Kleiner Anbau ganz groß: Ein Wintergarten mit Industriecharme
Edle Erweiterung: Mit nur 20 Quadratmetern mehr veränderte eine Architektin die innere Logik eines Berliner 30er-Jahre-Baus vollkommen
Eva Zimmermann
15. April 2015
Journalistin mit Architektur-Diplom und Vorliebe für weniger – und manchmal auch mehr.
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Bevor Architektin Hannelore Kaup sich des Einfamilienhauses in der von Bruno Taut geplanten und teils auch realisierten Berliner Siedlung Eichkamp aus den Zwanzigerjahren annahm, war es nicht an den Garten angebunden. Über eine Terrasse und mehrere Stufen musste man sich vom Wohnzimmer aus umständlich den Weg dorthin suchen. „Genau darin liegt für mich der Reiz von Anbauten. Es geht bei ihnen nicht darum, einfach Raum hinzuzufügen. Durch eine Erweiterung kann man die innere Organisation eines Hauses genau dort verändern, wo sie nicht funktioniert“, hat Hannelore Kaup gesagt – und getan, weil sie genau wusste, wie.
Auf einen Blick
Hier lebt: eine sechsköpfige Familie
Auf: 220 Quadratmetern, inklusive 20 Quadratmeter Anbau
In: der Siedlung Eichkamp, Berlin-Westend
Expertin: Hannelore Kaup Architekten
Ein Blick auf die Fassade vom Garten aus offenbart die neu entstandenen 20 Quadratmeter Wohnraum, in denen nun der Essbereich untergebracht ist. Durch die Glasfronten öffnet sich der Wohnraum zum Garten hin und gibt der Küche eine ganz neue Bedeutung.
Hier lebt: eine sechsköpfige Familie
Auf: 220 Quadratmetern, inklusive 20 Quadratmeter Anbau
In: der Siedlung Eichkamp, Berlin-Westend
Expertin: Hannelore Kaup Architekten
Ein Blick auf die Fassade vom Garten aus offenbart die neu entstandenen 20 Quadratmeter Wohnraum, in denen nun der Essbereich untergebracht ist. Durch die Glasfronten öffnet sich der Wohnraum zum Garten hin und gibt der Küche eine ganz neue Bedeutung.
Es war der Hausherr, der sich eine Gestaltung im Sinne historischer Industriebauten wünschte. „Er mag alte Bahnhofshallen mit ihren querformatigen Fenstern“, erzählt Hannelore Kaup. Seine Vorliebe machte sie zur Gestaltungsgrundlage ihres Entwurfes. „Der Anbau ist eindeutig zeitgenössisch, und trotzdem transportiert er einen gewissen Industriecharme.“
Das harmoniert besonders gut, weil das Wohnhaus selbst fast neunzig Jahre alt ist, es stammt aus den Dreißigern, und seine Fenster sind durch ihre Sprossen ebenso in Querformate aufgeteilt wie die des Anbaus. Im neuen Gebäudeteil bestehen sie aus anthrazitfarben lackiertem Profilstahl.
Das harmoniert besonders gut, weil das Wohnhaus selbst fast neunzig Jahre alt ist, es stammt aus den Dreißigern, und seine Fenster sind durch ihre Sprossen ebenso in Querformate aufgeteilt wie die des Anbaus. Im neuen Gebäudeteil bestehen sie aus anthrazitfarben lackiertem Profilstahl.
Indem Kaup den Essbereich um drei Stufen tiefer als das Erdgeschoss anlegte, ist eine direkte Verbindung zum Garten entstanden. Stahlträger halten die Konstruktion. Die Decke besteht aus den Dielen eines Abrisshauses – ebenso recycelt sind die Ziegel der Wand am Tischende. Der Fußboden wurde als zementfarbener Fließestrich ausgeführt, und die Stufen bestehen aus Sichtbeton. „Ich habe den Raum möglichst fugenlos gestaltet, ohne Fußleisten und dergleichen. Auch in der Küche gibt es keine Verleistungen“, sagt Kaup.
Tisch: Schreinerarbeit aus Altholz; Stühle: original Glasfaser-Eames-Chairs über Zeitlos, im Stilwerk; Küche: Allmilmö; Lampen: Trödel; Wandfarbe: Im Fachhandel angemischt, im Farbton „Grünerde“
Tisch: Schreinerarbeit aus Altholz; Stühle: original Glasfaser-Eames-Chairs über Zeitlos, im Stilwerk; Küche: Allmilmö; Lampen: Trödel; Wandfarbe: Im Fachhandel angemischt, im Farbton „Grünerde“
„Die Hausherrin kocht gerne“, sagt Kaup. „Jetzt muss sie das nicht mehr mit dem Rücken zum Garten tun, sondern hat einen freien Blick nach draußen.“ Indem der Essbereich abgesenkt wurde, kann sie sogar über die Köpfe ihrer Gäste hinweg hinaussehen. Besuch ist oft im Haus.
Mit Multifunktionsmöbeln wie diesem Küchenblock am Übergang von der Küche in den Essbereich können die Bewohner flexibel auf unterschiedliche Besucherszenarien reagieren. Sobald Gäste da sind, wird der Block zum Büfett, auf dem das Essen angerichtet wird. „Ist die Familie unter sich, liegt ein Lederpolster auf dem Block, so dass man darauf sitzen kann“,Kaup.
Dass eine Brüstung eingebaut wurde und die Verglasung nicht bis zum Boden reicht, ist den kleinen Hausbewohnern geschuldet, die dadurch unbeschwert und gegebenenfalls auch unkoordiniert mit dem Bobbycar ihre Kreise ziehen können. Und die Großen haben einen malerischen, schwarz gerasterten Blick ins saftige Gartengrün. „Man steht in diesem Anbau mit einem Fuß im Haus und mit dem anderen im Freien“, sagt Kaup – und genau das ist es, was die Wohnqualität so enorm angehoben hat.
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