Houzzbesuch
Houzzbesuch: Zementfliesen-Idyll – Zuhause bei den Fabrikanten von Via
Was macht eine moderne Zementmosaikplatten-Herstellerin, wenn sie sich ein Haus einrichtet? Richtig! Überall die schönsten Muster verlegen
Als Almut Lager nach dem Studium mit ihrem Mann Norbert Kummermehr nach Spanien ging, ahnte sie nicht, was für eine inspirierende Entdeckung ihr bevorstand. Während die Innenarchitektin zunächst vergeblich auf der Suche nach einer Stelle war, fing sie damit an, den Boden ihrer Wohnung genauer zu betrachten. Genau wie den anderswo. Barcelona, wo das Paar bis 1999 für zwei Jahre lebte, war voll von historischen Zementfliesen. Nicht nur drinnen, sondern auch draußen, in Läden und Cafés. Und so begann Lager, die Motive zu skizzieren und zu untersuchen. Eine Geschäftsidee war geboren.
Mit etlichen Zeichnungen in der Tasche, kehrte das Paar nach Deutschland zurück und baute dort sein Zementplatten-Unternehmen Via auf. Heute leben die beiden mit ihren drei Kindern in Kaub, der kleinsten Stadt in Rheinland-Pfalz. Dort hat die Familie eine ehemalige Schiefermühle von 1942 bezogen – und sie rundum mit Fliesen aus der eigenen Manufaktur ausgestattet.
Mit etlichen Zeichnungen in der Tasche, kehrte das Paar nach Deutschland zurück und baute dort sein Zementplatten-Unternehmen Via auf. Heute leben die beiden mit ihren drei Kindern in Kaub, der kleinsten Stadt in Rheinland-Pfalz. Dort hat die Familie eine ehemalige Schiefermühle von 1942 bezogen – und sie rundum mit Fliesen aus der eigenen Manufaktur ausgestattet.
Nahezu alle Muster im Programm von Via stammen aus Zeiten um 1900. Damals wurden allerorten Zementfliesen produziert, auch in Deutschland. Die korrekte Bezeichnung lautet allerdings Zementmosaikplatte, „denn anders als Fliesen werden unsere Platten weder gebrannt noch glasiert, sondern trocknen einfach. Sie sind offenporig und haben eine ganz andere Raumwirkung als Fliesen – viel wärmer und wohnlicher“, sagt Almut Lager. Die samtenen Hausschuhe wurden auf dem Fliesenboden „51143“ abgestreift – einem eleganten Jugendstil-Muster, klar erkennbar an den geschwungen, floralen Formen in symmetrischer Anordnung.
Während Almut Lager als Innenarchitektin die gestalterischen Impulse gibt, kümmert sich Norbert Kummermehr als studierter Ingenieur ums Unternehmerische. Die Geschäftsführung haben sie gemeinsam inne. „Wir produzieren die Zementplatten dort, wo auch die Geschäftsidee entstand und das Know-How am größten ist – in Spanien. Für unsere Mosaikplatten haben wir eine Kooperative mit einem indischen Familienbetrieb. Schon der Großvater des heutigen Meisters stellte Terrazzo-Platten her. Sein Enkel führt diese Tradition fort. Wir schätzen deren Expertise sehr“, sagt Almut Lager. „Indien ist neben Spanien vor allem deshalb Produktionsstandort, weil dort die klimatischen Verhältnisse zur Herstellung perfekt sind: Heiß und feucht. In unseren Breiten müsste man viel heizen und viel lüften.“
Während Almut Lager als Innenarchitektin die gestalterischen Impulse gibt, kümmert sich Norbert Kummermehr als studierter Ingenieur ums Unternehmerische. Die Geschäftsführung haben sie gemeinsam inne. „Wir produzieren die Zementplatten dort, wo auch die Geschäftsidee entstand und das Know-How am größten ist – in Spanien. Für unsere Mosaikplatten haben wir eine Kooperative mit einem indischen Familienbetrieb. Schon der Großvater des heutigen Meisters stellte Terrazzo-Platten her. Sein Enkel führt diese Tradition fort. Wir schätzen deren Expertise sehr“, sagt Almut Lager. „Indien ist neben Spanien vor allem deshalb Produktionsstandort, weil dort die klimatischen Verhältnisse zur Herstellung perfekt sind: Heiß und feucht. In unseren Breiten müsste man viel heizen und viel lüften.“
Die ehemalige Schiefermühle war, als Lager und Kummermehr einzogen, gleichzeitig Büro, Ausstellungsort, Lager und Wohnhaus. Das Produktlager im Erdgeschoss ist geblieben; das Büro nutzt Almut Lager noch hin und wieder, doch der Firmensitz hat sich nach Bacharach verlagert. In Kaub wohnt nun die Familie – links der Bildmitte ist das hohe Haus zu sehen. Von den oberen Etagen genießt man den Ausblick auf die Burg Pfalzgrafenstein (rechts). Sie wurde von Ludwig dem Bayer im 14. Jahrhundert als Zollburg errichtet; heute gehören sie und ganz Kaub zum Unesco-Weltkulturerbe.
VORHER: Vor der Sanierung bedurfte es einiger Vorstellungskraft, um sich den siebzig Jahre alten Stahlskelettbau mit Schiefer aus dem Rheintal wohnlich zu denken.
Der Bruder des Hausherren, Architekt Peter Kummermehr, nahm sich der Aufgabe an – in enger Zusammenarbeit mit Norbert Kummermehr. Der Anbau der Orangerie gehörte zu den Neuerungen und zeigt die Experimentierfreudigkeit der Familie: Denn obwohl die Zementfliesen eigentlich wegen Witterungseinflüssen und Untergrund nicht für Fassaden und den Außenbereich gedacht sind, verkleideten die Kummermehrs ihren Orangerie-Anbau mit einem hauseigenen Modell.
Fliese: „10432“
Fliese: „10432“
Im Inneren ist die Orangerie nicht weniger schön. Auf dem Boden der Wohnküche wurde die „10700“ verlegt. „Da unseren Kunden oft fragten, welche Wandfarbe zu den Platten passen könnte, habe ich ganze Farbfamilien entwickelt, die mit unseren Platten kombiniert werden können“, sagt Lager. „Wir mischen Sie für unsere Kunden direkt an. Bei den Zementmosaikplatten halten wir uns an die historischen Farbkonzepte. Schließlich werden sie jahrzehntelang in Räumen liegen und sollen möglichst zeitlos sein.“
Tisch, Anrichte, Sessel: Sia Homefashion
Tisch, Anrichte, Sessel: Sia Homefashion
Hier wurde im Farbton „Falbe“ gestrichen. Bei der hauseigenen Farblinie handelt es sich um Kreidefarben; Almut Lager schuf die modernen Farbpaletten. Durch diese Verbindung entstehen zeitgenössische Räume mit historischem Einschlag.
Natürlich kamen auch im Wohnzimmer Fliesen aus eigener Produktion zum Einsatz. Für die Ränder dieses Bodens braucht man drei verschiedene Plattenelemente: einfache Randteile und Ecken.
Die Eisentreppe entwarf Norbert Kummermehr selbst. Sie führt hinauf in die Kinderzimmer.
Fliesen für Boden innen: „51073“, Rand: „52073“; Sessel: Arvika, Ikea; Beistelltisch:Strind, Ikea; Stehlampe: Arco, Flos
Die Eisentreppe entwarf Norbert Kummermehr selbst. Sie führt hinauf in die Kinderzimmer.
Fliesen für Boden innen: „51073“, Rand: „52073“; Sessel: Arvika, Ikea; Beistelltisch:Strind, Ikea; Stehlampe: Arco, Flos
Die edle Bierzelt-Garnitur war eine Idee von Almut Lager und Norbert Kummermehr. Sie entwarfen die Sitzgruppe und ließen sie von Ulrich Schreiber, einem Mainzer Metallkünstler, bauen. Den grünen Stuhl fand Almut Lager auf dem Flohmarkt und strich ihn mit „Wolfsmilch“, einer Kreidefarbe von Via. Das Klavier der Marke Schwester kauften sich Lager und Kummermehr während ihrer Zeit in Barcelona und brachten es mit nach Deutschland.
Deckenleuchte: Zettel’z, Ingo Maurer
Deckenleuchte: Zettel’z, Ingo Maurer
Der nächste Raum wird familienintern „kleines Wohnzimmer“ genannt und ist mit einem Schreibtisch ausgestattet, der von allen Familienmitgliedern genutzt werden kann. Das Besondere an ihm: Seine Fächer sind zur Stuhllücke hin offen und lassen sich einräumen wie Regale.
Schreibtisch: Sabine Mühlbauer für Morgen, Fliese für Boden innen: „51073“, Rand: „53073“
Schreibtisch: Sabine Mühlbauer für Morgen, Fliese für Boden innen: „51073“, Rand: „53073“
Die Bauherrschaft wünschte sich, dass man dem Stahlbetonbau nach der Renovierung seine Machart durchaus würde ansehen können. So sind die Unterzüge sichtbar geblieben und wurden nicht, wie der Rest der Decke, gestrichen.
Den aufgehängten Tisch für das Arbeitszimmer entwarfen Almut Lager und Norbert Kummermehr gemeinsam. Die Tischlerei Holzmann kümmerte sich um die Ausführung. Im Hintergrund bringen selbstgebaute Lampen mit hinterleuchteten Fotografien der Via-Fliesen Atmosphäre in den Raum – ein Entwurf von Almut Lager.
Stühle: S 43, Thonet; Fliese für Boden innen: „51072“, Rand: „52072“
Den aufgehängten Tisch für das Arbeitszimmer entwarfen Almut Lager und Norbert Kummermehr gemeinsam. Die Tischlerei Holzmann kümmerte sich um die Ausführung. Im Hintergrund bringen selbstgebaute Lampen mit hinterleuchteten Fotografien der Via-Fliesen Atmosphäre in den Raum – ein Entwurf von Almut Lager.
Stühle: S 43, Thonet; Fliese für Boden innen: „51072“, Rand: „52072“
Da das Haus vorher die Firmenrepräsentanz war, kommt es in der heutigen Nutzung zu ungewöhnlichen Kombinationen wie dieser: Im Schlafzimmer befindet sich gleichzeitig eine Wanne. „Der Deckenventilator ist eine Erinnerung an Spanien“, sagt Almut Lager.
Bett: Sevenfeetup, Atelier Haußmann; Fliese: „10843“; Wandfarbe: „Nordmeer“, Via
Bett: Sevenfeetup, Atelier Haußmann; Fliese: „10843“; Wandfarbe: „Nordmeer“, Via
Im Hobbyraum ließen Almut Lager und Norbert Kummermehr Via-Terrazzoplatten verlegen. Die hier verwendeten Modelle sind inzwischen außer Produktion, aber etliche andere bleiben im Sortiment. Immer noch zu haben ist die Zementmosaikplatte mit Rosenmuster, „11352“, hier unter der Garderobe, und die Fliese mit Dreiecksmuster („10460“).
Heute ist Via als Hersteller etabliert, aber „um die Jahrtausendwende sah das anders aus. Niemand hatte auf mich und meine Idee gewartet. Wir sind auf Messen gefahren und haben die Platten vorgestellt. Ich habe meinen ehemaligen Kommilitonen aus dem Innenarchitekturstudium erzählt, was ich mache. Ich bin durch ganz Deutschland gereist und habe Händler gesucht und kennengelernt. Viele dieser Kontakte bestehen bis heute, und die Leute freuen sich mit uns über den Erfolg“, sagt Lager.
Hinter dem Kicker gibt es einen Kasten mit alten und neuen Zementmosaikplatten zu besichtigen. Dieser Schaukasten bringt das Firmenkonzept auf den Punkt: Eine alte Kunst wiederzubeleben und in die Gegenwart zu überführen. „Immer wieder schreiben mir Kunden E-Mails und bedanken sich für unsere Ausstellung und die Anregungen, die sie daraus mitgenommen haben.“ Ein sicheres Zeichen, dass sich Almut Lagers Vision erfüllt hat.
Tischkicker: Young Generation über Ikarus
Weiterlesen: Zementfliesen sind zurück – hoch lebe das Design des 19. Jahrhunderts >>>
Heute ist Via als Hersteller etabliert, aber „um die Jahrtausendwende sah das anders aus. Niemand hatte auf mich und meine Idee gewartet. Wir sind auf Messen gefahren und haben die Platten vorgestellt. Ich habe meinen ehemaligen Kommilitonen aus dem Innenarchitekturstudium erzählt, was ich mache. Ich bin durch ganz Deutschland gereist und habe Händler gesucht und kennengelernt. Viele dieser Kontakte bestehen bis heute, und die Leute freuen sich mit uns über den Erfolg“, sagt Lager.
Hinter dem Kicker gibt es einen Kasten mit alten und neuen Zementmosaikplatten zu besichtigen. Dieser Schaukasten bringt das Firmenkonzept auf den Punkt: Eine alte Kunst wiederzubeleben und in die Gegenwart zu überführen. „Immer wieder schreiben mir Kunden E-Mails und bedanken sich für unsere Ausstellung und die Anregungen, die sie daraus mitgenommen haben.“ Ein sicheres Zeichen, dass sich Almut Lagers Vision erfüllt hat.
Tischkicker: Young Generation über Ikarus
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Hier wohnt: das Ehepaar Almut Lager und Norbert Kummermehr – mit seinen Kindern Anton, Greta und Paul
Auf: pro Geschoss 160 Quadratmetern
In: Kaub am Rhein, in Rheinland-Pfalz
Seit: 2002
Besonderheit: Bevor die ehemalige Schiefermühle zum Wohnhaus wurde, diente sie als Ausstellungshaus und Sitz von Via – dem Familienunternehmen der Hausbesitzer