passend zu den Armaturen angefertigt und hängt vor einer naturbelassenen Steinwand.
Das Waschbecken auf einer Platte aus geräucherte Eiche wurde aus demselben Stück Naturstein handgefertigt wie der Küchenblock. „Wir haben uns auf wenige Materialien beschränkt, die sich durch das gesamte Haus ziehen und so eine ruhige Basis bilden. Es gibt die geräucherte Eiche, den Stein sowie Schwarzstahl und Messing, aus denen sämtliche Türklinken, Geländer, Garderobenstangen und Lampen handgefertigt wurden“, so Wiedemann.
Auch die Balken des Dachstuhls wurden komplett restauriert. Neue Elemente wie die zusätzlich eingefügten Dachfenster und die Glaswand zwischen Wohnbereich und Scheune lassen auch diesen Bereich großzügiger wirken. Über eine Treppe und einen Steg aus Schwarzstahl und Eichendielen geht es ins Elternschlafzimmer.
Rustikale Balken und ein dunkler Freskoputz schaffen eine markante Struktur im Elternschlafzimmer. „Eigentlich war der Raum bereits fertig, hell verputzt. Doch dann kam das Paar von einem Trip aus Marokko wieder, begeistert von diesem tiefen Blau“, erzählt Wiedemann. Kurzerhand wurde der Raum noch einmal verputzt. Um den Farbton zu erzielen, setzten die Handwerker sechs Kilogramm Pigmente ein. Damit der Raum nicht dunkel und höhlenartig wirkt, ergänzte der Architekt die Dachschräge mit einem Schiebefenster.
Das offene Bad im Dachgeschoss ist in den Schlafraum integriert, wirkt aber dennoch sehr privat. Der Boden und die offene Dusche aus Tadelakt bilden einen schönen Kontrast zu den unbehandelten
Eichendielen im Schlafraum. Passend zur Dusche wurde auch der Waschtisch mit Tadelakt überzogen. Die flächenbündig eingelassenen Messingbecken und die Armaturen wurden eigens für das Wohnhaus entworfen und gefertigt. „Das sind alles Unikate mit großer Detailtiefe, nicht zu vergleichen mit industrieller Produktion. Die Handwerker auf der Baustelle waren allesamt Idealisten und absolute Experten auf ihrem Gebiet.“
Eichendielen im Schlafraum. Passend zur Dusche wurde auch der Waschtisch mit Tadelakt überzogen. Die flächenbündig eingelassenen Messingbecken und die Armaturen wurden eigens für das Wohnhaus entworfen und gefertigt. „Das sind alles Unikate mit großer Detailtiefe, nicht zu vergleichen mit industrieller Produktion. Die Handwerker auf der Baustelle waren allesamt Idealisten und absolute Experten auf ihrem Gebiet.“
Grundriss des Dachgeschosses
Ein Durchbruch in der starken Außenwand schafft den Übergang zur Scheune: Der neue Kubus aus gekohltem Holz (Shou-Sugi-Ban) und die Stahltreppe bilden einen gestalterischen Kontrast zu dem alten Bauernhaus.
Ein alter Traktor zum Herumklettern, Heimtrainer, Beamer, Licht- und Soundanlage, eine Schaukel und vor allem viel Platz: Die Scheune bietet der Familie ganzjährig einen Raum für verschiedenste Aktivitäten – vom Filmabend im größeren Kreis über Partys und Sport bis hin zum Schaukeln als persönliches Wellnessprogramm. Der Übergang in die Wohnbereiche befindet sich hinter der modernen Glasfassade.
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Schön anzusehen finde ich so toll renovierte alte Häuser schon ... bleibt es denn nun trocken und vor allem ist das alte Gemäuer gemütlich beheizbar? Ich friere in alten Bauernhäusern und will in keinem mehr leben!
@
catsdesign 77
Wir bewohnen ein altes Bruchsteinbauernhaus aus dem Jahre 1844. Und
wohnen sehr gerne darin, denn es lässt sich hervorragend heizen. Vor
allem, weil die Wände einen halben Meter dick sind. Wichtig ist vor
allem, dass die Außenwände sauber verfugt sind. Dann gibt es keinen
ungemütlichen Zug. Die Innenwände sind diffusionsoffen verputzt und
mit Kalkfarbe gestrichen. Im noch anstehenden Scheunenausbau ist
bereits eine nach Norden liegende Innenwand aus Porenbeton
hochgezogen worden, die bereits spürbar isoliert. Die gegenüberliegende Wand wurde neu verfugt. Nächsten Monat soll es weitergehen mit der Isolierung des Daches und dem Ausbau des offenen Heubodens.