Phänomen Fogging: Darum können weiße Wände grau werden
Es liegt ein Grauschleier über den Wänden. Aber wie kommt es dazu? Und was lässt sich dagegen tun? Hier erfahren Sie’s
Thomas Eichhorn
23. August 2021
Passionierter Tischler, Holzbauer, Autor und Redakteur mit 35-jähriger journalistischer Berufserfahrung bei den größten deutschen Wohn- und Architekturzeitschriften: Reportagen, Ratgeber, Sonderhefte mit den Schwerpunkten bauen, wohnen und renovieren
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Böse Überraschung: Wenn in Neubauten oder frisch renovierten Wohnungen plötzlich schwarze Schlieren die Wände verunstalten, sind lösemittelfreie, aber Weichmacher enthaltende Produkte im Spiel. In Kombination mit zu viel Ruß und Staub führen sie zu diesem Phänomen, das als Fogging bekannt ist.
Ein komplett weiß gestrichener Raum fasziniert nur, solange sein Weiß nicht vergraut
Dunkle Schlieren über den Heizkörpern, Grauschleier auf der weißen Dachschräge, schwarze Schatten in den Zimmerecken: Das Phänomen, dass sich von heute auf morgen ein schwarzer, klebriger Film auf Innenwände legte, trat erstmals Ende der Neunzigerjahre auf. Es war so rätselhaft, dass sich bald das Umweltbundesamt (UBA) einschaltete. Denn oft waren in einem Wohnblock nur wenige Wohnungen betroffen. Auffallend auch, dass die Wandschwärze vornehmlich in wärmegedämmten und frisch renovierten Wohnungen auftauchte. Und zwar meist in der kalten Jahreszeit, in der geheizt und nicht so oft gelüftet wird.
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Ruß und Staub verbinden sich mit Ausdünstungen
Nachdem hunderte von Fällen untersucht worden waren, kam die Behörde in Ihrem Ratgeber „Attacke des schwarzen Staubes“ (der sich hier herunterladen lässt) zu dem Schluss, dass in keinem Fall eine einzige Ursache verantwortlich ist, sondern immer mehrere gleichzeitig im Spiel sind.
Dunkle Schlieren über den Heizkörpern, Grauschleier auf der weißen Dachschräge, schwarze Schatten in den Zimmerecken: Das Phänomen, dass sich von heute auf morgen ein schwarzer, klebriger Film auf Innenwände legte, trat erstmals Ende der Neunzigerjahre auf. Es war so rätselhaft, dass sich bald das Umweltbundesamt (UBA) einschaltete. Denn oft waren in einem Wohnblock nur wenige Wohnungen betroffen. Auffallend auch, dass die Wandschwärze vornehmlich in wärmegedämmten und frisch renovierten Wohnungen auftauchte. Und zwar meist in der kalten Jahreszeit, in der geheizt und nicht so oft gelüftet wird.
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Ruß und Staub verbinden sich mit Ausdünstungen
Nachdem hunderte von Fällen untersucht worden waren, kam die Behörde in Ihrem Ratgeber „Attacke des schwarzen Staubes“ (der sich hier herunterladen lässt) zu dem Schluss, dass in keinem Fall eine einzige Ursache verantwortlich ist, sondern immer mehrere gleichzeitig im Spiel sind.
Wandschwärze (Fogging) bildet sich überraschend und flächendeckend im oberen Bereich von Räumen und oft an Außenwänden. Ursache sind stets mehrere Faktoren gleichzeitig, und einige davon hängen mit dem Verhalten der Bewohner zusammen
Stets beteiligt waren sogenannte SVOCs (Semi Volatile Organic Compounds). Diese Stoffe gehören zu den flüchtigen organischen Verbindungen (VOCs), zeichnen sich innerhalb dieser Gruppe aber durch einen vergleichsweise hohen Siedepunkt aus. Das heißt: Sie werden langsamer an die Umgebung abgegeben, man spricht auch von „schwerflüchtigen organischen Verbindungen“. Zu ihnen zählen Weichmacher aus der Gruppe der Phthalate, die über lange Zeiträume ausdünsten – zum Beispiel aus Teppichböden und Wandfarben, aber auch aus Tapeten, Lacken, Laminat, Klebern, Styropor, Isolierschaum, Folien oder Kunststoffoberflächen von Möbeln. Sie haben die Eigenschaft, sich mit aufgewirbeltem Staub oder Ruß (aus Kerzen) zu verbinden und anschließend als dunkelgrauer, klebriger Film auf Innen- oder Außenwänden abzulagern.
Renovierungsprodukte müssen frei von Weichmachern sein
Das Kuriose: Zunächst gerieten Produkte mit dem Blauen Engel in Misskredit: Die schwerflüchtigen Stoffe stammen nämlich überwiegend aus sogenannten lösemittelfreien Produkten und kommen erst einmal umweltfreundlich daher. Der Grund: Um ihre Produkte als lösemittelfrei bewerben zu können, setzen Hersteller ihnen die nicht deklarierungspflichtigen, schwerflüchtigen organischen Stoffe als Lösungsadditive zu.
Stets beteiligt waren sogenannte SVOCs (Semi Volatile Organic Compounds). Diese Stoffe gehören zu den flüchtigen organischen Verbindungen (VOCs), zeichnen sich innerhalb dieser Gruppe aber durch einen vergleichsweise hohen Siedepunkt aus. Das heißt: Sie werden langsamer an die Umgebung abgegeben, man spricht auch von „schwerflüchtigen organischen Verbindungen“. Zu ihnen zählen Weichmacher aus der Gruppe der Phthalate, die über lange Zeiträume ausdünsten – zum Beispiel aus Teppichböden und Wandfarben, aber auch aus Tapeten, Lacken, Laminat, Klebern, Styropor, Isolierschaum, Folien oder Kunststoffoberflächen von Möbeln. Sie haben die Eigenschaft, sich mit aufgewirbeltem Staub oder Ruß (aus Kerzen) zu verbinden und anschließend als dunkelgrauer, klebriger Film auf Innen- oder Außenwänden abzulagern.
Renovierungsprodukte müssen frei von Weichmachern sein
Das Kuriose: Zunächst gerieten Produkte mit dem Blauen Engel in Misskredit: Die schwerflüchtigen Stoffe stammen nämlich überwiegend aus sogenannten lösemittelfreien Produkten und kommen erst einmal umweltfreundlich daher. Der Grund: Um ihre Produkte als lösemittelfrei bewerben zu können, setzen Hersteller ihnen die nicht deklarierungspflichtigen, schwerflüchtigen organischen Stoffe als Lösungsadditive zu.
Rußende Kerzen oder Öllämpchen führen im Zusammenspiel mit ausdünstenden schwerflüchtigen organischen Verbindungen zu Fogging
Hinzu kommt, dass auch elektronische Geräte oder Reinigungsmittel nach und nach chemische Bestandteile (Alkane, Alkohole, Fettsäuren, Fettsäureester) an die Luft absondern, die sich mit Schwarzstaub verbinden können. Auch Kosmetika, Deosprays, Haarsprays und Küchendünste müssen in diesem Zusammenhang erwähnt werden. Mittlerweile haben viele Hersteller reagiert, die Stoffe ersetzt und ihre Produkte ausdrücklich mit Hinweisen wie „frei von foggingaktiven Substanzen“, „emissionsminimiert“ oder „weichmacherfrei“ versehen.
Lüften, Staubsaugen und Durchheizen hilft
Weil beim Fogging-Effekt immer unterschiedliche Emmissionen (Kerzenruß, Duftlämpchen, Weichmacher, Küchendämpfe, Elektronikgeräte, Schwebestaub) zusammentreffen, hilft es auf jeden Fall, intensiv quer- und stoßzulüften. Das muss auch deshalb betont werden, weil Fogging überwiegend in wärmegedämmten, nahezu luftdichten Häusern auftritt. Wenn von zwei identischen Nachbarwohnungen eine von Wandschwärze betroffen ist und die andere nicht, liefert fast immer das Lüftungsverhalten der Bewohner die Erklärung dafür.
Hinzu kommt, dass auch elektronische Geräte oder Reinigungsmittel nach und nach chemische Bestandteile (Alkane, Alkohole, Fettsäuren, Fettsäureester) an die Luft absondern, die sich mit Schwarzstaub verbinden können. Auch Kosmetika, Deosprays, Haarsprays und Küchendünste müssen in diesem Zusammenhang erwähnt werden. Mittlerweile haben viele Hersteller reagiert, die Stoffe ersetzt und ihre Produkte ausdrücklich mit Hinweisen wie „frei von foggingaktiven Substanzen“, „emissionsminimiert“ oder „weichmacherfrei“ versehen.
Lüften, Staubsaugen und Durchheizen hilft
Weil beim Fogging-Effekt immer unterschiedliche Emmissionen (Kerzenruß, Duftlämpchen, Weichmacher, Küchendämpfe, Elektronikgeräte, Schwebestaub) zusammentreffen, hilft es auf jeden Fall, intensiv quer- und stoßzulüften. Das muss auch deshalb betont werden, weil Fogging überwiegend in wärmegedämmten, nahezu luftdichten Häusern auftritt. Wenn von zwei identischen Nachbarwohnungen eine von Wandschwärze betroffen ist und die andere nicht, liefert fast immer das Lüftungsverhalten der Bewohner die Erklärung dafür.
Auch kalte Außenwände fördern Fogging: Der Warm-Kalt-Kontrast erzeugt eine spezielle Thermik, die die Strömungswärme von Heizkörpern (in der Regel Konvektoren) zusätzlich steigert. Dadurch wird extrem viel Staub aufgewirbelt. Fazit: In Räumen mit „kalten“ Außenwänden sollte während der Heizperiode sorgfältig staubgesaugt werden. Auch wichtig: Die Räume dürfen nicht auskühlen. Deshalb sollten die Bewohner besser kontinuierlich als periodisch heizen.
Außerdem haben Untersuchungen ergeben, dass Räume mit Flächenheizungen wie Boden- oder Wandheizungen von Wandschwärze nie betroffen waren. Nicht nur die Art und Weise des Heizens, sondern auch die Positionen der Heizkörper im Raum sind mitverantwortlich für die Bildung von Wandschwärze.
Außerdem haben Untersuchungen ergeben, dass Räume mit Flächenheizungen wie Boden- oder Wandheizungen von Wandschwärze nie betroffen waren. Nicht nur die Art und Weise des Heizens, sondern auch die Positionen der Heizkörper im Raum sind mitverantwortlich für die Bildung von Wandschwärze.
Selbst auf gefliesten Wänden wie im Bad oder in der Küche kann sich Wandschwärze bilden. Einziger Trost: Der schmierige Belag lässt sich hier besser entfernen als von weiß gestrichener Rauhfaser oder Tapete
Wandschwärze wird begünstigt, wenn einige folgender Faktoren zusammenkommen:
Wandschwärze wird begünstigt, wenn einige folgender Faktoren zusammenkommen:
- Renovierungseinflüsse: Emissionen schwerflüchtiger organischer Verbindungen (SVOCs), etwa aus Wandfarben und Lacken, Teppichböden, Laminat etc.
- Bauliche Gegebenheiten: Wärmebrücken, „kalte“ Wandflächen, ungünstige strömungstechnische Einflüsse, intensive Abdichtung der Gebäudehülle und damit Verringerung des natürlichen Luftaustauschs
- Raumausstattung: Materialien oder Möbel, die Weichmacher enthalten
- Raumnutzung: Gebrauch von Öllampen oder rußenden Kerzen; erhöhte Staukonzentration in der Raumluft; periodisches statt kontinuiertliches Heizen, unzureichendes Lüften (besonders in hochwärmegedämmten Gebäuden und solchen mit Dreifachverglasung)
- Raumklima- und Witterungseinflüsse: zu geringe Luftfeuchtigkeit, erhöhte Elektrostatik in der Luft
Fogging ist lästig, aber nicht gefährlich
Beruhigend ist, dass von der Wandschwärze keine Gesundheitsgefährdung ausgeht. Messungen haben ergeben, dass die Konzentration an Problemstoffen in der Raumluft gegenüber nicht befallenen Wohnungen nur geringfügig erhöht ist. Deshalb einigte sich die Fachwelt auf den eher neutralen, harmlosen Begriff „Fogging“, Vernebelung.
Fogging lässt Räume lediglich schmuddelig aussehen, nervt aber umso mehr, weil man den schmierigen Belag nicht einfach überstreichen kann, sondern versuchen muss, ihn nass herunterzubekommen. Das gelingt meist nur mit „scharfen“ Reinigungsmitteln. Sind gemusterte Tapeten betroffen, tapeziert man am besten gleich neu. Schwerflüchtige Kohlenstoff-Ablagerungen wird man eben schwer wieder los.
Hatten Sie schon einmal mit Fogging zu kämpfen? Was haben Sie dagegen getan? Teilen Sie Ihre Erfahrungen!
Beruhigend ist, dass von der Wandschwärze keine Gesundheitsgefährdung ausgeht. Messungen haben ergeben, dass die Konzentration an Problemstoffen in der Raumluft gegenüber nicht befallenen Wohnungen nur geringfügig erhöht ist. Deshalb einigte sich die Fachwelt auf den eher neutralen, harmlosen Begriff „Fogging“, Vernebelung.
Fogging lässt Räume lediglich schmuddelig aussehen, nervt aber umso mehr, weil man den schmierigen Belag nicht einfach überstreichen kann, sondern versuchen muss, ihn nass herunterzubekommen. Das gelingt meist nur mit „scharfen“ Reinigungsmitteln. Sind gemusterte Tapeten betroffen, tapeziert man am besten gleich neu. Schwerflüchtige Kohlenstoff-Ablagerungen wird man eben schwer wieder los.
Hatten Sie schon einmal mit Fogging zu kämpfen? Was haben Sie dagegen getan? Teilen Sie Ihre Erfahrungen!
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Lüften im Winter ist wichtig. Wenigstens einmal täglich alle Fenster öffnen und frische Winterluft hereinlassen. Vor dem Öffnen der Fenster die Heizkörper abdrehen, damit sie nicht auf höchste Stufe schalten. Meist reichen fünf Minuten. Ich mache das bei fünf Zimmern.
Diesen Grauschleier auf Tapeten -bei uns Raufaser weiß oder pastell- haben wir nicht mehr, seit wir unsere Malereien in einem BioFarbenLaden kaufen. Kein Gilb oder Grau nach nunmehr 15 Jahren in unserer jetzigen Wohnung. Wanddeko völlig problemlos austauschbar, da Bilder keine Ränder hinterlassen, nicht mal an Außenwänden.
In der vorigen Wohnung haben wir die Farben sogar noch selbst anrühren müssen. Die Quarkfarbe kam in Pulversäcken und wurde mit Wasser und Speiseöl verrührt. Sie war weiß und blieb es auch. Nach zehn Jahren wurde beim Auszug die Wandbeschaffenheit nicht bemängelt.
Guter Artikel!
Unserer Erfahrung nach ist ein z.B. versiegeltes Parkett mit konventionellen Heizkörper ein Problem. Die flüchtigen Mittel setzen sich in den Ecken unterstützt durch Aufladung mit heißer Luft und Staub ab. Geöltes Parkett mit Fußbodenheizung macht da keine Probleme.