Familienwohnung in Mailand: Weniger Wände, mehr Licht und Platz!
Indem sie den Grundriss auffrischte, schuf eine Architektin viel Raum und Bewegungsfreiheit für eine junge Familie
Eine Familie mit zwei Kindern wünschte sich mehr Bewegungsfreiheit und Licht in ihrer großen Mailänder Wohnung. Die Architektin Cecilia Avogadro nutzte den Auftrag ihrer Kunden für einen Raumentwurf mit fließenden Linien. Sie entfernte einige Zwischenwände und ordnete den Wohnbereich entlang einer diagonalen Achse. So gelang es ihr, die Lichtausbeute zu vergrößern und der Wohnung ein neues Lebensgefühl zu geben.
Von dieser Idee ließ sich auch Cecilia Avogadro leiten. Die Architektin arrangierte die Räume so, dass sie Bewegungsfreiheit und Tageslichtausbeute erheblich vergrößern konnte. Sie begann damit, den gesamten Grundriss gründlich zu überarbeiten. Die ursprünglichen Flure löste sie auf, und aus dem Zimmer, das hier unten rechts zu sehen ist, machte sie eine große, helle Wohnküche mit Wintergarten-Atmosphäre, die jetzt dem Wohnzimmer (oben links) schräg gegenüber liegt und mit ihm verbunden ist. Durch diese Umgestaltung gewann sie so viel Fläche, dass sie noch ein drittes Bad einbauen konnte.
Das Esszimmer hatte schon früher viel Tageslicht bekommen, aber die normal großen Fenster nutzten das Potenzial nicht aus. Cecilia Avogadro erkannte sofort die Chance, die sich hier verbarg, und traf eine erste Entscheidung, die zum Ausgangspunkt des gesamten Projekts wurde: Sie ließ die Wände abtragen und ersetzte sie durch zwei große Erkerfenster. Sie wurden zum Erkennungszeichen dieser Wohnung: ein Ausblick auf Mailand, wie er sich schöner nicht denken lässt. Nicht nur die Stadt ist hier zu sehen, sondern auch die Wolken, die über den Himmel ziehen – und natürlich wunderbare Sonnenuntergänge. Der Blick geht so weit nach draußen, wie man es sonst nur von Strandhäusern oder Berghütten kennt.
Und so kam es, dass der Wohn- und Essbereich sich über zwei große, miteinander zusammenhängende Räume erstreckt. Eine diagonale Linie durchzieht die ganze Wohnung. Es gibt einen Blick nach Norden, einen Blick nach Süden und den ganzen Tag über eine tolle Lichtstimmung.
Die petrolfarbene Wand ist Teil der Farbkonzepts, das die Gestaltung der Wohnung prägt. „Die Kunden wünschten sich, dass ihre Wohnung eine warme Ausstrahlung hat, aber Gelb und Orange sind so gar nicht ihr Ding“, erzählt Avogadro. „Also haben wir uns beim Farbschema auf leichte Blau- und Grüntöne konzentriert, aufgelockert mit Akzenten in anderen Farben. „Das Petrolblau dieser Wand haben wir von der Fassade übernommen, die in einem ähnlichen Farbton gestaltet ist. Dadurch schafft es eine Verbindung nach draußen und nimmt die Stimmung des Gebäudes auf.“
Die petrolfarbene Wand ist Teil der Farbkonzepts, das die Gestaltung der Wohnung prägt. „Die Kunden wünschten sich, dass ihre Wohnung eine warme Ausstrahlung hat, aber Gelb und Orange sind so gar nicht ihr Ding“, erzählt Avogadro. „Also haben wir uns beim Farbschema auf leichte Blau- und Grüntöne konzentriert, aufgelockert mit Akzenten in anderen Farben. „Das Petrolblau dieser Wand haben wir von der Fassade übernommen, die in einem ähnlichen Farbton gestaltet ist. Dadurch schafft es eine Verbindung nach draußen und nimmt die Stimmung des Gebäudes auf.“
Das Tagesbett (hinten im Bild) haben die Eigentümer neben einem Müllcontainer gefunden. Ein Polsterer fertigte dafür eine neue rote Matratzenauflage. Stehleuchte: Coupé 3321 von Joe Colombo für Oluce; Pendelleuchten (rechts): Aim von Ronan & Erwan Bouroullec für Flos
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Die Einrichtung stellte Avogadro persönlich zusammen. Ihre Grundlage waren die Möbel, die die Eigentümer bereits besaßen. Als Ergänzung wechselte sie zeitgenössische Möbel mit Designklassikern (vor allem italienischen) ab. „Ein schönes Objekt bleibt immer schön“, findet Avogadro. „Aber ich würde niemals acht Superleggera-Stühle (im Bild hinter dem Tisch zu sehen) zusammen an einen Tisch stellen. Das würde aussehen wie ein Konferenztisch in einem Büro. Es ist viel besser, diesen Satz Stühle über mehrere Bereiche der Wohnung oder des Hauses zu verteilen, wenn es dort ingesamt viele historische Objekte gibt. Das gibt den Räumen einen modernen Touch, ohne dass ein bestimmter Stil zu sehr dominiert.“
Hängeleuchte: Splügen Bräu von Achille und Pier Giacomo Castiglioni für Flos; Bilder: Negative-Positive von Bruno Munari; Sekretär: Erbstück aus den 1700er-Jahren; Tisch: Entwurf von Cecilia Avogadro, gefertigt von Linea Esse Tre
Hängeleuchte: Splügen Bräu von Achille und Pier Giacomo Castiglioni für Flos; Bilder: Negative-Positive von Bruno Munari; Sekretär: Erbstück aus den 1700er-Jahren; Tisch: Entwurf von Cecilia Avogadro, gefertigt von Linea Esse Tre
Tapeten mit Mustern aus den Sechzigerjahren (alle von Boråstapeter) ziehen sich durch die gesamte Wohnung. Sie geben den Wänden eine taktile Wirkung.
Sofa: Raffles von Vico Magistretti für De Padova; Wandleuchten: Parentesi von Achille Castiglioni und Pio Manzù und Clessidra von Antonio Citterio (beide für Flos)
Sofa: Raffles von Vico Magistretti für De Padova; Wandleuchten: Parentesi von Achille Castiglioni und Pio Manzù und Clessidra von Antonio Citterio (beide für Flos)
Eine maßgefertigte, mit einem kunstvollen Muster gitterartig durchbrochene Tür sorgt auch in geschlossenem Zustand dafür, dass eine fließende Verbindung zwischen dem ursprünglichen Wohnzimmer und dem neuen sonnendurchfluteten Bereich aus Esszimmer und Küche erhalten bleibt. Avogadro hat das Muster gemeinsam mit dem Künstler Lorenzo Manenti entworfen. Die ursprüngliche Handzeichnung wurde digitalisiert und schließlich von einem Tischler in der Nähe aus einer MDF-Platte gefertigt.
Die Tür reguliert auch die Menge des Tageslichts, das in die Wohnung eintritt. Wie Avogadro erläutert, kommt das Licht aus zwei unterschiedlichen Richtungen, wenn die Tür geöffnet ist. „Das Tageslicht, das durch die Küchenfenster hereinkommt, fließt durch den Rest der Wohnung. Das macht den Raum nicht nur heller, sondern sorgt auch noch für einen besonderen Effekt. Man kann beobachten, wie zwei Lichtquellen zusammentreffen. Das ergibt eine einzigartige Lichtstimmung.“
Eine lange Theke trennt die Küchenzeile von der Essecke. Weiß ist hier die vorherrschende Farbe, die hier für eine leichte, offene Stimmung sorgt. Die markante Tapete unter einem der Fenster bringt Bewegung ins Spiel.
Die Tür reguliert auch die Menge des Tageslichts, das in die Wohnung eintritt. Wie Avogadro erläutert, kommt das Licht aus zwei unterschiedlichen Richtungen, wenn die Tür geöffnet ist. „Das Tageslicht, das durch die Küchenfenster hereinkommt, fließt durch den Rest der Wohnung. Das macht den Raum nicht nur heller, sondern sorgt auch noch für einen besonderen Effekt. Man kann beobachten, wie zwei Lichtquellen zusammentreffen. Das ergibt eine einzigartige Lichtstimmung.“
Eine lange Theke trennt die Küchenzeile von der Essecke. Weiß ist hier die vorherrschende Farbe, die hier für eine leichte, offene Stimmung sorgt. Die markante Tapete unter einem der Fenster bringt Bewegung ins Spiel.
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Mit ihrem lebendigen Pusteblumen-Motiv verleiht die Tapete dem Elternschlafzimmer einen zarten, träumerischen Touch. Eine kleine Durchreiche zur Küche macht die prompte Versorgung mit dem Morgenkaffee zum Kinderspiel.
Wandleuchte: Tolomeo von Michele De Lucchi für Artemide; Leuchte auf dem Regal: Saily von Pagani Perversi für Skitsch
Wandleuchte: Tolomeo von Michele De Lucchi für Artemide; Leuchte auf dem Regal: Saily von Pagani Perversi für Skitsch
Die Wände sind in unterschiedlichen Farben gestrichen – teilweise vom Boden bis zur Decke, teilweise umgeben von einem weißen Rahmen. Es gibt einige ungewöhnliche Details zu sehen, zum Beispiel die dreieckig geformten Regale im Schlafzimmer und die Bank in der Garderobe. „Ich habe sie so entworfen, um einige der spitzen und stumpfen Winkel zu verbergen, die durch die neue Aufteilung entstanden sind“, erklärt Avogadro. „Die Wahrnehmung des Raums und der geometrischen Verhältnisse zwischen den Möbeln und den Wänden erscheint jetzt rechtwinkliger und aufgeräumter.“
Im Hauptbad, das vom Schlafzimmer aus erreichbar ist, hängen zwei Ölgemälde aus den 1700er-Jahren. Diese kleine Ahnengalerie der Eigentümer ist absichtlich über der Badewanne platziert, um die leicht düstere, autoritäre Ausstrahlung der Bilder etwas aufzulockern. Auch die blaue Tapete bringt fröhliche Stimmung in den Raum.
Freistehende Wanne: Normal von Benedini Associati für Agape; kleiner Tisch: von Eero Saarinen für Knoll; Korkhocker: gefertigt von dem sardinischen Tischler Corrias
Freistehende Wanne: Normal von Benedini Associati für Agape; kleiner Tisch: von Eero Saarinen für Knoll; Korkhocker: gefertigt von dem sardinischen Tischler Corrias
Zwei große Fenster tauchen das ungefähr 28 Quadratmeter große Kinderzimmer in Tageslicht. Später, wenn die Kinder mehr Privatsphäre brauchen, kann der Raum mit einer Zwischenwand geteilt werden. Im Moment ist das Zimmer aber noch ein großer Spielplatz, in dem es viel zu entdecken gibt. Die zusammenstellbaren Einzelbetten hat die Architektin nach Montessori-Prinzipien entworfen. Ein breiter gelber Streifen (die Farbe ist sonst in der Wohnung nicht vertreten) und ein Teppich mit diamantförmigen Ornamenten vom Hersteller Anthropologie machen das Zimmer lebendig und ergänzen die Wohnung mit grafischen Elementen.
Das Kinderbadezimmer ist ein weiteres Beispiel für die ausgewogene Mischung aus Ornamenten und eher minimalistischen Elementen, die den Stil der Wohnung ausmacht. Avogadro hat den Waschtisch aus Eichenholz selbst entworfen. Hier trifft er auf eine Tapete mit Punktmuster und einen antiken Spiegel mit einem goldenen Rahmen. Ein zurückhaltend gestalteter roter Wasserhahn und das rote Kabel der Hängeleuchte bringen Kontraste ins Spiel.
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Hier wohnt: eine Familie mit zwei Kindern
In: Mailand, Italien
Auf: 180 Quadratmetern (Wohnzimmer, Essecke, 2 Schlafzimmer, 1 Kinderzimmer, 3 Bäder und eine Waschküche)
Baujahr: 1958
Renovierung: 2018
Architektin: Cecilia Avogadro
Eine Wohnung erhält dadurch ihren Charakter, dass sie sich vom Durchschnitt abhebt. Das gilt auch für die Aufteilung, die häufig etwas mehr Mut zur Großzügigkeit vertragen könnte. Sicher: Große Flächen sind vor allem in der Stadt ein Luxus, der nicht jedem zur Verfügung steht. Doch in vielen Fällen lohnt es sich, voneinander abgeschottete Räume zu öffnen und dadurch ein neues Raumgefühl zu gewinnen.
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