Houzzbesuch
Houzzbesuch: Eine Villa als Ausguck an der Côte d’Azur
Eine lichtdurchflutete Villa zwischen steilem Hügel und Mittelmeer: Dieses Ferienhaus huldigt seiner umliegenden Natur
Die Naturgesetze außer Kraft setzen, um ein Traumhaus zu bauen? Für Architekt Raphaël Henry-Biabaud war sofort klar: Dieses Projekt würde etwas ganz Besonderes werden. „In dem Moment, als ich das Grundstück mit seinem überwältigenden Blick auf das Meer und die Îles d’Or zum ersten Mal betrat, spürte ich, dass genau dieser erste Eindruck das Leitmotiv meiner Arbeit werden sollte.“ Als Erstes ging es um die Strukturierung des Grundstücks, das, mitten im Maurenmassiv gelegen, extrem abschüssig und waldig ist. „Dem Eigentümer und mir kam sofort das Bild eines Belvederes zwischen Himmel und Meer in den Sinn. Allerdings wussten wir auch, dass es nicht einfach werden würde, dieses Bild umzusetzen – eine irre Herausforderung!“
Auf einen Blick
Hier urlaubt: eine Familie aus Belgien
In: Le Lavandou, Côte d’Azur, Frankreich
Auf: 234 Quadratmetern auf einem 3 268 Quadratmeter großen Grundstück
Architekt: Raphaël Henry-Biabaud, Atelier La Traverse
Landschaftsarchitekt: Cédric Gilardi, Atelier La Traverse
Fotos: Jours & Nuits
Auf einen Blick
Hier urlaubt: eine Familie aus Belgien
In: Le Lavandou, Côte d’Azur, Frankreich
Auf: 234 Quadratmetern auf einem 3 268 Quadratmeter großen Grundstück
Architekt: Raphaël Henry-Biabaud, Atelier La Traverse
Landschaftsarchitekt: Cédric Gilardi, Atelier La Traverse
Fotos: Jours & Nuits
Blickt man vom Fuße des Hügels hoch, scheint die Villa beinahe zu schweben, wie sie da inmitten des satten Grüns, gut geschützt vor neugierigen Blicken über dem abschüssigen Grund thront. „Die Konzeption der Villa als Belvedere brachte eine ganze Reihe an Schwierigkeiten mit sich, die vor allem die Erschließung des Grundstücks betrafen. Dazu gehörten die Aushubarbeiten auf zwei Ebenen, das Abstützen des Abhangs mittels einer Trägerbohlwand und die Versorgungsschacht-Drainage. Trotz allem haben wir zusammen mit dem Landschaftsarchitekten beschlossen, dass es am klügsten wäre, die 2500 Kubikmeter steinhaltige Erdmasse abzutragen, mit der ein Drittel des waldigen Grundstücks bedeckt war, und an dieser Stelle das Haus zu errichten. Auf diese Weise konnten wir die Natur schonen und brauchten keine Bäume zu fällen“, sagt Architekt Henry-Biabaud.
Bei diesem Ausblick auf die drei „Goldenden Inseln“ Porquerolles, Port-Cros, Levant und das schimmernde Meer verschlägt es Henry-Biabaud fast den Atem. Dabei ist er schon viel herumgekommen in seinem Leben. Während seines Architekturstudiums, das er in Uruguay abgeschlossen hat, hat er die ganze Welt bereist. Seine wahre Liebe aber ist und bleibt das französische Département Var, und so gründete er 2004 zusammen mit mehreren Kollegen, darunter seine Frau Sylvie, die ebenfalls Architektin ist, in Toulon das Architekturbüro La Traverse.
Neben dem Look spielten die klimatischen Bedingungen sowie die Sonneneinstrahlung im Verlauf der Jahreszeiten eine große Rolle. Aber auch die Abschüssigkeit des Grundstücks bezog der Architekt aktiv in seine Planung mit ein, um das Gebäude optimal zu verorten. Bei der Auswahl der Materialien setzte er überwiegend auf regionaltypische Produkte. Für die Außenmauern im Bereich des Souterrains (auf Höhe der Schlafzimmer und des Pools) wählte er Steine aus Bormes, um die Leichtigkeit der darüber liegenden, komplett auf das Meer ausgerichteten Etage mit den Wohnräumen zu betonen.
Der Pool breitet sich am Fuße der Villa aus. Maßgefertigt und mit Mosaiksteinen versehen, funkelt er in allen erdenklichen Grün- und Blautönen und nimmt so die Farbigkeit des Mittelmeers wieder auf.
Mosaik: Bisazza; Steine aus Bormes: Sotec
Der Pool breitet sich am Fuße der Villa aus. Maßgefertigt und mit Mosaiksteinen versehen, funkelt er in allen erdenklichen Grün- und Blautönen und nimmt so die Farbigkeit des Mittelmeers wieder auf.
Mosaik: Bisazza; Steine aus Bormes: Sotec
Die großen Terrassen-Schiebetüren mit thermolackierten, salzwasserbeständigen Aluminiumrahmen lassen sich ganz nach Belieben teilweise oder komplett öffnen. Um die auskragende Dachkonstruktion gezielt in Szene zu setzen, sind die Fassadenträger in die Fensterrahmen integriert. So sind sie komplett unsichtbar und stören den Blick durch die nach zwei Seiten ausgerichteten Fensterfronten nicht, die den Raum zu den Terrassen hin öffnen. Auf diese Weise können die Bewohner die Grenze zwischen Innen und Außen je nach Belieben, Tageszeit und Sonneneinstrahlung flexibel verschieben. Im Sommer etwa können sie die Küche komplett öffnen und so die Terrasse zum Esszimmer machen. Für einen fließenden Übergang sind die Schienen der Schiebefenster in den Boden eingelassen.
Möbel: Walter Knoll; Terrassen-Schiebetüren: Maria Aluminium (Six-Fours-les-Plages)
Möbel: Walter Knoll; Terrassen-Schiebetüren: Maria Aluminium (Six-Fours-les-Plages)
Die Küchenmöbel sind aus der „b3-Reihe“ von Bulthaup. Die Eigentümer wählten diese Küchenserie vor allem wegen der großen Auswahl an Oberflächenvarianten. Ihre Wahl fiel schließlich auf ein Furnier aus sägerauem, geräuchertem Lärchenholz. In der geradlinigen Küchenzeile sind unter anderem die Öfen, ein erhöht eingebauter Geschirrspüler sowie einen Schrank mit versenkbaren Türen untergebracht. Die zentrale Kücheninsel wiederum ist mit einer besonders eleganten Laminatoberfläche in Anthrazit versehen.
Dunstabzug: Novy; Ofen, Kochfeld und Kühlschrank: Neff
Dunstabzug: Novy; Ofen, Kochfeld und Kühlschrank: Neff
Die schönste Ecke des Hauses ist für den Wohnbereich reserviert. Von hier aus hat man einen fantastischen Blick auf die Bucht von Cavalière. Die Sonne scheint sanft hinein, ohne die Einrichtung zu grell wirken zu lassen, und dank modulierbarer Lüftungsöffnungen, die in die Schienen der Terrassenfenster integriert sind, weht stets eine milde Brise durch das Haus. Das Ledersofa in einem sanften Karamellton kombinierten die Eigentümer mit einem transparenten Couchtisch auf Rollen, um den fließenden Look zu betonen.
Couchtisch: FontanaArte
Couchtisch: FontanaArte
Ziel des Architekten war es, ein cleanes, aufgeräumtes Raumgefühl zu schaffen. Für den minimalistischen Look bezog er nicht nur das Tageslicht mit ein, sondern legte auch viel Wert darauf, die gesamte Technik möglichst unsichtbar in das Raumkonzept zu integrieren. Um für seinen Kunden das „Traumhaus“ zu schaffen, ließ er sich von den großen Architekten wie Mies Van Der Rohe, Richard Neutra und Frank Lloyd Wright inspirieren. So setzte er auf große, lange Flure, so dass die Bewohner ausgiebig das Barfußgehen zelebrieren können.
Stehleuchte: Arco d’Achille Castiglioni, Flos; Eames Lounge Chair und Ottomane: Nussbaum weiß, Vitra
Stehleuchte: Arco d’Achille Castiglioni, Flos; Eames Lounge Chair und Ottomane: Nussbaum weiß, Vitra
Der Eingangsbereich befindet sich auf der gleichen Ebene wie die Wohnräume. Er liegt etwas abgeschirmt, so dass er vom Wohnbereich aus nicht einsehbar ist. Von hier aus hat man einen direkten Zugang zu den im Souterrain gelegenen Schafzimmern. Durch das Oberlicht gelangt viel Tageslicht hinein.
Die Einholmtreppe und die Stützträger sind aus geglättetem Beton. Das raue Material ist ein Verweis auf die Konstruktionsweise des Hauses, das ganz in Beton-Bauweise errichtet ist. Fußböden aus Bruchstein, eine Fassade aus Bormes-Stein sowie Fensterläden aus Red Cedar: Die Vorliebe des Architekten für edle und nachhaltige Materialien ist im gesamten Haus spürbar.
Finden Sie Architekten auch in Ihrer Nähe
Finden Sie Architekten auch in Ihrer Nähe
Demselben Ansatz folgend, sind die Wände der Badezimmer mit poliertem Beton versehen. Dieser bildet einen schönen Kontrast zu den bunt gemusterten Zementfliesen am Boden.
Im Sommer wird die offene Terrasse zum Esszimmer, inklusive Panoramablick. Damit es in dem nach Südwesten ausgerichteten Außenbereich nicht zu heiß wird, hat der Architekt die Sonnenverhältnisse vorab genauestens studiert und zusätzlich ein schattenspendendes, vertikales Sonnenschutzelement geschaffen – ein Rollo an einer Drahtaufhängung, das sich komplett im Fußboden versenken lässt. So können die Bewohner ihre Terrasse zu jeder Tages- und Jahreszeit vollends genießen.
Stöbern Sie durch mehr Artikel zu beeindruckender Architektur
Stöbern Sie durch mehr Artikel zu beeindruckender Architektur