Megatrend: Raw is beautiful – oder was Essen mit Einrichtung zu tun hat
Wir ersehnen Unmittelbarkeit, Ursprünglichkeit, Echtheit in allen Lebensbereichen – warum „raw“ der Leitbegriff unserer Zeit zu sein scheint
Kathy Kunz
22. Juli 2015
Nur essen, was bis maximal 46 Grad erhitzt wurde – ja, vom „Raw Food“-Movement haben wir schon gehört. Aber was hat es mit dem „Raw Interior“-Trend auf sich? Mit der ersten Einschätzung des Begriffes liegt man meist schon richtig: rohe Materialien spielen, so wie die Rohkost beim Essen, eine große Rolle. Doch „raw“ ist mehr als eine rein ästhetische Modewelle, die über uns schwappt. Es ist ein langanhaltender Megatrend mit vielen Ausprägungen; den wir etwa im Industrial- oder Shabby-Chic, Vintage- oder Used-Look wiedererkennen können – aber auch in ganz anderen Bereichen unseres Lebens.
Was bedeutet „raw“ im Interior?
„Raw“ lässt sich übersetzen mit roh, rau, grob, aber auch unverarbeitet oder unverputzt. Materialien und Flächen werden „bis auf die nackte Haut“ ausgezogen. Wie bei einem Gesicht, das frei von Make-Up bleibt, wird kein dekorativer Schleier in Form von Lack, Putz oder Farbe über Holz, Metall, Stein oder Ton gezogen. So wird zum Beispiel die raue, ungleichmäßige Oberfläche billiger Sperrholzplatten immer häufiger nicht verkleidet oder verputzt, sondern „splitternackt“ und ehrlich, wie es ist, als Feature in eine Wohnung eingebaut.
Über die derbe Schönheit von Verbundhölzern im Innenraum >>>
In der Interior- Szene merkt man seit langem, wie von Natürlichkeit inspirierte Gestaltungen prominenter werden. Dass Gebrauchsspuren und Patina auf einmal geschätzt werden. Dass das Interesse an naturbelassenen Materialien wächst – so wie gleichzeitig bei der Ernährung unverarbeitetes, biologisch angebautes Obst und Gemüse in den Fokus rückt. „Unbehandelt“ ist das übergreifende Stichwort.
„Raw“ lässt sich übersetzen mit roh, rau, grob, aber auch unverarbeitet oder unverputzt. Materialien und Flächen werden „bis auf die nackte Haut“ ausgezogen. Wie bei einem Gesicht, das frei von Make-Up bleibt, wird kein dekorativer Schleier in Form von Lack, Putz oder Farbe über Holz, Metall, Stein oder Ton gezogen. So wird zum Beispiel die raue, ungleichmäßige Oberfläche billiger Sperrholzplatten immer häufiger nicht verkleidet oder verputzt, sondern „splitternackt“ und ehrlich, wie es ist, als Feature in eine Wohnung eingebaut.
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In der Interior- Szene merkt man seit langem, wie von Natürlichkeit inspirierte Gestaltungen prominenter werden. Dass Gebrauchsspuren und Patina auf einmal geschätzt werden. Dass das Interesse an naturbelassenen Materialien wächst – so wie gleichzeitig bei der Ernährung unverarbeitetes, biologisch angebautes Obst und Gemüse in den Fokus rückt. „Unbehandelt“ ist das übergreifende Stichwort.
Im Großen und Ganzen kann man sagen: alles au naturel. Unregelmäßigkeiten sind erwünscht, selbst Rost wird zum Blickfang – hier zeigt sich, dass auch angesagte Wohnstile wie Industrial oder Shabby chic mit dem „Raw“-Trend zu tun haben.
Textilien und Dekoratives sind nicht von dieser Ästhetik ausgeschlossen. So spürt man eine Tendenz weg von synthetischen Stoffen, hin zu Naturfasern. Knittrige, ungesäumte Leinendecken auf einem groben Holztisch erzielen etwa den gewünschten Effekt.
„Raw“ verzichtet auch bei Farben auf künstliche Eingriffe und bevorzugt die erdige Farbpalette der Natur – Braun, Grau, Cremetöne dominieren.
Es geht beim „Raw“-Trend auch wieder mal um weniger ist mehr. Wer ihn konsequent in den eigenen vier Wänden ausprobieren will, trennt sich am besten auch von sämtlichem Sammelsurium. Auch in dieser Hinsicht heißt es: so „nackt“, so ursprünglich und unbelastet wie möglich sein. Womit wir bei Strömungen wie den Neo-Minimalisten oder den sogenannten „Lovos“ wären.
Textilien und Dekoratives sind nicht von dieser Ästhetik ausgeschlossen. So spürt man eine Tendenz weg von synthetischen Stoffen, hin zu Naturfasern. Knittrige, ungesäumte Leinendecken auf einem groben Holztisch erzielen etwa den gewünschten Effekt.
„Raw“ verzichtet auch bei Farben auf künstliche Eingriffe und bevorzugt die erdige Farbpalette der Natur – Braun, Grau, Cremetöne dominieren.
Es geht beim „Raw“-Trend auch wieder mal um weniger ist mehr. Wer ihn konsequent in den eigenen vier Wänden ausprobieren will, trennt sich am besten auch von sämtlichem Sammelsurium. Auch in dieser Hinsicht heißt es: so „nackt“, so ursprünglich und unbelastet wie möglich sein. Womit wir bei Strömungen wie den Neo-Minimalisten oder den sogenannten „Lovos“ wären.
Selbst das wachsende Interesse an und Verlangen nach „Craft“, handgefertigten Unikaten, ja, an Handwerk überhaupt lässt sich unter das Thema „Raw“ einordnen. Ob auf Etsy, Dawanda oder dem Kunsthandwerkermarkt um die Ecke: wir finden zunehmend Freude an den Unikaten, an Handgehobeltem, -bemaltem, -besticktem. Das darf und soll unregelmäßig, unperfekt sein – so „roh“, dass man darin die Handarbeit erkennt.
Wie kann man Raw-Elemente kombinieren?
Kann das überhaupt schmecken, hat sich so mancher gefragt, als er das erste Mal mit Rohkost-Cuisine in Kontakt kam. So mag man sich auch fragen, kann ich denn überhaupt so viel „Unfertiges“ schön finden?
Die Antwort heißt definitiv: ja! Denn wer weiß, wie es richtig einzusetzen ist, der kreiert damit – so dies das Ziel ist – einen hochmodernen Look. Man kann sich zwar von A-Z „raw“ einrichten, muss dass aber allemal nicht, um ein gelungenes Interior zu gestalten. So ist etwa unverarbeitetes Holz ein toller Kontrast, der farbenfrohe Möbel erst richtig leuchten lässt.
Kann das überhaupt schmecken, hat sich so mancher gefragt, als er das erste Mal mit Rohkost-Cuisine in Kontakt kam. So mag man sich auch fragen, kann ich denn überhaupt so viel „Unfertiges“ schön finden?
Die Antwort heißt definitiv: ja! Denn wer weiß, wie es richtig einzusetzen ist, der kreiert damit – so dies das Ziel ist – einen hochmodernen Look. Man kann sich zwar von A-Z „raw“ einrichten, muss dass aber allemal nicht, um ein gelungenes Interior zu gestalten. So ist etwa unverarbeitetes Holz ein toller Kontrast, der farbenfrohe Möbel erst richtig leuchten lässt.
Auch die bereits beliebten, unverputzten Backsteinwände können einem Raum viel Charme verleihen. Sie lassen sich gut mit diversen Stilrichtungen kombinieren – hier mit einem vom Mid-Century inspiriertem Ensemble.
Es mag uns am Anfang befremdlich vorkommen, Rohkost zu uns zu nehmen oder eben grobes Holz und rauen Stein in unser Wohnzimmer zu stellen. Aber einmal probiert, kommt man schnell auf den Geschmack. Doch wie gesagt: eigentlich geht es gar nicht nur um einen Style, eine Ästhetik.
Es mag uns am Anfang befremdlich vorkommen, Rohkost zu uns zu nehmen oder eben grobes Holz und rauen Stein in unser Wohnzimmer zu stellen. Aber einmal probiert, kommt man schnell auf den Geschmack. Doch wie gesagt: eigentlich geht es gar nicht nur um einen Style, eine Ästhetik.
Warum „raw” mehr ist als ein ästhetischer Trend
Blickt man hinter die raue Oberfläche, ist beim Thema „Raw“ weit mehr wichtig, als die trendkonforme Umsetzung eines flüchtigen Faibles. Das Thema „Raw“ – und alles was mitschwingt – ist ein Megatrend geworden, der nicht weichen will. „Megatrend“, damit bezeichnet man langfristige gesellschaftliche Strömungen, die sich über Jahrzehnte entwickeln.
In vielen Bereichen des Lebens wird eine Art Anfassbarkeit ersehnt, eine Verwurzelung in der Vergangenheit (Vintage, Patina), eine neue Qualität im Kontakt mit Menschen, ein stärkerer Bezug zu Handwerk und einer ursprünglicheren, unverfälschten Lebensweise – die sich in naturbelassenen Materialien spiegelt.
Blickt man hinter die raue Oberfläche, ist beim Thema „Raw“ weit mehr wichtig, als die trendkonforme Umsetzung eines flüchtigen Faibles. Das Thema „Raw“ – und alles was mitschwingt – ist ein Megatrend geworden, der nicht weichen will. „Megatrend“, damit bezeichnet man langfristige gesellschaftliche Strömungen, die sich über Jahrzehnte entwickeln.
In vielen Bereichen des Lebens wird eine Art Anfassbarkeit ersehnt, eine Verwurzelung in der Vergangenheit (Vintage, Patina), eine neue Qualität im Kontakt mit Menschen, ein stärkerer Bezug zu Handwerk und einer ursprünglicheren, unverfälschten Lebensweise – die sich in naturbelassenen Materialien spiegelt.
Besonders Stadtmenschen scheinen langsam den Ruf der Natur durch den Straßenlärm durch zu hören. Es entpuppt sich ein moderner, urbaner Lifestyle, der naturbezogener, unverdorbener und irgendwie auch ehrlicher erscheint. Zum „Raw Food“-Trend gehört etwa auch das „Foraging“, oder Sammeln: junge Menschen gehen wieder hinaus in die Natur und lernen ganz neu, Pilze, Beeren und anderes Essbares zu sammeln. Die „Asphaltsiedler“ kultivieren zunehmend grüne Daumen, Urban-Gardening kommt zur Blüte, man macht sich die Hände gerne schmutzig. Und beschäftigt sich mit einer holistischen Lebensweise, die gegen die aalglatte, plastikverpackte Konsumwelt rebelliert.
In gewisser Weise spiegelt der Wunsch nach naturbelassenen, authentischen Materialien in der Einrichtung unsere „Urbedürfnisse“: es scheint, als hätten wir es langsam satt, naturfremd zu leben – und versuchen, diese Sehnsucht nach Ursprünglichkeit auf die ein oder andere Weise zu befriedigen.
Der „Raw-Trend“ ist wie ein großer Baum mit vielen Wurzeln: jede Wurzel ist verankert in einer Subkategorie. Je mehr die Menschen sich mit dem übergreifenden Wunsch nach Ursprünglichkeit verbinden, desto größer und stärker wird er.
Der „Raw-Trend“ ist wie ein großer Baum mit vielen Wurzeln: jede Wurzel ist verankert in einer Subkategorie. Je mehr die Menschen sich mit dem übergreifenden Wunsch nach Ursprünglichkeit verbinden, desto größer und stärker wird er.
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