Houzzbesuch: Eine Familie wohnt im Gewächshaus
Zwischen Pflanzen wohnen? Ein Expertenpaar hat sich mit seinen Kindern ein grünes Paradies im Harzer Vorland geschaffen
Betritt man das Zuhause der Familie Kremkau, wechselt man plötzlich in eine andere Klimazone – es ist, als ob man mitten in Deutschland ein Stück Mittelmeerraum beträte. Warmfeuchtes Klima, die lieblichen, schweren, frischen Düfte von Blüten, von Eukalyptus – sofort stellt sich ein Gefühl von Urlaub ein. Die Kremkaus haben keine normale Wohnung. Sie leben in einem Gewächshaus. Mit ihrem Unternehmen Kremkau Raumbegrünung und dem Verbund „Die Raumbegrüner“ verhelfen Beate Sihler-Kremkau und Lutz Peter Kremkau eintönigen Großraumbüros und Firmenkantinen zu besserem und gesünderem Raumklima. Ihre Arbeit ist ihre Passion. Und so keimte die Idee auf, ganz in einem Gewächshaus zu leben. Die Kremkaus dachten einfach ins Blaue – oder vielmehr Grüne – und setzten schließlich ihren Traum mit viel Energie und Fachwissen in die Tat um. Das Ergebnis lässt sich nicht nur sehen. Es lässt sich vor allem wunderbar darin leben!
Doch ihre Idee war eigentlich glasklar: Ein Leben inmitten von Pflanzen. Unabhängig von Wind und Wetter – ein Garten, den man das ganze Jahr über genießen kann. Gemeinsam mit Diplomingenieur Bernhard Wewers wurde das Projekt 1998 in zweijähriger Bauphase in die Realität umgesetzt.
Nun sind es über 15 Jahre, in denen das Ehepaar hier nicht nur ihren zwei Kindern, sondern auch einer ganzen Menge Pflanzen beim Aufwachsen half. Für die vierköpfige Familie ist die gewachsene Oase der Inbegriff von Lebensqualität.
Nun sind es über 15 Jahre, in denen das Ehepaar hier nicht nur ihren zwei Kindern, sondern auch einer ganzen Menge Pflanzen beim Aufwachsen half. Für die vierköpfige Familie ist die gewachsene Oase der Inbegriff von Lebensqualität.
Ein Traum aus Glas. Die Konstruktion entspricht einem konventionellen einschiffigen Gewächshaus auf einem rechteckigen Streifenfundament. Insgesamt umfasst das Haus 1850 Kubikmeter Raum und bietet im Inneren genug Platz für eine üppige Pflanzenwelt mediterraner Herkunft.
Getragen wird die gläserne Gebäudehülle – eine Oberfläche von 580 Quadratmetern! – von verzinkten Stahlprofilen. Da das Dach Hagel und Silvesterraketen widerstehen muss, wurde hier dreifaches Sicherheits-Isolierglas verwendet, während die Seiten aus normalem Isolierglas einen klaren Blick nach draußen gewähren. Um für die stetig wachsende Pflanzenoase beste Bedingungen zu schaffen, mussten mehrere Konditionen erfüllt werden. Viel Licht war eine davon: Es entstand eine asymmetrische Dachform, deren deutlich größere Seite nach Süden ausgerichtet ist.
Natürlich sorgt die Wohnkonstruktion für außergewöhnliche Erlebnisse. Besonders gerne erinnert sich das Paar an das erste Gewitter, ein Naturschauspiel, das sie wie zwei Theatergäste bestaunten (als faradayscher Käfig ist der Bau vor Blitzeinschlägen geschützt). Auch Hagel wird zum Spektakel: „Man hat das Gefühl, es treibt einem eine Dauerwelle ins Haar“, sagt Beate Sihler-Kremkau lachend.
Getragen wird die gläserne Gebäudehülle – eine Oberfläche von 580 Quadratmetern! – von verzinkten Stahlprofilen. Da das Dach Hagel und Silvesterraketen widerstehen muss, wurde hier dreifaches Sicherheits-Isolierglas verwendet, während die Seiten aus normalem Isolierglas einen klaren Blick nach draußen gewähren. Um für die stetig wachsende Pflanzenoase beste Bedingungen zu schaffen, mussten mehrere Konditionen erfüllt werden. Viel Licht war eine davon: Es entstand eine asymmetrische Dachform, deren deutlich größere Seite nach Süden ausgerichtet ist.
Natürlich sorgt die Wohnkonstruktion für außergewöhnliche Erlebnisse. Besonders gerne erinnert sich das Paar an das erste Gewitter, ein Naturschauspiel, das sie wie zwei Theatergäste bestaunten (als faradayscher Käfig ist der Bau vor Blitzeinschlägen geschützt). Auch Hagel wird zum Spektakel: „Man hat das Gefühl, es treibt einem eine Dauerwelle ins Haar“, sagt Beate Sihler-Kremkau lachend.
Mithilfe eines Freundes wurden die Ideen für den Pflanzplan in eine Zeichnung übersetzt.
Bei der Bewässerung wurde sowohl praktisch als auch nachhaltig gedacht – 200.000 Liter Regenwasser können jährlich über die Dachfläche aufgefangen werden. In einem eigenen Teichreservoir gesammelt, werden sie über eine Pumpe ins Gewächshaus geleitet. Die Pflanzen werden per Tröpfchenbewässerung versorgt. Anstatt herkömmlicher Pflanzenerde verwenden die Raumbegrüner ein Tongranulat. Das mineralische Substrat besteht aus Bims und Lavakies und speichert Wasser wunderbar.
Bei der Bewässerung wurde sowohl praktisch als auch nachhaltig gedacht – 200.000 Liter Regenwasser können jährlich über die Dachfläche aufgefangen werden. In einem eigenen Teichreservoir gesammelt, werden sie über eine Pumpe ins Gewächshaus geleitet. Die Pflanzen werden per Tröpfchenbewässerung versorgt. Anstatt herkömmlicher Pflanzenerde verwenden die Raumbegrüner ein Tongranulat. Das mineralische Substrat besteht aus Bims und Lavakies und speichert Wasser wunderbar.
Sobald die Planung stand, machte man sich daran, Platten auf den begehbaren Flächen wie Wegen und Terrassen zu verlegen. Dann folgte die Auskofferung, also der Bodenaushub für die Pflanzbereiche.
Mediterrane Pflanzen halten in der Mehrzahl keine Winterruhe. Familie Kremkau hat so das seltene Vergnügen, mitten in Deutschland drei Viertel des Jahres auf der grünen Terrasse frühstücken zu können. Auch in Sachen Energiehaushalt sammelt das Wohnen im Gewächshaus einen weiteren Pluspunkt: durch die Sonne als Wärmespender können bis zu 75 Prozent an Energie gespart werden!
Mediterrane Pflanzen halten in der Mehrzahl keine Winterruhe. Familie Kremkau hat so das seltene Vergnügen, mitten in Deutschland drei Viertel des Jahres auf der grünen Terrasse frühstücken zu können. Auch in Sachen Energiehaushalt sammelt das Wohnen im Gewächshaus einen weiteren Pluspunkt: durch die Sonne als Wärmespender können bis zu 75 Prozent an Energie gespart werden!
Die Pflanzen fungieren nicht nur als Sauerstoffspender, sondern sind zudem noch wunderbare Schadstoff-Filterer. Der beste Nebeneffekt dieses besonderen Raumklimas ist die geringe Krankheitsanfälligkeit der Bewohner. „Unsere Kinder waren nie krank! Fehltage in der Schule waren eine große Ausnahme“, so Sihler-Kremkau.
Damit auch die grünen Mitbewohner gesund bleiben, kommen Nützlinge wie Marienkäfer als biologische Schädlingsbekämpfung zum Einsatz.
Rechts am Wegrand: Klebsamen. Rechts neben der Treppe: Eine Magnolie.
Damit auch die grünen Mitbewohner gesund bleiben, kommen Nützlinge wie Marienkäfer als biologische Schädlingsbekämpfung zum Einsatz.
Rechts am Wegrand: Klebsamen. Rechts neben der Treppe: Eine Magnolie.
Ein sensibles Belüftungssystem regelt je nach Jahreszeit den Sauerstoffhaushalt. So hat Schimmel keine Chance!
Wie in der Konstruktionszeichnung sichtbar, verfügt das Gewächshaus sowohl im unteren Seitenbereich auf der Nordseite als auch im Dachbereich jeweils auf gesamter Firstlänge von 20 Metern nach Nord und Süd über seitliche Klappenfenster. Ein Temperaturfühler regelt je nach An- oder Abfall der Temperatur automatisch die Zuluft von Außen. Das System reagiert auch auf Wind und Niederschlag.
Wie in der Konstruktionszeichnung sichtbar, verfügt das Gewächshaus sowohl im unteren Seitenbereich auf der Nordseite als auch im Dachbereich jeweils auf gesamter Firstlänge von 20 Metern nach Nord und Süd über seitliche Klappenfenster. Ein Temperaturfühler regelt je nach An- oder Abfall der Temperatur automatisch die Zuluft von Außen. Das System reagiert auch auf Wind und Niederschlag.
Wer sich nun fragt, wo die Familie kocht und schläft: mitten im Gewächshaus steht ein 150 Quadratmeter großer Flachdachbungalow. Hier sieht man ihn während der Bauzeit, Ende der Neunzigerjahre. Darin befinden sich heute Schlafzimmer, Küche und Bad – und darauf eine wunderbare Dachterrasse!
Diese Dachterrasse gehört zu den besonderen Highlights. Kein Gartenfest musste hier je abgesagt werden; jedes Mittagessen schmeckt am knallgrünen Esstisch. Die gesamte Holzterrasse ist umgeben von verschiedensten Pflanzen. Ihre unterschiedlichen Blühzeiten sorgen für wechselvolle Dufterlebnisse.
Das Pflanzenparadies ist ein gewachsenes Ergebnis und zugleich ein Experiment in eigener Sache. Denn nicht immer waren die Innenraumbegrüner sicher, ob sich bestimmte Pflanzen hier einleben könnten. Die prächtige entwickelte Phoenix-Palme gehört zu diesen gelungenen Versuchen. „Wenn mich damals jemand gefragt hätte, ob hier eine Phoenix-Palme den Winter überleben könnte, wäre ich durchaus skeptisch gewesen.“ so Meisterflorist Lutz Peter Kremkau. Doch im Schutze des Glashauses, und mit Hilfe sensibler Temperatureinstellungen, konnte auch dieser Exot gedeihen. In dieser und vielerlei Hinsicht zeigt ihr Projekt, wie wertvoll eigene Erfahrungen sind.
Links: Im Hintergrund eine Phoenix-Palme, im Vordergrund: Maulbeerbaum. Links neben Schaukel: Efeu als Bodenberankung
Das Pflanzenparadies ist ein gewachsenes Ergebnis und zugleich ein Experiment in eigener Sache. Denn nicht immer waren die Innenraumbegrüner sicher, ob sich bestimmte Pflanzen hier einleben könnten. Die prächtige entwickelte Phoenix-Palme gehört zu diesen gelungenen Versuchen. „Wenn mich damals jemand gefragt hätte, ob hier eine Phoenix-Palme den Winter überleben könnte, wäre ich durchaus skeptisch gewesen.“ so Meisterflorist Lutz Peter Kremkau. Doch im Schutze des Glashauses, und mit Hilfe sensibler Temperatureinstellungen, konnte auch dieser Exot gedeihen. In dieser und vielerlei Hinsicht zeigt ihr Projekt, wie wertvoll eigene Erfahrungen sind.
Links: Im Hintergrund eine Phoenix-Palme, im Vordergrund: Maulbeerbaum. Links neben Schaukel: Efeu als Bodenberankung
Unter dem großzügigen Glasdach findet sich mehr als eine Möglichkeit zum verweilen – Esstisch, Liegestühle, Strandkorb, Hängematte… und dank der Dachklappen weht stets ein erfrischendes Lüftchen.
Wollmispeln, Wein und Eukalyptus fungieren als Schattenspender.
Am Stahlträger links: Jasmin
Rechts am Geländer und über der Terrasse: Wein.
Am Stahlträger links: Jasmin
Rechts am Geländer und über der Terrasse: Wein.
Der Ausbau des Flachdachbungalows kostete die Kremkaus eine gesunde Menge Manpower, denn sie fliesten und strichen die drei Zimmer und zwei Bäder zum größten Teil selbst.
Das konventionelle Kalk-Sandsteinmauerwerk ist zweischalig und wurden von innen und außen mit Lehmputz versehen. Für die Fenster des Wohnbereiches wurde ebenfalls Isolierglas verwendet. Die Decke aus Kiefernbalken rundet den natürlich-rustikalen Look ab.
Das konventionelle Kalk-Sandsteinmauerwerk ist zweischalig und wurden von innen und außen mit Lehmputz versehen. Für die Fenster des Wohnbereiches wurde ebenfalls Isolierglas verwendet. Die Decke aus Kiefernbalken rundet den natürlich-rustikalen Look ab.
Die Heizkosten des Wohnbereiches sind dank seiner gläsernen Außenhülle ziemlich gering.
Und die Liebe zur grünen Materie wird auch in der offenen Wohnküche sichtbar: eine knallgrüne Arbeitsplatte und verschiedene Accessoires in derselben Farbe setzen Akzente. Durch zur Dachterrasse hin ausgerichtete Oberlichter bekommt auch dieser Raum genügend Licht ab. Gekocht wird hier natürlich mit selbstangebauten Kräutern, und ein Nachtisch aus eigener Ernte ist auch keine Seltenheit: Feigen, exotische Sandbirnen, fruchtige Maulbeeren oder zuckersüße Weintrauben – was der Süden kann, können die Kremkaus unter ihrem Glasdach auch!
In unserer Rubrik „Houzzbesuch“ stellen wir spannende Projekte der Houzz-Experten vor, aber auch originelle Wohnungen von Privatleuten. Ihr Projekt oder Ihr Zuhause passt perfekt? Dann schreiben Sie uns – und schicken Sie am besten ein paar Fotos mit!
Und die Liebe zur grünen Materie wird auch in der offenen Wohnküche sichtbar: eine knallgrüne Arbeitsplatte und verschiedene Accessoires in derselben Farbe setzen Akzente. Durch zur Dachterrasse hin ausgerichtete Oberlichter bekommt auch dieser Raum genügend Licht ab. Gekocht wird hier natürlich mit selbstangebauten Kräutern, und ein Nachtisch aus eigener Ernte ist auch keine Seltenheit: Feigen, exotische Sandbirnen, fruchtige Maulbeeren oder zuckersüße Weintrauben – was der Süden kann, können die Kremkaus unter ihrem Glasdach auch!
In unserer Rubrik „Houzzbesuch“ stellen wir spannende Projekte der Houzz-Experten vor, aber auch originelle Wohnungen von Privatleuten. Ihr Projekt oder Ihr Zuhause passt perfekt? Dann schreiben Sie uns – und schicken Sie am besten ein paar Fotos mit!
Hier wohnen: Gärtnerin & Floristin Beate Sihler-Kremkau und Florist Lutz Peter Kremkau mit ihrem Sohn Arne und Tochter Tora
Auf: 360 Quadratmetern
In: Holle bei Hildesheim, im Harzer Vorland
Fotos: Julia Schoppe
Entspanntes Schaukeln im Wohn-Gewächshaus – heute ist das für Beate Sihler-Kremkau und Lutz Peter Kremkau selbstverständlich. In der Entstehungsphase konnte davon allerdings nicht die Rede sein. Um ihr Pflanzenparadies entstehen zu lassen, brauchten die beidenRaumbegrüner viel Fantasie und Know-How. „Die Baugenehmigung zu bekommen, war ein langwieriger Prozess, da keiner sich so recht vorstellen konnte, wie das Ergebnis aussehen könnte”, so Beate Sihler-Kremkau.