Ein Kuriositätenkabinett hoch im Himmel über Berlin
Was braucht ein moderner Gentleman zum Feiern? Einen feinen Club mit skurrilen Objekten, gutem Gin und einem großartigen Panoramablick!
Weitblick ist in Berlin eine Rarität; eine Wohnung oder ein Büro mit Blick über die Häuserschluchten der Hauptstadt hat beinahe niemand. Räume mit all dem im Überfluss, beheimatet in einem der zwei geschichtsträchtigen Türme des Frankfurter Tores, hat wohl nur einer: Christoph Tophinke. Jahrelang war der Wahl-Berliner als TV-Produzent und Formatentwickler tätig. Gelangweilt von dem, was er tat, entschied er sich, seine Inszenierungskünste von nun an anders einzusetzen – nämlich mit dem Chelsea Farmer’s Club, zu dem auch zwei Läden in Berlin und Düsseldorf gehören: „Meine beiden Läden sind etwas zwischen britischem Bekleidungsgeschäft und gepflegtem Get-together mit gutem Gin“, so Tophinke.
Was zur Verwirklichung der Club-Idee noch fehlte, war ein Ort, ein angemessener Clubraum, in dem sich die Liebhaber des eleganten Lebensstils treffen konnten, Menschen die Musik lieben und die schönen Dinge des Lebens, um legendäre Partys in Smokings samt Ansteckblumen zu feiern. Dass ein solcher Ort, sobald er gefunden war, eine ganz besondere Behandlung erfahren musste, war Tophinke, der die Extravaganz liebt, von Anfang an klar. Es folgte eine Inszenierung sondergleichen.
Auf einen Blick:
Hier amüsiert sich: Christoph Tophinke, Betreiber des Chelsea Farmer’s Club
Im: Turm am Frankfurter Tor, Berlin-Friedrichshain
Auf: 120 Quadratmetern, auf drei Etagen
Fotos: Hejm Interieurfotografie
Was zur Verwirklichung der Club-Idee noch fehlte, war ein Ort, ein angemessener Clubraum, in dem sich die Liebhaber des eleganten Lebensstils treffen konnten, Menschen die Musik lieben und die schönen Dinge des Lebens, um legendäre Partys in Smokings samt Ansteckblumen zu feiern. Dass ein solcher Ort, sobald er gefunden war, eine ganz besondere Behandlung erfahren musste, war Tophinke, der die Extravaganz liebt, von Anfang an klar. Es folgte eine Inszenierung sondergleichen.
Auf einen Blick:
Hier amüsiert sich: Christoph Tophinke, Betreiber des Chelsea Farmer’s Club
Im: Turm am Frankfurter Tor, Berlin-Friedrichshain
Auf: 120 Quadratmetern, auf drei Etagen
Fotos: Hejm Interieurfotografie
Was heißt das nun, über der Stadt zu thronen und keine Nachbarn zu haben, die sich über Lärm beschweren könnten? Gute Partys schmeißen natürlich – mit jeder Menge lauter Musik. Da verwundert es auch nicht, dass sich Christoph Tophinke diese denkmalgeschützte Location als Headquarter für seinen Chelsea Farmer’s Club unter den Nagel riss. „Als ich vor drei Jahren die Immobilie besichtige, war mir sofort klar, dass dies der perfekte Ort dafür wäre“, erinnert er sich.
Die erste Party stieg seinerzeit an Silvester; Raketen und Knaller gab es nicht – dafür eine sensationelle Aussicht über das Feuerwerk der Stadt. Bestaunen kann man die Aussicht natürlich ganzjährig vom umlaufenden Terrassenrondell oder durch die elf Meter hohen Glasfenster, die sich bis zur Kuppel hochziehen. Vorhänge sucht man vergeblich. „Warum auch? Die würden doch nur den Ausblick ruinieren. Dafür habe ich hier oben ja gelegentlich Nebel“, lacht er.
Die erste Party stieg seinerzeit an Silvester; Raketen und Knaller gab es nicht – dafür eine sensationelle Aussicht über das Feuerwerk der Stadt. Bestaunen kann man die Aussicht natürlich ganzjährig vom umlaufenden Terrassenrondell oder durch die elf Meter hohen Glasfenster, die sich bis zur Kuppel hochziehen. Vorhänge sucht man vergeblich. „Warum auch? Die würden doch nur den Ausblick ruinieren. Dafür habe ich hier oben ja gelegentlich Nebel“, lacht er.
Nur die von Tophinke gesammelten Kuriositäten könnten vielleicht von der phänomenalen Aussicht ablenken. Ein ausgestopfter Schwan trifft zum Beispiel auf einen präparierten Braunbären, der die Zähne fletscht – und ganz nebenbei als Couchtisch dient. Wo man so etwas findet? „Auf Flohmärkten natürlich. Die Tiere liefen mir quasi zu“, so Tophinke. „Mittlerweile ist es schwieriger geworden, wundersame Dinge zu finden. Früher gab es ganze Umzugskisten voll gerahmter Schmetterlinge – jetzt findet man nur noch mühsam Händler mit solchen Objekten.“
Räume einzurichten, in denen es keine Ecken und Kanten gibt, mag kniffelig sein. Tophinke überlegte nicht lange und räumte einfach alles ins Zentrum.
Und einer, der in Sachen Klamotten die klassische Eleganz liebt, der begehrt natürlich auch Möbel mit Geschichte und Tradition. Zwei Chesterfield-Sofas, ein alter Perserteppich und der „Safari Chair“ von Kaare Klint (1933 entworfen) bilden das Herzstück der geselligen Runden.
Räume einzurichten, in denen es keine Ecken und Kanten gibt, mag kniffelig sein. Tophinke überlegte nicht lange und räumte einfach alles ins Zentrum.
Und einer, der in Sachen Klamotten die klassische Eleganz liebt, der begehrt natürlich auch Möbel mit Geschichte und Tradition. Zwei Chesterfield-Sofas, ein alter Perserteppich und der „Safari Chair“ von Kaare Klint (1933 entworfen) bilden das Herzstück der geselligen Runden.
Gemütlich machen es sich Tophinkes Gäste auch auf bunt geblümten Kissen in den zahlreichen Fensternischen, die zum staunenden Blick über die Hauptstadt locken.
Gleichzeitig wird die oberste Etage des Clubs von Tophinke und seinem Freund Freddy Fischer auch als Musikzimmer genutzt; einmal die Woche probt die Zwei-Mann-Band hier. „Mit offenen Fenstern ist das wie im Himmel“, so Tophinke. Die zwei Schlagzeuge von Sonor fand der passionierte Hobby-Drummer übrigens bei Ebay für einen Bruchteil des Originalpreises. „Das war ziemlich anachronistisch, diese Liebhaberstücke dort zu finden“, so Tophinke. „Konzertakustik hier oben ist zwar weniger gegeben. Dafür kommt man auf andere Weise auf seine Kosten.“
Gefeiert wird selbstverständlich auch mit guter Musik – und gepflegten Drinks. Die kleine Hausbar steht leger hinter dem Schlagzeug am Fenster, immer einsatzbereit für die „Erwachsenenpartys“, wie Tophinke sie nennt. „Ich muss an diesen Abenden einfach nur den Ball in die Menge werfen und einladen, alles andere ergibt sich von selbst. Ich habe das Gefühl, die Leute haben verstanden, was der Chelsea Farmer’s Club ist“.
Seine beiden Läden in Berlin und Düsseldorf sind gewissermaßen der Kleiderschrank des modernen Gentlemans, mit hochwertigen und maßgeschneiderten Stücken, gespickt mit viel britischem Charme – ein Bonbonladen für Erwachsene, mit vielen besonderen Dingen. Wie wäre es mit einem Regenschirm in Form einer Jagdwaffe oder rot gepunkteten Anstecktüchern? Im Hinterzimmer des Berliner Ladens in der Schlüterstraße gibt’s auf kapitonierten Sesseln einen guten Drink vor oder nach dem gesitteten Kaufrausch. „Ich würde sagen, wir machen Kleider für Leute, die keine Lust auf Klamotten haben. Statt glatt gestrichenen Pullovern gibt es bei uns eine ordentliche Portion Herzlichkeit“, so Tophinke, der ursprünglich gelernter Herrenschneider ist. Männer in Szene setzen, das kann er also auch.
Seine beiden Läden in Berlin und Düsseldorf sind gewissermaßen der Kleiderschrank des modernen Gentlemans, mit hochwertigen und maßgeschneiderten Stücken, gespickt mit viel britischem Charme – ein Bonbonladen für Erwachsene, mit vielen besonderen Dingen. Wie wäre es mit einem Regenschirm in Form einer Jagdwaffe oder rot gepunkteten Anstecktüchern? Im Hinterzimmer des Berliner Ladens in der Schlüterstraße gibt’s auf kapitonierten Sesseln einen guten Drink vor oder nach dem gesitteten Kaufrausch. „Ich würde sagen, wir machen Kleider für Leute, die keine Lust auf Klamotten haben. Statt glatt gestrichenen Pullovern gibt es bei uns eine ordentliche Portion Herzlichkeit“, so Tophinke, der ursprünglich gelernter Herrenschneider ist. Männer in Szene setzen, das kann er also auch.
Doch zurück ins Headquarter des Chelsea Farmer’s Club. Hier gibt es nämlich noch zwei weitere Stockwerke voller Kunst und Kram.
Vom partyerprobten Linoleum-Boden geht es über eine hölzerne Wendeltreppe – vorbei an Modellschiffen und biologischen Exponaten – in die Küche hinunter. Der elastische Bodenbelag findet sich übrigens überall in der Maisonette wieder. „Für mich das weltbeste Material! Linoleum gibt nach, ist in vielen Farben erhältlich und lässt sich zu herrlichen Mustern zusammenfügen“, so Tophinke.
Vom partyerprobten Linoleum-Boden geht es über eine hölzerne Wendeltreppe – vorbei an Modellschiffen und biologischen Exponaten – in die Küche hinunter. Der elastische Bodenbelag findet sich übrigens überall in der Maisonette wieder. „Für mich das weltbeste Material! Linoleum gibt nach, ist in vielen Farben erhältlich und lässt sich zu herrlichen Mustern zusammenfügen“, so Tophinke.
„Ob man es glaubt oder nicht, aber die besten Partys finden trotz des beeindruckenden Kuppelsaals darunter statt, in der Küche“, erzählt der Clubbesitzer. An der runden Theke, die sich der zirkulären Architektur des Turmes anpasst, nehmen Gäste auf den türkisgrünen Barhockern „H“ von Tolix Platz, kochen gemeinsam, plaudern und trinken. „Das hier ist der kommunikativste Ort in den Clubräumen, die Küche ist quasi die Urzelle unserer legendären Partys.“ Die Getränke werden glücklicherweise direkt per Aufzug hochgeliefert…
Die Arbeitsplatte besteht ebenfalls aus Linoleum, das aufgesetzte Waschbecken mit Schränken darunter ist aus Edelstahl. „Die Küche habe ich selbst entwickelt und anpassen lassen“, sagt Tophinke. Eine Dunstabzugshaube braucht man im zehnten Stock über den Dächern der Stadt nicht. „Ich reiße einfach alle Fenster auf, da herrscht dann Durchzug genug.“
Außergewöhnliches findet man natürlich auch hier. Wie zum Beispiel den Wandbehang, den Tophinke bei einem katholischen Orden erstand. Oder die skurrilen Vasen und Aschenbecher vom Flohmarkt.
Außergewöhnliches findet man natürlich auch hier. Wie zum Beispiel den Wandbehang, den Tophinke bei einem katholischen Orden erstand. Oder die skurrilen Vasen und Aschenbecher vom Flohmarkt.
Folgt man dem Verlauf der Treppenrampe weiter nach unten, gelangt man ein Stockwerk tiefer in das Schlafzimmer des Headquarters. „Man kann natürlich nicht leugnen, dass die eine oder andere Party etwas länger geht und man dann nach der durchfeierten Nacht und dem atemberaubenden Sonnenaufgang hier gerne ins Bett fällt“, erzählt Tophinke.
Während die Wand in einem wunderbar zarten Grün gestrichen wurde, liegt auf dem Bett eine geblümte Überdecke aus kurzflorigem Baumwollsamt. Teppich, Nachttisch, Lampe und Bettbank sind – wie sollte es anders sein – Fundstücke vom Flohmarkt.
Während die Wand in einem wunderbar zarten Grün gestrichen wurde, liegt auf dem Bett eine geblümte Überdecke aus kurzflorigem Baumwollsamt. Teppich, Nachttisch, Lampe und Bettbank sind – wie sollte es anders sein – Fundstücke vom Flohmarkt.
Statt gerahmten Kunstwerken zieren Kuriositäten die Wände der Maisonette. Ein ausgestopfter Vogel trägt hier ganz modisch einen Schlapphut. „Man sollte sich im Leben einfach manchmal nicht so ernst nehmen. Ironie und Fröhlichkeit tun doch keinem weh“, gibt Tophinke zu bedenken.
Die Erkundung dieser Clubräume könnte noch ewig weitergehen. Auf den tiefen Fensterbänken finden sich ausgestellte Knochenstücke, ein Steinkreuz mit Filzhut und Exemplare der neuesten Ausgabe der Chelsea-Farmer’s Club-Zeitung (Studio Mahr). Die Texte der kostenlosen Gazette, mit einer Auflage von 30.000 Stück, schreibt Tophinke selbst – sein 16-jähriges Patenkind liefert die beeindruckenden Illustrationen dazu. 2013 gewannen sie damit den ADC-Wettbewerb als „Best Newcomer Editorial“ sowie den Lead Award in der Kategorie Illustration des Jahres.
Gleich daneben finden sich in einer Schale aus gedrechseltem Holz bunte Häkelblumen zum Anstecken. Sie scheinen zunächst nur eine weitere Sonderbarkeit unter vielen zu sein. Doch handelt es sich um einen echten Verkaufsschlager in Tophinkes Läden. Hergestellt von zwei älteren Damen in Heimarbeit, sind die gehäkelten Blumen so etwas wie das Markenzeichen des Chelsea Farmer’s Club geworden. „Sie sorgen immer wieder für Gesprächsstoff und haben auch einen gewissen Wiedererkennungswert. Letztens erst sah ich im Zug einen Mann mit der Ansteckblume und musste schmunzeln.“
Sammlungen zu bestimmten Themen gibt es sowohl in seinen beiden Läden als auch im Headquarter im Turm so allerhand. Tophinke hängt aber an keiner von ihnen. „Knochen, Insekten, Skulpturen. Ich häufe gerne viel davon an, manchmal verkaufe ich es aber auch einfach wieder. Kurz und schmerzlos. Sich frei zu fühlen, sich gelegentlich zu inszenieren aber dennoch das Leben einfach zu halten, darauf kommt es doch an.“
Mehr: Gläsern inszeniert – Lieblingsstücke unter der Haube
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Hoch oben, im zehnten Stock des südlichen Turms, misst man die Weite des Horizontes mit dem Blick und findet nichts auf Augenhöhe – bis auf den beinahe identischen, verglasten Zwillingsturm mit verwitterter türkisgrüner Kupferkuppel.