Houzzbesuch
Houzzbesuch: Midcentury-Juwel in Kalifornien wird wiederbelebt
1954 erbaut, war dieses Haus recht heruntergekommen – bis ein Architekt es aus dem Dornröschenschlaf küsste und einzog
Duane Smith arbeitete als Architekt in Los Angeles, als er sich im kalifornischen Ferienort Palm Springs auf die Suche nach einem Ferienhaus machte. Er fand ein heruntergekommenes Kleinod aus den Fünzigern, das er entkernte, um daraufhin die Wohnfläche zu verdoppeln. Nach den Bauarbeiten waren er und sein Mann Stefane Barbeau so verliebt in das Haus und den Ausblick auf die San Jacinto Mountains, dass sie ihren Lebensmittelpunkt dorthin verlegten.
Die Qualität des unbekannten Architekten, von dem das Haus stammt, zeigte sich für Smith unter anderem an der vollverglasten, mit Sprossen gegliederten Fensterfront des Wohnzimmers. Sie gehörte zu den wenigen gestalterischen Merkmalen, die Smith unverändert übernahm. Die ursprünglichen Holzrahmen waren allerdings morsch und mussten ersetzt werden.
Die Zimmerdecke unter dem Dach besteht aus Douglasienholz, das mit Sand abgestrahlt wurde.
Sofa: Aston (Ecksofa), Farbe: Flanders Gray, H.D. Buttercup; Couchtisch: Buenos Aires, Jonathan Adler
Die Zimmerdecke unter dem Dach besteht aus Douglasienholz, das mit Sand abgestrahlt wurde.
Sofa: Aston (Ecksofa), Farbe: Flanders Gray, H.D. Buttercup; Couchtisch: Buenos Aires, Jonathan Adler
An einigen Wänden im Haus hängen gerahmte Drucke von Straßenkünstlern. Auf dem Bild, das hier zu sehen ist, gehen zwei Porträts ineinander über: Es zeigt sowohl Audrey Hepburn als auch Zhang Ziyi (bekannt aus „Tiger and Dragon“). Zwischen zwei dänischen Stühlen aus den Sechzigerjahren steht ein Beistelltisch mit Marmoroberfläche von Jonathan Adler. Die Papierlaterne auf der TV-Konsole entwarf Isamu Noguchi. Lichtskulpturen des japanischen Designers gehören zu den Ikonen des Midcentury-Modern-Stils.
TV-Konsole: H.D. Buttercup; Druck: „Double Exposure“ von Pure Evil, Cave Gallery
TV-Konsole: H.D. Buttercup; Druck: „Double Exposure“ von Pure Evil, Cave Gallery
VORHER: Smith erfuhr, dass das Haus 1954 gebaut wurde. Als er es besichtigte, war es in so schlechtem Zustand, dass sich der Makler weigerte, es zu betreten. Ein übler Geruch lag in den Räumen, der Fußboden war mit Zeitungspapier bedeckt und in den Fensterrahmen hatte sich Holzfäule breitgemacht. Doch der Anblick konnte Smith nicht schrecken: „Wir dachten, wir könnten dem Gebäude durchaus den Glanz der alten Tage zurückgeben.“
Die Renovierung war ein ganzes Stück Arbeit. Verrottetes Holz wurde entfernt und durch neues ersetzt, die Zimmerdecke per Sandstrahler abgeschliffen, die Innenwände wurden herausgenommen. Neben dem 100 Quadratmeter großen Hauptgebäude gab es einen ungenehmigten Anbau mit Schlafzimmer. Smith ließ die Erweiterung abreißen und gestaltete auf der freigewordenen Fläche einen Eingangshof wie man ihn von Ranch-Häusern im Südwesten der USA kennt.
Auf dem Grundriss stellt sich das Gebäude wie ein umgekehrtes L dar – zwischen diesen beiden auseinanderstrebenden Linien verläuft der Hof (1), durch den man zum Eingang (2) gelangt.
Nach der Umgestaltung ist das Haus mehr als doppelt so groß wie vorher. Doch von der Straße aus sieht es nicht größer aus, sagt Smith: „In der jetzigen L-Form fügt es sich viel besser in das Grundstück ein.“
Auf dem Grundriss stellt sich das Gebäude wie ein umgekehrtes L dar – zwischen diesen beiden auseinanderstrebenden Linien verläuft der Hof (1), durch den man zum Eingang (2) gelangt.
Nach der Umgestaltung ist das Haus mehr als doppelt so groß wie vorher. Doch von der Straße aus sieht es nicht größer aus, sagt Smith: „In der jetzigen L-Form fügt es sich viel besser in das Grundstück ein.“
Im Eingangshof wächst ein Kaktus, der mehr als vier Meter hoch ist. Er befand sich bereits auf dem Grundstück, stand bei den Bauarbeiten aber im Weg und musste versetzt werden. Vier Personen verfrachteten die riesige Pflanze mit einem Pickup-Truck an seinen jetzigen Standort.
Charmante Flügeltüren bilden den Haupteingang des Wohnhauses. Die Betonplatten wurden nach Maß gegossen. Durch eine Säurebehandlung erhielten sie eine ebenmäßige und zugleich trittfeste Oberfläche. Kleine Flusssteine aus Arizona bilden den Kiesbelag. Ihre Farben ähneln denen der Granitfelsen in der Umgebung, so dass sich der Hof gut in die Wüsten- und Berglandschaft am Stadtrand einfügt.
Wo früher ein Schlafzimmer war, entstand ein neuer Eingangsbereich. Auf einer Fläche von etwa 3x3,70 Metern bietet der Raum viel Platz, wenn Gäste mit ihrem Gepäck ankommen, sagt Smith. Die Druckgrafik neben der Eingangstür zeigt Darth Vader, auch sie stammt von einem Straßenkünstler aus Los Angeles. Das Bild gegenüber, das an ein Rorschach-Muster erinnert, hat Smiths Partner Stefane Barbeau gemalt.
Türen: Anderson Moulding Doors & Windows; Deckenleuchten: Wac Lighting
Türen: Anderson Moulding Doors & Windows; Deckenleuchten: Wac Lighting
Die größte Herausforderung bei diesem Projekt, sagt Smith, bestand in der immensen Aufbau- und Reparaturleistung. Abriss und Neubau wären günstiger als die Renovierung gewesen. Doch das Ergebnis spricht für sich. Smith hat einen klassischen Midcentury-Bau respektvoll neu interpretiert und ein paar zeitgenössische Akzente gesetzt. Hier ist die wiederhergestellte Fensterfassade zu sehen, die das Wohnzimmer mit Tageslicht versorgt. Den Esstisch hat Smith entworfen und maßfertigen lassen.
Die Betonfußböden, die zum Haus gehörten, wurden aufgearbeitet und poliert. Die Hängeleuchte entwarfen die neuen Hausbesitzer selbst, die früher ein eigenes Designunternehmen hatten und Objekte unter dem Markennamen Vessel vertrieben.
Sie besteht aus Tyvek, einem papierartigen Polyethylen-Stoff. Die stapelbaren Esstischstühle kommen aus Deutschland; ihre Sitzschalen sind aus Pagholz gefertigt, einem Werkstoff aus kunstharzverstärkten Holzfurnierschichten. Und das Kaninchen entdeckten die Besitzer auf einem Trödelmarkt in Palm Springs.
Sie besteht aus Tyvek, einem papierartigen Polyethylen-Stoff. Die stapelbaren Esstischstühle kommen aus Deutschland; ihre Sitzschalen sind aus Pagholz gefertigt, einem Werkstoff aus kunstharzverstärkten Holzfurnierschichten. Und das Kaninchen entdeckten die Besitzer auf einem Trödelmarkt in Palm Springs.
Die Druckgrafik mit dem winkenden Bären stammt aus Los Angeles. Sie hängt über einem Tisch, dessen Beine als Regale dienen. Auch dieses Möbelstück hat Smith selbst entworfen.
Der Kühlschrank ist in eine elegante Schrankwand eingebettet. Die Fronten der Küchenschränke bestehen aus Laminat in Holzoptik. Smith hat sie maßfertigen lassen. Die Kücheninsel misst 1,20x3 Meter und ist mit einer Arbeitsplatte aus schwarzem Quarzstein ausgestattet. Damit sie offen und zugänglich bleibt, verzichtete Smith darauf, sie mit Regalen oder Schränken auszurüsten. Wenn Gäste kommen, finden dort bis zu zwölf Personen Platz.
Korpusse der Küchenschränke: Ikea; Schrankfronten: Laminat mit texturierter Oberfläche von Cleaf Matrix (über Dunsmuir Cabinets); Kühlschrank: Samsung; Arbeitsplatten: Blizzard, Caesarstone; Hängeleuchten: Tyvek Cloud Lamps nach einem Entwurf der Eigentümer
Korpusse der Küchenschränke: Ikea; Schrankfronten: Laminat mit texturierter Oberfläche von Cleaf Matrix (über Dunsmuir Cabinets); Kühlschrank: Samsung; Arbeitsplatten: Blizzard, Caesarstone; Hängeleuchten: Tyvek Cloud Lamps nach einem Entwurf der Eigentümer
Smith erweiterte den ursprünglichen Raum und verwandelte ihn in eine Profiküche. Für den Spritzschutz wurden handgefertigte Zementfliesen so verlegt, dass sie ein auffälliges geometrisches Muster bilden. Zuerst hatte er die Fliesen in einem Grillrestaurant einer großen Markthalle in der Innenstadt von Los Angeles gesehen. „Sie halten ein Leben lang und eignen sich perfekt als Spritzschutz“, sagt er.
Spritzschutz: Zementfliesen, circa 20x20 Zentimeter (Dessin: Santander), Granada Tile; Herd: Verona; Dunstabzugshaube: Xo
Spritzschutz: Zementfliesen, circa 20x20 Zentimeter (Dessin: Santander), Granada Tile; Herd: Verona; Dunstabzugshaube: Xo
Hier scheint das Morgenlicht durch ein Fenster, das nach dem Vorbild des Originals angelegt wurde. Rechts ist ein schmaler Lichtstreifen zu sehen, der durch ein sogenanntes Lichtband fällt und den Kamin erhellt.
Skulpturen in Form von Babyköpfen: aus Bangkok mitgebracht; Couchtisch: Sechzigerjahre vintage als Teil der Acclaim-Serie, Lane
Skulpturen in Form von Babyköpfen: aus Bangkok mitgebracht; Couchtisch: Sechzigerjahre vintage als Teil der Acclaim-Serie, Lane
Diese Aufnahme zeigt das vertikale Lichtband von außen, man sieht den Kamin und das Wohnzimmer.
Lange, sackgassenartige Korridore ohne Außenlicht mag Smith überhaupt nicht. Hier sorgt die Staffelung der Außenwand dafür, dass Tageslicht in den Flur fällt. „Alle Räume haben mehrere Öffnungen, durch die Tageslicht hereinkommt.“
Viel Licht fällt auch durch die Flügeltüren eines Gästezimmers, die auf einen separaten Hofbereich führen. Sie sind, wie die Fenster des Hauses, durch Sprossen gegliedert.
Kommode: Nordic Oak, Ethnicraft; Stuhl: dänisches Midcentury-Möbelstück aus dem Besitz Eigentümer
Kommode: Nordic Oak, Ethnicraft; Stuhl: dänisches Midcentury-Möbelstück aus dem Besitz Eigentümer
Stahlmauern mit rostiger Oberfläche sorgen im Innenhof des Gästezimmers für Privatsphäre. Der Beistelltisch von Jonathan Adler verdankt den signalroten Streifen auf seiner Keramik-Tischplatte einem Missgeschick: Nachdem der Hund der Eigentümer ihn beim Toben umgeworfen hatte, zerbrach die Platte. Smith und Barbeau flickten die Bruchstelle kurzerhand mit einem robusten Gewebeband.
Im Schlafzimmer kombinierten die Besitzer Midcentury-Antiquitäten mit zeitgenössischen Möbeln, darunter Beistelltische des Designers Ben Durrell, mit dem sie befreundet sind. Den Schaukelstuhl Tom Vac entwarf Ron Arad für Vitra.
Pitbull-Hündin Sally, die hier ihren Ausblick auf die umliegende Berglandschaft genießt, haben die Eigentümer aus dem Tierheim zu sich genommen.
Im Schlafzimmer öffnen sich breite Flügeltüren zur Veranda, hinter der sich gleich die San Jacinto Mountains anschließen.
Ein offenes Segment in der Überdachung der Terrasse gibt vom Schlafzimmer aus den Blick auf die Berge frei und lässt den Rauch von der Feuerstelle abziehen.
Über der freistehenden Wanne im Bad befindet sich eine von Smiths Lieblings-Armaturen: ein Wasserzulauf, der in der Decke verankert ist – das Wasser zum Baden kommt hier von ganz oben. 30x60 Zentimeter große Keramikfliesen aus Italien verkleiden die Wand.
Der Unterschrank des Spülbeckens ist an die Wand montiert und wirkt, als schwebe er über dem Boden. Zusammen mit den cremefarbenen, zart strukturierten Fliesen sorgt er für eine helle, luftige Atmosphäre im Bad. Die bodengleiche Duschkabine ist mit 1,20x1,80 Metern großzügig bemessen, und der Spiegel ist mit LED-Beleuchtung ausgestattet.
Spülbecken-Unterschrank: Ikea; Deckplatte: Caesarstone; Becken: Nameek’s Scarabeo; Nameek’s; WC: Eago; Armaturen: Purist, Kohler; Wanne: Legion Furniture; italienische Keramikfliesen: Mutina Pico und Cromie, Stone Source
Spülbecken-Unterschrank: Ikea; Deckplatte: Caesarstone; Becken: Nameek’s Scarabeo; Nameek’s; WC: Eago; Armaturen: Purist, Kohler; Wanne: Legion Furniture; italienische Keramikfliesen: Mutina Pico und Cromie, Stone Source
In ihrem multifunktionellen Studio arbeiten Smith und Barbeau nebeneinander. Barbeau ist Yogalehrer und hält hier auch seine Kurse ab. Eine Tür führt in einen weiteren separaten Bereich des Innenhofs.
Wo jetzt der Pool liegt, war früher nur ein staubiges, mit ein paar Pflanzen bewachsenes Stück Land. Das Schwimmbecken ist aus Gussbeton gefertigt und hat ein Finish aus schwarzem Stein erhalten, der in der Sonne wie dunkles Türkis wirkt. „Wir wollten, dass es so aussieht, als sei der Pool aus einem großen Betonblock herausgemeißelt worden“, erläutert Smith.
Ein Paloverde-Baum (aus der Gattung der Parkinsonien), der sich vom rostbraunen Stahlzaun abhebt, ist Teil der Landschaftsarchitektur, die sich an der natürlichen Umgebung mit ihrem Wüstenklima orientiert. Bei der Gestaltung der Außenflächen ließen die Eigentümer sich vom nahegelegenen Joshua-Tree-Nationalpark inspirieren, den sie beide sehr mögen.
Ein Paloverde-Baum (aus der Gattung der Parkinsonien), der sich vom rostbraunen Stahlzaun abhebt, ist Teil der Landschaftsarchitektur, die sich an der natürlichen Umgebung mit ihrem Wüstenklima orientiert. Bei der Gestaltung der Außenflächen ließen die Eigentümer sich vom nahegelegenen Joshua-Tree-Nationalpark inspirieren, den sie beide sehr mögen.
In den Holzliegestühlen an der maßgefertigten Feuerstelle aus Cortenstahl lässt es sich wunderbar entspannen. Die Laternen am Beckenrand wurden nach einem Entwurf von Smith und Barbeau hergestellt. Ebenfalls aus Cortenstahl besteht der Staketenzaun, durch dessen Zwischenräume sich ein nahezu ungestörter Ausblick auf die Berge ergibt.
Liegestühle: Panamericana, Industry of All Nations; Laternen: Luau, Design Within Reach
Liegestühle: Panamericana, Industry of All Nations; Laternen: Luau, Design Within Reach
Die Felsbrocken, die sich auf dem Gelände befanden, haben die Eigentümer an Ort und Stelle liegen gelassen. Man kann sich wunderbar daraufsetzen oder dagegen lehnen, während man die Atmosphäre am Pool genießt. Gäste holen sich oft Kissen aus dem Haus und machen es sich hier bequem. Einen passenderen Ort, um am Stadtrand von Palm Springs in der Schönheit der Natur zu schwelgen, kann man sich kaum vorstellen.
Weitere Houzzbesuche in den USA
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Auf einen Blick
Hier wohnen: der Architekt Duane Smith von Hundred Mile House und sein Mann Stefane Barbeau
In: Palm Springs, Kalifornien, USA
Auf: 209 Quadratmetern (drei Schlafzimmer, zwei Bäder)
Auf seiner Suche nach einem geeigneten Objekt hielt Smith zunächst Ausschau nach Eigentumswohnungen, nahm aber auch unbebaute Grundstücke ins Visier und besichtigte einige heruntergekommene Immobilien. Dann entdeckte er dieses Haus am Stadtrand von Palm Springs an der Grenze zum Chino Canyon. Ohne die Geschichte des Gebäudes zu kennen, spürte Smith, dass es Charakter hatte. Die Details zeigten, dass es von einem Architekten mit viel Sorgfalt geplant worden war.Die Fenster und die Konstruktion der Dachbalken erinnerten ihn an die typischen Wohnhäuser im Rancho-Style, wie sie Cliff May in den Fünfzigerjahren baute.