Houzzbesuch: Echt jood wohnen – in einem „White Cube“ in Köln
All-in-White soll gemütlich sein? Designer Sebastian Schmidt zeigt mit eigenen Kreationen, viel Kunst und einer Portion Vintage, wie's geht
Nicola Enderle
28. Januar 2015
Houzz Deutschland, Redakteurin.
Wie man sich schön einrichtet? Ich finde mit viel Persönlichkeit und eigenem Stil, der kann auch gerne schräg sein. Meinem eigenen bin ich auf der Spur – in unserem Houzz-Magazin helfen wir Ihnen Ihren zu finden, zeigen spannende Projekte und blicken durch Schlüssellöcher. Haben Sie ein schönes Zuhause? Erzählen Sie mir davon!
Houzz Deutschland, Redakteurin.
Wie man sich schön einrichtet? Ich finde mit viel... Mehr
Bei jemandem, der Kunst liebt und selbst als Designer unterwegs ist, verwundert es nicht, wenn die eigene Wohnung so weiß wie ein Ausstellungsraum daher kommt. Warum? In einem „White Cube“ lässt die Architektur der Kunst den Vortritt. Angst vor Farbe hat Sebastian Schmidt aber nicht, vielmehr ist Weiß für ihn einfach „die schönste Farbe“ – besonders in einem klassischen Altbau. Wie es der Designer des jungen Kölner Labels JuteBeutel dennoch geschafft hat, seinen „White Cube“ wohnlich einzurichten? Wir schauen es uns an.
Auf einen Blick
Hier wohnt: Designer Sebastian Schmidt vom Label JuteBeutel
Im: Belgischen Viertel, Köln
Auf: 70 Quadratmetern
Fotos: Sven Fennema
Inmitten des turbulenten Belgischen Viertels in Köln, umringt von zahlreichen Cafés und Boutiquen (unter anderem auch jener seiner Freundin Lena Terlutter, die wir vor einiger Zeit besuchten), hat Sebastian Schmidt eine richtige Perle von Apartment gefunden. Eine strahlend weiße Perle um genau zu sein. „Als ich vor zweieinhalb Jahren hier einzog, musste ich relativ wenig verändert. Mein großes Glück war, dass vor mir die Eigentümer selbst in dieser Wohnung gelebt und viel investiert haben.“
Hier wohnt: Designer Sebastian Schmidt vom Label JuteBeutel
Im: Belgischen Viertel, Köln
Auf: 70 Quadratmetern
Fotos: Sven Fennema
Inmitten des turbulenten Belgischen Viertels in Köln, umringt von zahlreichen Cafés und Boutiquen (unter anderem auch jener seiner Freundin Lena Terlutter, die wir vor einiger Zeit besuchten), hat Sebastian Schmidt eine richtige Perle von Apartment gefunden. Eine strahlend weiße Perle um genau zu sein. „Als ich vor zweieinhalb Jahren hier einzog, musste ich relativ wenig verändert. Mein großes Glück war, dass vor mir die Eigentümer selbst in dieser Wohnung gelebt und viel investiert haben.“
Lediglich die Wände im Flur, Wohn- und Schlafzimmer ließ er neu weißen, damit einerseits der Gründerzeit-Altbau und andererseits seine gesammelten Kunstdrucke und Fotografien richtig zur Geltung kommen konnten. Und die hängen beinahe alle, obwohl klassisch gerahmt, nicht an der Wand, sondern stehen am Boden oder lässig angelehnt auf Regalbrettern und Kommoden. Diese Lösung wurde aus der Not geboren. „Leider ist das Mauerwerk hier extrem porös, so dass Dübel und Nägel nicht so recht halten wollten“, erklärt er.
Dank der Halogen-Deckenstrahler ist es in dem fensterlosen Flur so hell, dass Schmidt auch hier einige seiner gesammelten Kunstwerke platzieren konnte.
Dank der Halogen-Deckenstrahler ist es in dem fensterlosen Flur so hell, dass Schmidt auch hier einige seiner gesammelten Kunstwerke platzieren konnte.
Vom langgezogenen, L-förmigen Flur gelangt man in das großzügige Wohnzimmer, das mit seinem Fischgrätparkett aus massiver Eiche und dem antiken Lüster vom Flohmarkt schon fast herrschaftlich erscheint. Es geht Schmidt aber nicht um Prachtentfaltung, sein Stil ist vielmehr von skandinavischer Zurückhaltung geprägt. „Ich mag klare Strukturen und minimalistische Elemente.“ Dieser Linie folgt er auch bei den Gestaltungen seiner Streatwear-Kollektionen. 2010 gründete er juteBeutel – und begann, individuelle, schlichte Designs für praktische Tragetaschen aus Baumwolle zu entwerfen. Der Firmenname ist übrigens auch kölscher Dialekt für gute Beutel….
Mittlerweile hat sich die Produktpalette des jungen Labels erweitert: Neben Sweatern und Hoodies mit charmant-provozierenden Aufdrucken gibt es im Online-Shop auch Mützen, Iphone-Cases und Wohnaccessoires. Aber wieder zurück zur Wohnung des jungen Designers, denn wir haben unsere Tour ja eben erst begonnen!
Mittlerweile hat sich die Produktpalette des jungen Labels erweitert: Neben Sweatern und Hoodies mit charmant-provozierenden Aufdrucken gibt es im Online-Shop auch Mützen, Iphone-Cases und Wohnaccessoires. Aber wieder zurück zur Wohnung des jungen Designers, denn wir haben unsere Tour ja eben erst begonnen!
Momentan bilden die weiße Couch von Ikea, der selbstgebaute Couchtisch aus lackierten Europaletten, der hellgraue Teppich von Habitat und der Schaukelstuhl-Klassiker von Vitra das Zentrum des Wohnzimmers. „Ich habe häufig den Drang, etwas zu verändern. Wenn ich Fotos von Räumen und Gebäuden sehe, will ich das für meine Wohnung auch sofort so haben“, so Schmidt. Morgen kann es also schon wieder anders aussehen.
Weil die Wände im Wohnzimmer unterschiedlich beschaffen sind, musste sich Schmidt für seine Kunst- und Fotografiesammlung etwas überlegen. „Not macht ja bekanntlich erfinderisch, also habe ich an der Wand, an der ich mit Spezialdübeln arbeiten konnte, mehrere Galerieleisten angebracht, auf denen ich die Bilder immer wieder neu arrangieren kann – und plötzlich wurde das zu einem der Wohnungs-Highlights“, sagt Schmidt. Über der Couch hängt – fest an einem Dübel – ein Gemälde aus der Kunstgalerie The Artroom aus Köln. Weitere Bilder lehnen lässig unterhalb der Fenster; darunter auch Fotografien von Helmut Newton und Peter Lindbergh.
Ananasleuchte: Zara Home; Stehleuchte: Ikea
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Durch die Flügeltür gelangen wir in den nächsten „Ausstellungsraum“ von Schmidts White Cube – der hier mit einem Farbtupfer überrascht. Der handgeknüpfte Perserteppich von Ikea „Persisk Mix“ sollte vor allem Wohnlichkeit erzeugen, kalte Füße am Esstisch mag schließlich niemand. „Oberstes Credo beim Einrichten ist für mich immer der Wohlfühlfaktor. Schließlich geht es hier um mein Zuhause“, so Schmidt. Zum Wohlfühlen gehört für ihn vor allem, sich mit Dingen zu umgeben, die Erinnerungen wecken und einen persönlichen Wert haben. Ein solches Stück ist der Esstisch, den Schmidt von Freunden übernommen hat. „Ich erinnere mich daran, dass wir schon zu Studentenzeiten – als er noch nicht in meinem Besitz, aber noch nussbraun war – zahlreiche lustige Abende an ihm verbracht haben.“
Aus dem Erker heraus lässt sich herrlich das bunte Treiben des Belgischen Viertels verfolgen – und natürlich gibt es auch hier Kunst, die Schmidt auf dem Heizkörper wie auf einem Bord arrangiert hat.
Stühle: Eames Plastic Sidechair, Vitra; Lüster: Vintage
Alles im Rahmen! 10 Tipps fürs Arrangieren Ihrer Bilder >>>
Aus dem Erker heraus lässt sich herrlich das bunte Treiben des Belgischen Viertels verfolgen – und natürlich gibt es auch hier Kunst, die Schmidt auf dem Heizkörper wie auf einem Bord arrangiert hat.
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Die Einbauküche gab es bereits, als Schmidt einzog – glücklicherweise mit weißen Fronten. Die Arbeitsplatte und der Spritzschutz sind aus Granit. Für das skandinavisch-wohnliche Flair sorgen Holz-Accessoires, wie das Schneidebrett und der Messerblock. „Ich bin ein echter Fan der Kombination von Weiß mit warmen Holztönen“, sagt Schmidt.
Nebenan liegt das Home Office des Designers, das gleichzeitig auch sein Schlafzimmer ist. Klare Linien, viel Weiß und wenig Schnickschnack auch hier. Obwohl der Designer mit seinem kleinen Team die meiste Zeit im Atelier des Labels arbeitet, nutzt er das Home Office doch häufig. Nebenbei arbeitet Schmidt nämlich auch noch als Deutschlehrer und schwingt hier am Schreibtisch fleißig den roten Korrekturstift. Auf den Tischböcken von Ikea und der lackierten Platte aus dem Baumarkt wird aber bestimmt auch das eine oder andere Bonus-Smiley gemalt.
Kleiderschrank, Kommode: Pax, Ikea; recyclebarer Papierkorb: Le sac en papier, Be Poles über Heimelig
Kleiderschrank, Kommode: Pax, Ikea; recyclebarer Papierkorb: Le sac en papier, Be Poles über Heimelig
Der Schreibtischstuhl ist secondhand. Sowieso kauft Schmidt gerne in Antiquitätenläden und auf Antik-Flohmärkten ein. In Köln ist er zum Beispiel oft bei Geliebte Möbel anzutreffen.
Schöne Accessoires von skandinavischen Marken kauft er bei Tøndel, klassisches Design findet er bei Lambert – wenn er nicht gerade online bei Ambiente Direct oder Made in Design stöbert.
Der Wandkalender „MMXV“, der mit grafischem Design und Marmoroptik gleich zwei beliebte Interiortrends aufgreift, stammt übrigens aus Schmidts Kreativwerkstatt – erhältlich in Weiß, Schwarz und Rosa.
Schöne Accessoires von skandinavischen Marken kauft er bei Tøndel, klassisches Design findet er bei Lambert – wenn er nicht gerade online bei Ambiente Direct oder Made in Design stöbert.
Der Wandkalender „MMXV“, der mit grafischem Design und Marmoroptik gleich zwei beliebte Interiortrends aufgreift, stammt übrigens aus Schmidts Kreativwerkstatt – erhältlich in Weiß, Schwarz und Rosa.
Praktisch: Nach langen Abenden am Schreibtisch kann Schmidt einfach ins Bett fallen. Die schneeweiße Bettwäsche lockt wie im Sterne-Hotel. Über dem Bett hängen Fotografien und Porträts von Picasso, Kate Moss und Andy Warhol, die von der Tripodleuchte von Kartell angestrahlt werden können – wie in einem kleinen Museum eben.
Das Bad wurde von den Eigentümern vor Schmidts Einzug frisch saniert. Mit cremeweißen Fliesen passt es bestens zum Rest der Wohnung.
Damit den großen Gemälden, Kunstdrucken und Fotografien auch im anderen Teil des Flurs niemand die Show stiehlt, lässt Schmidt Mützen, Schals und Schuhe in der weißen Kommode mit Holzfront von Habitat verschwinden.
Eine rundum jute Wohnung, würden waschechte Kölner wohl sagen. Wir auch!
Mehr Bilder des gemütlichen White Cube von Sebastian Schmidt >>>
Alle meine Farben… Weiß! So wirken weiße Räume kein bisschen steril >>>
In unserer Rubrik „Houzzbesuch“ stellen wir spannende Projekte der Houzz-Experten vor, aber auch originelle Wohnungen von Privatleuten. Ihr Projekt oder Ihr Zuhause passt perfekt? Dann schreiben Sie uns – und schicken Sie am besten ein paar Fotos mit!
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Ganz toll.